Rocktheater-Festival

Jazz, Rock, Folk, Chanson, Rocktheater etc.
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deepthrought
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Rocktheater-Festival

Beitrag von deepthrought »

Vorab ein kleiner Hinweis:

Das Rocktheater-Festival sollte mit Beginn, 1982, MUT-Festival heißen – MusikUndTheater.

Weil junge Leute in Gladbeck aber damals fast genau die gleiche Idee hatten, wurde auf den Titel verzichtet und dafür den Begriff Rocktheater eingesetzt.

Wunsch war, alles das, was sich als theatralisch-musikalische Mischform auf der Bühne zeigte, egal ob amateurhaft oder profimäßig durchgestylt, in Gelsenkirchen/mitten im Revier dem Publikum anzubieten.

Ein eher jugendlich aber auch politisch bestimmtes Musiktheater sollte neben das klassische Haus (MiR) gestellt werden.
Dies scheiterte aber an den jeweiligen Intendanten.

Somit bleib das Rocktheater Festival immer ein Jugendangebot des Jugendamtes.

Erst durch Schaffung der Arbeitsstelle „Freie Kultur“ mit Paul Baumann und seinem Wechsel vom Sozialdezernenten Neumann zum Kulturdezernenten Peter Rose befreite sich das Festival von der "Jugendamtlichkeit".

Das Festival hat vielen, ganz verschiedenen Mischformen, zwischen Theater und Musik, zwischen inszenierten Texten und Musik die Bühne frei für Auftritte gegeben.

Alles hatte 1982 angefangen mit der Kooperation, kleinere Gruppen in der Pappschachtel auftreten zu lassen.
Mit dem Abbrand der Pappschachtel mussten dann zwei Zirkuszelte auf der Königswiese nicht nur aufgebaut sondern mit den Rocktheater-Angeboten und ausreichendem Publikum gefüllt werden
(Sehr schwerer Start).

Die Standorte des Rocktheater-Festivals sind in den Jahren „von Ort zu Ort gewandert“:
Revierpark Nienhausen mit Zirkuszelt und Saal
Gesamtschule Ückendorf
Einmalig im Schalker Gymnasium

In der Kaue unter der Leitung von Gerd Spiekermann in Kooperation mit dem Kulturamt und ganz zum Schluss mit dem Engagement von Reinhard van Suntum wurde das Festival 1994 eingestellt.

Soweit meine Notizen erst einmal, später mehr.

zum Gruße

euer deepthrought 8)

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deepthrought
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Und das steht in meinem Notizblock

Beitrag von deepthrought »

So, weiter also. Ich greife Jesse / pitos Anregung auf und bleibe nicht bei 1990 stehen.

Warum die Rocktheater Festival Reihe hier auftaucht, ist mir unverständlich.
Es hat kaum jemand interessiert und was sollte es politisch bewegt haben?

Und in der "Szene" - was/wer/war DIE Szene - hatte es immer einen biederen SPD-weil-städtisch Beigeschmack.
Das galt und gilt auch für SOMMERSOUND, Klezmer-Festival, SOLO VIRTUOS, HERTZklopfen.

Wollte ich mal erwähnen, weil es hier in meinem Notizbuch steht.

Rocktheater & Pappschachtel

Das Rocktheater-Festival ist u.a. wie die „Pappschachtel“ an geringer werdendem Interesse aus der „Rocktheater-Szenerie“ selbst gestorben. Abstimmung mit den Füßen.
Dass das „Politische“ insgesamt immer weniger interessierte, „Comedy“ zum besser verkonsumierbarem Spaß wurde, zeigte sich zum Schluß in der Kaue als letztem Veranstaltungsort.
Ich habe es selber gesehen, dass beispielsweise kaum noch 100 Leute an die Kasse gebracht werden konnten - sogar bei Piet Klocke.

Dass Piet Klocke ein paar Monate später die Kassen der Veranstalter hat klingeln lassen, demonstriert die aktuelle Verwertbarkeit der Spaßkukltur-Angebote.
Gutes, anspruchsvolles Politkabarett wird „Nebenbei“ immer noch u.a. im WDR angeboten, wie lange aber noch?


Rocktheater & Comedy

Heute sahnt „emschertainment“ alles das ab, was damals den „Dreher“ zur „Comedy“ hat schaffen können - siehe Horst Schroth, der damals noch mit seinem Kumpel Michael Bartz eine Volkszählungsrevue in der Schulaula Gesamtschule Ückendorf auf die Bretter hat bringen können.
Wer von euch kann sich daran erinnern? Ich war dabei!


