Führung durch das denkmalgeschützte Rathaus Buer
In Zusammenarbeit mit der Bezirksvertretung Gelsenkirchen-Nord bot der Verein für Orts- und Heimatkunde GE-Buer, am Samstag 19. November 2022, eine Führung durch das denkmalgeschützte Rathaus Buer an. Georg Lecher, Vorsitzender des Heimatvereins präsentierte zusammen mit Bezirksbürgermeister Dominic Schneider historische Besonderheiten des inzwischen 110 Jahre alten Gebäudes.
Die Teilnehmer trafen sich um 10 Uhr am Rathauseingang an der Goldbergstraße. Die Teilnehmerzahl war auf 30 begrenzt, doch ich meine, dass viel mehr Leute anwesend waren.
Treffen der Teilnehmer vor dem Rathauseingang Goldbergstraße
Über dem Eingang befindet sich ein Relief, das das Thema "Arbeit, Familie und Kunst" in GE darstellt. Es wurde vom Halfmannshof-Künstler Hubert Nietsch gefertigt, ist aus patinierter Bronze und zeigt die Motive "Landwirtschaft und Bergbau" die "Familie" und "Buch Theater und Musik". *1)
Begrüßung in der Eingangshalle durch Bezirksbürgermeister Schneider (li) und Georg Lecher/ Heimatverein (re).
Herrr Lecher gab den Anwesenden einen kleinen Einblick in die Geschichte des Buerschen Rathauses.
INFO: Das Rathaus Buer kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Am 21. September 1912 wurde es eingeweiht. Ursprünglich ging es um ein Amtshaus, doch als Buer 1911 zur Stadt wurde, wurde aus dem Amts- ein Rathaus. Das Rathaus selbst besteht aus zwei unterschiedlichen Gebäudebereichen: Einem Altbau, der 1910 bis 1912 gebaut wurde, und einem Erweiterungsbau, der in den 1950er Jahren entstanden ist. Rund 450 Mitarbeiter haben hier ihren Arbeitsplatz. Sie kümmern sich vor allem um die technischen Aufgabengebiete der Stadt, wie z.B. die Vermessung, Verkehrs- und Stadtplanung. Daher wird das Rathaus auch als Technisches Rathaus bezeichnet. *1)
Die Glasfenster in der Eingangshalle
Acht große Glasfenster zieren die westliche Außenwand der Eingangshalle. Dargestellt sind die personifizierten Tätigkeiten der Haupämter der Stadtverwaltung, entworfen von Halfmannshof-Künstler Eduard Bischoff. U.a. erkennt man z.B. die Figur eines Kämmerers mit Schlüssel und Waage sowie die Figur einer Muse mit Harfe als Symbol für die Gesundheit. *1)
Ehemalige Stadtkasse
Die Stadtkasse befand sich im Erdgeschoss des Rathauses. Sie war in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wichtig und publikumsintensiv, weil Steuern zum großen Teil noch bar bezahlt wurden. Deshalb erhielt sie einen eigenen Zugang am Rathausplatz. Über dem Eingang war ein Relief von der Szene vom "Zinsgroschen" angebracht: "Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist - und Gott, was Gottes ist." *2)
Der Tresor der Stadtkasse
Hinter der schweren Tresortür wurde das Bargeld aufbewahrt.
Auf der Rückseite des Tresors befindet sich das Firmenschild des Herstellers: Pohlschröder & Co. - Dortmunder Geldschrank-Fabrik.
Das Haupttreppenhaus
Das Haupttreppenhaus des Rathauses zeigt eine moderne Eisenbeton-Konstruktion, dekoriert mit Schmuckformen, die von Jugendstil und Klassizismus beeinflusst waren.
Über das Haupttreppenhaus gelangt man in die erste Etage, wo sich die Sitzungsräume und das frühere Dienstzimmer des Ersten Bürgermeisters befinden.
