Erinnerungsorte in Gelsenkirchen

Bekannte und unbekannte Orte in Gelsenkirchen

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

wilhelminer52
Abgemeldet

Re: Schalke 1

Beitrag von wilhelminer52 »

Heinz O. hat geschrieben:[center]Haus Goor
Standort: Stichstraße von Lockhofstraße - Diese Tafel ist nicht auffindbar !
[/center]
@ Heinz O.

Die Tafel befindet sehr wohl noch in der Stichstraße.
Standort: Zaun der "Stahlhandelsfirma Hakenholdt"

Bild

Gruß
w52

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

Danke W52, bin 2x dort rumgelaufen habs nicht gefunden, und eine von mir "beauftragte" Person hats auch nicht gefunden. Leider ist die Ortsangabe bei der einen oder anderen Tafel etwas ungenau :roll: Aber die Texte liegen mir ja alle vor, so das ich sie hier einstellen kann und darf.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Schalke 6

Beitrag von Heinz O. »

[center]Schalker Gaswerk
Standort: GasstraßeBild[/center]
Durch die Industrialisierung war die Nachfrage nach Gas, Wasser und Elektrizität enorm gestiegen. Das Schalker Gaswerk, errichtet durch die Rheinisch Westfälische Industrie, entstand 1860 auf Initiative des Industriellen Friedrich Grillo und versorgte damals die Stadt Gelsenkirchen sowie die Ämter Schalke und Ückendorf. Gas diente in erster Linie der Straßenbeleuchtung, daher auch die Bezeichnung Leuchtgas. 1877 strahlten in Gelsenkirchen ganze 70 Straßenlaternen. Das Gas wurde durch Kohlevergasung innerhalb einer Kokerei oder in einem Gaswerk erzeugt. Deshalb lagen Gaswerke oft in der Nähe von Bergwerken. Im Herzen von Schalke war das Gaswerk ein wichtiger Baustein im industriellen Verbund mit Kohle, Eisen und Chemie. Bis 1998 gehörte das Gaswerk den Stadtwerken Gelsenkirchen. Mit der Gründung der ELE Emscher Lippe Energie GmbH ging es 1999 in deren Besitz über. Der regionale Energieversorger beliefert die Städte Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck mit Strom, Erdgas und Energiedienstleistungen.

Die Geschichte der Stadtwerke Gelsenkirchen ist eng mit der Schalker Fußballgeschichte
verbunden. Königsblaue Spieler wie Herbert Burdenski, Heiner Kördell, Heinz Pliska und Egon Horst arbeiteten bei den Stadtwerken. Im Sommer 1982 begann Olaf Thon seine
Ausbildung als Hochdruckrohrschlosser bei den Stadtwerken Gelsenkirchen. Er tauschte
schon bald das Schweißgerät gegen Kickerschuhe und Stutzen. Seine Karriere begann, als der FC Schalke 04 zum zweiten Mal in seiner Geschichte in die Zweite Liga abgestiegen war. Mit 17 Jahren war er der zweitjüngste in einem Meisterschaftsspiel eingesetzte
Schalke-Profi. Nur Berni Klodt war bei seinem Debüt jünger. Seinen Durchbruch schaffte Thon im Mai 1984 mit drei Toren beim legendären 6:6 im Pokalspiel gegen Bayern München. Bereits mit 18 Jahren spielte er in der deutschen Nationalmannschaft. Zu den Höhepunkten seiner Karriere zählt der Gewinn des UEFA-Cups mit den „Eurofightern" 1997. Die ELE ist nicht nur durch die Betriebssportgemeinschaft „ELE Sport" im Fußball aktiv. Sie gehört ebenso zu den offiziellen Sponsoren des FC Schalke 04 und versorgt die Veltins-Arena als offizieller Energielieferant mit Gas und Strom.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Schalke 7

Beitrag von Heinz O. »

