WAZ hat geschrieben:Was bleibt, ist die Trauer
Die künftige Hauptkirche von einer der beiden Großpfarreien im Süden der Stadt: Propstei St. Augustinus. Foto: WAZ, Martin Möller Vorläufig noch Filialkirche von Augustinus: die Georgs-Kirche.
Finanzielle Misere des Bistums zwingt Ruhrbischof Felix Genn zur Umstrukturierung und Schließung von Kirchen
KATHOLISCHE KIRCHE AUS 36 GEMEINDEN WERDEN VIER GROSSPFARREIENWut und Zorn sind verraucht. Sie sind einer "gewissen Trauer" gewichen. Geblieben aber ist eine große Unsicherheit. Unsicherheit vor allem in den Gemeinden, die aufgehoben werden, weil ihnen das Bistum keine Kirchensteuermittel mehr zugesteht - die "weiteren Kirchen". Gelsenkirchen hat künftig nur noch vier Großpfarreien: Propstei St. Augustinus und St. Joseph Schalke im Süden, St. Hipollytus und Propstei St. Urbanus im Norden. Letztere ist mit 41 000 die größte Pfarrei Deutschlands.
"Der Bischof kann den Schmerz der Gläubigen verstehen", zitiert Bistumssprecher Ulrich Lota Ruhrbischof Felix Genn. Aber die Zahl der Mitglieder sinke und damit verbunden die Kirchensteuereinnahmen. Lota ergänzt: "Auch die Zahl der Priester im Bistum nimmt ständig ab." Für die Gemeinden sei die Schließung ihrer Kirche "schmerzvoll". Die finanzielle Misere im Bistum aber habe den Bischof zum Handeln gezwungen. Lota wies energisch Vorwürfe zurück, nach denen Genn das Bistum übernommen habe, um Kirchen zu schließen.
An den nächsten Sonntagen werden in katholischen Kirchen in Gelsenkirchen die letzten Messen gelesen. In einigen Gemeinden sind es die letzten Sonntagsmessen, in anderen müssen die Gläubigen für immer Abschied nehmen aus "ihrem" Gotteshaus.
In der Heilig-Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße in Ückendorf nimmt die Gemeinde am Sonntag, 19. August, Abschied von ihrer Kirche. Sie wird nach der Messe "außer Dienst gestellt". Dem Dankgottesdienst schließt sich ein "Beerdigungsempfang" an. Organisatorisch gehören die Gemeindemitglieder künftig zu St. Josef Ückendorf, einer Filialkirche von St. Augustinus.
Was aus der Kirche wird, aus dem Pfarrsaal und aus dem Seniorentreff ist derzeit noch völlig unklar. "Unbegreiflich", sagt der Förderkreis, "dass das Bistum gerade auch diese Kirche aufgibt." Die 1929 errichtete Kirche ist zweifellos eine der bedeutendsten Kirchen expressionistischer Backsteinarchitektur der frühen Moderne in Deutschland und steht unter Denkmalschutz.
"Wir müssen für diese Kirche wie auch für St. Georg eine weitere Nutzung gründlich überlegen", sagte Bistumssprecher Lota. Hier dürfe man nichts "übers Knie brechen", sagte er. An beiden Kirchen habe auch das Bistum großes Interesse, insbesondere an Heilig Kreuz. Die Mitglieder von St. Georg an der Florastraße begehen am 19. August das Ende ihrer Pfarrei - nach 98 Jahren. Um 11 Uhr wird zum letzten Male an einem Sonntag in der Kirche eine Messe gelesen. Danach finden nur noch samstags und mittwochs jeweils um 18.30 Uhr Gottesdienste in St. Georg statt. "Wahrscheinlich bis 2009", wie Sebastian Glenz von den Freunden und Förderern der Kirche sagte. Das Bistum und Propst Paas hätten dieses Zugeständnis gemacht. "St. Georg bleibt solange Filialkirche von Propstei St. Augustinus, bis eine neue Lösung gefunden wurde", sagte Glenz. Er macht sich gleichwohl nichts vor: "Neue Lösungen kosten Geld, aber wir haben derzeit niemanden, der es uns gibt."
Die Erhebung zur Großpfarrei findet in Buer am Sonntag, 19. August, um 16 Uhr in St. Urbanus mit Bischof Genn statt. Der Gottesdienst wird wegen des zu erwartenden Andrangs auch auf die Domplatte übertragen. Zur Einstimmung hat St. Urbanus eine Festwoche vorbereitet: Bereits heute findet ab 14 Uhr in St. Urbanus ein Kinder- und Jugendtag statt. Die Erhebung zur Großpfarrei in Horst findet am Sonntag, 2. September, um 10.30 Uhr in St. Hippolytus statt. Zur Einstimmung fand bereits gestern Abend ein Emmaus-Gang durch alle Pfarrgemeinden mit rund 200 Gläubigen statt.
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10.08.2007 Von Doris Justen-Ehmann und Georg Meinert