Andreas Wilhelm Ballin

Menschen die Eindruck in Gelsenkirchen hinterlassen

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Andreas Wilhelm Ballin

Beitrag von Verwaltung »

Josel hat geschrieben:
Verwaltung hat geschrieben:Dieses Wohnhaus in der Elisenstraße baute Josef Franke 1925 für den Maler Wilhelm Ballin, der damals z.B. die Ausmalung der Heilig-Kreuz-Kirche gestaltete:
Bild
Dieses Haus für Andreas Wilhelm Ballin ist m.E. eines der schönsten und interessantesten Einfamilienhäuser Gelsenkirchens. Dass es noch steht, ist wohl ein Glücksfall, angeblich soll es in den 1980er Jahren schon eine Abrissgenehmigung der Stadt gegeben haben.

Ballin hat für Franke mehrere seiner Kirchenbauten im Innern farblich gestaltet. Aus verschiedenen Berichten drängt sich der Eindruck auf, dass Franke - der zu dieser Zeit schon ganz andere Wohnhäuser entworfen hatte, man denke nur an die Ückendorfer "Unternehmervillen" – Ballin mit dieser Planung eine Art Gefallen tun wollte. Ballin konnte sich anscheinend kaum das Grundstück leisten (damals mit unverstelltem Blick auf den Teich im Bulmker Park), so dass sich offenbar auch keine riesige Villa verwirklichen ließ. Und so plante man ein im Inneren angeblich sehr kleinteilig erscheinendes Haus (ich war allerdings nie selbst drin), das jedoch in seiner äußeren Gestaltung ohne Vorbild in ganz Gelsenkirchen war. So gab es z.B. leuchend bunte Fensterrahmen und eine in vielen Details wie hingewürfelte Fassade (auf dem Bild sieht man z.B. auf der Eingangsseite das dreiteilige Giebelfenster mit der massiven Umrandung, das schon von Anfang durch ein - heute vermauertes - kleines Fenster ohne jeglichen Rahmen ergänzt wurde). Man beachte auch, wie die Nachbarn damals bauten; der Kontrast ergibt sich aus Männleins Bild.

Nach meinem Eindruck dürfte dieses Haus einen gewisse Provokation in der damaligen Zeit gewesen sein. Heute birgt es viele Rätsel. Fest steht, dass Ballin im hinteren Teil ein Atelier hatte; dies muss der einzige großzügigere Raum des ganzen Hauses gewesen sein. Wie die Bemalung u.a. der Heilig-Kreuz-Kirche erkennen lässt, wusste er jedoch, wie man Räume mit Farben gestaltete. Manchen spekulieren daher, dass auch die kleinen Wohnräume des Hauses abenteuerliche Farbgestaltungen hatten. Auf dem obigen Bild gibt es neben dem vermauerten Fenster zwei kleine Vorsprünge, von denen spekuliert wird, dass sie ehemals eine Figur trugen. Es ist allerdings völlig unbekannt, wer da wohl in die Fassade integriert war. Für einen Kirchenmaler liegt allerdings eine religiöse Abbildung nahe. Möglicherweise war dieser Platz aber auch von Anfang an leer.

Wenn sich das ISG wegen der Halmannshöfer auf den Weg nach Berlin macht, könnte es im Hinterkopf vielleicht auch mal Ballin behalten. Da ich nichts genaues weiß, will ich hier ausdrücklich nichts behaupten - weder in die eine oder die andere Richtung -, doch gibt es im Schrifttum immer wieder Andeutungen, dass sich die prekäre Auftragslage von Ballin nach 1933 wesentlich verbesserte. Auch Franke scheint seine Kooperation offenbar eher eingeschränkt zu haben. Aber wie gesagt: Das sind nur Spekulationen.

