Zwischen Wut und Resignation

Kraftvoller Bürgerfunk
Der Heimatsender, gegründet 1988 von einigen sendungsbewußten Enthusiasten, die unbeirrbar die Meinung vertraten, Bürger(gruppen) sollten die Möglichkeit bekommen, kostenlos an den damals so genannten "Neuen Medien" beteiligt zu werden. Und die in dem sich seinerzeit abzeichnenden "Lokalen Rundfunk" genau diese Chance sahen. Hoffentlich bald hier mit ausgewählten podcasts

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Heinz
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Zwischen Wut und Resignation

Beitrag von Heinz »

Zwischen Wut und Resignation
Die geplanten Änderungen am Landesmediengesetz sehen vor, die Sendezeiten des Bürgerfunks auf eine Stunde täglich ab 21 Uhr zu reduzieren. „Radio Powerwelle" fürchtet um Existenz


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Nach dem Willen der Schwarz-gelben Landesregierung geht es den Bürgerfunkern bald an die Existenz. Die geplanten Änderungen am Landesmediengesetz sehen vor, die Sendezeiten auf eine Stunde täglich ab 21 Uhr zu reduzieren. „Das scheint schon beschlossene Sache zu sein. Wir schwanken zwischen Resignation und Wut", macht sich Andreas Niegel von Radio Powerwelle Luft. Er und seine Kollegen vermuten ein abgekartetes Spiel, hinter dem ausschließlich finanzielle Interessen stecken.
Zum Hintergrund: Der Bürgerfunk wurde 1990 in NRW

„Wir sehen uns nicht
als Konkurrenz, wir
sind Ergänzung"


als Teil eines Zwei-Säulen-Systems eingeführt, um ein inhaltliches Gegengewicht zu den wirtschaftlich ausgerichteten Lokalsendern zu bilden. „Es geht uns nicht darum, dem Lokalfunk Konkurrenz zu machen. Wir sehen uns als Ergänzung, indem wir auch Minderheiten bedienen, die in anderen Programmen nicht vorkommen", so Niegel.
Im Gegenteil: Die Zusammenarbeit mit den Lokalsendern wie Radio Emscher-Lip-pe, die den Bürgerfunkern die gesetzlich vorgeschriebenen Sendeplätze zur Verfügung stellen, sei in den letzten Jahren immer besser geworden, betont Enrico Kühl vom Bottroper Radio FLR, das auch zum REL-Verbreitungsgebiet gehört. „Wir haben ein gutes Miteinander mit dem gemeinsamen Interesse, den Hörern ein gutes Programm zu bieten."
Wenn sich die Pläne der Landesregierung durchsetzen, würden nicht nur die Sendeplätze unattraktiver: Bislang geht der Bürgerfunk täglich zwischen 19 und 21 Uhr auf Sendung. „Wenn wir demnächst erst nach 21 Uhr laufen, muss man sich schon fragen, wieviele Leute dann noch vor dem Radio sitzen", sagt Andreas Niegel. Mindestens ebenso schlimm sind aber die zu erwartenden finanziellen Einbußen: Da die Fördermittel aus GEZ-Gebühren nach Sendeminuten vergeben werden, würden sich die Gelder bei der Reduzierung auf täglich eine Stunde Sendezeit unmittelbar halbieren. „Es steckt zwar hauptsächlich ehrenamtliche Arbeit im Bürgerfunk,aber wenn die bisherigen Förderungen in diesem Maße wegfallen, können wir maximal noch ein Jahr überleben", schätzen Niegel und Kühl. „Auch Millionen-Investitionen in Studiotechnik wären dann in den Sand gesetzt."
Die Politik führt Argumente ins Feld, dass durch die Gesetzesnovelle die Qualität im Bürgerfunk gesteigert werden soll. „Das ist Quatsch, es geht um unsere Existenz", meint Niegel und wehrt sich: „Die Leute, die das jetzt einfach so entscheiden, haben sich überhaupt nicht mit unserer Arbeit und unseren Sendungen beschäftigt." Sehen die Bürgerfunker Chancen? Niegel: „Es ist leider wahrscheinlich, dass das Gesetz so durchkommt. Wir können nur versuchen, unsere Hörer auf die Situation aufmerksam zu machen, denn von denen erhalten wir höchst positive Reaktionen." WAZ Stol

Mittlerweile der „Musiksender"
„Radio Powerwelle" engagiert sich seit nunmehr 16 Jahren finanziell und ideell


Der Gelsenkirchener Bürgerfunk „Radio Powerwelle" macht seit 16 Jahren engagiertes Programm mit kulturellem Schwerpunkt. Hörspiel- und CD-Produktionen zeugen vom Ideenreichtum der Macher. Auch für Veranstaltungen wie für den Erhalt des Sommersounds hat sich das Powerwelle-Team finanziell und ideell engagiert. „Im Laufe der Jahre sind wir schwerpunktmäßig zu einem Musiksender geworden", sagt Andreas Niegel (seit 1994 dabei), der selbst zweimal im Monat mit eigenen Formaten auf Sendung geht: Das Rockmagazin „Hörsturz" (jeden ersten Sonntag im Monat) ist die dienstälteste Sendung bei Radio Powerwelle. „Experience" (dritter Sonntag) bringt Jazz und World Music. „Ich hatte da schon weltberühmte Musiker wie Bill Evans oder Joe Za-winul im Studio", sagt Niegel. Weitere regelmäßige Sendungen sind „Sonic" (Ambi-ent), „Supper's Ready" (Pro-gessive Rock) oder „Die Jungs können lesen", ein Format, in dem Gelsenkirchener Freizeitautoren eigene Texte vorstellen. Sporadische Beiträge wie „Rock On Hip Hop News" oder Projekte mit Schulen ergänzen das Spektrum. Infos unter www.powerwelle.de. WAZ Sto

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