[center]Schalker Industrie
Standort:Berliner Brücke
Bild Foto: Sammlung Karl-Heinz Weichelt
[/center]
Der Stadtteil Schalke verdankt seine Entstehung der Industrialisierung. In wenigen Jahren entwickelte er sich von einer verschlafenen Bauernschaft zu einer Boomtown. Während 1855 hier gerade 281 Einwohner lebten, waren es 1900 mehr als 26.000! Diese Entwicklung, typisch für die Emscher-Region, war in Schalke besonders stark ausgeprägt.
Der „Startschuss" zur Industrialisierung fiel 1863, als Friedrich Grillo die Zeche Consol gründete. Schlag auf Schlag folgten weitere Firmengründungen - an fast allen war Grillo beteiligt. 1866 eröffnete er gemeinsam mit dem Essener Unternehmer Funke ein Puddel- und Walzwerk, 1870/71 das Drahtwalzwerk Boecker und Co.
Es folgten 1872 die Schalker Eisenhüte,
die AG für Chemische Industrie
und 1873 die Glas-und Spiegelmanufaktur AG Schalke.
Auch die Herdfabrik Küppersbusch produzierte in Schalke.
Sie war aus einer von Friedrich Küppersbusch gegründeten Schlosserwerkstatt hervorgegangen. Die Produkte der Schalker Industrie wurden in viele Länder verkauft und trugen den Namen „Schalke" in die Welt - lange bevor es den FC Schalke 04 gab.

Arbeiter und Fußball
Anfangs war Fußball keineswegs ein Arbeitersport. Die ersten Fußballer gehörten dem
Bürgertum an. Auch in Schalke gründeten Gymnasiasten den ersten Fußballverein „Spiel
und Sport Schalke 1896". Die Arbeiterkinder kickten noch in Straßenmannschaften.
Den Arbeitern war es allein schon wegen der langen Arbeitszeiten kaum möglich,
Sport zu treiben. Doch mit Einführung des Achtstundentages nach dem Ersten Weltkrieg nahm
die Anzahl der Arbeitervereine rapide zu. Fußball bot eine Gelegenheit, sich von dem harten,
monotonen Alltag im Pütt oder in der Fabrik abzulenken. Und nicht wenige verbanden mit dem Fußball die Hoffnung auf
Karriere und einen, wenn auch bescheidenen, sozialen Aufstieg. Auch die Industrie entdeckte in den
20erJahren den Sport für ihre Ziele. Es entstanden zahlreiche Werksmannschaften wie „Blau-Weiß Gelsenguss" oder die
Werksjugend des Schalker Vereins. Als Mannschaftssport sollte Fußball den Zusammenhalt der Belegschaft fördern und zu einer stärkeren Identifikation mit dem Werk beitragen.
Zwecks Imagepflege förderten die Montanunternehmen auch „freie" Vereine. Sie stifteten Bau- und Sportmaterial oder boten Spielern attraktive Arbeitsplätze.
siehe auch: Uechtingstraße im Wiki.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Schalke 8

Beitrag von Heinz O. »

[center]Schalker Markt
BildFoto: Sammlung Karl-Heinz Weichelt

[/center]
Das Herz des Stadtteils Schalke
Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war der Schalker Markt das pulsierende Herz des
Stadtteils. Der Platz bot früher mit seiner Industriekulisse einen dramatischen Anblick: Direkt hinter den Häusern erhob sich ein Wald aus qualmenden Schloten. Die Fördertürme der Zeche Consol ragten weit sichtbar in den Himmel. Werkshallen, Wohnhäuser und Gärten lagen dicht beieinander. Dieses Bild war typisch für Industriegemeinden wie Schalke. Wohnen, Arbeiten und Leben waren eng miteinander verzahnt. Vom Schalker Markt zweigt die Schalker Straße ab, früher eine lebendige Einkaufsstraße. Am Schalker Markt befand sich die evangelische Kirche; sie wurde im Krieg zerstört und später (in der Königsberger Straße) neu gebaut. Mitten auf dem Markt hatten die Bürger dem Gründer der Schalker Industrie, Friedrich Grillo, ein Denkmal errichtet.
Mittelpunkt des Fußballgeschehens
Der FC Schalke 04 verlegte seine Geschäftsstelle 1928 in das Lokal „Haus Thiemeyer".
Der Markt war damit auch Mittelpunkt des Vereinslebens. Die Wirtin Henriette Thiemeyer, von allen „Mutter Thiemeyer" genannt, betrieb die alte Kaiserhalle am Schalker Markt. Hier fanden sich Fans und Spieler regelmäßig ein, hier feierten die Schalker ihre größten Erfolge: Zwischen 1934 und 1942 wurden sie sechs Mal Deutscher Meister.
Dann stand die Siegestrophäe, die „Viktoria", im „Haus Thiemeyer"; die Gaststätte
wurde zum Wallfahrtsort. Tagelang feierte man die Meisterschaft mit Musik und Tanz auf dem Marktplatz. Manchmal musste „Mutter Thiemeyer" ihr Lokal wegen Überfüllung schließen.
Zweimal wöchentlich kamen die Spieler nach dem Training zum Essen in das Lokal. Im Obergeschoss befand sich die Geschäftsstelle des Vereins. Mit „Mutter Thiemeyer" und dem Vereinsvorsitzenden Fritz „Papa" Unkel pflegten die Spieler ein familiäres Miteinander.
Neben „Haus Thiemeyer" hatte Ernst Kuzorra seinen Tabakladen. Berni Klodt, der Kapitän der Meistermannschaft von 1958, betrieb am Schalker Markt von 1950 bis 1960 eine
Kneipe.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Schalke 9