J.
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Beitrag von Verwaltung »

Männlein hat geschrieben:Irgendwie fühle ich mich genötigt, etwas zur Elisenstraße/Ballinhaus zu schreiben. Habe das schon vor längerer Zeit mal kurz gemacht.
Diese Straße ist eigentlich mein Kinderzimmer, d.h. dort habe ich im Alter von 4 bis 14 fast meine komplette Freizeit mit meinen Freunden verbracht.
Dass dieses wundervolle Haus einen Namen hat, habe ich erst durch dieses Forum erfahren.
Hatte vorher keine Ahnung, kannte aber dieses Räuber- oder Hexenhaus recht gut. So ab 1955 hatten wir damit zu tun, weil wir Kinder immer wieder versuchten, durch die völlig verdreckten Fenster zu schauen. Hoffnungslos.
Das Haus schien völlig vergammelt, war zugewuchert, außerdem mit irgendwelchen rankenden Pflanzen, also Efeu oder Knöterich etc. überzogen.
Es existierten für uns Kinder 2 Varianten, die wir - leider,aus jetziger Sicht - beide glaubten:
1. das Haus ist unbewohnt und kann jeden Moment einstürzen,
2. in dem Haus wohnen Verbrecher.
Die Folge war, dass wir es doch ziemlich gemieden haben. Wir hatten schlichtweg Angst.
Umso erstaunlicher, weil wir uns ansonsten vor nichts fürchteten.
Die Gärten der Häuser/Villen wurden gegen die Häuser der Waltraudstraße (Parallellstr.)durch eine hohe, sehr schmale Mauer begrenzt, die zusätzlich mit Glasscherben bestückt war.
Wir Kinder konnten also auf dieser Mauer die ganze Elisenstraße langbalancieren, kannten jeden Garten mit entsprechenden Obstbäumen, sogar einen kleinen eierförmigen Bunker gabs auf einem Grundstück, wir wurden von den Hausbesitzern gejagt, nie erwischt natürlich.
Brenzlig wurde es nur, wenn auch die Waltraudstraßler auf uns Jagd machten. Haben alles überlebt.
Nur zum Ballinhaus kamen wir nie, weil die Mauer -in meiner Erinnerung- zu Ende oder unpassierbar war.
Also auch hintenrum mehr als geheimnisvoll.
@josel: woher hast du diese recht umfangreichen Informationen?
also das Haus links daneben ist ein Neubau, wurde erst in den 80ern gebaut, da stand vorher ein altes.
Das Ballinhaus war eigentlich das letzte, weil die Häuser rechts daneben erst so gen 1955 gebaut wurden und allgemein als Neubauten bezeichnet wurden. Die Bewohner wurde auch als Zugezogene gesehen, zumindest anfangs. Ansonsten stehen in der Elisenstraße fast nur ganz alte Häuser.
Was die Farbgebung angeht habe ich irgendwo mal (weiss nicht mehr wo) gelesen, dieser gelbe und teilweise auch blaue Lackierung sei erst später gemacht worden und habe das Haus fürchterlich verschandelt.
Noch was zur Elisenstraße. Ein alter Freund aus meiner Kindheit hatte mir es letztens erzählt.
Wir wurde als Kinder öfters von fremden Erwachsenen nach dem Haus von Mölders gefragt. Wir hatten natürlich überhaupt keine Ahnung.
Eigentlich bis heute nicht. Hat der da mal gewohnt? Deshalb der frühere Straßenname?
Wenn ja, wo denn? Oder alles nur Zufall?
Gruß Männlein

Bild
so um 1950, also links daneben ein altes Haus
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Beitrag von Verwaltung »

Josel hat geschrieben:@Männlein

Wie schon andernorts erwähnt: Am Ricarda-Huch-Gymnasium befassten wir uns mal mit dessen Baugeschichte, noch lange vor dem Franke-Hype. Daher rühren einige Informationen über ihn und seine Häuser in Wattenscheid, Ückendorf und Rest-Gelsenkirchen. Aber ich ich bin dem Thema auch später treu geblieben und habe vieles von dem gelesen, was im späteren Hype so publiziert wurde. Meistens kann ich gar nicht sagen, woher eine Information genau stammt.

