Was lest Ihr gerade?

[Quiqueg]

Behalte den Augenblick
wo Seile und Bretter abgelegt sind,
die Träger in der Wirtschaft Karten spielen,
im Trauerhaus wieder das Feuer brennt
und das erste Gelächter zu hören ist.

Wie poetisch! Das ist von Günter Eich.

[Lo]

Lese ich gerade: hier schreiben Menschen aus dem Pott über Menschen, die ihnen im Leben begenet sind,
die sie beeindruckt, oder Vorbildspuren hinterlassen haben oder eben auch lebenslang Idole blieben.
Richtig schön geschrieben. Unsere Margit Kruse ist auch dabei.

[Quiqueg]

Die Lenin-Statue in Horst

Leporello

O statua gentilissima
del gran Commendatore
Padron mi trema il core
non posso terminar.

O hochgeehrte Statue
des großen Herrn Komturs
Mein Herr! Mir bebt das Herz;
ich kann nicht weiter.

Io sentomi gelar
ich fühl mich wie gefroren

mover mi posso apena
mi manca o Dei, la lena
per carità, partiamo,
andiamo via di qua.

Ich kann mich kaum noch rühren,
meine Kraft, o Götter, ist dahin
Barmherzigkeit! Lasst uns gehen

[Quiqueg]

Shylock:
Signor Antonio, viel und oft habt ihr mich
beschimpft auf dem Rialto, weil ich Geld
verleih um Zinsen. Immer hab ich das
ertragen mit geduldigem Achselzucken,
denn Dulden ist ein Zeichen unseres Stammes,
Ihr nennt mich ungläubig, Hund, Halsabschneider
und spuckt auf meinen langen Judenrock,
Bloß weil ich das, was mein ist, nutzbar mache.
Nun, schön,jetzt zeigt sich, Ihr braucht meine Hilfe.
Da habt ihr es; ihr kommt zu mir und sagt:
„Shylock, wir wollen Geld.“ Und das sagt Ihr,
Ihr, die auf meinen Bart gespien habt
Und mich getreten habt wie einen Köter,
den man vom Tor stößt. Geld ist, was Ihr wünscht.
Was soll ich sagen? Soll ich euch nicht sagen:
„Hat ein Hund Geld? Ist's möglich, dass ein Köter
Euch dreitausend Dukaten leihen kann?
Oder soll ich mich bücken wie ein Höriger
Und leise flüstern, demütig verhalten:
'Herrlicher Herr, vorigen Mittwoch habt ihr
mich angespuckt, und anderntags getreten,
auch Hund genannt; für diese Höflichkeiten
will ich euch soviel Geld leihn?“

Signior Antonio, many a time and oft
In the Rialto, you have rated me
About my moneys and my usances;
Still have I borne it with a patient shrug;
For sufferance is the badge of all our tribe;
You called me misbeliever, cut-throat,, dog,
And all for the use of that which is mine own.
Well,then, it now appears you need my help:
Go to, then; you come to me, and you say,
'Shylock, we would have moneys'; you say so;
And foot me as you spurn a stranger cur
Over your threshhold: moneys is your suit.
What should I say to you? Should I not say,
Hath a dog money? Is ist possible
A cur can lend three thousand ducats?`or
Shall I bend low , and in a bondman's key
With bated breath and whispering humbleness,
Say this, -
'Fair sir, you spit me on Wednesday last;
You spurn'd me such a day; another time
You called me dog; and for these courtesies
I'll lend you thus much moneys'?