Beitrag von Heinz O. »

[center]Gedenkstein in der Kampfbahn GlückaufBild
[/center]
Schon nach längeren Planungen wurden für die im Ersten Weltkrieg umgekommenen 17 Mitglieder des FC Schalke 04 auf der Glückauf-Kampfbahn 1934 ein kleines Ehrenmal mit einem Gedenkstein in der Nähe des Haupteingangs geschaffen. Auf diesem Findling war eine Inschriftentafel mit einem Eisernen Kreuz und einem Eichenkranz angebracht und die Opfer des 1. Weltkrieges wurden namentlich genannt: Wilhelm Borowski, Fritz Gwiasda, Johann Henscheid, Emil Hertling, Franz Kahlke, Peter Lames, August Linenberg, Wilhelm Lismann, August Nischkowski, Heinrich Olbrisch, Ernst Preuß, Adolf Schlonsack, Wilhelm Schlonsack, Josef Steinmetz, Wilhelm van den Berg und Heinrich Wickert.

Anlässlich eines Spiels Schalkes gegen den 1. FC Nürnberg im August 1934 wurde das Ehrenmal enthüllt. Die Erinnerung an die im 1. Weltkrieg gefallenen Vereinsmitglieder war eine nicht nur bei vielen Fußballvereinen durchaus zeit typische Erscheinung. Die Einweihung des Denkmals entsprach im Nationalsozialismus zeit typischen Ritualen.

Nationalsozialismus bedeutete Krieg. Auch im 2. Weltkrieg verlor der Verein viele Mitglieder, darunter aus der ersten Mannschaft. Walter Berg, Bernhard Füller, Heinz Kempen, Herbert Lichtner, Wilhelm Schabram, Adolf Urban und Trainer Otto Faist.

Das Ehrenmal für die Opfer des 1. Weltkrieges wurde mit dem Stadion im 2. Weltkrieg zerstört. Anlässlich des Vereinsjubiläums 1954 wurde das Denkmal einfach wieder hergerichtet, in einer Zeit, in der man sich wenig um die Aufarbeitung vom Nationalsozialismus kümmerte und kümmern wollte.

Das Ehrenmal verfiel später wieder und geriet in Vergessenheit, darunter auch die Umstände seiner Entstehung.

Dank der Initiative und Förderung des Schalker Fanprojekts und der Ultras Gelsenkirchen wurde das in Vergessenheit geratene Ehrenmal zur Erinnerung an die Opfer des Ersten Weltkriegs aus dem Schalker Fußballverein am 7. Mai 2011 wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Schalke 10

Beitrag von Heinz O. »

[center]Hauergasse
Standort: Herzogstraße / TannenbergstraßeBild[/center]
Die Anfänge des Fußballs in Schalke
Fußball wird in Schalke nicht erst seit 1904 gespielt. Schon lange vorher trafen sich Lehrlinge oder Schüler aus den Arbeiterquartieren rund um die Hauergasse zum Fußballspielen. Doch in jenem Jahr beschlossen einige von ihnen, einen Verein zu gründen: Westfalia Schalke. Aus den Anfangsjahren der Schalker Kicker ist nur wenig überliefert. Über die Vereinsgründung gibt es weder Protokolle noch Urkunden oder Zeitungsmeldungen. Vorsitzender und Mannschaftsführer war der 14-jährige Schlosserlehrling Wilhelm Gies. Die Vereinsfarben Rot und Gelb hatte man bei einem Gastspiel einer holländischen Mannschaft abgeguckt. Geld für Trikots hatten die Schalker nicht - es reichte ja nicht einmal für einen anständigen Ball. Die Jungs spielten in ihren Straßenschuhen, was ihnen oft heftigen Ärger mit den Eltern einbrachte.