Rocktheater-Ausstellung


Das Kulturreferat hatte die Anstrengung gewagt, das „Rocktheater“ als Gesamtschau dessen, was sich damals alles auf die Bretter getraut hatte u.a. auch Amateurgruppen, als Ausstellung im Foyer des Revierparks
anzubieten.
Wenig Feedback oder Diskussion und somit auch keinen Zuspruch für die Beteiligten.
Auch das habe ich mir angesehen.


„Novemberland“ – politische Kultur auf der Bühne

Die Fortsetzung dessen, was Rocktheaters war bzw. sein sollte/sein wollte: politische Kultur auf der Bühne!
Das wunderbare Projekt „Novemberland“ - inszenierte Musik mit dem gleichnamigen Zyklus von G. Grass – vom „Gelsenkirchener Ensemble für "Neue Musik“ – mit der Uraufführung am
23.2.1996 (so steht es in meinem Buch) ist auch an dem geringen Widerhall aus dem politischen Raum so gut wie (fast) verklungen. Ich war da!

Rocktheater & Politik

Das Rocktheaterfestival ist mit dem „Ausklang“ des politischen Liedes und überhaupt der politischen Kultur insgesamt, weggestorben.
Ich will nicht ungeschrieben lassen, dass das Verhältnis zwischen politischem Anspruch und Unterhaltung auch schon zu Beginn des Festivals sich zur reinen Unterhaltung zu verschieben begann.
Mit kulturellem Engagement die Welt positiv beeinflussen zu wollen, kostet nicht nur Kraft, sondern bringt auch "zwiespältige“ Erfahrungen.
Sage ich auch als ehemaliger Kulturschaffender.


Kultur & Politik/Kulturpolitik

Der „politische Wandel“, sich für Demokratie einzusetzen oder sogar „Mehr Demokratie zu wagen“ (W. Brandt) veränderte sich von Jahr zu Jahr.
„Demokratie lebt vom Widerspruch“ eine Reihe mit mehreren Angeboten für die Gelsenkirchener BürgerInnen 1998, veranstaltet vom Kulturamt: Leere!
Die „politisch interessierte Szene“ hat sich (wie auch immer) weggemacht, weiter entwickelt, verändert und und…

Klezmerwelten

Beschäftigung mit der Frage, warum Deutsche nach 1933/1945 – nach dem Holocaust – Klezmermusik besonders mögen.
Und das alles im Rahmen des Klezmerfestivals „klezmerwelten – mehr als Musik“ – www.klezmerwelten.de war relativ enttäuschend.
Dafür aber viel positives Feedback von außerhalb Gelsenkirchens.

Nachtschalter

Der „Nachtschalter“, auch eine Mischform von Kabarett und Musik, von und mit Bernd Matzkowski, war ein Angebot zwischen Spaß und Kritik um
eine anspruchvollere Unterhaltung (zeitgemäß(er) auf die Bühne zu bekommen.
Einerseits wurde Matzkowski dafür gefeiert/andererseits wurde er für das „Unterhaltende“ gescholten.
Diese Kritik begleitet z.B. „Nachtschicht“ bzw. Fritz Eckenga seit Beginn ihrer Bühnenangebote (in GE seit dem Lehrlingstheater-Stück „Steinreich“ von „Nachtschicht“ im Hans-Sachs-Haus 1979 bis heute!).

Mein persönlicher Ausblick

Das Consol Theater hat mit Profis und Amateuren „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ als Mischform aus Theater und musikalischen Anteilen auf die Bühne bringen können.
Es hat auch das Publikum aus den Schulen dafür begeistern können.
Dies ist für die politische Kultur (in GE?) ein gutes Zeichen!

Zum Gruße - euer jahrzehntelanger Beobachter und Chronist der Gelsenkirchener Kulturszene :D

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JürgenB
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Beitrag von JürgenB »

Nun ja, ähm, ehrlich gesagt: ich fand die Nummer auch immer ziemlich aufgesetzt, ich meine die Rocktheater-Tage. So richtig schön spezialtechnokratisch.

Nachdem sie unsere alternativen Veranstaltungsorte kaputt gemacht hatten, mußten sie ja irgendwas für die Jugend tun. Bloss: womit profilieren?

Ich meine Rocktheater war für mich eigentlich immer ein Schimpfwort, allein schon wegen diesen DKP-Kaspern von Floh de Cologne. Immer feste druff uffe Kapitalisten mit Holzhammer-Dramaturgie und viel zu komplizierter Musik...

Aber was war man damals froh, wenn überhaupt in der Stadt was los war. Und der liebe Paul Bauman hat sich ja redlich bemüht...

Jürgen
Geboren im Jahre der Meisterschaft - nicht wie ihr alle denkt, sondern 3 Jahre früher!

