Im Busche

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pito
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Im Busche

Beitrag von pito »

Eine Straße in Ückendorf zwischen Ückendorfer Straße und Bergmannstraße. Ein Spaziergang Im Busche gerät unversehens zur Wanderung durch die Architekturstile der letzten hundert Jahre. Und am Straßenrand gibt es so einiges zu entdecken.


Die Straße beginnt gegenüber von St. Joseph mit Backsteinklassizismus. Schon lange bevor die Expressionisten der 20er Jahre den Backstein zu ihrem Lieblingsmaterial erkoren wußten die Architekten ihn auf interessante Art und Weise zu gebrauchen:
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Den dicken Beton-Unterbau dieses Erkers glaube ich dem Haus nicht recht. Da hat wohl wieder mal ein Renovierer gemeint, er könnte es besser und schöner. :roll:
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pito
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Beitrag von pito »

Das wird wohl zur ältesten Bebauung der Straße gehören. Rechts daneben gibt es noch zwei ähnliche Häuser:
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Auch ich wohne in Arkadien, man sieht's an den Komposit-Kapitellen:
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Ein Blick zurück an der Ecke Weissenburger Straße. Wo früher sicher einmal ein Lädchen oder eine Eckkneipe einlud, quält sich heute eine Rollade in ihrer Halterung.
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pito
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Beitrag von pito »

War da mal ein Betrieb? Oder ist noch? Sah zumindest kein weiteres Schild. Oder ist das eine Zufahrt zu dem großen Industrieareal an der Erzbahntrasse?
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Wieder ein Blick über die Schulter. Diesen Kasten würde ich zeitlich mal in den 1960ern verorten:
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Doch voraus schaut das Auge. Links geht's in die Schüffler Heide und zur "Trinkhalle Fernandes":
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Jede dieser Waschmaschinen wiegt viele Tonnen. Deshalb laufen sie auch unter "unbeweglich". ;-)
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pito
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Beitrag von pito »

Noch ein Schild:
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Hier hat der Rost bereits gesiegt:
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pito
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Beitrag von pito »

Ein Blick nach oben lohnt sich immer. Man stößt auf prägnante Nasen:
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Man war noch stolz auf seine Bauten und versäumte nicht, sie zu datieren:
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Dieses Holztor könnte der Optik nach locker aus der Bauzeit des Hauses stammen. Ich meine ähnliche Tore schon auf alten Fotos gesehen zu haben. Ein schönes Original.
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pito
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Beitrag von pito »

Dem geübten Auge des GGlers entgehen auch diese Dinge nicht:
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pito
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Beitrag von pito »

Kurz vor Schluß hält die Straße im Busche noch eine Überraschung bereit, einen Klassiker der 50er Jahre:
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Fensterrahmen mit abgeknickten Ecken. Schräge Linien an der Hauskante. Sogar die Dachrinne neigt sich ein wenig.
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Ein Blick auf die (handgezimmerte) Eingangstür schließlich verwischt alle Zweifel. Hier war ein Anthroposoph am Werke. Und da hatten wir in Gelsenkirchen soweit ich weiß nur einen: Reinhart Waßer, der Sohn von Theodor, der auch in Altstadt und Bulmke einige "krumme Bauten" hinterlassen hat. Dem menschlichen Wohlbefinden soll das dienen, milde Formen statt scharfer Kanten. Mit seinen anthroposophischen Bauten hat Gelsenkirchen wirklich etwas architektonisch besonderes zu bieten, das bisher noch viel zu wenig gewürdigt wurde.

pito
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Beitrag von pito »

Zum Ausklang die schön kindlichen Sgrafittos (Wort von Jochen K. gelernt ;-)) an den Feldern des Treppenhauses. Auch das eine Art der Baugestaltung, die heute leider völlig ausgestorben ist:
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Josel
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Re: Im Busche

Beitrag von Josel »

pito hat geschrieben:Eine Straße in Ückendorf zwischen Ückendorfer Straße und Bergmannstraße. Ein Spaziergang Im Busche gerät unversehens zur Wanderung durch die Architekturstile der letzten hundert Jahre. Und am Straßenrand gibt es so einiges zu entdecken.


Die Straße beginnt gegenüber von St. Joseph mit Backsteinklassizismus. Schon lange bevor die Expressionisten der 20er Jahre den Backstein zu ihrem Lieblingsmaterial erkoren wußten die Architekten ihn auf interessante Art und Weise zu gebrauchen:
Alte Ückendorfer bezeichnen diese Straße in der Regel als "Buschweg", was anscheinend auch ihrer früheren offiziellen Benennung entspricht; es gibt jedenfalls ein paar Karten, die diesen Namen belegen. Die Bezeichnung rührt daher, dass es hier früher in die Büsche ging, vgl. näher auch schon hier:

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 2695#12695

Dass die damaligen Baumeister mit den Backsteinen hantierten, dürfte übrigens daran liegen, dass u.a. jede ordentliche Zeche eine Ziegelei besaß, um diese Steine zu brennen. Man soll damit u.a. wichtige Schächte untertage ausgekleidet haben, aber das wissen andere hier besser.

