Erdgas in Gelsenkirchen

Alles, was es sonst noch zu bequatschen und zu begucken gibt.

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Nutzt ihr Erdgas

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Pedder vonne Emscher
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Pedder vonne Emscher »

Seit 01. Mai 2022 hat Uniper die Preise für Fernwärme angehoben. Bei einem Verbrauch höher als 50 kW beträgt der Arbeitspreis jetzt 8,536 Cent/kWh netto. Darauf kommen noch 19 % MwSt, macht dann brutto 10,158 Cent/kWh.

Ab 1. November 2022 steht dann eine neue Preisanpassung an. Eine Prognose ist noch nicht möglich, es ist jedoch mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen, wie Uniper auf seiner Webseite mitteilt.
Viele verlieren ihren Verstand deshalb nicht, weil sie keinen haben.
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Mücke
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Mücke »

Ich habe z.Zt. noch einen Vertrag mit 6,57 ct. je kWh zzgl. MwSt.
Natürlich wird das danach erheblich teurer.

Hier ein interessanter Artikel zur Gasumlage in dem sich ein Rechner befindet. (Runterscrollen)
Dort kann jeder den Unterschied bzw. Mehrkosten zwischen 7% oder 19% MwSt. bei dem individuellen Verbrauch und Preis ausrechnen lassen.

https://www.t-online.de/nachrichten/deu ... murks.html

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Mechtenbergkraxler
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Mittlerweile habe ich in Zeitungen und im Internet eine Reihe von "Musterfamilien" vorgestellt bekommen, denen es jetzt richtig schlecht geht, bei denen ich aber den Eindruck habe, dass sie auf reichlich hohem Niveau über mögliche Absenkungen ihres gewohnten Lebensstandards klagen. Da listen Leute minutiös auf, was ihre Pay-TV Abos kosten (offenbar nicht nur Netflix sondern auch gleich noch mindestens ein Sportkanal dazu), was die Smartphone-Verträge der Kiddies von den armen Eltern verlangen, von Freizeitaktivitäten verschiedener Art ganz zu schweigen. Was die an Lebensmittelkosten für eine 4-köpfige Familie angeben, hat mich auch umgehauen. Billig kaufen und billig kochen, scheint unbekannt zu sein. Nun ja, die "Musterfamilien" wollen sparen: höchstens noch 3x pro Woche wird der Grill angeworfen, eine Woche weniger Urlaub und dann dort, wo´s billig ist, und natürlich Erdgas sparen durch lauwarmes Duschen. Aber auf den ganzen Luxusschrott will offenbar keiner verzichten.

Wahrscheinlich sind das wirklich typische Familien "in der Mitte der Gesellschaft", wie es immer so schön beschwörend heißt. Aber das sind nicht die Familien, die ein echtes Problem haben, über die Runden zu kommen, wenn z.B. wegen Putin die Nebenkosten um 100 € erhöht werden. Diese Menschen - egal ob Familie, alleinerziehend oder Rentner - gibt es tatsächlich und nicht unbedingt selten, aber man hört sie nicht. Sie sind unsichtbar. Zur Montagsdemo gehen andere, z.B. diejenigen, die Angst um die Füllung ihres Swimmingpools haben. Und die wollen ja auch nicht etwa den Reichen was wegnehmen, sondern erwarten, dass die Gelddruckmaschine rattert. Irgendwie sind klassische Lösungen solcher Probleme dank der Mainstream-Berieselung (BILD & Co.) aus den Köpfen gewischt worden.

