GG auf Nachtschicht

Alles, was es sonst noch zu bequatschen und zu begucken gibt.

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Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

Mondnacht
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Nachtwache
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:cold:

RuhrReporter
Beiträge: 55
Registriert: 21.06.2011, 18:10

Neumarkt by night

Beitrag von RuhrReporter »

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Animken
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Beitrag von Animken »

Chronistin66 hat geschrieben:Hallo Nachtschwärmer!

Sorry, aber ab 22:00 Uhr verlässt mich meine Kondition und ich würde nur noch Blödsinn schreiben und das Bett hat 1000 Arme, die mich festhalten. :wink:

Fängt nicht der frühe Vogel den Wurm?

Doro


Hallo Nachtschwärmer. Es geht mir auch eher so, wie Doro. 8)

Von Euren nächtlichen Spaziergängen durch das dunkle Gelsenkirchen lese ich hier aber sehr gerne.

Meistens sehe ich Gelsenkirchen doch eher bei Tag, ob es regnet oder die Sonne scheint. Wäre aber bestimmt mal ganz interessant, durch die Straßen zu streifen, wenn es stiller ist in der Stadt, wenn z. B. Graffiti-Sprayer aktiv werden... . 8) :x Würde gerne mal welchen auflauern und das Gespräch suchen... .

Brummischubser
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Nachts im Verteilerverkehr

Beitrag von Brummischubser »

Auch wenn ich der Nachtschicht jetzt nicht mehr viel abgewinnen kann, hat sie mich doch den größten Teil meines Arbeitslebens begleitet. Nachtarbeit wirkt sich subjektiv noch als erträglich aus, wenn sie in einem regelmäßigen Rhythmus erfolgt. Objektiv gesehen ist das aber nicht der Fall. Man macht sich da selber etwas vor. Nachtarbeit läuft dem menschlichen Biorhythmus zuwider und kann Schlaflosigkeit, Appetitstörungen, Nervosität und eine Herabsetzung der allgemeinen Leistungsfähigkeit bewirken. Ich denke, es ist nicht verkehrt, mal einen winzigen Eindruck von dieser Arbeit zu vermitteln, ohne jetzt die Nebenwirkungen besonders zu erklären.
Wenn andere schlafen gehen, werden die Nachtfahrer aktiv. Sie sorgen dafür, dass in den Geschäften am frühen Morgen die frische Milch und das frische Gemüse bereitstehen. Geht der Verbraucher morgens zum Einkaufen, macht er sich in der Regel keine Gedanken, wie die Ware in die Regale gekommen ist.
Gestartet bin ich stets von unserem Lager aus an der Maybachstraße, im Schatten von Real und Elba.

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Die Arbeit in der Nacht hat einige Vorzüge. So lassen sich die Touren ziemlich genau planen, weil kaum Verkehr auf den Straßen ist und Staus so gut wie unbekannt sind. Im Sommer muss man nicht in der brütenden Hitze arbeiten und genießt die Kühle der Nacht. Allerdings wird man beim Abladen oft von Mücken und anderem Ungeziefer belästigt, vor allem, wenn man Bauernhöfe anfährt. Das Licht auf dem Lkw und die weiße Lackierung scheint sie förmlich anzulocken. Und der Misthaufen als Brutstätte für die Fliegen ist meist nur einen Steinwurf von der Abladestelle entfernt. Ich weiß nicht, wie viel Liter Blut die Insekten aus mir rausgesaugt haben, irgendwie gefühlte 2 bis 3 Liter, aber ich musste da durch.

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Im Winter kann die Nachtarbeit allerdings sehr beschwerlich werden, wenn das Wetter nicht mitspielt. Oftmals ist wegen der Dunkelheit nicht erkennbar, ob die Straßen glatt sind oder einfach nur naß. Streudienste findet man bei Schneefall, wenn überhaupt, nur auf den Autobahnen.

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Es ist auch nicht lustig, Rollcontainer durch hohen Schnee oder über Glatteis zu ziehen. Oftmals ist das Abladen schon bei normaler Wetterlage schwierig. Im Winter kann sich der Arbeitsaufwand entsprechend potenzieren. Da bekommt man so manches Mal dicke Arme. Wichtigstes Utensil ist hier die Schaufel, Sand und Streusalz. Und natürlich braucht man in so einer Situation auch eine gehörige Portion Gelassenheit, weil es unter den Kunden Zeitgenossen gibt, die so gar kein Verständnis für eine Verspätung aufbringen.

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Zunehmend werden die Läden gegenüber früher größer und haben auch eine eigene Anlieferzone. Diese Läden werden von einem Stab an Experten ausgesucht und entsprechend eingerichtet. Vernünftige Ladezonen sind dabei ein wichtiges Element in der Vorplanung. Es gibt aber auch größere Läden, da werden die Objekte nicht nach dem Gesichtspunkt ausgewählt, wie die spätere Anlieferung vonstatten gehen soll. Sie befinden sich in der Hand von Einzelpersonen, die andere schwerpunktmäßige Kriterien zugrunde legen. Dann muss man eben von vorne abladen und die Rollcontainer quer duch den Laden bis ins Kühlhaus ziehen. Und oftmals ist noch eine Stufe davor, die erst überwunden werden muss. So ein Rollcontainer kann durchaus mal 200 bis 300 kg Gewicht haben.

Auch wenn die großen Läden zunehmen, so beliefern wir doch noch zahlreiche kleine Läden und Hofläden auf Bauernhöfen. Diese Geschäfte haben einen gewissen Charme, eine Seele. Man spürt förmlich, dass die Inhaber in ihrem Laden auch ihre Überzeugung ausleben. Dazu kommt noch der typische Duft, den so kleine Läden haben, welcher den großen Läden völlig fehlt. Ich bemerke den Duft jedesmal, wenn ich Urlaub hatte und ein paar Wochen entwöhnt war. Manche Kollegen nennen das "Gestank", aber das ist Ansichtssache.

Und hier müssen wir durch eine Einfahrt durch bis zu einer Garage, wo die Rollcontainer deponiert werden. Die Einfahrt ist betoniert und hat zahlreiche Löcher. Danach kommt Kopfsteinpflaster, was bei schweren Rollis Schinderei bedeutet. Selbst im Winter bricht man da in Schweiß aus. Natürlich wird der Efeu nicht beschnitten. Er darf wachsen, wie er möchte. Bei Regen oder wenn es vorher geregnet hatte, wird man pudelnaß, wenn man durch diesen grünen Vorhang durch muss. Das Wasser läuft einem dann in den Nacken, selbst wenn es aufgehört hat zu regnen.

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Von alledem kriegt der Endverbraucher nichts mit. Selbst der Chef oder der Disponent schlafen den Schlaf des mehr oder weniger Gerechten und verlassen sich auf die Nachtfahrer. Es passiert zwar öfter, dass sie dann verlassen sind, aber das ist wieder ein anderes Thema. Ich gehe jetzt auf jeden Fall erst mal eine Runde schlafen.

Viele Grüße

Rainer

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