In Ückendorf gabs an mehreren Stellen auch "private" Ziegeleien mit sog. Ringöfen, die man fortlaufend be- und entladen konnte. Das Brennen der Steine dauerte wohl einige Zeit. Und mit der Entwicklung des Ringofens musste man nicht mehr zuwarten, bis eine Lage fertig war.

Dies alles dürfte auch der Grund dafür sein, warum Franke & Co. auf dieses Material so abfuhren. Es war einfach in Hülle und Fülle da.

J.
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Ego-Uecke
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Beitrag von Ego-Uecke »

Danke pito, für Deine offenen Augen!

pito
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Re: Im Busche

Beitrag von pito »

Josel hat geschrieben:... Die Bezeichnung rührt daher, dass es hier früher in die Büsche ging ...
Und wer weiß zu welchen Anlässen der gemeine Ückendorfer damals so in die Büsche ging.
Vielleicht kommt daher der Ausdruck: "Da ist doch was im Busche!" :lol:

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Beitrag von Chronistin66 »

@pito

Im Busche 58 hat mein Bruder gewohnt. Im Parterre gab mal es eine Bäckerei, sie wurde zu einer Wohnung umgebaut und im Hinterhof befindet sich eine alte Backstube. Das war ein sehr idyllischer Garten.

Ich weiß aber nicht, seit wann es Bäckerei nicht mehr gibt.

Doro

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Beitrag von Josel »

Der gemeine Ückendorfer ging durchaus zur Entspannung dahin 8) "Haus Diekhöhner", heute an der Kreuzung Ückendorfer / Bergmannstraße im Häusermeer gelegen, war damals ein Ausflugslokal im Wald. Kaum zu glauben.

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hoppi
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Beitrag von hoppi »

Ein paar Läden aus meiner Erinnerung:

An der Ecke Buschweg/Spichernstr. war die Gaststätte Quick. Mit Flaschenverkauf, wo ich für meinen zuckerkranken Vater ab und zu mal Diät-Bier (ja, sowas gab es damals schon) kaufen mußte.

Richtung Ückendorfer: neben Quick ein Zeitschriftenladen, den Namen hab ich vergessen. Daneben eine Reinigung, meine ich. An der Ecke Ückendorfer/Busche ein Fahrradladen, in dem ich mein erstes Kinderrad kaufen durfte und der auch später noch für Reparaturen aller Art immer ein offenes Ohr hatte. (Die Söhne haben dann irgendwann Kämper in der Weberstr. übernommen, aber ich komm trotzdem nicht mehr auf den Namen.

Andere Richtung: Ecke Buschweg/Weißenburger war meine ich ein kleiner Lebensmittelladen. Zwischen Weißenburger und Spichern ein Kiosk (das heute geklinkerte Haus).

Ecke Busche/Schüfflerheide die Metzgerei Kopreck. Auf der gegenüberliegenden Seite ein Zimmermann, im hinteren Teil von Im Busch bis vor Kurzem noch die Zimmerei Gartmann. Gegenüber der Schüfflerheide (etwas Richtung Ückendorfer) ein Schreiner, m.W. heute immer noch, allerdings anderer Besitzer.

Zwischen Schüfflerheide und Grollmannstr. noch ein Kiosk, gegenüber ein Laden (was für einer?)

Obwohl ich da in der Ecke groß geworden bin, kann ich mich an die Namen der Geschäfte leider kaum noch erinnern. Ist halt 50 Jahre her.

Im Busche heute: eine, wenn man ehrlich ist, relativ heruntergekommene Wohngegend. Viele Migrantenfamilien, viele deutsche Familien am Rande der Armutgrenze oder darunter. Aber die alten Häuser sind in der Substanz noch da, wenn da jemand Geld hätte, könnte die Straße richtig schmuck werden.

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Ego-Uecke
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Beitrag von Ego-Uecke »

Hey Hoppi, Du mußt unbedingt heute nochmal durch den "Buschweg" gehen und dabei die Augen öffnen. Vor zwei, drei Jahren hat eine große Zeitung von der "Straße der Arbeitslosen" geschrieben. Damals gab es nur graue, schäbige Häuser. Heute sind ganz viele Fassaden erneuert worden, farbenfroher, ob schöner - darüber kann man streiten. Aber viele Hausbesitzer haben Geld in die Hand genommen und etwas am Äußeren der Häuser getan.

Und Im Busche gibt es eine Besitzerin, die eine Wohnung als Pension vermietet, was sogar manchmal funktioniert.

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