[Quiqueg]

Zum 9./10. November 2020: Auch ein Wort über unser Judenthum von Th. Mommsen 1881

„ … Ich bin es zufrieden, wenn die wenigen Worte, die ich zu sagen beabsichtige, denjenigen Antwort geben, die es etwa interessieren mag zu erfahren, wie ich über die Angelegenheit denke. Sie scheidet so viele sonst gut und lange Verbündete, und Scheiden tut weh. (… )Wer noch die Zeit gekannt hat der Ständeversammlungen mit beratender Stimme und des Deutschlands, das höchstens noch auf der Landkarte einerlei Farbe hatte, dem wird unser Reichstag und die Reichsfahne um keinen Preis zu theuer sein, mag immer kommen was da will, und es kann noch vieles kommen. (…) In dem gewordenen (Deutschland) tobt ein Krieg aller gegen alle (...) Neben dem sogenannten Culturkampf tritt nun ins Leben die Missgeburt des nationalen Gefühls, der Feldzug der Antisemiten. (Das giebt uns nicht das Recht) diesem selbstmörderischen Treiben des Nationalgefühls tatenlos zuzuschauen. (…) Die Empfindung der großen Zusammengehörigkeit hat die Nation geschaffen, und es würde aus mit ihr sein, wenn die verschiedenen Stämme je anfangen sollten, sich gegeneinander als Fremde zu fühlen. Wir verhehlen uns die Verschiedenheit nicht; aber wer recht fühlt, der erfreut sich derselben. (…) Die gemeinschaftliche Abstammung von Vater Noah genügt freilich nicht, wenn die germanische Ahnenprobe den Deutschen macht. (… ) So wenig, wie die Nachkommen der französischen Colonie in Deutschland geborene Franzosen sind, so wenig sind unsere jüdischen Mitbürger etwas anderes als Deutsche.
(… ) Die alte Welt kennt das nicht, was wir heute den nationalen Staat nennen. Auch in den Monarchien Alexanders und Caesars dachte man gar nicht an dasjenige homogene und ungefähr mit dem Sprachgebiet zusammenfallende Staatsbürgerthum … (Ihre hervorragenden Schriftsteller … haben bald der damaligen Weltsprache angefangen sich zu bedienen, aber der Historiker Josephus, der Philosoph Philon sind ganz und voll Juden und bewusste Vertreter des Judenthums. (… ) Man vergegenwärtige sich jeden jüdischen Dichter von Belang (...) man wird wohl die Spuren ihrer Herkunft erkennen, wie denn kein Poet seinen Ursprung verleugnen kann und Goethe immer auch ein Frankfurter Kind bleibt (…) Der deutsche Israelit steht ebenso mitten im deutschen literarischen Leben wie der englische mitten im englischen. (…) Was heißt das, wenn Hr von Treitschke von unseren israelitischen Mitbürgern fordert, sie sollten Deutsche werden? Sie sind es ja, so gut wie er und ich. (…) Wir, die eben erst geeinigte Nation, betreten mit dem Judenkriege eine gefährliche Bahn. (…) Heute gilt es den Juden – ob blos den ungetauften oder auch den getauften, unterlassen die Herren zu untersuchen (…) Unser Jahrhundert hat vielleicht kein größeres Dichtertalent gesehen als Heine; und wer kann dieses Spielen des Verstandes mit dem eigenen Herzblut (…) anders begreifen, als wenn man sich seines Ursprungs erinnert. (…) Es ist eben wie überall. Licht und Schatten sind gemischt; ob mehr oder minder ungleich, wird niemand zu entscheiden wagen, der nicht Hofprediger ist.(... ) (Und ich bin) überhaupt der Ansicht, daß die Vorsehung weit besser als Herr Stöcker begriffen hat, warum dem germanischen Metall für seine Ausgestaltung einige Procent Israel beizusetzen waren. (…) Die Regierung kann hier wenig thun; es liegt jedem Einzelnen ob, zu beweisen, dass wir ein freies Volk sind . Fähig, sich selbst und seine Stimmungen zu beherrschen und begangene Fehler zu verbessern. (… ) Was er (Treitschke) sagte, war damit anständig gemacht. Der Kappzaum der Scham war dieser Bewegung abgenommen; und jetzt schlagen die Wogen und spritzt der Schaum. Jeder Jude deutscher Nationalität hat den Artikel (Treitschkes) in dem Sinne aufgefasst und auffassen müssen, daß er sie als Mitbürger zweiter Klasse betrachtet, gleichsam als eine allenfalls besserungsfähige Strafcompagnie. Das heißt den Bürgerkrieg predigen. (…) Die Juden sollen (nach Herrn Zöllners Ansicht) von allen obrigkeitlichen Stellungen ausgeschlossen werden und ihre Verwendung als Einzelrichter „eine angemessene Beschränkung“ erfahren. Also hiernach steht es den Juden auch ferner frei, die Rechte zu studiren und die Prüfungen zu absolviren, nur angestellt können sie nicht werden. Eine Rechtsschmälerung ist es freilich nicht, wenn das Recht bleibt wie es ist – nur dass davon kein Gebrauch gemacht werden kann (…). Sind die preußischen Universitäten, welche den Namen unserer Könige tragen, gegründet als Schlingen zum Heranlocken an Stellungen, in die der Einlass versagt wird? (...)