MK
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rapor
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von rapor »

Die Sparvorschläge sind auch echt bemerkenswert, die meisten hat mich meine Mutter in den 60ern gelehrt und ich habe sie schon immer beachtet, mehr oder weniger. Die beispielhaften Einkommen finde ich meist recht üppig, Jammern auf hohem Niveau.
Ich habe nicht einen Vorschlag mitbekommen, den ich nicht für selbstverständlich halte.
Als Kleinrentner und 450er habe ich einerseits eh die Arxxxkarte, andererseits das Glück noch arbeiten zu können in einem beruf der mir gefällt.
Gut, dass ich früher so schlau war oft zu genießen statt zu arbeiten.
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Minchen
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Minchen »

Wir hatten bisher einen Verbrauch von ca 50000 kWh inkl Warmwasser (und Mieter, der 30% zahlt).
Das wird nicht billig. :o
Aber ist auch ein großes Haus.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
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Minchen
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Minchen »

Und wieder was gelernt! Der Wirtschaftsminister sagte am Wochenende, die Kernkraftwerke bräuchte man nicht weiter laufen zu lassen, man könnte mit ihnen zwar ein bisschen Gas einsparen, aber eben nur ein bisschen, das würde sich kaum lohnen. Und dabei guckt er auch noch ganz treuherzig aus der Wäsche, und die Umfragewerte steigen.

Bisher hatte ich geglaubt, die Dinger würden nicht ein bisschen Gas einsparen, sondern Strom produzieren, und das ist nun mal das Zeug, das man benötigt, um das Leben, so wie wir es kennen, zu betreiben. Die Grundlage unseres Gesellschaftssystems, das es uns ermöglicht, so zu leben, wie wir das bisher gemacht haben, z.B. mit täglichem Essen, täglicher Hygiene, fließendem Wasser, warmen, trockenen Wohnungen, solchen Dingen halt. Auch so schönen Sachen wie medizinischer Versorgung. Stimmte aber gar nicht, hatte ich mal wieder falsch gedacht.

Die WeltOnline zitiert den Minister heute mit den Worten: "Dann haben wir eine richtig gute Chance, durch den Winter zu kommen." Ja Mensch, das ist doch schön! Wann "dann" ist, steht nicht mit in der Überschrift.

Aber egal. Die Zeichen stehen auf voll gegen die Wand. Es kann natürlich sein, dass wir den Winter irgendwie überstehen, aber die Industrie wird trotzdem abwandern, und es wird sich auch nie mehr neue ansiedeln, denn selbst wenn die Energieversorgung irgendwie sichergestellt werden sollte (vielleicht passiert ja ein Wunder!), wird es bei den Kosten nicht mehr möglich sein, auf dem Weltmarkt konkurrenzfähige Produkte herzustellen. Das ist schade. Und dann ist halt alles weg, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, soziale Sicherungssysteme. Ich fand das alles immer prima, aber sei’s drum. Ist nicht mehr gewollt.

Schon im September, also nächste Woche, sollen die Städte dunkel bleiben, um Strom zu sparen, der nicht in Kernkraftwerken erzeugt werden kann.

Hoffentlich finden wir kurzfristig noch einen Termin, um mit unseren Freunden unseren jährlichen Ausflug ins AquaMagis in Plettenberg zu machen, bevor die schließen müssen, weil sie die Energiekosten nicht mehr stemmen können. Das war immer echt schön. Wir haben auch noch Tickets für den Moviepark. Ob die die Saison noch zu Ende führen können? Eigentlich soll in diesem Schuljahr endlich das Schulschwimmen stattfinden, das bisher coronabedingt immer aufgeschoben wurde. Ist nur die Frage, ob die Stadt es schafft, das Sportparadies weiter zu betreiben.
Ist schon spektakulär, wie schnell das jetzt geht. Wie sagt man so schön, ist der Kuh zu wohl, geht sie aufs Eis? Und wenn wir es schaffen, die EU auch noch mit in den Abgrund zu reißen, sind schon wieder alle sauer auf uns. Und das ist dann richtig doof, denn wenn meine Kinder später in ein funktionierendes Land auswandern wollen, dann müssen sie wohl verschweigen, dass sie Deutsche sind. :lachtot: :lachtot: :lachtot:

Übrigens läuft in Rotthausen aktuell eine Umfrage, ob ein Anschluss an das Fernwärmenetz gewünscht ist. Die Resonanz soll sehr groß sein.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

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Mücke
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Mücke »

Minchen hat geschrieben:
22.08.2022, 12:00
Übrigens läuft in Rotthausen aktuell eine Umfrage, ob ein Anschluss an das Fernwärmenetz gewünscht ist. Die Resonanz soll sehr groß sein.
https://heizung.de/heizung/wissen/typis ... eberblick/