Heinz
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Beitrag von Heinz »

JürgenB hat geschrieben:Ich meine Rocktheater war für mich eigentlich immer ein Schimpfwort, allein schon wegen diesen DKP-Kaspern von Floh de Cologne. Immer feste druff uffe Kapitalisten mit Holzhammer-Dramaturgie und viel zu komplizierter Musik...
Bitte? Die Musik von den Flöhen war kompliziert? :shock:
Habe die mal im Hans Sachs Haus gesehen. War lebensgefährlich, weil das HSH immer schon kurz vor dem Einsturz stand. So erzählt heute die Politik. :wink:

Im Revierpark gab es mal Schröders Road Show. Damals hieß das wohl ... Anarcho-Rockmusik. Es war brechend voll. Ich weiß nicht wo deepthrought (der Name scheint Programm zu sein) immer gähnende Leere gesehen hat.

Zum Eklat und zur beinahe Schlägerei zwischen dem Frontmann Gerd Köster und dem Publikum kam es, weil eine BAP Fraktion ständig "Aufhören" rief.
Köster trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck: "Wer zum Teufel ist BAP?"
JürgenB hat geschrieben:Aber was war man damals froh, wenn überhaupt in der Stadt was los war. Und der liebe Paul Bauman hat sich ja redlich bemüht...
Ich glaube, der hatte viel Stress mit dem Neumann Erwin Sozialdezernenten. Ist Paul Baumann nicht schon in Rente? 8)

Da fällt mir ein, dass ich noch Aufnahmen von Egon Rossa und Erwin Neumann habe, die aus dokumentarischen Gründen unbedingt ins Netz müssen. 8)

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Verwaltung
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Beitrag von Verwaltung »

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Gelsenkirchener Blätter 15.1983

Die Stadt sah das wohl alles ein bißchen anders: Der Revierpark als Mekka der Rocktheater-Anhänger. :lol:

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rapor
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Beitrag von rapor »

Hallo, ich war begeisterter Besucher Des Rocktheaterfestivals, mit vielen anderen. Es ging für mich nicht um Politik und Veränderung, sondern um Musik und Theater. Ich erinnere mich an volle Veranstaltungen in Ückendorf, schmerzendes Zwerchfell bei Niegelungen, kleiner Tierschau u.v. a.. Geile Sachen direkt vor der Haustür, kostenlose Auftritte von damals Unbekannten an die ich mich noch heute gern erinnere. Auch, später im Schalker Gymnasium, z.B. an einen Auftritt von "Cptn. Kirk und die Klingonen". Paul Baumann standen die Haare zu Berge, war angeblich ein Rockmusical, Initiator: Die Doktoren Stolzenfels und Berzelmeier. Norbert versuchte es ihm dann als kritische Auseinandersetzung mit der kommerziellen Musikkultur zu verkaufen, war aber einfach Chaos und Spass.
Ich fand es schade, als es kein Festival mehr gab.
It cant happen here! (Zappa)
Meinrad
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pito
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Beitrag von pito »

Zum Start der ersten Ausgabe:
  • Bild
    Ein Festival-Forum für Rocktheater im Revier

    Hans-Jörg-Loskill

    ... Vom 23. bis 29. August findet in Gelsenkirchen, im Kommunikationszentrum "Pappschachtel" und im 1000 Personen fassenden Zelt auf der benachbarten Königswiese, das erste Festival "Rocktheater im Revier" statt. Bis zum 30. Mai müssen sich die Interessenten beim hiesigen Jugendamt melden. Mutige nach vorn!

    ...

    Sie (die Veranstalter) bringen bringen die insgesamt 40 000 DM auf, die das Forum einer "zeitgemäßen, die Jugend besonders ansprechenden Form von Musik und Darstellung" maximal kosten darf. Wie hoch die Ausgaben sein werden steht noch nicht fest, schließlich weiß man noch nicht, wie die Beteiligung ausfällt. Für jedes Ensemble, egal ob als Ein-Mann-Show oder als große Gruppe, gbt es einheitlich 150 DM und die Vergütung der jeweilgen Fahrtkosten.

    Außerdem können sich die Laien fortbilden: im Rahmen dieses bewußt in die Sommerferien gelegten Treffens ohne Wettbewerbscharakter werden Workshops mit professionellen Gruppen kostenlos angeboten. Zu Gast sind "Floh de Cologne" (Köln) und "Halluzination Company" aus Österreich, ...
    Baumann: "Mit diesen Workshops wird unser Verständnis einer praxisbezogenen Jugendarbeit unterstrichen."

    ...

    In Gelsenkirchen existiert bisher nur eine bekannte Gruppe (...) : "MEK-Papp" (Mobile-Einsatz-Kapelle Pappschachtel" - doch was nicht ist, kann ja noch werden.

    ...


    Quelle: WAZ 7. April 1982

Wolf
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Beitrag von Wolf »

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