Gelsenkirchener GEschichten

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friedhelm
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Derbykrimi Teil 39.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"
„Ach, du biss ett, Danny,“ meinte Gerdi und ging hinüber zur Zapfanlage. „Nen Pilsken ?“

Kutschera nickte nur. „Tag, Gerdi, habe gestern mein bestes Stück hier liegen lassen, meinen Fanschal.“

Wirtin Gerdi prustete los: „Dein bestet Stück, datt ich nich lache, da hasse doch bestimmt noch mehr zu bietet, wa..?“

Der Inspektor winkte ab. „Gerdi, kann schon sein, kann schon sein.“

Sie brachte das Pils, legte einen Deckel hin, machte mit einem Kugelschreiber einen Strich an den Rand. „Man, datt iss ja nen Ding mit unserm Gerd, war nen Tofften, war immer Verlass drauf. Die Guten müssen ja imma zuerst gehen. Mann, watt sind schon viele gute Borussen von uns gegangen: Emma, Timo und der Stan, den kennze doch bestimmt auch noch. Biss ja noch nich so alt. Abba watt erzähl ich. Du die anderen kommen auch gleich..“

Kutschera trank einen Schluck und blickte „Titten-Gerdi“ an. „Sagmal, Gerdi, so unter uns, nicht das du was falsches denkst, hat die Sandra eigentlich son festen Freund, son Stecher, wie man hier im Revier so sagt?“

Gerdi schaute Kutschera mit großen Augen an, sie hielt sich am Zapfhahn fest.
„Naja, da gippt schon einen, den Potti, der holt sie manchmal ab. Opp datt watt festes iss, da mussese schon selbst fragen, da halte ich mich raus.“


„Die Sandra scheint ne ganz Nette zu sein, könnte sie ja mal mitnehmen zu unserm BVB.“

Die dralle Wirtin schüttete sich einen kleinen Likör ein und kippte den Inhalt des Glases mit Schwung in den Mund. „Du, da musse die Sandra mal fragen, der Potti geht nämlich nich so gerne zu de Borussen, abba dat hasse nich von mir. Achso, dein Schal liecht natürlich noch an deinem Platz inne Fankurve,“ lachte „Titten-Gerdi“, ihr Vorbau geriet dabei leicht in Wallung, sie zeigte mit ihren rechten Hand in Richtung Pokalzimmer.

Justus Gersthoff fuhr ins Dortmunder Präsidium zurück. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich einige Akten, nichts wichtiges, nur Routinesachen. Sein Vorgesetzter hatte mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft seiner Mitarbeit an der „Soko Friedhof“ längst zugestimmt. An seinem übervollen Schreibtisch schaltete er zunächst den PC ein, wartete eine kleine Weile und startete dann verschiedene Suchmasken:
„Andrea M. Spinnelli und Olaf Wübbel“.

„Kein Eintrag bei Spinnelli“, doch was er bei Olaf Wübbel, dem glatzköpfigen Pförtner fand, machte ihn ein wenig stutzig. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 40.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"
Gersthoff wählte die Rufnummer von DoPaket.

Wübbel meldete sich sofort.

„Können wir reden, ist wichtig,“ gab der Dortmunder Kripomann kurz zu verstehen.
„Wenn es denn unbedingt sein muss, schlage son Bistro, son kleinet Café in dem Center anne Altderner Straße auffem ehemaligen Püttgelände vor, iss unverdächtig. Woll“, entgegnete Wübbel, der eine Stunde nach dem Anruf auch dort etwas nervös erschien.

Auch Kutschera, den Gersthoff per Handy informiert hatte, tauchte dort auf.
An einem kleinen Tisch, neben dem Eingang des „Backcenters“ nahmen sie Platz. Kutschera holte drei Kaffee.

Wübbel blickte sich nervös um.
„Was kann ich für sie tun,“ fragte er plötzlich scheinheilig.

„Naja, sie machten ja bei unserer ersten Zusammenkunft so ein paar vage Andeutungen,“ warf Gersthoff ein.

„Mmhm, na wissense, wir sind schon ne komische Firma..“

Kutschera und Gersthoff starrten den Glatzköpfigen an: „Inwiefern?, setzte Kutschera nach.

Olaf Wübbel rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.

„Weiß ihre Chefin eigentlich über ihre Vorstrafen Bescheid ?,“ fragte Gersthoff unvermittelt und blickte Kutschera an, er kniff ihm ein Auge zu.

Wübbel wurde leichenblass, er atmete schwer. „Nein, natürlich nicht, iss ja auch schon lange her. Woll.“

„Naja, ich weiß nicht, ob es Frau Spinnelli gefällt, was sie einst gemacht haben.“

Der Glatzköpfige fand seine Fassung wieder: „Gegenüber DoPaket bin ich immer loyal. Das können und müssen sie mir glauben. Woll.“

Gersthoff nickte nur, trank einen Schluck Kaffee: „Ist ja auch ihre Sache. Aber nun zur Firma.?“

Plötzlich sprudelte es aus dem Glatzköpfigen heraus, erzählte den beiden Ermittlern vom intimen Verhältnis zwischen Spinnelli und Diebeck und geheimen Fahrten von Pollux und Castor irgendwo nach Herne. „Was die beiden Stiernacken dort machen, entzieht sich meiner Kenntnis, ist immer Sache der Chefin. Woll.“

Er sank auf dem Stuhl zusammen. Gersthoff klopfte ihm anerkennend auf die rechte Schulter. „Sehen sie, war ja nicht so schwer, sie haben uns sehr geholfen.“

Kutschera und Gersthoff ließen einen verunsicherten, zusammengesunkenen Wübbel an einem der vier Tische im Backcenter zurück. Von dem Glatzköpfigen, der dort noch minutenlang auf seinem Stuhl hockte, nahm aber niemand Notiz. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Revierderby Teil 41.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"

Gemeinsam gingen die beiden Ermittler zum Dienstwagen des Dortmunders. „Die Spinnelli ist wohl mehr in den Fall verstrickt, als wir zunächst angenommen haben. Sie kannte Diebeck ganz gut, wusste auch vom Tod ihres Ex-Liebhabers, wir sollten DoPaket mal observieren lassen. Mal sehen, was dabei herauskommt. Ich kümmere mich darum,“ meinte Gersthoff, bevor er in den PKW stieg. Kutschera nickte ihm nur zustimmend zu.

