Vortrag zum „Ruhrkampf vor 100 Jahren“
Eine kurze Zusammenfassung

Foto: Das besetzte Buer
Anlässlich der Besetzung des Ruhrgebietes durch alliierte Truppen im Januar 1923, bot der Verein für Orts- und Heimatkunde kürzlich einen Vortrag mit dem Titel „Ruhrkampf vor 100 ]ahren - Die Franzosen in Buer“ an. Die Veranstaltung fand im Kunstmuseum an der Horster Straße statt. Der Referent war Dr. Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen.

Foto: Herr Georg Lecher, Vereinsvorsitzender, begrüßt die Gäste

Foto: Referent Dr. Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte
Die Besetzung des Ruhrgebiets markierte den Auftakt zum „Krisenjahr“ 1923, das die Weimarer Republik an den Rand des Untergangs führen sollte. Die Bergbaustadt Buer war seit Anfang 1923 durch französische Truppen besetzt, zu denen ab Mai auch ein belgisches Kontingent stieß.
Dr. Schmidt berichtete von den Auswirkungen der Besatzungszeit auf die Bevölkerung von Buer. Dabei standen insbesondere die Konflikte mit den Besatzungstruppen, die Folgen der Besetzung für den Bergbau und die Rolle des „Ruhrkampfes“ in der lokalen Erinnerungskultur im Fokus.
Weil das Deutsche Reich aus ihrer Sicht seinen Reparationsverpflichtungen aus dem Versailler Friedensvertrag von 1918 nicht nachkommt, marschieren französische und auch belgische Truppen ein, um sich zu holen, was ihnen zusteht. Zechen und Bahnanlagen werden besetzt.

Foto: Einmarsch französischer Alpenjäger in Buer am Rathausplatz

Foto: Französische Kavallerie auf der Dorstener Straße in Buer

Foto: Französische Truppen Hochstraße Ecke Beisenstraße in Buer
Am Sonnabend, den 10. März werden auf der Hochstraße zwei französische Offiziere erschossen. Die Morde wurden den Deutschen angelastet.

Screenshot: Zwei französische Offiziere werden aus dem Hinterhalt erschossen
...aus dem Film von C. Bredenbrock
Die Presse berichtet darüber

Screenshot Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung vom 12. März 1923
https://zeitpunkt.nrw/date/day/7107980?d=1923-03-12
Es folgen strengste Sanktionen: Oberbürgermeister Zimmermann wird verhaftet, Zeitungen werden verboten, Personen werden misshandelt und erschossen, Plünderungen finden statt...

Screenshot: Trauerzug auf der Hochstraße
...aus dem Film von C. Bredenbrock
Bereits am 9. März war die Schutzpolizei entwaffnet und ausgewiesen worden. Diebstähle und Verbrechen vermehrten sich daraufhin in ungeheurer Zahl, sodass später die Besatzer selbst unter den Folgen des polizeilosen Zustandes zu leiden hatten und die Neubildung des Polizeiapparates forderten. Im Dezember kehrte ein Teil von den Ausgewiesenen wieder zurück.

Foto aus dem Vortrag von Dr. Daniel Schmidt: Rückkehr der Schupo, Begrüßung vor dem Rathaus
Wenige Monate nach der Besatzung schrieb Fritz Gehb seine Erinnerungen an die schrecklichen zwei Jahre auf.

Foto: Buchpräsentation "Mit Peitsche und Bajonett" von Fritz Gehb, aus der Buerschen Besatzungszeit 13. Januar 1923 bis 19. Juli 1925
Gehb, der damals Lehrer an der städtischen Handels- und Berufsschule war, beschreibt die Besatzungszeit, mit der die Reparationszahlungen nach Ende des 1. Weltkriegs durchgesetzt werden sollten, in allen Einzelheiten. Das Buch umfasst mehr als 80 Seiten Dokumentarberichte. Die Besatzung in Buer dauerte von Januar 1923 bis Juli 1925.
Verlegt und gedruckt wurde das Buch von Fritz Gehb von der Buerschen Druckerei.