[Ströppken]

Tränenvoll der Tag
an dem aus der Asche
ein schuldiger Mann aufsteigen soll, um verurteilt zu werden
Erbarme dich über ihn, Herr:
Sanfter Herr Jesus,
gewährt ihnen ewige Ruhe.
Amen.


"Lacrimosa" - MOZART - Requiem

[rapor]

Das neue Buch des Gelsenkirchener Schriftsteller und Ägyptologen Christian Huyeng.
"2020 erschienen die ersten drei Romane 'Mörderischer Kongress', 'Tödliche Sitzung' und 'Stürzende Sterne', die alle in der neuen Welt des Imperiums von Aerath spielen. Humorvolle Fantasy mit einem Augenzwinkern." (Lovely Books)
Wer Terry Pratchett mag, wird daran Gefallen finden.

[Emscherbruch]

'Huchting - Geschichten von der Straße'
Gofi Müller erzählt auf unnachamlich lakonische Weise von der Zerbrechlichkeit und Schönheit des kleinen Glücks. - 12 Kurzgeschichten, die in einem Ortsteil von Bremen, nämlich Huchting, spielen. Ideal für den kleinen Lesehunger zwischendurch.

Da man nie nur ein Buch gleichzeitig lesen kann und zur Verarbeitung des realen Wahnsinns um uns herum:
'Die infantile Gesellschaft' von Alexander Kissler

[Quiqueg]

Eduardo Galeano: Die offenen Adern Lateinamerikas

"Ein Nicht-Profi wandte sich an ein Publikum von Nicht-Profis. Die anregendsten Antworten kamen zum Beispiel durch die junge Frau, die mit lauter Stimme einer Sitznachbarin aus dem Buch vorlas, als sie mit dem Bus durch Bogotá fuhr. Oder die Frau, die in den Tagen der Schlächterei aus Santiago de Chile floh und das Buch in den Windeln ihres Babys versteckt hatte. Das Buch hat nichts zu tun mit einer Literatur, die sich an ein bereits überzeugtes Publikum richtet und immer dieselben Phrasen wiederholt, von der Revolution ebenso weit entfernt wie die Pornografie von der Erotik."

[Pünktchen]

Da mich unter anderem zur Zeit meine Erinnerungen an die Schulzeit einholen, lese ich von Willam Golding "Herr der Fliegen".
Damals vor xx-Jahren mit wachsender Spannung gelesen (verschlungen) und darüber eine Interpretation im Fach Deutsch geschrieben.

[rascall]

"Wer, wenn nicht Bill?" - Aus dem Klappentext: Sven Böttcher liefert die Überlebensanleitung zur globalen Krise - voller Humor, analytischer Brisanz, nebst Bauplan für eine bessere Welt. Ein radikal-humanistisches Manifest, das seinesgleichen sucht.