„Ich muss wieder zur schönen Sandra, die ist auch nicht ohne, ich bleibe am Ball.“

Gersthoff hob die Hand, schlug die Autotüre zu und verschwand bald über die Altderner Straße in Richtung Dortmund-Mitte und weiter nach Gelsenkirchen, wo er sich mit „Rolli“ Kuballa traf.

9.

Kuballa rieb sich die Handflächen gegeneinander, er dachte nach, schielte mit einem Auge auf den neusten „Island-Katalog“.

„Ich werde Grebber noch mal besuchen, mal hören, ob er in der Szene etwas gehört hat.“

Wenig später schnappte er sich sein Handy und rief Gersthoff an, der bereits unterwegs in Richtung Gelsenkirchen war.

„Treffen uns wieder im Präsidium“, beendete der Gelsenkirchener das kurze Gespräch.

Im Bereich Erdbrüggenstraße fand Kuballa sofort einen Parkplatz direkt vor dem dem Garteneingang.

Grebber stand in einem Beet und hackte Unkraut. „Tach, mein lieber, willze ma einen sehn, der malocht, hier, dat Unkraut muss wech. Kannze helfen, wennse wills.“

Kuballa winkte ab und zeigte auf die Bank vor der Laube. „Komm, mach mal Pause, sonst kippst du mir gleich noch aus den Zechenpantinen..“, lachte Kuballa und nahm Platz.

Grebber wischte sich die Hände an der weißen Bergmannshose ab. „Na alter Schnüffler, watt gippt ett denn so ?“

„Also Jochen, ich bin hier, um zu erfahren, ob du in der Szene etwas gehört hast, bist ja sozusagen mein rechtes Ohr,“ er zeigte dabei aber verschmitzt auf das Linke.“
„Naja, viel gippt ett da nicht. Nur soviel, der Bernd war wohl sehr oft inn dat „Bismarck-Eck“, für meine Begriffe zu viel. Hat wohl so nebenbei kleine Geschäfte getätigt. Hier soll er ma nen Tütken, da mal nen Tütken verhökert haben. War kein unbeschriebenes Blatt, abba sonst nen Tofften, hat öfters mal einen inne Runde geschmissen. Kann keiner verstehen, warum der so früh dat Zeitliche gesegnet hat,“ meinte Jochen Grebber leise.
„Weiß du, wer den Stoff besorgt hat,“ setzte Kuballa nach.

Der Kleingärtner schüttelte den Kopf: „Nee Rolli, dat war wohl sein Betriebsgeheimnis.“ (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 42.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"
„Schön hier, man könnte meinen, so sieht es im Paradies aus,“ lächelte der Hauptkommissar und schaute Grebber an.
„Jau, Rolli, wenn nur die Maloche nich wär..“

So saßen sie nebeneinander noch minutenlang schweigend auf der Bank, aus dem Nachbargärten hörten sie eine leise Unterhaltung, in einem Obstbaum saß eine Meise, sie kletterte dann emsig von Ast zu Ast, bevor sie im Nachmittagshimmel verschwand.

„Ich muss mal wieder, die Arbeit ruft,“ meinte Kuballa, reichte Grebber die Hand. „Bis demnächst mal. Und. Wenn du was hörst, rufe an...“

Grebber stand ebenfalls auf und nickte Rolf Kuballa zu. „Mach ich, Rolli, mach ich.“

Kuballa stieg in seinen Dienstwagen und fuhr auf der Erdbrüggenstraße zurück in Richtung Ostfriedhof. Ihm war noch etwas eingefallen.

Vor der Friedhofsgärtnerei hielt er seinen Wagen an, stieg aus und sah sich um, dann ging er in den Laden, wo die freundliche Bedienung ihn sofort wiedererkannte.

„Brauchen sie einen Blumenstrauß,“ lächelte Nicole Hüser den Ermittler an.

„Eigentlich nicht. Mir ist da noch etwas eingefallen. Sie sind doch sicherlich an dem Abend, als die beiden Männer hier erschossen wurden, irgendwann nach Hause gegangen oder gefahren. Standen dort auf dem Parkplatz schon Fahrzeuge oder sind ihnen später Autos aufgefallen, die dort abgestellt wurden. Von hier aus haben sie ja alles im Blick.“

Nicole Hüser, die Gärtnerin, legte die Blumenschere auf ihren Arbeitstisch, sie wirkte plötzlich etwas nervös, sie schaute sich um. „Ich weiß nicht, wie ich es ihnen sagen soll. Sie wissen ja mein Chef,“ sie wies mit dem Daumen der rechten Hand in Richtung Hinterzimmer, wo sich wohl des Büro des Betriebes befand.
„Ich habe ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt, ich schäme mich auch, ist eine heikle Geschichte.“ Wieder sah sie sich um und schaute in Richtung Büro.
„Wenn es zur Aufklärung der Tötungsdelikte beitragen können, sind sie dazu verpflichtet, dass wissen sie schon.“
Plötzlich rannen der jungen Frau Tränen über das Gesicht, Kuballa holte aus der linken Jackentasche ein sauberes, weißes Papiertaschentuch und reichte es ihr.

„Kann ja nicht so schlimm sein. Oder ?“
Kuballa zückte sein Notizbuch und blickte die Blumenverkäuferin an. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 43.

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"Libudas Grab"

„Es ist so,“ begann Nicole Hüser, unterbrach kurz ihren Satz,“ ich habe einen Freund, der ist aber noch verheiratet. An diesem Abend haben wir uns getroffen und haben uns in unseren Lieferwagen, der dort stand, nach Feierabend zurückgezogen.Herr Koppenburg wusste natürlich nichts davon. Und wie wir, dass heißt Karsten und ich dort sitzen, sehen wir plötzlich in der Dunkelheit einen Mann, der vom Friedhof kommt. Die anderen Männer haben wir aber nicht gesehen. Wir sind erst so gegen 21.45 Uhr in Wagen geklettert. Mir ist das echt peinlich...“ Die Frau senkte den Blick, sie schämte sich offenbar.