Hier scheint mir folgender Satz aus dem Artikel interessant:

"Im Vergleich zu vielen anderen Heizsystemen ist ein Fernwärmenetz nur dann wirtschaftlich, wenn es viele Haushalte mit Energie versorgt. Damit das möglich ist, dürfen Gemeinden einen Anschlusszwang verhängen. Voraussetzung ist, dass das Fernwärmesystem dem Umwelt- und Klimaschutz dient. Ist das der Fall, haben Verbraucher keine Wahl und müssen Wärme aus dem Netz beziehen"

Nachtrag 23.8.22:
Was ich in einem Beitrag aus 2008 hier im Forum (Erfahrungen mit Fernwärme in GE) lesen konnte:

Die zu beheizenden Gebäude sollten einen guten Dämmstandard haben (+/- 150 kWh/m2) oder aber vor dem Anschluss an Fernwärme nachgedämmt werden. Denn diese Heizform ist je Kilowattstunde teurer als Öl oder Gas. Schlechte Dämmung ist deshalb ein unbezahlbarer Luxus. Ein kommunaler Anschluss- und Benutzungszwang ist durch örtliche Satzung nur für Neubaugebiete zulässig.
Quelle: https://www.energieverbraucher.de/index ... =41&id=117
Zuletzt geändert von Mücke am 23.08.2022, 09:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Mechtenbergkraxler
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Minchen hat geschrieben:
22.08.2022, 12:00

Aber egal. Die Zeichen stehen auf voll gegen die Wand. Es kann natürlich sein, dass wir den Winter irgendwie überstehen, aber die Industrie wird trotzdem abwandern, und es wird sich auch nie mehr neue ansiedeln, denn selbst wenn die Energieversorgung irgendwie sichergestellt werden sollte (vielleicht passiert ja ein Wunder!), wird es bei den Kosten nicht mehr möglich sein, auf dem Weltmarkt konkurrenzfähige Produkte herzustellen. Das ist schade. Und dann ist halt alles weg, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, soziale Sicherungssysteme. Ich fand das alles immer prima, aber sei’s drum. Ist nicht mehr gewollt.

Hoffentlich finden wir kurzfristig noch einen Termin, um mit unseren Freunden unseren jährlichen Ausflug ins AquaMagis in Plettenberg zu machen, bevor die schließen müssen, weil sie die Energiekosten nicht mehr stemmen können. Das war immer echt schön. Wir haben auch noch Tickets für den Moviepark. Ob die die Saison noch zu Ende führen können? Eigentlich soll in diesem Schuljahr endlich das Schulschwimmen stattfinden, das bisher coronabedingt immer aufgeschoben wurde. Ist nur die Frage, ob die Stadt es schafft, das Sportparadies weiter zu betreiben.
Minchens Unkenrufe sind mittlerweile schon geradezu legendär. Dabei brauchte sie doch nur meinen Wahlspruch zu lesen (siehe unten) und schon wäre sie ein glücklicher Mensch. :D

Ich habe einen großen Teil meines Berufslebens in der Industrie gearbeitet. Man (er,sie,es) sollte doch die Unternehmen nicht für dümmer halten, als sie sind. Jede Art von Umbruch im weltwirtschaftlichen Gefüge wurde in allen Zeiten immer vom cleveren Teil der deutschen Firmen genutzt, um sich mit Innovation, neuen Standards und neuen Produkten einen Wettbewerbsvorsprung zu schaffen. Da mögen aus Angst und Panik einige Leute die Fahne des guten alten Verbrennungsmotors hoch halten, parallel dazu haben VW, BMW & Co. längst ihre Kapazitäten für E- und H2 - Technologien hochgefahren. Die sind doch nicht doof. Oder ein aktuelles Beispiel: Im Rhein haben einige Speditionen fest darauf vertraut, dass Klimawandel doch nur Fake ist. Parallel dazu haben clevere Firmen u.a. aus dem Umfeld der chemischen Industrie längst Frachter bauen lassen, die auch bei extremem Niedrigwasser klar kommen. Minchen, sei beruhigt. Unsere Industrie hat schon längst die Beschaffungswege in Sachen Gas und Öl pragmatisch auf einen krisenresistenten Stand gebracht. Es ist aber logisch, dass deren Lobby zunächst einmal vom Staat so viel Sponsorgelder bekommen will wie irgendwie möglich. Und dazu freuen sie sich sehr, wenn Unkenrufe besorgter Leute ins Volk gebracht werden. Keine Angst, die wandern nicht ab, und eine solide finanzierbare soziale Grundsicherung wird auch keiner abschaffen.