Zum Ricarda gibts eine sehr genaue historische Darstellung der Gestaltungsüberlegungen Frankes, die mich damals sehr fasziniert haben. Seine Gebäude berücksichtigen in einem unheimlichen Grad der Detaillierung gleichzeitig funktionale und ästhetische Aspekte, Sichtachsen, Himmelsrichtungen, Lenkungswirkungen und vieles mehr. Beim Ballin-Haus wollte er - so jedenfalls mein Eindruck - ein bisschen signalisieren: Hey, hier kommt mit Ballin das Enfant terrible, "der Künstler" in die schmucke Straße. Die Farben sind wild, die Fenster sind aberwitzig gegen die Grundsätze der Symmetrie auf der Fassade verteilt, nicht einmal die Tür ist in der Mitte der Fassade und wirkt in ihrer trapezförmigen Verzierung irgendwie verzerrt. Und an den Säulen lassen wir einfach mal ein paar Steine herausschauen....

Dein Familienfoto erklärt übrigens, warum dieses Grundstück so teuer war. Ein "Haus am See" mitten in Gelsenkirchen. Das hatte was.

Dass rechts vom Haus Ballin bis 1955 nichts gebaut wurde, lag meines Wissens übrigens daran, dass dort zunächst eine neue Straße errichtet werden sollte. Deshalb hat das Ballin-Haus auch rechts einen weiteren Giebel.

Die Farbgebung war - wie oben schon ausgeführt - keine spätere Verschandelung, sondern meines Wissens schon Teil des Franke/Ballin-Entwurfs. Aber das zeigt, das das Haus noch lange Jahre provozieren konnte.

Ob wir hier wohl noch herausbekommen, welche Figur oben am Giebel angebraucht war?


J.
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Beitrag von Verwaltung »

Dr. Lutz Heidemann hat geschrieben:Lutz Heidemann

Wenn ich mich selbst zitieren darf: In meinem 2003 erschienen, seit längerem vergrif-fenen und leider von der Stadtmarketing Gesellschaft nicht wieder nachgedruckten Faltblatt über Backstein-Expressionismus heißt es zu dem Gebäude:
  • Wohnhaus, Elisenstraße 19
    Josef Franke entwarf 1924/25 für den expressionistischen Maler Andreas Wilhelm Ballin dieses originelle Wohnhaus am Bulmker Park. Vier Backsteinpfeiler bilden eine Laube für das zurückgesetzte Erdgeschoß. Das Atelier zur Gartenseite war ursprünglich zweigeschossig. Die Farbigkeit der (erneuerten) Fenster und der Gesimse stammt von Ballin, der für Franke u. a. die (zerstörte) Antonius-Kirche in der Feldmark, die Dreifaltigkeitskirche im Haverkamp und Heilig-Kreuz in Ückendorf ausmalte.
Ich weiß inzwischen, daß Ballin auch Ausmalungen bzw. Altargestaltungen in der St. Franziskuskirche gemacht hat. Herr Max Westermann hatte ca. 2000 oder 2001 dazu Material zu einer kleinen Ausstellung in der leider auch einem ungewissen Schicksal entgegensehenden Kirche aufbereitet.

Ich selbst war einmal - in meiner kurzen Karriere als Untere Denkmalbehörde in den Jahren 1980/81 – direkt mit dem Gebäude befaßt. Damals hatte das leerstehende Gebäude ein orthopädischer Schuster, der aus Bochum zuziehen wollte, das Haus gekauft und wollte es herrichten. Ich konnte erreichen, daß er das Äußere unverän-dert ließ. So beruht die Farbigkeit eines Teiles der Fenster z.B. auf einem damals noch gut zu erkennendem kalten Zitronengelb. Im Inneren war ich nicht. Dort ist das über zwei Geschosse reichende Atelier nach hinten („Nordlicht“) unterteilt worden. Ich habe in Erinnerung, daß mir berichtet wurde, daß damals noch Gegenstände von Ballin in dem Raum herumgelegen hätte. Möglicherweise hatten Erben von Ballin bis dahin in dem Haus gelebt.


