Seite 111 von 124

hintergründigkeit

Verfasst: 26.04.2011, 10:12
von Bernd Matzkowski
rabe489 hat geschrieben:Eine kleine hintergründige Geschichte:

Marsyas, ein Satyr, der als Begleiter der rasenden und Trommeln schlagenden Kybele durch Phrygien zog, fand das Instrument (die Flöte von Euryale, der Schwester Medusas), erlernte dessen Spiel und war schließlich so von seiner Kunst überzeugt, dass er Apollon zum Wettkampf forderte. Die Musen, welchen das Schiedsamt zufiel, sahen zunächst Marsyas als den Überlegenen an. Als jedoch Apollo seinem Kitharspiel noch den Gesang hinzufügte, konnte dieser als Sieger hervorgehen. Apollon hängte Marsyas zur Strafe an einer Fichte (dem heiligen Baum der Kybele) auf, dem aufgehängten Satyr wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. Aus seinem Blut entsprang der gleichnamige Fluss Marsyas.

Schönheit und Schrecken?
die hintergründigkeit besteht hier doch nicht in der frage nach schönheit oder schrecken, sondern in der mythologischen rechtfertigung des übergangs vom matriarchat(und matriarchalischen göttinnen) zum patriarchat(und den entsprechenden göttern). es ist doch in der geschichte bezeichnend, dass der satyr zum gefolge kybeles gehört. kybele(auch gaija=die erdmutter genannt) ist die "urmutter" der matrarchalischen linie und wird in dieser geschichte bereits als "rasend" diskriminiert. folglich muss der satyr auch dem lichtgott apollon, einem vertreter der patriarchalischen neuen götter unterliegen!

Die griechische Karthasis ist durch die stoische Philosophie, gewollt oder ungewollt, als das aufgedeckt worden, was sie ist, nämlich als Herrschaftsinstrument. Die "ursprünglich griechischen Tragödie, in der der Mensch einem zerstörenden Schicksal ausgeliefert ist, aber die Größe besitzt, dieses von den Göttern verhängte Schicksal auf sich zu nehmen" (wikipedia, Kartharsis) arbeitet mit Angst, Schmerzen und Leiden, um die Menschen im damals herrschenden Gesellschaftsgefüge beherrschbar zu machen
]

wie man den katharsis-begriff (der ursprünglich aus der medizin kommt und erst mal reinigung bedeutet) versteht, hängt wesentlich von der übersetzung ab. lessing hat zb von daher die kategorie mitleid (als höchste tugend) entwickelt. die griechischen tragödien zeigen eben nicht nur den vollzug eines schicksals, sondern sie zeigen den menschen auch als jemanden, der - frei ist in seiner entscheidung. kreon ist frei in seiner entscheidung, wie mit antigone zu verfahren ist. ödipus ist frei in seiner entscheidung, die mordtat aufzudecken und sich dabei selbst auf die spur zu kommen und dabei zu erfahren, dass er schuldlos schuldig geworden ist (die griechen bezeichnen das mit dem begriff der hamartía). deshalb wird er - was gerne vergessen wird- in sophokles´drama "ödipus auf kolonos" auch von den göttern von jeglicher schuld frei gesprochen und in in den olymp erhoben![/quote]

Verfasst: 26.04.2011, 10:44
von Paul Herbstwald
Ich sehe ein Bild auf dem Schönes und Schreckliches gelungen simultan dargestellt wird.

Inhalt:

Wer über das Wasser laufen will, sollte zumindest schwimmen können.

Selbstüberschätzung führt zum Untergang.

------------

Findet griechische Mythologie in der aktuellen Scholastik noch reichlich Anwendung?

Verfasst: 26.04.2011, 10:54
von UHK
Paul Herbstwald hat geschrieben:Findet griechische Mythologie in der aktuellen Scholastik noch reichlich Anwendung?
Eher nicht, es sei denn als Definitionsgrundlage oder als historisches Moment in der Altertumsforschung.

siehe:
Texte zur modernen Mythentheorie, Hrsg. W. Barner, A. Detken und J. Wesche, Reclams Universal-Bibliothek Nr. 17642, Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 2003

Der Schwan

Verfasst: 26.04.2011, 11:16
von Paul Herbstwald
Bild
Habe mir erlaubt, das jüngste hier vorgestellte Bild nochmal nach vorne zu holen.

Danke für Rückblicke in die Antike,
den bedrückenden Gegenwartsbezug, sowie Literaturhinweise.