Das breite Publikum hat offenbar völlig vergessen, dass Konjunkturflauten, Störungen im internationalen Markt und Inflation etwas völlig Normales in der Marktwirtschaft sind und gelegentlich vorkommen. Dann verzichtet man eben auf liebgewordenen Luxus, wie das AquaMagis und den Moviepark, lässt den Poolrobbi im Stall, macht eine oder zwei Wochen weniger Urlaub, und muss dann wirklich nicht die Heizung auf 17 oC drehen. Klagen auf hohem Niveau, auf keinen Fall aber auf Netflix, DAZN und Sky verzichten; das ist der Stoff, aus dem die Montagsdemos gewebt sind. Für die armen Socken, die wirklich nicht mit dem Geld klarkommen, für die interessiert sich sicherlich keiner der Organisatoren.

MK (wie immer, nicht aus der Ruhe zu bringen) :wink:
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kefir
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von kefir »

Ich gehöre nicht zu den armen Socken und Verzicht ist für mich kein Fremdwort. Habe keinen Poolroboter, da ich keinen Pool habe.Sky etc. brauch ich auch nicht...bin mit 3 Programmen aufgewachsen. Urlaub...der letzte war vor 3 Jahren. Ja und ????Momentan heisst es : Kohle horten für die Rechnungen die wohl demnächst im Briefkasten liegen. So what ? Ein Lebenlang ist's bei mir immer jot jejange, irgendwie, aber dennoch. Ich überlasse das klagen den anderen, wenns denen hilft. :?: :?: :roll:

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Westfale
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Westfale »

Ich kann dem Beitrag von MK nur zustimmen, da auch ich mein Berufsleben in und mit der (chemischen) Großindustrie verbracht habe. Ich habe aber noch einige Zusatzbemerkungen.
Die letzte einschneidende Einschränkung persönlicher, liebgewomnnener Freiheiten durch Probleme bei der Energieversorgung waren die autofreien Sonntage im Jahre 1973. Wer da auf sein Auto verzichten musste, war damals mindest im Führerscheinalter von 18 Jahren.
D.h er war damals Jahrgang 1955 oder früher und ist heute mindestens 67 Jahre alt. Für mich bedeutet das:
alle lieben Mitmenschen unter 65 Jahren, d.h. die nach 1955 geboren sind, haben niemals in ihrem Leben deutliche Einschränkungen durch externe Einflüsse hinnehmen müssen. Sie haben bisher eine "goldene Zeit" nit allen Freiheiten genossen. Alles weas aus dieser Gruppe an Schwarzmalerei kommt, ist operative Hektik und Jammern auf hohem Nneau.
Übrigens
Karl Lauterbach liebevoll Panik Karl genannt ist Jahrgang 1963
Robert Habeck, Wirtschaftsminiuster mit dem Duktus eines Vertrauenslehrer in einer Waldorfschule ist Jahrgang 1969
Minchen, hier schweigt der Kavalier, es käme höchstens ihr Vater/Schwiegervater in Betracht.

Ich zähle die Pandemieeinschränkungen nicht unbedingt zur Einschränkung persönlicher Freiheien. Das einzigste was ich kurzzeitig vermisst habe, waren geschlossene Restaurants und der völlige Ausfall kultureller Veranstaltungen.

Also, packen wir es an, die Schwarzmalerei verbunden mit kindischen Vorschlägen a la nicht duschen, dafür waschen mit dem Waschlappen überlassen wir den grünen Oberlehrern
westfale
Aus der Hochstraße darf keine Bahnhofstraße 2.0 werden.