PS.:
Ich kenne von Ballin eine Karte der Stadt aus den 30er Jahren mit dem Titel „Stadt der Arbeit“, in deutlicher NS-Bildsprache, aber mit expressionistischem Schwung ver-fertigt hat. Ich muß die raussuchen, dann schicke ich Sie Ihnen auch. Diese Karte war wohl in deutlich vergrößerter Form auf einer NS-Ausstellung in GE zu sehen.
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Beitrag von Verwaltung »

Hier die von Dr. Heidemann übersendete Karte, gezeichnet circa 1938 von Andreas Wilhelm Ballin. Leider fehlt ein Streifen in der Mitte, aber der findet sich schon noch an. ;-)
Bild Bild circa 1938

Die Verwaltung dankt. :up:
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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

Verwaltung hat geschrieben: Die Verwaltung dankt. :up:
ich finde es schon enorm, was Dr. Heidemann alles für uns tut :!: :!: :!: :!: :!: :!:

nicht nur die Verwaltung dankt, ich , als User auch :D :applaus:
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Beitrag von Verwaltung »

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pito
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Beitrag von pito »

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u4518
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Beitrag von u4518 »

Hallo miteinander,

nun muss ich wohl auch einmal etwas zu diesem Haus sagen. Und zwar, weil ich von den 26 Jahren meines Lebens 25 in diesem Haus gelebt habe. Mir ist es als Kind nie so bewusst gewesen, dass ich in einem so ungewöhnlichen Haus lebe. Einen besonderen Eindruck macht heute der Hauseingang auf mich. Wenn ich mich richtig an meinen Kunstunterricht erinnere, ähnelt das ein wenig dem Kubismus. Ich habe in meinem Leben kein Haus gesehen, das im gleichen Stil gebaut ist. Das Haus steht natürlich unter Denkmalschutz. Es gab viele Regeln, die bei der Renovierung des Hauses (um 1982/83) beachtet werden mussten. Die Farbe der Festerrahmen musste gelb sein. Die Simse mussten blau sein. Die Dachpfannen rot. Es gab auch einmal eine Figur an der Frontseite des Hauses. Auf den Bildern, von "Pito" und "Verwaltung" kann man auf der linken Seite neben dem zugemauerten Fenster zwei Backsteine herausragen sehen. Diese Steine dienten dazu, eine Figur zu befestigen. Leider kann ich keine genaueren Auskünfte über diese Figur machen. Sie soll irgendwann im Laufe der Geschichte des Hauses entfernt worden sein. Das Haus wurde in den 20er Jahren erbaut und hat den Krieg mit einen Splittereinschlägen sonst heil überstanden.
Im Inneren ist das Haus (leider) komplett umgebaut worden. Das wunderbare Atelier, das sich im hinteren Teil des Hauses befunden haben muss, ging über 2 oder sogar 3 Stockwerke. Dies ist dadurch zu erklären, dass der Kirchenmaler Ballin auch Kirchenfenster dort bemalt haben soll. Das Atelier wurde aufgeteilt, indem die Stockwerke einfach durchgezogen wurden, um zwei separate Wohnungen zu schaffen. Die Hausfassade ist dadurch gekennzeichnet, dass die Mörtelstellen leicht herausragen, wie man es nur aus nächster Entfernung sehen kann. Auch ragen viele Steine leicht aus der Mauer heraus, wie man es besonders deutlich an den Säulen erkennen kann, wenn man genau auf die Bilder schaut.