Ein wilder Verein
Wie die Schalker, so fanden sich viele Fußballer aus der Arbeiterschaft in so genannten
"wilden Veinen" zusammen. Diese Vereine waren vom offiziellen Spielbetrieb des Westdeutschen Spielverbandes ausgeschlossen, denn meistens hatten die „Wilden" weder einen eigenen Spielplatz noch geregelte Vereinsstrukturen. Im Westdeutschen Spielverband (WSV) dominierte das Bürgertum. Der Verein „Spiel und Sport Schalke 1896" gehörte von Anfang an dem WSV an. Denn hier spielten vor allem kaufmännische Angestellte und Zechenbeamte. Westfalia Schalke hingegen bemühte sich lange Zeit vergeblich um die Aufnahme in den WSV. Einer der Gründe wird das geringe Alter der Spieler gewesen sein: In den Anfangsjahren war keiner über 18. Außerdem hielt der WSV die jungen, wenig organisierten Vereine für kaum existenzfähig. Und in der bürgerlichen Schicht blieb man wohl auch lieber unter seinesgleichen. Um seriöser zu wirken und wenigstens von der Stadt anerkannt zu werden, musste sich Westfalia Schalke um einen volljährigeren Vorsitzenden bemühen. Man fand ihn 1909 in Heinrich Hilgert, Wiegemeister auf der Zeche Consol. Trotzdem lehnte der WSV das Aufnahmegesuch des Vereins wiederholt ab. Erst nach dem Zusammenschluss mit dem etablierten Schalker Turnverein im Jahr 1912 konnten die Fußballer am offiziellen Spielbetrieb teilnehmen.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Schalke 11

Beitrag von Heinz O. »

[center]ehemaliger Zigarrenladen von Ernst Kuzorra und Stan Libuda
Standort: Kurt-Schumacher-Straße 5Bild[/center]
Die Jobs der Schalker Spieler
Hier in Schalke-Nord liegt der wohl berühmteste Tabakladen Gelsenkirchens. Bis 1974 betrieb ihn Ernst Kuzorra. Nach seiner Fußballkarriere übernahm Stan Libuda das Geschäft.
Vor dem zweiten Weltkrieg lag Kuzorras Zigarrenladen am Schalker Markt, direkt neben dem Vereinslokal "Haus Thiemeyer". Kuzorra hatte zuvor auf der Zeche Consol gearbeitet, unter anderem als Schlepper und Lehrhauer unter Tage. Ausgerechnet aus Dortmund erhielt er 1927 ein interssantes Angebot. Man bot ihm bei einem Wechsel zum SC Dortmund 95 die Anstellung in einer Brauerei an. Ein Förderer der Schalker konnte das verhindern, er bezahlte Kuzorra den Führerschein und beschäftigte ihn als Fahrer. Dank der finanziellen Unterstützung eines hiesigen Geschäftsmanns konnte Kuzorra schließlich den kleinen Tabakladen eröffnen.
Fritz Szepan hatte ursprünglich bei der Firma Küppersbusch gelernt und führte dann gemeinsam mit Kuzorra bis 1931 das Tabakgeschäft. Nach einer kurzen Zeit als Gastwirt der Kneipe "Ritter Eck" erhielt er eine Anstellung im Sportamt der Stadt Gelsenkirchen. Auch Ötte Tibulsky, Bernie Klodt, Willi Schulz und Werner Kretschmann betrieben zeitweise als Gastwirte ein Lokal.