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Minchen
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Minchen »

Mechtenbergkraxler hat geschrieben:
22.08.2022, 17:16

Minchens Unkenrufe sind mittlerweile schon geradezu legendär. Dabei brauchte sie doch nur meinen Wahlspruch zu lesen (siehe unten) und schon wäre sie ein glücklicher Mensch. :D

Ich habe einen großen Teil meines Berufslebens in der Industrie gearbeitet. Man (er,sie,es) sollte doch die Unternehmen nicht für dümmer halten, als sie sind. Jede Art von Umbruch im weltwirtschaftlichen Gefüge wurde in allen Zeiten immer vom cleveren Teil der deutschen Firmen genutzt, um sich mit Innovation, neuen Standards und neuen Produkten einen Wettbewerbsvorsprung zu schaffen. Da mögen aus Angst und Panik einige Leute die Fahne des guten alten Verbrennungsmotors hoch halten, parallel dazu haben VW, BMW & Co. längst ihre Kapazitäten für E- und H2 - Technologien hochgefahren. Die sind doch nicht doof. Oder ein aktuelles Beispiel: Im Rhein haben einige Speditionen fest darauf vertraut, dass Klimawandel doch nur Fake ist. Parallel dazu haben clevere Firmen u.a. aus dem Umfeld der chemischen Industrie längst Frachter bauen lassen, die auch bei extremem Niedrigwasser klar kommen. Minchen, sei beruhigt. Unsere Industrie hat schon längst die Beschaffungswege in Sachen Gas und Öl pragmatisch auf einen krisenresistenten Stand gebracht. Es ist aber logisch, dass deren Lobby zunächst einmal vom Staat so viel Sponsorgelder bekommen will wie irgendwie möglich. Und dazu freuen sie sich sehr, wenn Unkenrufe besorgter Leute ins Volk gebracht werden. Keine Angst, die wandern nicht ab, und eine solide finanzierbare soziale Grundsicherung wird auch keiner abschaffen.

Das breite Publikum hat offenbar völlig vergessen, dass Konjunkturflauten, Störungen im internationalen Markt und Inflation etwas völlig Normales in der Marktwirtschaft sind und gelegentlich vorkommen. Dann verzichtet man eben auf liebgewordenen Luxus, wie das AquaMagis und den Moviepark, lässt den Poolrobbi im Stall, macht eine oder zwei Wochen weniger Urlaub, und muss dann wirklich nicht die Heizung auf 17 oC drehen. Klagen auf hohem Niveau, auf keinen Fall aber auf Netflix, DAZN und Sky verzichten; das ist der Stoff, aus dem die Montagsdemos gewebt sind. Für die armen Socken, die wirklich nicht mit dem Geld klarkommen, für die interessiert sich sicherlich keiner der Organisatoren.

MK (wie immer, nicht aus der Ruhe zu bringen) :wink:
Ganz bestimmt halte ich die Unternehmen nicht für dümmer, als sie sind. Immerhin werden sie meistens noch von Betriebswirten und Ingenieuren geführt und nicht von abgebrochenen Studenten der Theologie oder früheren Kindergärtnern, Callcenteraushilfen, Kinderbuchautoren, verhinderten Theaterwissenschaftlern oder Völkerballexperten. :roll:

Und da ist die Rechnung nun sehr schlicht – keine verlässliche, bezahlbare Energie – Verlegung in ein Land, das das garantiert, Schließung oder Verringerung der Produktion. Ist ja einfach. Villeroy und Boch. Trimet. Kostal. Hellma Materials.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass unsere Industrie "schon längst die Beschaffungswege in Sachen Gas und Öl pragmatisch auf einen krisenresistenten Stand gebracht" hat. Wäre aber schön. Die Preise sind nun mal, wie sie sind, und die Lieferwege auch. Hast Du irgendwelche Informationen, wie man außerhalb der offiziellen Wege darankommen kann?

