Erfrischungsraum
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Re: Erfrischungsraum
Ich mußte als 20jährige mal ein 6wöchiges Kellnerpraktikum im WEKA-Restaurant machen. Die Tanzteestunden fand ich immer enorm stressig.DrMurkes hat geschrieben:Im Erfrischungsraum gab es zur Kaffeezeit musikalische Darbietungen.
In dem Raum mit dem klingenden Namen bekam man leichte Unterhaltungsmusik geboten. Kleine Combos spielten mal rein instrumental, manchmal begleitet von einer Gesangsstimme. Ich erinnere mich daran, dass Ende der 60er ein kleiner, pummliger Junge eine Heintje Imitation zum Besten gab. Der "Gelsenkirchener Heintje". Das war grausig schön.
Der Tanztee begann, glaube ich, um 15.00 Uhr. Eine Stunde vorher kam plötzlich der große Ansturm von alten tanzfreudigen Leuten. Damals war es so, dass man an der Kuchentheke seinen Kuchen ausgesucht und dafür einen Bon gekriegt hat. Das Gegenstück dieses Bons lag dann auf dem Kuchenteller.
Von allen Seiten haben die alten Omas mich gerufen "Frollein, Frollein." Ruckzuck hatte ich beide Hände voll mit Kuchenbons und mußte die Kuchenteller von der Theke holen. Ich wußte natürlich nicht, welche Oma mir welchen Kuchenbon in die Hand gedrückt hat. Und was war? Die wußten oft selber nicht mehr, welchen Kuchen sie sich eigentlich ausgesucht hatten. Da stand ich aber da.
Jeden Tag habe ich das Kufsteinleid gehört. "Kennst Du die Perle, die Perle Tirols? Das Städtchen Kufstein, das kennst Du wohl." Und ich mußte mich mit großen, schweren Getränketabletts zwischen den schaukelnden Omas und Opas hindurchschlängeln.
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Re: Erfrischungsraum
Darf ich Dir an dieser Stelle mein tief empfundenes Mitgefühl aussprechen?Bionda hat geschrieben:Jeden Tag habe ich das Kufsteinleid gehört. "Kennst Du die Perle, die Perle Tirols? Das Städtchen Kufstein, das kennst Du wohl." Und ich mußte mich mit großen, schweren Getränketabletts zwischen den schaukelnden Omas und Opas hindurchschlängeln.
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Bionda hat geschrieben:Ich habe ja 1983 mal ein Praktikum im Weka-Restaurant gemacht. Da sind wirklich die Kakerlaken herumgelaufen. Abends ist die Küche mit Insektenspray ausgesprüht worden und am nächsten Morgen wurden dann die Kakerlaken zusammengekehrt.
Einmal ist eine Kakerlake durchs Restaurant getapert, und eine Oma hat mich gerufen: „Gucken se mal Frollein!“ „Treten Se die tot!“ Dat habe ich nicht gemacht. Ich hätte gek..... Es kam auch vor, dass in der Essensdurchreiche eine Schabe neben dem Speisenteller herumgelaufen ist, den die Kellnerin gerade zum Servieren abholen wollte. Einmal hat der Koch die nebenbei mit der Hand plattgedrückt.
Wir hatten schon in dem theoretischen Teil des Kellnerseminars gelernt, dass Küchenschaben in der Gastronomie normal seien. Das hätte nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Schaben hielten sich eben gerne in feuchter Wärme auf.
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 127#126127
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Re: Erfrischungsraum
zur Erinnerung, so sah der Erfrischungsraum in den 50er Jahren aus :
Foto bereitgestellt von Schacht 9 - Dankeschön
Eisbecher aus dem Erfrischungsraum des Westfalen Kaufhauses* / 1955
Eigentumsvermerk / Weka Erfrischungsraum
* eigene Sammlung
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und so die Eisbecher :Schacht 9 hat geschrieben:Quelle: Gelsenkirchen, Abbild einer großen Stadt, 1955
Eisbecher aus dem Erfrischungsraum des Westfalen Kaufhauses* / 1955
Eigentumsvermerk / Weka Erfrischungsraum
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(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")
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Re: Erfrischungsraum
Wenn mich nicht alles täuscht,waren diese Stühle mit dem Rattan-Geflecht noch bis zuletzt.Benzin-Depot hat geschrieben:zur Erinnerung, so sah der Erfrischungsraum in den 50er Jahren aus :
Foto bereitgestellt von Schacht 9 - DankeschönSchacht 9 hat geschrieben:Quelle: Gelsenkirchen, Abbild einer großen Stadt, 1955
Ich meine,mich erinnern zu können,noch in den 80ern drin gesessen zu haben.Da gab es auf jeden Fall schon Sinus.Nach dem Cd-Kauf hab Ich immer noch Kaffee dort getrunken.