"Zigarrenladen-Amateurismus"
Bei seiner Gründung im Jahr 1900 beschloss der DFB, nur Vereine aufzunehmen, die Amateure, also keine Berufsspieler, zu ihren Mitgliedern zählten. Die Spieler mussten daher ihren Lebensunterhalt anderweitig verdienen. Die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs nach dem Ersten Weltkrieg setzte die Vereine unter Druck. Ein Spitzenverein musste professionelle Strukturen aufbauen. Regelmäßiges, intensives Training war aber neben einer regulären Arbeit kaum zu absolvieren. Da die Amateurbestimmungen ein Bezahlung der Spieler ausschloss, entlohnte man sie oft mit der Vermittlung von Scheinarbeitsplätzen oder unterstützte sie etwa beim Erwerb eines Tabakladens oder einer Kneipe. Erst seit Gründung der Bundesliga 1963 gibt es in Deutschland offiziell Berufsfußballer.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

[center]Geburtshaus von Ernst Kuzorra
Standort: BlumendelleBild Foto: Benzin-Depot
[/center]
Auf der gegen überliegenden Straßenseite stand das Geburtshaus des wohl größten Schalker Fußballers: Ernst Kuzorra wurde hier 1905 als Kind einer preußischen Einwandererfamilie geboren. Als genialer Dribbler und gefährlicher Vollstrecker machte sich Kuzorra weit über die deutschen Grenzen hinaus einen Namen. „Clemens", wie ihn seine Mitspieler nannten, bildete mit seinem Schwager Fritz Szepan in den 20er, 30er und 40er Jahren das Herz der legendären Schalker Elf. Seine ersten Tore für die Schalker B-Jugend schoss Ernst in den guten Sonntagsschuhen, was ihm eine Tracht Prügel von den Eltern einbrachte doch das konnte die Begeisterung des Jungen nicht bremsen. Schon mit 17 spielte Kuzorra in der ersten Mannschaft des FC Schalke 04. Wenig später übernahm der technisch versierte Halbstürmer die Kapitänsbinde und kümmerte sich außerdem um Neuverpflichtungen von Spielern und Trainern. Zur Legende wurde Kuzorras Tor, das die Schalker Elf 1934 zu ihrer ersten Deutschen Meisterschaft führte: In letzter Minute schoss er das 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Trotz eines Leistenbruchs war Kuzorra zum Endspiel angetreten. Mit dem Schlusspfiff brach er bewusstlos zusammen. Sein Kommentar zu diesem sensationellen Tor: „Ich wusste nicht, wohin mit dem Ball, da hab ich ihn einfach reingewichst." Insgesamt sechsmal holte Kuzorra mit dem Schalker Team die Deutsche Meisterschaft. Als erster Schalker spielte Ernst Kuzorra 1927 in der Nationalmannschaft. Seine internationale Karriere endete aber vorzeitig, weil er mit einer vorgetäuschten Verletzung beim Reichstrainer Otto Nerz den Einsatz von Fritz Szepan erzwingen wollte. 1950 beendete Kuzorra seine sportliche Laufbahn. Dem FC Schalke blieb er jedoch bis an sein Lebensende verbunden: zunächst als Trainer, dann als Obmann und Ehrenpräsident - und bis zuletzt als regelmäßiger Gast im Parkstadion. Ernst Kuzorra starb am 1. Januar 1990 in Gelsenkirchen.
Zahlreiche Anekdoten und Legenden ranken sich um das Leben des berühmten Fußballers. So arbeitete Kuzorra anfangs noch als Bergmann auf der Zeche „Consol". Doch mit den Gedanken war er meistens beim Fußball - auch unter Tage. Angeblich verschonten die Kumpels den Fußballer vor der schwersten Arbeit, damit dieser am Wochenende Tore schießen konnte. Eine Zulassung, die Ernst für die Polizeischule in Münster erhielt, wurde kurzerhand von seinem Mannschaftskollegen „Tullux" Valentin mit dem Kommentar „Du bleibst hier!" zerissen. Auch seine Abwerbung durch den SC Dortmund 95 konnte verhindert werden.
Legendär ist Kuzorras Antwort auf die Frage des schwedischen Königs, wo denn Schalke liege: „Anne Grenzstraße." Und Gelsenkirchen? „Um Schalke drumrum."
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