Kuballa schaute die Blumenverkäuferin an, sagte aber nichts, wartete auf weitere Angaben.

„Den Mann haben wir erkannt, ja nicht richtig, war ja auch stockdunkel. Aber er hatte graue Haare ?“

Der Ermittler notierte. „Sonst noch etwas erkannt ?“
Nicole Hüser wischte sich erneut die Tränen ab.

„Und ihr Freund, könnte der noch etwas zur Aufklärung des Falles beitragen ?“, setzte Kuballa nach.

Die Frau zuckte mit den Schultern. „Da müssten sie ihn schon selbst befragen. Ich habe mich an diesem Abend aber mächtig erschrocken, als der Grauhaarige plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte.“

Der Fahnder setzte nach: „Ist in der Zeit, als sie auf dem Parkplatz standen, noch irgend etwas vorgefallen. Sind zum Beispiel Autos vorgefahren ?“

„Daran kann ich mich nicht erinnern,“ antwortete die Frau.

„Ich brauche mal die Anschrift und den Namen ihres Freundes, keine Sorge, es wird alles sehr diskret behandelt. Aber ihre Aussage müssen wir später noch protokollieren. Name, Anschrift, bitte..“

Die Blumenverkäuferin schien plötzlich erleichtert, nannte Namen und Anschrift ihres verheirateten Liebhabers. Sie wusste auch, wo er arbeitete. Dort wollte Kuballa ihn am anderen Tag aufsuchen.


Als der Hauptkommissar im Präsidium eintraf, war es dort auffallend ruhig, denn die meisten Sachbearbeiter waren längst zu Hause, nur der Notdienst schob Wache. Kuballa nickte kurz seinen wachenden Kollegen zu, verschwand in seinem Büro, um seine Protokolle zu schreiben. In den Abendstunde arbeitete Kuballa am liebsten, dann störte ihn kaum jemand.

Eine halbe Stunde später traf Justus Gersthoff in Gelsenkirchen ein. Er wollte mit Kuballa das weitere Vorgehen besprechen. Als er Kuballas Büro jedoch betrat, war der Dortmunder Ermittler überrascht: Der Leiter der „Soko Friedhof“ war nicht aufzufinden.

Als Gersthoff näher trat, wunderte er sich, Kuballa lag auf dem Boden und schlief. Der Dortmunder schaute seinen Kollegen erstaunt an, der schlug die Augen auf und stand auf. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 44.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"

„Ich musste mal meine neue, selbst aufblasende Isomatte ausprobieren, bevor ich auf Tour durch Island gehe,“ lachte Kuballa.

Gersthoff schüttelte lächelnd den Kopf und zeigte auf den Hauptkommissar. „Daher das seltsame Outfit mit Trekkinghose und dickem Anorak.“

„Ja, genau, könnte aber auch mal rund um Lüdenscheid wandern...“
Der Dortmunder, der diese Anspielung verstand, winkte ab. „Muss ja nicht unbedingt sein, Fans aus Herne-West verirren sich dort sehr leicht.“

Kuballa hatte inzwischen wieder am Schreibtisch Platz genommen.
„Wie sieht es aus ?,“ fragte Kuballa nach.

Gersthoff schilderte die Lage, bevor Kuballa ebenfalls seinen neusten Erkenntnisse preisgab.

„Morgen früh besuche ich den Liebhaber von Nicole Hüser, wenn alles übereinstimmt, könnten wir ein Phantombild des Grauhaarigen anfertigen. Das könnte uns sicherlich weiterhelfen,“ setzte Kuballa nach.
Danach fertigten die beiden Ermittler entsprechende Protokolle an.


Es war bereits dunkel, als Pollok und Kazow in Gelsenkirchen-Bismarck eintrafen. Auf der Bismarckstraße fanden die beiden „Stiernacken“, die einen neutralen, weißen Kleintransporter fuhren, sofort einen Parkplatz.

„Scheißgegend hier,“ maulte „Pollux“ und grinste sein Kumpel „Castor“ an.
„Da iss die Kneipe, hoffentlich macht der Wirt keine Randale, sonst müssen wir für Ruhe sorgen.“

Castor nickte und griente ebenfalls. Langsam gingen sie die Straße herunter, nur ein PKW kam ihren entgegen, Die beiden DoPaket-Mitarbeiter, die aber zivile Kleidung trugen, sahen sich um und verschwanden im „Bismarck-Eck“.

Heinz Bacher, der Wirt stand am „Dadelautomaten“ und fütterte ihn mit Euromünzen. Erstaunt sah er auf.

„Nabend, die Herren.“ Er drehte sich um, verschwand hinterm Tresen.
Die beiden Neuankömmlinge nickten nur, zogen sich Barhocker zurecht, setzten sich und grinsten Bacher an.

„Zwei Cola..“ meinte Pollux und blickte sich in der Kneipe um.
„Ist das die Fankneipe vonne Schalker ?, „wollte Castor wissen.

„Naja, eine von vielen in der Stadt und in der gesamten Fußballwelt..“, entgegnete Bacher und zapfte den roten Erfrischungssaft.
„Biss wohl nen ganz Schlauen.“ warf Pollux ein, stellte sich hin und ging in Richtung Fanzimmer.
„Wau, sieht wirklich nach einem Fanclub aus. Kennze auch den Berni, soll son ganz Fanatischen sein ?“

Heinz Bacher blickte den fragenden Castor an: „Bernis gibbt ett ebenfalls viele. Aber wenn ihr den Berni Seegen meint, der iss tot.“

Pollux und Castor schauten sich an: „Wie tot, seit wann..?“

Der Wirt stellte die beiden Gläser vor die beiden Stiernacken auf den Tresen.

„Genaues weiß ich auch nicht, nur was die Tage in der Zeitung stand. Zwei Tote an Libudas Grab gefunden..?“

„Und wer iss Libuda ?“, setzte Castor nach. (Wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 45.