[rapor]

Ethan Cross "Die Stimme der Rache" Thriller Ehemaliger Serienmörder jagt Serienmöder

Andrzej Sapkowski bekannt durch seine Hexer / The Witcher - Reihe, "Gottesstreiter" 2. Band der Narrenturm - Trilogie Historischer Roman der im 15. Jahrhundert spielt.

[Marion67]

Ethan Cross "Die Stimme der Rache" Thriller Ehemaliger Serienmörder jagt Serienmöder

Andrzej Sapkowski bekannt durch seine Hexer / The Witcher - Reihe, "Gottesstreiter" 2. Band der Narrenturm - Trilogie Historischer Roman der im 15. Jahrhundert spielt.

Hast du die anderen Bücher rund um Herrn Ackerman auch gelesen?

[Mechtenbergkraxler]

Letzte Woche in einer südwestlichen Stadt in NRW, die mich aber rein äußerlich stark an Gelsenkirchen erinnert hat. Ich in den Supermarkt, ein paar Äpfel für unterwegs kaufen. Gucken, welche Ziffern ("105", "371" ....) zu den Braeburn gehören. Keine gefunden, nur Preis pro kg. Also ab an die Kasse, denn sicherlich wird dort gewogen, wie in vielen Läden mittlerweile. Vorwurfsvoller Blick der Kassiererin, warum ich denn nicht gewogen habe. Ich: Da sind doch nirgendwo Nummern drauf, und die Waage ist doch sicherlich nur eine Kontrollwaage. Hinter mir Unruhe in der Schlange. Der Delinquent wurde zerknirscht an die Waage zurückgeschickt.

Am nächsten Tag, gleicher Laden, wieder was einkaufen. Frag ich eine der Angestellten dort, was ich denn am Tag vorher verkehrt gemacht hätte und warum die einzelnen Obst- und Gemüsesorten keine individuellen Ziffern hätten. Die verblüffende Antwort: Es gibt hier zu viele Leute, die solche Ziffern nicht von der Preisangabe unterscheiden können und manchmal überhaupt nicht lesen können. Ich: Ja aber, dann muss der Käufer doch genau wissen, welche Sorte er gekauft hat. Sie: Das haben wir uns längst abgewöhnt. Hier haben alle Äpfel, alle Kartoffeln usw. den jeweils gleichen Preis. Der Käufer (we,em,de) muss nur noch das Bildchen drücken. Und das kriegen auch die Analphabeten hin."

Wieder was dazugelernt. Dazu passt die Zeitungsmeldung von heute, dass eine Sonderauswertung der PISA-Studie gravierende Defizite bei der Lesefähigkeit deutscher Schüler (er,sie,es) ergeben hat. Wörtlich: "Die Freude am Lesen hat in Deutschland in den vergangen Jahren so stark abgenommen wie in kaum einem anderen Land." Bevor wieder von einigen Usern die Defizite nur bei Ali und Omar gesehen werden, sollten sie mal mit Lehrern sprechen, ob Björn und Malte wesentlich besser lesen, wenn deren Eltern sich genauso wenig um deren Medienkonsum kümmern wie bei den erstgenannten. Ich sehe biodeutsche Kinder genauso bescheuert und verbissen in ihre Smartphones glotzen wie turktartarische oder solche vom Stamm der Haddedihn. Es hat also eher mit Erziehungswillen zu tun als mit dem Pigmentgehalt der Haut. Und ob Lehrer, Freude am oder überhaupt Grundkenntnisse im Lesen vermitteln können oder wollen, wage ich auch zu bezweifeln.

MK (in solchen Dingen sehr altmodisch. Konservativ kann man ja nicht mehr sagen, seitdem sich jeder tätowierte Skinhead für einen Konservativen hält)

[Bernhard Roth]

Was für Jobs gibt es denn künftig für solche Analphabeten? Oder lernen die ein digitales Alphabet und kommunizieren dann über zwei, drei Druckschalter? Entsteht da in der schönen, neuen Welt eine neue Elite?