[center]Textilgeschäft Julius Rode
Standort: Bushaltestelle Gewerkenstraße / Schalker Markt
Bild
Sammlung Karl-Heinz Weichelt[/center]
Hier am Schalker Markt 9 befand sich seit den 1920er Jahren ein Textilgeschäft. Die
Gebäude Schalker Markt gruppierten sich an drei Seiten um den Marktplatz herum, an der
vierten Seite folgte das Betriebsgelände der Zeche Consolidation. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft übernahm der Fußballstar Fritz Szepan vom FC Schalke 04 am 5. November 1938 das Textilgeschäft, das zuvor jüdischen Besitzern unter dem Firmennamen Julius Rode & Co. gehört hatte. Mit Hilfe des Umfeldes des Fußballvereins erwarb er das Geschäft deutlich unter dem eigentlichen Firmenwert. Fritz Szepan profitierte dabei von den antisemitischen Maßnahmen des „Dritten Reiches" und derzynisch als „Arisierung" bezeichneten Enteignung der Juden. Die jüdischen Besitzer des Textilgeschäftes am Schalke Markt 9, Sollt' Meyer und Julie Lichtmann, wurden Opfer der Verfolgung und Ermordung der Juden in Deutschland und Europa im Nationalsozialismus. Sie wurden im Januar 1942 aus Gelsenkirchen deportiert und sind verschollen. Das Gebäude Schalker Markt 9 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das Wäschegeschäft Szepan wurde im Gebäude Schalker Markt 5a wiedereröffnet und bis 1972 betrieben. Ein Rückerstattungsverfahren nach der Befreiung vom National-
sozialismus endete mit einem Vergleich. Während Fritz Szepan persönlich profitierte, bemerkte man beim Fußballverein im Allgemeinen kaum die bestehende Gefahr politischen Missbrauchs der Schalker Erfolge und deren Instrumentalisierung fürs herrschende Regime: Man ließ sich gerne feiern und „machte mit". Der FC Schalke 04 und seine Mitglieder waren dabei so gut und so schlecht wie die deutsche und die lokale
Gelsenkirchener Bevölkerung im Nationalsozialismus insgesamt. Im Verein gab es keine
überzeugten oder gar fanatischen und aktiven Anhänger des Nationalsozialismus, ebenso
gab es aber auch keinen Widerstand, auch fast keinen nachweisbaren Widerspruch.
Insofern war Fritz Szepan jenseits einfacher Erklärungen also sowohl der begnadete
Fußballspieler des FC Schalke 04 und die Integrationsfigur für den Verein als auch der in den Nationalsozialismus „verstrickte" Geschäftsmann.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

[center]Verfolgung und Ermordung der Familie Haase
Standort: Kurt-Schumacher-Straße 4

Sally Haase
Carola Haase
Ingrid HaaseBild
Stolpersteine für die Familie Haase
[/center]
Nebenan im Haus Nr. 10, an der damaligen Kaiserstraße, wohnte die jüdische Familie Haase. Sie gehörte zu den alten Kaufleute-Familien Gelsenkirchens, die im Zuge des Industrialisierungsprozesses und der Zuwanderung seit Mitte des 19. Jahrhunderts nach Gelsenkirchen kamen. Der 1891 in Gelsenkirchen geborene Sally Haase folgte seinem
Vater in den Kaufmannsberuf. Als Soldat im Ersten Weltkrieg wurde er für seine Tapferkeit ausgezeichnet. Nach der Rückkehr nach Gelsenkirchen betrieb er hier verschiedene Geschäfte. Er heiratete die 1898 geborene Witwe Carola Cossmann, die 1921 geborene Tochter Margot mit in die Ehe brachte. Das Ehepaar hatte zwei weitere Kinder – den 1926 geborenen Bernd und die zwei Jahre jüngere Ingrid. Die Nationalsozialisten zerstörten noch 1933 die Existenzgrundlagen der Familie. Als der Vater im Zusammenhang der
„Reichskristallnacht" verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt wurde, geriet die Familie immer mehr in Not. Nach der Entlassung aus dem Konzentrationslager floh Sally Haase vor den Nationalsozialisten nach Belgien. Nur der Tochter Margot gelang die Flucht in die USA. Die übrigen Familienmitglieder erhielten keine Einreisevisa für die USA.
So mussten Carola Haase und ihre Kinder in Gelsenkirchen bleiben. Mit vielen weiteren Gelsenkirchener Juden erlebten sie die Diskriminierung und Drangsalierung und schließlich die Deportation aus Gelsenkirchen nach Riga am 27. Januar 1942. Alle drei Mitglieder der Familie überlebten, bis die Rote Armee immer näher kam, und wurden von Riga in das Lager Stutthof verlegt. Dort kamen Carola und Ingrid Haase um. Bernd Haase wurde im März 1945 befreit. Neben seiner in die USA entkommenen Schwester blieb er der einzige Überlebende der Familie, denn auch sein Vater wurde nach Auschwitz deportiert und
ermordet. Bernd Haase kehrte nach Gelsenkirchen zurück und verließ Anfang 1947 Deutschland. Mit Hilfe seiner Schwester baute er sich in den USA eine neue Existenz auf.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