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"Libudas Grab"
Bacher wischte sich die Hände an einem blaukarierten Handtuch ab: „Ihr seit wohl nich von hier, seit abba auch keine richtigen Knappen. Na, wenn schon, iss ja auch egal. Auffem Ostfriedhof hier hat man zwei Leichen gefunden. Die Krippo tappt abba noch im dunklen, vermutlich ne Tat im Derbymilieu, weil der andere einer vonne Gelbschwatten war.“

„Nee, dat is ja nen Dingen,“ meinte Pollux und schaute seinen Kumpel an.

„Na, dann..“, sie tranken einen Schluck. Dann schwiegen sie einen Moment.
„Der Berni, der Tote als, der war doch sowatt wie der Sprecher vonne Gruppe. Oder ?“

Bacher nickte. „Wenn man so will.“

Castor klammerte sich am Tresen und starrte den Wirt an: „Wir suchen einen, den wir vertrauen können, wer könnte dann wohl aus diesem Fanclub in Frage kommen. Hätten mit ihm watt zu bereden..“

Der Wirt verschränkte die Arme vor der Brust: „Hmh, ich würde sagen, dat könnte der Grebber sein. Der wohnt nich weit. Abba meist isser in seinem Gatten anne Erdbrüggenstraße, liecht hier gleich hinterm Consolgelände. Dat iss nen Tofften. Abba sacht ma Jungs, warum geht ett eigentlich ?“

Pollux zeigte sein Gebiss: „Du bis ein bisken zu neugierig. Wer viel weiß, kann auch leicht auffe Schnauze fallen oder auch schonn mal in sonn Blei laufen. Allett klar ?“

Bacher wurde bleich und winkte ab: „Iss ja schon gut Jungs, ist ja auch nich meine Baustelle. Darf ett noch watt sein?“

Die Kneipentüre öffnete sich, zwei Gäste traten ein, sie grüßten freundlich.
„Tach Heinz, zwei Pilskes, zwei Korn..“, sagte der ältere der beiden Neuankömmlinge, sie setzten sich an einen Tisch in der Nähe des Fanclubzimmers.

„Nabend, Kurt, Nabend, Niko, allet klar.“

Castor blickte den Wirt an, der an der Zapfanlage hantierte. „Auch im Fanclub“, fragte er leise und zeigte mit dem Kopf in Richtung Kurt und Niko, die sich leise unterhielten.

„Nee, nee, die haben mit Fußball nix anne Füße, sind aber auch gern gesehene Gäste,“ antwortete Bacher.

Pollux legte einen 10 Euroschein auf den Tresen und nickte seinem stiernackigen Kollegen zu. „Bis demnächsttt ma, Plaudertasche, Wir kommen widda, sollze sehn. Schönen Abend noch.“ Sie nickten dem Wirt zu und drehten sich um.

„Der Libuda...,“ rief Bacher hinter Pollux und Castor her, doch das hörten sje bereits nicht mehr, sie standen bereits auf der Straße, wo ein Motorrollerfahrer in Richtung Florastraße unterwegs war.

„Mann, watt fürn Scheißladen,“ stöhnte Castor. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 46.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"

Heinz Bacher stieß hörbar die Luft aus. „Meine Güte, watt warn datt denn für zwei Typen, da kriecht man ja Angst und Bange.“ Er brachte die Bestellung an den Tisch von Kurt und Niko.

Nach und nach trudelten Günter Kurbjuweit, Otto Klimaschweski, Uschi Nieswandt und Michael Nieswandt im „Bismarck-Eck“ ein. Sie zogen sich sofort in ihr foto- und pokalgeschmücktes Fanzimmer zurück.

Bacher beschloss, zunächst nichts vom Besuch der beiden sonderbaren „Stiernacken“ zu erzählen.

Kuballa fuhr am anderen Morgen, bevor die erste Dienstbesprechung der „Soko Friedhof“ begann, in die Stadt. Seinen Dienstwagen parkte er auf dem breiten Gehsteig vor der Flora an der Florastraße. Hier im 2. Stock des Kulturzentrums war das Büro von Nicole Hüsers Liebhaber.

Karsten Rettig, der Sachbearbeiter in „Sachen Kultur“ im Dienste der Stadt, schien erstaunt, den Ermittler zu sehen. Offensichtlich hatte Nicole Hüser ihn nicht über das beabsichtigte Treffen informiert oder Rettig war ein guter Schauspieler.

„Guten Morgen, meine Name ist KHK Kuballa von der hiesigen Kripo, ich ermittelte in einem Tötungsdelikt, in dem sie vermutlich zur Aufklärung beitragen können,“ begann Kuballa, bevor er unaufgefordert auf dem Besucherstuhl, der vor dem großen Schreibtisch des Kulturmenschen stand, Platz nahm.

„Wieso kann ich helfen,“ meinte der smarte Endvierziger und strich sich durch sein volles, dunkelblondes Haar.

Kuballa lächelte: „Naja, weil sie wohl mit Frau Hüser vor zwei Tagen abends im Auto gesessen haben, und vermutlich etwas beobachtet haben könnte.“

Rettig rutschte plötzlich unruhig auf dem Sessel hin und her und schob ihn schließlich etwas zurück, stand auf und ging zum Fenster, schaute hinaus. Draußen auf der Florastraße rauschte der Morgenverkehr vorbei.

Der Ermittler lehnte sich lässig zurück und zog seinen Notizblock aus der Jackentasche. „Und, ist ihnen dazu etwas eingefallen. Warum haben sie sich eigentlich noch nicht gemeldet, sie müssen doch von dem beiden Toten auf dem Ostfriedhof gelesen haben, ist doch das Stadtgespräch Nummer 1,“ warf Kuballa ein.

Der Kulturmensch drehte sich um zuckte mit den Schultern: „Sie wissen ja, ich bin verheiratet. Schamgefühl, Angst, ich weiß es nicht. Tut mir leid, das müssen sie mir glauben.“ Er setzte sich wieder an den Schreibtisch und schilderte dem Ermittler seine Erlebnisse auf dem Parkplatz des Ostfriedhofs.