Ich bin auch nicht "unglücklich", wie Du wohl anzunehmen scheinst? Nein, ich zähle zu diesem resilienten Menschentyp, entspannt und stabil, sozusagen. Meine Kinder zum Glück auch. Meistens am Singen, okay, alleine oder im Auto. :oops:
Das ist aber nicht gleichbedeutend mit ignorant. Eher wachsam. Ich beobachte die Entwicklung und komme offenbar zu anderen Ergebnissen als Du. Würde mich total freuen, wenn Du Recht behältst. Kann ich halt bloß nicht glauben.

Netflix und Sky habe ich nicht. Da ich eh kein Fernsehen schaue, wäre es recht sinnlos, für noch mehr ungegucktes Fernsehen noch mehr Geld zu bezahlen. DAZN habe ich noch nie gehört, das kenne ich nicht. Will ich jetzt auch nicht googeln. Habe aber KindleUnlimited.

Und mit dem "Verzicht auf den liebgewonnenen Luxus" ist das so eine Sache. Klar kann ich persönlich darauf verzichten, das Spaßbad zu besuchen oder den Moviepark. Mir ist es schnurz, ich habe tatsächlich meine eigene Sauna, und Achterbahnen finde ich gruselig. Ein Sessel und ein Buch reichen mir persönlich aus. Kuscheldecke habe ich schon besorgt.

Schade ist es halt nur für die Leute, die dort arbeiten, in den Freizeitparks und Schwimmbädern. Der eine oder andere mag auf das Einkommen angewiesen sein. Ich kann auch meinen Urlaub zuhause verbringen, da ist es auch schön. Schade halt nur für die Leute, die auf eigene Kosten dieses historische Ferienhaus modernisiert haben und es jetzt vermieten wollen. Deren Kosten laufen weiter, während ich großzügig auf den liebgewonnenen Luxus verzichte. Aber das müssen die ihrer Bank erklären und nicht ich.

Wie damals Herr Schäuble schon sagte im Zuge der Coronamaßnahmen, es wäre doch wohl nicht so schlimm, mal nicht ins Restaurant zu gehen. Isses auch nicht, außer natürlich, man betreibt ein Restaurant und lebt davon. Oder man züchtet Gänse. Oder wäscht Tischdecken. Aber das konnte der Schäuble sich wohl nicht vorstellen. Sollen sie halt Kuchen essen?
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von matz »

nein, der Wohlstand, die soziale Absicherung, die Infrastruktur und die Renten in diesem Land beruhen alle auf Verzicht. Ein Waschlappen tut´s auch.

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rapor
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von rapor »

Dann ist es ja gut, Waschlappen gibt es in Deutschland wirklich genug!
Vielleicht reicht es ja auch, im Winter die Masken zu vergrößern und bis über die Augen zu ziehen. ...


Und übrigens, ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung, also ein Realist.
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Minchen
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Minchen »

Mittlerweile haben unsere Vorturner in Japan, Katar, Norwegen, Kanada und was weiß ich noch wo (Iran?) persönlich vorgesprochen, um Gas zu organisieren. Natürlich vergeblich. Unerfreulicherweise wollen potenzielle Lieferanten langfristige Verträge abschließen, und das wollen die Vorturner ja nicht. Schon doof.
Außerdem gibt es wohl weltweit nicht genug entsprechende Schiffe etc.pp. So kommt eins zum anderen.
Voll gegen die Wand.
Aber wäre es nicht sinnvoller gewesen, bei den potenziellen Lieferanten einfach anzurufen? Wegen Klima und so.

Soll eigentlich für Waschlappen der Mehrwertsteuersatz reduziert werden? :mrgreen:
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

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Pedder vonne Emscher
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Re: Erdgas in Gelsenkirchen

Beitrag von Pedder vonne Emscher »

Definition Waschlappen: Als Waschlappen bezeichnet man umgangssprachlich eine Person ohne Mut und Rückgrat, die nichts aushält und ständig jammert. Quelle: wikipedia.

Auch der Duden nennt 2 Definitionen. Der Waschlappen zum Waschen wird auch Waschhandschuh genannt. :wink:
Viele verlieren ihren Verstand deshalb nicht, weil sie keinen haben.
Arthur Schopenhauer

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