Da waren alle von mir entdeckten und recherchierten Erinnerungsorte. Es ist aber gut möglich das es noch einige gibt, die ich noch nicht gefunden habe.
Wenn jemand noch irgendwo im Stadtgebiet so eine Tafel findet, die hier nicht vorgestellt wurde, so darf er sie sehr gerne hier einstellen !
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

[center]Ältere Häuser an der Hauptstraße
Standort: Hauptstraße 15[/center]
Die Hochstraße war als Verbindungsweg zu dem Nachbardorf Wanne bis zur Anlage der Bahnhofsfraße das wirtschaftliche Zentrum des Kirchspieles Gelsenkirchen. Sie hieß bis zum Zusammenschluss mit Buer im Jahr 1928 Hochstraße.
Ähnlich den Begriffen Hochzeit oder Hochaltar wurde damals „hoch" mit „bedeutend" gleichgesetzt.
Einen Eindruck vom Aussehen der früheren Bebauung vermittelt allein noch das Haus Hauptstraße 30. Es ist ein um 1810 entstandenes verschiefertes Fachwerkhaus mit einer
schönen klassizistischen Haustüre und zeigt, wie stark Gelsenkirchen, zu der Zeit ein kleiner Ort im Landkreis Bochum, baulich und kulturell mit dem märkischen Land verflochten war.
Das zweigeschossige Haus Hauptstraße 15 wurde 1869 für Julius von Oven gebaut; auch hier hat sich die schöne originale Haustüre erhalten. Sein Vater Ludwig von Oven unternahm ab 1840 am Wiehagen die ersten Bohrungen nach Steinkohle; ab 1854 konnte Mulvany davon profitieren. Der Familie von Oven gehörte auch ein altes Fachwerkhaus auf
dem linken Nachbargrundstück, das 1961 abgebrochen wurde.
In der Gründerzeit um 1890 entstanden prächtige dreigeschossige Wohn- und Geschäftshäuser. Charakteristisch sind Nr. 12, gebaut 1890 für den Händler Heinrich Brinkmann und Nr. 16, gebaut 1893 für den Fleischermeister Abraham Vogelsang.
Ein gutes Beispiel für die nachfolgende stilgeschichtliche Phase ist das Geschäftshaus Hauptstraße 7/9 („Eisen Kochs"), das 1912/13 der Architekt Josef Franke entwarf. Dabei wurden zwei alte Parzellen zusammengefasst.
Leider wurden die Erdgeschosse bei den meisten Häusern durch große Schaufenster gestalterisch verändert. Geschickt verbessert wurde die Fassade von Nr. 17, wo der Kaufmann Meier Reichenstein 1928 dem 1907 errichteten Altbau eine expressionistische Putzfassade vorblenden ließ.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Benutzeravatar
Heinz H.
Beiträge: 8619
Registriert: 17.10.2007, 16:54
Wohnort: GE-Buer

Großes Lob

Beitrag von Heinz H. »

Heinz O. hat geschrieben:Da waren alle von mir entdeckten und recherchierten Erinnerungsorte...
@Heinz O.,
vielen Dank für deine außerordentlichen Bemühungen. :danke:

Die zitierten Texte zu den einzelnen Erinnerungsorten sind sehr informativ und könnten für eine Literaturrecherche auch sehr nützlich sein. Ich möchte dich allerdings noch darum bitten, eine Übersicht in Form eines Inhaltsverzeichnisses anzufügen, das würde die Recherche erleichtern.

Gruß
Heinz H.
"Gelsenkirchen kann wirklich froh sein, dass es Buer hat."
Dr. Peter Paziorek

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17505
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

@ Heinz H.: gibt es in unserem Wiki
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... erungsorte :wink:
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Antworten