Kuballa notierte fleißig.
„Sie müssen noch ins Präsidium kommen, dann nehmen wir ihre Aussage zu Protokoll und stellen ein Bild des Mannes zusammen. Ist alles nur Routine..“, meinte Kuballa mit einem Lächeln und schaute auf die Uhr. Die Dienstbesprechung begann in 15 Minuten. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 47.

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"Libudas Grab"

Der Ermittler reichte Rettig die Hand. „Bis später, würde sagen so gegen 10 Uhr, wenns passt...“
Karsten Rettig nickte. „Nein, nein, passt schon, komme gleich.“

Kuballa verließ die „Flora“, PKW, Lastwagen und eine Straßenbahn rauschte vorbei. Ein Einsatzwagen der Polizei stoppte kurz neben ihm, fuhr aber sofort weiter, als die beiden uniformierten Insassen ihren Kollegen erkannten. Er nickte ihnen nur kurz zu.

Pünktlich traf Kuballa im „Soko-Zimmer“ ein. Als Letzter betrat Kriminalrat Wenger den Raum. Er nahm wie gewöhnlich am Kopfende des Tisches Platz und schaute sein Team an: Kuballa, Kutschera, Gersthoff und Krupka.

„So, Männer, die Zeit drängt. Was gibt es Neues in diesem Tötungsdelikt, doppelten Tötungsdelikt,“ begann Wenger, während Kuballa einen Schluck Kaffee genoss.

Wenger lächelte ein wenig, als er das Outfit von Kuballa sah: beige Trekkinghose, kariertes Hemd und eine Outdoorweste, in dessen unzähligen Taschen ein ganzes Überlebenspaket unterbringen konnte.

Kuballa blickte auf, schaute sich um: „Es gibt Zeugen, die zur fraglichen Zeit auf dem Parkplatz am Ostfriedhof gewesen sind. Doch in der Dunkelheit konnten sie leider nicht viel erkennen. Das Pärchen war wohl im Auto mit anderen Dingen beschäftigt..“

Wenger stutzte: „Na wenigstens ein Ansatz. Wie geht es weiter ?“

Der Soko-Leiter schlürfte den heißen Kaffee, alle Augen waren auf ihn gerichtet: „Naja, die Zeugen kommen vorbei, dann lassen wir unabhängig von einander Phantombilder anfertigen. Wir werden sehen..“

„Das mit den Bildern kann ich ja übernehmen,“ warf Jürgen Krupka ein.
Wenger und Kuballa nickten.

„Es sieht so aus, als hätten sich Seegen und Diebeck in der Drogenszene bewegt, alles verdichtet sich. Vermutlich waren sie nur Mittelsmänner, die plötzlich, weil sie merkten, hier kann man richtig Geld machen, in die wortwörtliche Schusslinie geraten. Wir müssen nun herausfinden, wer dahinter steckt. Daniel und Kollege Gersthoff bewegen sich ja in der Dortmunder Szene, ich habe hier einen Kontaktmann und stelle natürlich auch selbst Ermittlungen an, ist aber ein schwieriges Unterfangen, es fügt sich langsam alles wie ein riesiges Puzzle zusammen. Leider fehlen noch die letzten Segmente...“

Wenger stand auf und ging zur Übersichtswand, er fasste die bisherigen Ermittlungsergebnisse noch einmal zusammen. „Gibt es noch Ergänzungen ?“, fragte er.

Es meldete sich Justus Gersthoff, der zusammen mit Daniel Kutschera weitere Ermittlungsergebnisse aus dem Derner Raum ergänzte. Wenger und Krupka hörten ebenfalls aufmerksam zu.

Wenger fragte erneut in die Runde: „Sonst noch etwas Wichtiges ?“
Das Ermittler-Quartett, die „Soko Friedhof“, verneinte.

„Dann werde ich Staatsanwalt Ascher informieren, er ist richtig hungrig...“, lachte Wenger und verließ den Besprechungsraum. Das Quartett besprach währenddessen weitere Vorgehensweisen, Taktiken. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 48.

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"Libudas Grab"

Als Jochen Grebber an diesem Morgen an seinem Garten an der Erdbrüggenstraße auftauchte, staunte er nicht schlecht, vor seinem Gartentor, am Bordsteinrand, parkte ein Auto. Zwei stiernackige Männer lehnten an einen unbeschrifteten Kleintransporter mit Dortmunder Kennzeichen und rauchten, sie unterhielten sich leise.
„Moijen,“ grüßte Grebber freundlich, „so früh schonn auf den Beinen..?

Pollux und Castor grinsten ihn an: „Ja, Geschäfte, Geschäfte..?“

Erstaunt blickte der Hobbygärtner die Stiernacken an, zog den Schlüssel aus der weißen Bergmannshose, argwöhnisch von den beiden Männer beobachtet.

„Geschäfte, so früh am Morgen, iss hier abba kein Großmarkt,“ lachte Grebber.

Pollux stieß sich etwas vom Wagen ab, ließ die Zigarettenkippe in den Rinnstein fallen. „Sind sind doch Jochen Grebber. Oder ?“

„Wer will das wissen?“, fragte Grebber und drehte den Schüssel herum.

„Meine Name ist Pollok, und das ist mein Kollege Kazow, wir haben ihnen einen Vorschlag zu machen...,“ entgegnete Pollux und zeigte auf das Gartentor.

Grebber ging voran, drehte sich aber mehrfach um, ihm kamen diese beiden Typen komisch, ja fast unheimlich vor. Vor seiner Laube blieb er abrupt stehen, blickte sich um: „So, Jungs, warum geht es eigentlich, ich habe hier viel Arbeit, so ein grünet Paradies braucht Pflege.“ Er lächelte.

Pollux kam näher, Castor sah sich sichernd nach allen Seiten um.
„Wir brauchen einen verlässlichen Mann in der Szene, du bist uns empfohlen werden..,“ zischte Pollux und zeigte sein Gebiss.

Der Kleingärtner hob die Schultern. „Jungs, ich suche keinen Job, die Knappschaft zahlt mir ne gute Rente, happ ja schließlich lange dahinten auffem Pütt malocht.“ Er zeigte dabei in Richtung Consol.