Zur Geschichte der Hausbewohner:

- Seit 1982/83 wohnt hier die Familie, zu der ich auch gehöre.
- Davor eine Frau mit dem Namen Brennert (den Namen kenne ich nur der Aussprache nach) aus dieser Zeit stammen wahrscheinlich die Berichte über die Verwahrlosung dieses Hauses, zu der ich mich aber nicht so konkret äußern möchte, weil auch mir da konkrete Informationen fehlen.
- Ganz am Anfang wohnte natürlich der Kirchenmaler Ballin in diesem Haus, der ja auch die Heilig-Kreuz-Kirche in Ückendorf im Innern bemalt haben soll.
- Wer in der Zwischenzeit dort wohnte (zwischen Ballin und Brennert) kann ich leider nicht sagen.

Gruß

Sebastian

pito
Abgemeldet

Beitrag von pito »

Hi Sebastian, willkommen im Forum.
u4518 hat geschrieben:Es gab auch einmal eine Figur an der Frontseite des Hauses.
Danke, diese Info suchten wir noch. Jetzt fehlt nur noch ein Foto von der Figur.
u4518 hat geschrieben:Hauseingang ... Wenn ich mich richtig an meinen Kunstunterricht erinnere, ähnelt das ein wenig dem Kubismus.
Ööööhhm, ja gut, ein wenig. ;-)
Expressionismus trifft es besser. Ich frage mich gerade ob es sowas wie kubistische Architektur im Wortsinne gibt. Wäre sicher schwierig in so einem Haus zu wohnen. :lol:
... ich von den 26 Jahren meines Lebens 25 in diesem Haus gelebt habe ...
Ich bin 27 und bevor ich geboren wurde standen meine Eltern oft vor diesem Haus und schwärmten davon, darin zu wohnen. Aber ein Kauf lag außerhalb ihrer Möglichkeiten. Ich hätte also beinahe deinen Platz eingenommen. :D

Männlein
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Beitrag von Männlein »

@u4518: finde deine Anwesenheit hier ganz toll.
Als Urbewohner der Elisenstrasse war das ein Aha-Erlebnis, natürlich hieß die Frau so, oder so ähnlich.
Ob das Haus überhaupt bewohnt war, kann ich natürlich nicht genau wissen.
Aber der Zusammenhang ist mir jetzt wieder klar geworden: Wir hatten wirklich Angst, weil wir wußten, dass dieses Haus einer Frau gehört.
Damit war allen kindlichen Gedankenspielchen Tür und Tor geöffnet. Haus und Hexe/Frau (Pardon, keinesfalls persönlich gemeint) passten genau in unser Angst-Raster.
Wann ist eigentlich das Haus rechts daneben gebaut worden?
Den Bau der drei Häuser links durfte ich als Kind miterleben, hatte gedanklich sie 1960 zugeordnet.
Bei meinem letzten Besuch in der Elisenstrasse hat mir allerdings der Nachbar Tr., den ich zufällig vor seinem Haus traf und über das zu verkaufende Haus von D. sprach, 1956 als Baujahr genannt.
In der Retrospektive rückt eben alles ganz dicht zusammen.
Würde mich schon interessieren, wer von den alten Haudegen dort noch wohnt.
Man könnte es ja über pn versuchen, würde mich freuen.
Gruß Männlein

u4518
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Beitrag von u4518 »

Tag auch,

hier erst mal ein paar Fotos:

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Also der Herr Mölders wohnte im Haus Nummer 13, nicht im Haus Nummer 19. Ein typisches Beispiel für ein Klischee.

Über die Nachbarn weiß ich, dass der linke einmal Polizeipräsident war und es sich beim rechten um einen Arzt handelt.

Das übernächste Haus rechts, wird gerade renoviert, weil die alte Frau D. dort ausgezogen ist.