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ich habe selbst 2 jahre im weka gelernt, in der phonoabteilung unter hernn broschk, und mir ist in guter erinnerung, wie ich andrea jürgens in den erfrischungsraum lotste und die vielen mamas ganz narrisch waren und ihr die hand schütteln wollten...
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WEKA Erfrischungsraum
Da müssen doch mal die Leute mit dem frischeren Gedächtnis ran . Das "Café" hieß inne Weka (DIE Weka!) "Erfrischungsraum" und war in der Tat zur linken Hand, wenn man aus dem Fahrstuhl kam. Die kleine Bühne für 1 - 4 (maximal) Musiker war, wenn man durch die Flügeltür kam, direkt rechts, quasi neben der Tür. Nach links hin kam man dagegen erst an den Toiletten vorbei, und im Hintergrund war dann die Annahmetheke für das Bedienpersonal. Der Saal konnte in der Mitte geteilt werden, wobei die zweite Hälfte auch nicht immer geöffnet war, außer in Stoßzeiten. "Pavillon"? Kenne ich nicht, und unser Rotthauser Clübchen auch nicht.andrax51 hat geschrieben:Ja ,das gab es im 1.stock.Soweit ich mich
erinnere nannte es sich Pavillon. Aus dem Fahestuhl
und dann links, bist du direkt rein gelaufen. Die Kapelle
befand sich links.
Mfg
Was ich traurig und dem unseligen Zeitgeist geschuldet finde, ist, dass dieses Stückchen Kultur fast völlig verschwunden ist: Früher war es auch für Wenigverdiener selbstverständlich, dass man sich auch mal was gönnte, egal ob im Café oder in einer Kneipe, und wenn es nur 1x im Monat war, wenn man am Postschalter die Rente abgeholt hatte. Damit konnten sich jahrzehntelang Cafés und Kneipen in allen Stadtvierteln halten. Heute geben selbst die Wenigverdiener noch viel zu viel Geld für Schrott aus: Sky-Abo, Junk-Food, überflüssige Apps auf überflüssigen Smart-Phones, teure Fertiggerichte statt Bratwurst mit Möhrendurcheinander. Von Urlaubsflugreisen ganz zu schweigen, für die zumindest meine Eltern kein Geld hatten.
Dafür sind wir aber gerne mal inne Weka in den Erfrischungsraum gegangen und haben dort flotten Swing gehört. Zufrieden sein ist ganz einfach.
MK
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Re: WEKA Erfrischungsraum
Ja, das Café in der WEKA, das war etwas besonders. Dort gab es Musik und schwoof für die Omas und andere Leute. Das war etwas besonders dort hinenzugehen. Auf jeden Fall musste man sich Benehmen, das war fakt. Das könnten heute sowieso nicht viele, da würde Kindergeschrei die Atmosphäre stören. Das WEKA hat ein Hauch von Noblesse.Lucasdakar hat geschrieben:Mechtenbergkraxler hat geschrieben:Da müssen doch mal die Leute mit dem frischeren Gedächtnis ran . Das "Café" hieß inne Weka (DIE Weka!) "Erfrischungsraum" und war in der Tat zur linken Hand, wenn man aus dem Fahrstuhl kam. Die kleine Bühne für 1 - 4 (maximal) Musiker war, wenn man durch die Flügeltür kam, direkt rechts, quasi neben der Tür. Nach links hin kam man dagegen erst an den Toiletten vorbei, und im Hintergrund war dann die Annahmetheke für das Bedienpersonal. Der Saal konnte in der Mitte geteilt werden, wobei die zweite Hälfte auch nicht immer geöffnet war, außer in Stoßzeiten. "Pavillon"? Kenne ich nicht, und unser Rotthauser Clübchen auch nicht.andrax51 hat geschrieben:Ja ,das gab es im 1.stock.Soweit ich mich
erinnere nannte es sich Pavillon. Aus dem Fahestuhl
und dann links, bist du direkt rein gelaufen. Die Kapelle
befand sich links.
Mfg
Was ich traurig und dem unseligen Zeitgeist geschuldet finde, ist, dass dieses Stückchen Kultur fast völlig verschwunden ist: Früher war es auch für Wenigverdiener selbstverständlich, dass man sich auch mal was gönnte, egal ob im Café oder in einer Kneipe, und wenn es nur 1x im Monat war, wenn man am Postschalter die Rente abgeholt hatte. Damit konnten sich jahrzehntelang Cafés und Kneipen in allen Stadtvierteln halten. Heute geben selbst die Wenigverdiener noch viel zu viel Geld für Schrott aus: Sky-Abo, Junk-Food, überflüssige Apps auf überflüssigen Smart-Phones, teure Fertiggerichte statt Bratwurst mit Möhrendurcheinander. Von Urlaubsflugreisen ganz zu schweigen, für die zumindest meine Eltern kein Geld hatten.
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@Lucasdakar
mit Ruhrpott im Herzen-Toleranz und Gerechtigkeit sind mein Credo
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