„Grebber, dat wissen wir doch allet, aber son paar Euros nebenbei kann doch jeder gebrauchen, da kannze dir doch zum Beispiel son kleines Häusken für deine grünen Lieblinge anschaffen..,“ warf nun Castor ein, er stellte sich neben seinen Kollegen.

„Also, Jungs, sach mir schonn worum ett geht,“ entgegnete Grebber schon sichtlich nervös.
„Die Sache ist die...,“ Pollux sah sich um, und sprach dann etwas leiser und lächelte. „ wir arbeiten für einen Konzern, der Waren vertreibt, die man in der Fußballszene nicht unbedingt braucht, aber mit etwas Nachdruck dann doch unentbehrlich werden können.“

Grebber hob die Schultern. „Und watt soll datt sein.?“

Pollux und Castor grinsten: „Eh, Gartenraupe, bis du abba schwer von Kapee...?“ (wird fortgesetzt)

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Derbykrimi Teil 49.

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"Libudas Grab"

Der Angesprochene, der aber längst wusste, warum es hier ging, stellte sich absichtlich „dumm“. „Abba ma ährlich, Jungs, gezz ma Dünger anne Mörkes, wat iss hier eigentlich los ?“

Castor wurde schon ärgerlich, denn er merkte wohl, dass Grebber sie auf die Rolle nahm, er ballte die rechte Hand und schlug, damit in die flache, linke Hand. Es machte „Klatsch“.

Pollux wandte sich seinem Kollegen zu und fasste ihn freundschaftlich an den muskulösen Oberarm: „Bleib ruhig, son Schalker versteht dat doch ?“
Seine Augen blitzen, als er Grebber bis auf einen halben Meter näher kam.

„Moijen, Jochen, schon so früh Besuch, will abba nich stören,“ schallte es aus einer Lücke in der Hecke.

Grebber drehte sich um: „Mein Nachbar Otto, issen ganz Aufmerksamen, dem entgeht nix...“

„Also, Grebber, wir kommen morgen widda vorbei, der Vertrach steht, da gippt ett nix zu mäkeln, unsere Firma wird sich erkenntlich zeigen. Kannze bald deinen persönlichen Grünen hier einstellen,“ lachte Castor, drehte sich um, um langsam in Richtung Ausgang zu gehen. An einem Strauch blieb er stehen, dort stand versteckt ein Gartenzwerg, er trug ein blaues Trikot mit dem bekannten S04-Logo auf der Brust. Mit dem linken Fuß stieß Castor den tönernden Zwerg an, der fiel in die schwarze Gartenerde.

„Hee,“ brüllte Grebber.

Castor hob die rechte Hand und zeigte dem Hobbygärtner im Herausgehen ohne sich nochmals umzudrehen den Stinkefinger

„Wie mein Kollege sagte, wir stehen morgen widda auffe Matte, überleg dir alles gut, und ich gebe dir einen guten, kostenlosen Rat: Erzähle niemandem vom Inhalt des Gesprächs, sach einfach, datt warn Gartenfreunde. Kapitto, denke daran, wir wissen auch wo du wohnst. Schönen Tach noch..“
Pollux folgte seinem stiernackigen Kollegen, der bereits dem grünen Ausgangstor entgegenstrebte.

Sekundenlang stand Grebber vor der Laube. „Ich glaub, gezz brauche ich einen Schnaps.“ Er kramte aus der Hosentasche einen Schlüsselbund hervor und öffnete die Laubentür, aus einem kleinen Schrank, der neben dem alten Kohlenofen stand, entnahm er eine Flasche, in der sich eine dunkelrote Flüssigkeit befand. Es war sein berühmter Aufgesetzter, den er heute unbedingt probieren musste. Nachdenklich, mit Flasche und einem Wasserglas, das in der Spüle stand, ging er wieder zurück, setzte sich auf die Laubenbank und goss sich einen kräftigen Schluck ein. „Man, datt is abba nochma gutgegangen“ Er nahm einen weiteren kräftigen Schluck, seines selbst hergestellten Beerenlikörs. „Mhm, schmeckt, sogar.“

„Allet klar, Jochen, ist der Besuch widder wech..“, klang es herüber. Sein Nachbar lugte erneut durch die Heckenspalte.

Grebber winkte ab, „Jau, alles paletti, mach nur ne kurze Pause, kennze ja noch von früher, kurz abbeiten, lange Pause..“ Er lachte aber sehr gequält über seinen Gag.

Doch der Schreck, den die eigenartigen Besucher hinterlassen hatten, saß Jochen Grebber noch lange in den Knochen, er beschloss aber, seinen Freund Rolli im Präsidium zu kontaktieren. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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"Libudas Grab"

10.

Im Präsidium saßen Kuballa, Kutschera, Krupka und Gersthoff am Konferenztisch, sie werteten die Aussagen von Nicole Hüser und ihres Liebhabers, Karsten Rettig, aus. Auch Phantombilder, die nach ihren Aussagen, die unabhängig von einander protokolliert wurden, zeigten sehr große Übereinstimmungen.

„Den Typen kenne ich,“ warf Kutschera ein, als es das digital hergestellte Bild des Grauhaarigen sah. „Er hat vor zwei Tagen die schöne Sandra an der Kneipe in Derne abgeholt. Leider konnte ich nicht mehr erkennen. Aber er war es, ganz sicher..“

„Wir sollten einen Datenabgleich per Computer vornehmem,“ meinte Krupka, sein Vorschlag fand Zustimmung in der Runde. „Vielleicht spuckt ja die Bank etwas aus, auch Bilder können ja gut miteinander verglichen werden.“

Jürgen Krupka verschwand, nahm einen Bildausdruck mit, um ihn dann weiter zu verarbeiten. Und dieser Daten-Bildabgleich konnte sehr, sehr lange dauern.

Rolf Kuballas Handy meldete sich. „Rolli“ verzog den Mund, schaute auf das Display. Er erkannte die Rufnummer, es war Jochen Grebber.
„Da ist wat eigenartiges passiert, hatte Besuch von zwei sonderbaren Typen. Haben mir ein Geschäft vorgeschlagen,“ meldete sich der königsblaue Hobbygärtner im Telegrammstil am Mobiltelefon.