Zu pito: Was das für eine Figur war, würde mich ebenfalls interessieren. Ich habe leider noch nie ein Bild gesehen. Auf dem Foto von "Männlein" von 1950 kann man, wenn ich das richtig sehe, erkennen, dass die Figur zu diesem Zeitpunkt schon abgenommen war.

Das mittlere Haus auf dem Foto von "Männlein" existiert nicht mehr. Das Haus, das heute dort steht, wurde wohl Ende der 70er gebaut.

Noch einmal zu "Männlein": Die Glasscherben auf der Mauer gibt es heute noch. Darüber haben wir uns auch immer gewundert. Man konnte in der Tat fast die ganze Elisenstraße auf der Mauer entlangspazieren. Ganz am Ende ist natürlich Schluss. Das Haus, das dort quer angrenzt (an der Hohenzollernstraße) ist übrigens auch ein Haus von Franke.

Gruß

Sebastian

Männlein
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Beitrag von Männlein »

Nein, dass Mölders im Ballin-Haus gewohnt haben soll, wurde doch nie ernsthaft angedacht.
Ich meinte auch was ganz anderes. Keiner von uns Kindern kannte Mölders, hatte jemals den Namen gehört und wußte, dass die Elisenstrasse früher eben Möldersstrasse hieß.
Erst durch diese Geschichten hier kam langsam die Erinnerung hoch, wie ich sie oben erwähnt hatte.
Genau wie kein Mensch jemals was von Franke gehört hatte. In einem anderen Thread hatte ich mal die Häuserzeile Emma- zur Olgastraße Franke unterstellt.
Heraus kam, dass genau das Haus Hohenzollernstraße 120/und folgende, an dem die Glasscherbenmauer endet (eigentlich ja schon bei den Garagendächern der Elisenstraße 3) von Franke war.
In dem Haus bin ich aufgewachsen und habe 20 Jahre ungefähr bis 1970 dort gewohnt.
Wie sagt man heute? "Die Elisenstraße war mein Wohnzimmer".
Bild
Blick vom Rückfenster auf die Garagen Elisenstraße 3. Hinten rechts Beginn der Waltraudstraße und der Scherbenmauer. Vorne P. und Männlein vor ihrer Hütte.
Gruß Männlein

u4518
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Beitrag von u4518 »

Ich meine mich erinnern zu können, auch einmal da rumgeklettert zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier die Perspektive richtig einschätze. Die Garage auf dem Bild gibt es aber, glaube ich, nicht mehr.

Ich kann mich noch an einen Herrn "Musiki" (nur der Aussprache nach) erinnern, der noch seinen 100. Geburtstag in der Elisenstraße gefeiert hat (so um 1986 rum). Das war auch in dieser Ecke, aber zur Elisenstraße hin. Er lebte im Erdgeschoss und wir haben uns immer vor den Balkon gestellt und "Herr Musiki" gerufen, bis er herauskam und uns Süßigkeiten schenkte.

Ich habe mich ja immer für die Geschichte des Bulmker Parks interessiert, weil der Park auch ein Ort war, an dem man sich als Kind oft aufgehalten hat. Es gibt eine kleine Steinbrücke über den Parkteich, da steht das Datum 1902 drauf, wenn ich mich richtig erinnere. Im Moment kann man diese Brücke ja wieder von der Seite aus bestaunen, weil der Parkteich vorrübergehend trockengelegt wurde. Das einzige Haus im Park, das übrigens der Stadt gehört, ist auch irgendwie etwas besonderes, weil man hier sogar Fachwerkelemente wiederfindet, was für Gelsenkirchen ja etwas ungewöhnlich ist.
Es gab auch einmal eine Zeit, in der Boote auf dem Parkteich fuhren (bis ca. 1985) und ein Parkwächter seine Runden drehte (bis in die 90er).

Dass vor ca. 8 Wochen mitten im trockengelegten Parkteich eine Fliegerbombe gefunden wurde, zeigt, das der Park auch eine Geschichte zu erzählen hat.

Gruß

Sebastian

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