Verfasst: 26.04.2011, 13:13
von rabe489
@all

Interessante Debatte. Danke. Bin wieder etwas schlauer geworden. Im übrigen entstehen solche Bilder nicht nach einem vorformulierten Programm, sondern die Bildgegenstände wachsen aus dem Prozeß des Malens, so daß der Künstler selbst oft ratlos bzw. staunend das fertige Bild betrachtet.

Re: Neu

Verfasst: 26.04.2011, 15:33
von kleinegemeine01
rabe489 hat geschrieben: Wer weiß was?
ich weiß nix

aber:
Ich sitze am Ufer und möchte gerne einmal das warme, weiche, weiße Gefieder des Schwans streicheln.
Ich sitze also sehr ruhig da und hoffe darauf, daß der Schwan mich versteht und meine Ruhe zur Kenntnis nimmt, näher kommt und mir vertraut.
Warum sollte der Schwan mir vertrauen? Ich bin ein Mensch.
Da ich dies unbedingt tun möchte, so langsam die Geduld verliere und nach Hause muß oder möchte, gehe ich ins Wasser hinein, hole tief Luft und tauche zum Schwan hin, strecke ihm meine ausgestreckten Finger entgegen und ...

aber da endet rabe' s Bild

Vertrauensbruch
mein Titel für das Bild

Verfasst: 26.04.2011, 18:13
von ausdemhinterhof
@Kg01: Am Schwan packen verboten! :shock:

und wenn.. der ist weiter links ;-) sonst geht die Luft aus bevor Du den Frevel begehst..

@Rabe das Wasser ist dunkler um die Hand.. ist es dort tiefer :roll:

@ Schwan da Du scheinbar unterlassene Hilfeleistung begehen willst, lass Dich nicht von WENE dabei knipsen! Und den Hals kannst Du Dir auch mal waschen! Ist doch wahr..
r

Verfasst: 26.04.2011, 18:47
von rabe489
ausdemhinterhof hat geschrieben:@Rabe das Wasser ist dunkler um die Hand.. ist es dort tiefer :roll:
Nein. Der Restkörper des Ertrinkenden wirft den Schatten. :roll:

Verfasst: 26.04.2011, 19:10
von -Locke-
mmmh..... nur das Animalische bleibt auf der Oberfläche zurück, selbstzufrieden, während das Menschliche jämmerlich ertrinkt.....

Verfasst: 26.04.2011, 20:21
von HelmutW
Tja....vielleicht hat das animalische oft mehr Menschlichkeit ...... :wink:
Aber im Ernst....ich mag das Wort animalisch nicht so sehr....
es ist mir zu abgrenzend....

Verfasst: 26.04.2011, 21:31
von ausdemhinterhof
Nein. Der Restkörper des Ertrinkenden wirft den Schatten. Rolling Eyes
Restkörper hört sich so endgültig und komplett an ;-)
Ich hoffe der wird nicht zum biologischen Reststoff..
Immerhin lässt Du uns wissen, dass Er ertrinken wird.
An was wird Er sich erinnern können? Hatte Er genug zu Trinken? :shock:
Na egal ich höre gerade den Kommentar bei SAT Dreck zum Schalke Spiel und habe das Gefühl es spielt eine Mannschaft des Olymp gegen die Gelsenkirchener.
Greift das Thema des edlen Schwan auf vor dem Ertrinkenden GElern. ;-) aber wie Picasso schon bewiesen hat der ertrinkende kann manchmal auch in der Kunst gerettet werden... hoffen wir das Beste.
r

Verfasst: 26.04.2011, 22:40
von -Locke-
HelmutW hat geschrieben:Tja....vielleicht hat das animalische oft mehr Menschlichkeit ...... :wink:
Ich bin davon ausgegangen das dem Menschen beides innewohnt... :wink:

Verfasst: 26.04.2011, 22:43
von HelmutW
Locke.....
nur das das sogenannte animalische wesentlich älter ist........und das Menschliche eine, teilweise gelungene Erungenschaft ist...... :wink:

Verfasst: 27.04.2011, 07:32
von rabe489
Wat Musikalisches zum Schwanenthema:

Das berühmteste Madrigal von Orlando Gibbons (1583 - 1625) ist "The Silver Swan". Der Text lautet
The silver swan, who living had no note,
When death approach'd, unlock'd her silent throat;
Leaning her breast against the reedy shore,
Thus sung her first and last, and sung no more.
Farewell, all joys; O Death, come close mine eyes;
More geese than swans now live, more fools than wise.

Neu

Verfasst: 18.05.2011, 11:44
von rabe489
Bild

J. Kramer: "Zeitgenossen", 5 - 2011, 80 x 100cm, Öl usw.