„Jochen, keine Sorge, ich komme vorbei. Wir klären das, mache die keine Sorgen, bin schon unterwegs...“

Der Leiter der „Soko Friedhof“ lächelte ein wenig, rieb sich mit der rechten Hand das Kinn und schaute Kutschera und Gersthoff an. „Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Wege, die Hintermänner, Strippenzieher, werden wohl etwas nervös. Schau wir mal, was dabei herauskommt. Es ist wohl am besten, wenn ich, das heißt wir, meinem Informanten mal einen Besuch abstatte,“ sagte Kuballa und schaute Gersthoff an.
„Sie können mich ja auf alle Fälle begleiteten, Daniel bleibt hier im Präsidium, er koordiniert alles, wenn es Neuigkeiten gibt, wir sind ja zu erreichen.,“

Daniel Kutschera schien mit dieser Ansage wohl nicht recht zufrieden, fügte sich aber der Anweisung seines Vorgesetzten, er vertiefte sich daher wieder in die Protokolle, während Gersthoff seine Jacke von Kleiderhaken angelte und Kuballa seinen „islandtauglichen“ Anorak überstreifte.

Nach 10 Minuten Fahrt hatten sie ihr Ziel, den Kleingarten von Jochen Grebber an der Erdbrüggenstraße erreicht.

Gersthoff sah sich um, irgendwie erinnerte ihn hier das Umfeld an Derne, an die ehemalige Zeche Gneisenau. „So sieht es im Revier mittlerweile an vielen einstigen Pütt-Standorten aus,“ dachte er, als er aus dem Dienstwagen stieg.

„Meine Güte, das ist ja eine richtige Idylle hier,“ meinte Gersthoff, als Kuballa das Gartentor öffnete. Auf der Laubenbank saß Grebber und stierte den Besuch an. „Hasse diesma Verstärkung mitgebracht,“ argwöhnte Grebber, stand auf und gab den Neuankömmlingen die Hand. Kuballa stellte seinen Informanten, dann seinen Dortmunder Kollegen Gersthoff vor, der zur Schalkefahne am Mast in der Mitte des Gartens emporschaute.
Sie setzten sich. Grebber stöhnte leise. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 51.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"
"Mensch, Jochen, hasse heute den Tach des offenen Gattens, hass ja schon widda Besuch., “ lachte sein Nachbar und spinkste erneut durch die Heckenlücke.
„Mein Nachbar Otto,“ meinte Grebber und zeigte auf die inzwischen halbleere Flasche mit dem leckeren Beerenaufgesetzten.

„Kann ich nur empfehlen, wollt ihr ma probieren,“ fragte der Hobbygärtner nach.

Kuballa winkte ab. „Lieber nicht, blauer Engel wär mir lieber...“

„Jau, dat ich nich lache,“ gluckste Grebber.

Gersthoff blickte sich im gepflegten Garten um, Kuballa setzte sich und Grebber begann mit seinen Ausführungen.
„Stellt euch ma vor, ich komme hier an, da stehen so zwei Türstehertyppen vor meinem Gatten und wollen mit mir sprechen. Soll ein Geschäft für einen Konzern für sie abwickeln, inne Schalkeszene. Stellt euch dat ma vor. Wolln morgen meine Antwort, haben mir auch zu verstehn gegeben, dat sie wüssten, wo ich wohne.. War ne versteckte Drohung. Man, dat war vielleicht zwei Typpen.“

Rolf Kuballa legte seine linke Hand freundschaftlich auf den rechten Oberschenkel des neben ihm sitzenden Mannes: „Jochen, wir haben alles unter Kontrolle, beschreibe mal die Typen.“
Grebber nickte und blickte zu Gersthoff herüber, der interessiert zuhörte, was der Kleingärtner da erzählte. Vor allem bei der Personenbeschreibung stutzte er.
Der Dortmunder kniff das rechte Auge zu, Kuballa verstand. „Die Jungs sind harmlos, machen nur auf dicke Hose..“, versuchte der Hauptkommissar seinen Freund zu beruhigen.

Gersthoff machte sich Notizen, dann herrschte ein paar Minuten Ruhe im Garten. Draußen fuhr ein Motorrad vorbei, der Fahrer ließ den Motor aufheulen.
„Wirklich schön hier, und das mitten in der Stadt,“ meinte Gersthoff.

Jochen, der Hobbygärtner schüttelte den Kopf: „Nee, dat iss hier dat Königsreich Haverkamp..“

Kuballa und Gersthoff lachten, auch Grebber lachte schließlich mit.

„Jochen, alter Schwede, ich sorge dafür, dass die Streife hier und an deinem Wohnhaus mehrfach am Tag mal vorbeischaut. Ist nur zur Sicherheit. Morgen, wenn die beiden Typen auftauche, sind wir in der Nähe. Lasse uns nur kurz eine Nachricht zukommen. Alles klar. ?“

Grebber seufzte: „Man, da happ ich mich abba auf watt eingelassen...“

Kuballa stand auf, legte die rechte Hand auf die Schulter seines alten Freundes: „Wir passen auf dich auf. Versprochen.“

Gemeinsam gingen sie zum Gartenausgang, Grebber öffnete das Tor und gab den beiden Ermittlern die Hand. „Man, datt darf ich nich am Stammtisch erzähln, die drehen dann durch..“
Kuballa griente: „Männer brauchen manchmal Geheimnisse, das macht sie erst richtig interessant..“ (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 52.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"

Grebber winkte ab: „Eh, Rolli, aus welchem Film hasse denn diesen Spruch ?“

Die beiden Ermittler stiegen in den Dienstwagen, der vor dem Gartentor parkte, Grebber war verschwunden, Kuballa startete das Fahrzeug.

„Die Beiden haben Kutschera und ich in Derne bei DoPaket getroffen, Jonas Pollok, genannt Pollux und Igor Kazow, auch als Castor bekannt. Wir sollten sie mal genauer unter die Lupe nehmen,“ meinte Gersthoff, als durch den Haverkamp fuhr.