Dem Zeitgeist der ersten Nachkriegszeit entsprechend wurden am Ratssaal Gedenktafeln, sog. Ehrentafeln, für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Beschäftigten der Stadt Buer angebracht. *3)
Befund der bauzeitlichen Erfassung
Auf dem Flur an der Tür zum Sitzungssaal wurden zur Dokumentation Schichten freigelegt.
Der Magistratssitzungsraum
Für das Gremium des Magistrats, mit dem Bürgermeister, den hauptamtlichen Beigeordneten sowie der in den Magistrat gewählten ehrenamtlichen Magistratsmitglieder benötigte man jenseits des Ratssaals einen zusätzlichen Sitzungsraum. Dieser lag neben dem Zimmer des Bürgermeisters, der einen eigenen Zugang zum Magistratssaal bekam. *3)
Die Wandverkleidungen und die Decke sind noch erhalten.
Über der Tür zum Zimmer des Oberbürgermeisters steht der Spruch:
- "Klug zu reden ist oft schwer;
Klug zu schweigen meist noch mehr."
(Friedrich von Bodenstedt)
Dienstzimmer des Ersten Bürgermeisters
Das alte Waschbecken ist noch gut erhalten.
Andenken an die alte Glückauf-Kampfbahn
Auf dem Schreibtisch steht ein Bruchstück des Haupteingangs der alten Glückauf-Kampfbahn.
Herr Lecher zeigt den Anwesenden ein altes Foto vom Dienstzimmer des Ersten Bürgermeisters, u.a. auch ein Foto des Ratskellers mit den Gasträumen. *4)
Leider sind die Räume seit vielen Jahren ohne gastronomische Nutzung. Neben dem Ratskeller war im linken Seitenflügel auch die Zentralheizung sowie die Wohnung des Hausmeisters untergebracht. *2)
Bauakten-Registratur
Übergang vom Altbau in den Neubau
Der Übergang verläuft parallel zur Tossestraße. Darunter befindet sich das Tor zum Innenhof des Rathauses.
Blick auf den Rathausturm
Der Stadtverordneten-Sitzungssaal
In diesem Raum tagten die Stadtverordneten. Der Saal befindet sich oberhalb des Haupteingangs. *2)
Der Balkon
Der Balkon vor dem früheren Ratssaal wird getragen von vier dorischen Säulen. Dieses Ensemble markiert den Haupteingang des Rathauses in besonderer Weise. *2)
Die Brüstung besteht aus einer Balustrade aus nebeneinanderstehenden, säulenartigen Stützen mit durchlaufender Abdeckung, die als Geländer dient.
Blick vom Balkon auf das Gebäude des ehemaligen Finanzamts.
Das Fassadengerüst
Das Rathaus ist schon seit einigen Jahren eingerüstet weil seit 2017 verstärkt Schäden an der Natursteinfassade des Rathauses aufgetreten sind. Der Tuffstein der Fassade ist im Laufe der Jahre durch Feuchtigkeit mürbe geworden. Um Fußgänger vor herabfallenden Teilen zu schützen, wurden Gerüste aufgebaut. Die Gerüste werden wohl bis zum Beginn der „großen“ Bauarbeiten stehen bleiben.
Einen Plan gibt es nicht!
Bekanntlich zählt das Rathaus zu den Cross-Border-Leasing-Projekten und gehört den Amerikanern. Die Stadt Gelsenkirchen muss für bauliche Maßnahmen erst die Zustimmung einholen. Spätestens in den Jahren 2031 bis 2042 würden alle Immobilien aus den Cross-Border-Leasing Geschäften wieder der Stadt gehören.
Literaturhinweis:
*1) Das Rathaus Buer - Ein kleiner Streifzug; Herausgeber: Stadt GE
*2) Das neue Rathaus - Dr. Lutz Heidemann; Buer - Geschichten einer Stadt
*3) 100 Jahre Rathaus Buer - Stefan Goch; Buer - Geschichten einer Stadt
*4) Festschrift zur Einweihung des neuen Rathauses der Stadt Buer i.W.; Herausgeber: Stadt GE zum 100jährigen Jubiläum September 2012