„Meine alte Heimat,“ gab Kuballa zu verstehen, an der Bickernstraße bog er in die Bismarckstraße ein.

„Naja, iss ja auch nicht gerade das Nobelviertel,“ lachte Gersthoff.
Kuballa zuckte mit den Schultern. „Na, wenn schon..War aber einfach schön hier.“

Wortlos quälte sich Kuballa mit seinem Dienstwagen durch den Verkehr in Richtung Präsidium, wo die beiden Ermittler schon von Kutschera erwartet wurden.

Schon als Kuballa und Gersthoff das „Soko-Zimmer“ betraten, merkten sie, es gab einen Fortschritt, denn der junge Inspektor strahlte.

„Daniel, mache es nicht so spannend, hat Krupka etwas gefunden ?,“ fragte Kuballa und hängte seinen roten Anorak über die Stuhllehne.

„Ja, Chef, wir sind fündig geworden. Unser Mann heißt Kluthe, im Zivilberuf handelt er mit Pokalen und Trophäen für Wettbewerbe aller Art, daher kommt auch sein Spitzname: Potti.“

Kutschera lachte verschmitzt. „Den habe ich vor der Kneipe in Derne gesehen, da bin ich 100prozent sicher.“

Kuballa winkte ab: „Ist ja schon gut. Gibt es etwas Erkennungsdienstliches, ist er vorbestraft oder ähnliches ?“

Gersthoff zog seine Anzugjacke aus, strich sie glatt und hängte sie über einen Bügel, der am Garderobenstände hing.

„Es geht weiter, es geht weiter...“ flötete der Dortmunder, während der Gelsenkirchener Hauptkommissar mit der rechten Hand eine typische „Langsam – langsam-Bewegung“ machte.

„Also von vorne: Daten und Fakten.“
Kuballa schaute Kutschera an, der auf seine Notizen blickte: „Mike Potti Kluthe, geboren in Herne, aufgewachsen und Ausbildung in Bochum, Handwerkerlehre, jetzt selbstständiger Kaufmann. Vorbestraft wegen BTM und Körperverletzung, dreieinhalb Jahre auf Bewährung, wohnhaft Herne, Gewerbegebiet Schloss Grimberg, dort befindet sich auch sein Betrieb, nach meinen Recherchen hat er derzeit fünf Mitarbeiter. Achja, Kluthe ist 40 Jahre alt. Keinen Waffenschein...“

Kuballa nickte: „Könnte unser Mann sein, wird müssen wohl doch noch die Drogen mit in die Soko nehmen. Wird langsam eng.“

Gersthoff und Kutschera nickten dem Hauptkommissar zu. (wird fortgesetzt)

friedhelm
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Derbykrimi Teil 53.

Beitrag von friedhelm »

"Libudas Grab"

Ein Telefon meldete sich.
Kutschera schaute auf die Anlage. „Der Kriminalrat..“
Er reichte den Hörer an Kuballa weiter: „Tag, Kurt, was gibt es...Du, wir haben gerade darüber gesprochen, haben uns dazu entschlossen, die Drogen in die Soko zu nehmen.“

Er hörte zu, was Wenger ihm mitzuteilen hatte. „Alles klar, Kurt, kein Problem, können jetzt Verstärkung dringend gebrauchen. Bis später...Achso, informierst du Ascher. Danke.“

Er reichte Kutschera den Hörer, der legte auf.

Kuballa schaute erst Gersthoff, dann Kutschera an. „Wir bekommen Verstärkung, aus Bochum, die dortigen Drogen haben den Kluthe wohl schon seit einiger Zeit auffem Schirm, sie sind jetzt durch unser Datenabfrage hellhörig geworden, weil wir uns ebenfalls für ihr Zielobjekt interessieren. Die Kollegen Kassalik und Landau ist ab heute ebenfalls im Team. Sie sind wohl schon im Anmarsch.“

„Mann, das ist ja nen Dingen, wie geht es weiter ?“, forschte Gersthoff nach.

Kuballa setzte sich an seinen Platz: „Wir warten mal, was die Bochumer bisher ermittelt haben, dann sehen wir weiter. Aber erst mal muss ich noch mal mit dem Wachhabenden sprechen, der ist mir noch einen Gefallen schuldig. Ich lasse den Jochen nicht im Regen stehen, im Haverkamp soll ab sofort verstärkt Streife gefahren werden..“

Kutschera zuckte mit den Schultern, Gersthoff nickte dem Soko-Leiter nur anerkennend zu.

Der Gelsenkirchener Soko-Leiter kannte Kassalik und Landau nur flüchtig, sie hatten sich mal bei einem Kurzlehrgang kennengelernt, Gersthoff dagegen hatte schon mit dem beiden Bochumern in einem anderen Fall zusammengearbeitet.

Als Kassalik und Landau schließlich im „Soko-Raum“ auftauchten, war die Begrüßung kurz und herzlich. „Wenn wir gewusst hätten, dass ihr Gelsenkirchener..“ Kassalik räusperte, “ und natürlich Dortmunder, unsere Hilfe benötigen, hätten wir uns schon viel früher gemeldet.“

Die anderen Soko-Mitglieder lachten über den Scherz, dann nahmen sie erneut am Konferenztisch, der mit Akten und Protokollen übersät war, Platz.

„Wir haben neulich einen Tipp aus der Szene bekommen, da haben wir Mike Kluthe, dass heißt seinen Laden in Wanne-Eickel überwacht. Leider Fehlanzeige. Den Stoff muss Kluthe wohl an einem anderen Ort lagern, dass Gebäude im Gewerbegebiet Grimberger Schloss war jedenfalls sauber..“, warf Landau ein.

„Trotzdem war es ärgerlich, wir überprüfen den Laden und warnten so den Tatverdächtigen..“, unterstrich Kassalik.

„Naja, dabei ging es, in Anführungsstrichen, ja nur um Drogen, jetzt könnte es sich um ein Tötungsdelikt handeln,“ meinte der Soko-Leiter und blickte sich am Tisch um. (wird fortgesetzt)

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