Sütterlin-Stube in Gelsenkirchen

Schriftstellerei, Dichtung, Rezitation

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Antworten
Benutzeravatar
Christian.
Beiträge: 9
Registriert: 25.12.2019, 17:50
Wohnort: Beckhausen

Sütterlin-Stube in Gelsenkirchen

Beitrag von Christian. »

Hallo ihr Lieben,
hier ist der Christian aus Beckhausen.

Vor gut einem Jahr habe ich auf dem Flohmarkt ein kleines Bündel von Feldpost aus dem 2.Weltkrieg vor dem Mülleimer gerettet. Die Briefe sind in der alten deutschen Handschrift verfasst,der Verkäufer konnte damit nichts anfangen,weil man „da ja so gut wie nix lesen kann und niemand diese alten Briefe lesen will“.

Ich habe die Briefe an mich genommen und habe angefangen sie „zu lesen“.

Bei Youtube habe ich mir dann parallel diverse Videos zum Erlernen der deutschen Handschriften angeschaut und kann mit Stolz sagen,dass ich mir das fließende Lesen und Schreiben der alten Handschriften beigebracht habe :-)

Da ich anderen Briefen, Urkunden und sonstigen zeitgenössischen Aufzeichnungen nicht dem gleiche Schicksal wie die des Mülleimers überlassen möchte, kam mir die Idee so eine Art Sütterlin-Stube in Gelsenkirchen mit eurer Unterstützung ins Leben zu rufen.

Gibt es eventuell in unserer Stadt schon so eine Sütterlin-Stube oder hat jemand schon Erfahrung mit der ehrenamtlichen Transliteration von alten Schriftstücken?

In bereits bestehenden Sütterlin-Stuben im Bundesgebiet gibt es z.B. Kooperationen mit Altenheimen. Dort ist es ein beliebter Zeitvertreib für die Heimbewohner,die diese Schriften zum Teil noch in der Schule gelernt haben.

Vielleicht bekommen wir ja zusammen etwas auf die Beine gestellt.

Bis dann,
Christian


Bild

Benutzeravatar
brucki
Beiträge: 9431
Registriert: 23.02.2007, 22:50
Wohnort: Ückendorf

Beitrag von brucki »

Für meine Ansichtskarten-Sammlung, der man mit guten Schriftkenntnissen, interessante Infos ablesen könnte, genauso wie für die Ahnenforschung, habe ich Interesse an so etwas.

Benutzeravatar
Christian.
Beiträge: 9
Registriert: 25.12.2019, 17:50
Wohnort: Beckhausen

Beitrag von Christian. »

Hallo bucki,
vielleicht hast du ja Lust mal eine AK hier zu zeigen.
Mal sehen was wir da herausfinden können.

Ich werde in der nächsten Woche mal bei einem Altenheim nachfragen,ob es da Interesse gibt.

Bis dann,
Christian

Benutzeravatar
Bretterbude
Beiträge: 2378
Registriert: 19.09.2007, 22:45
Wohnort: Butendorf

Beitrag von Bretterbude »

Hallo Christian, ein interessanter Ansatz. Manche alten Ansichtskarten sind wahre Kunstwerke aus heutiger Sicht. Wer kann heute noch so exakt und dabei so dermaßen klein schreiben wie auf manchen sehr alten Karten zu sehen, hier beispielweise eine aus dem Jahr 1905.
Bild
Bild

Benutzeravatar
revier04
Beiträge: 1250
Registriert: 07.06.2009, 16:52
Wohnort: Gelsenkirchen-Erle

Beitrag von revier04 »

Bretterbude hat geschrieben:Hallo Christian, ein interessanter Ansatz. Manche alten Ansichtskarten sind wahre Kunstwerke aus heutiger Sicht. Wer kann heute noch so exakt und dabei so dermaßen klein schreiben wie auf manchen sehr alten Karten zu sehen, hier beispielweise eine aus dem Jahr 1905.
Bild
Bild
Glück auf,

ich erschrecke regelmäßig vor meiner eigenen Handschrift. Ich behaupte mal, ich hatte eine lesbare, vlt. auch eine schöne Handschrift. Irgendwann lernte ich für den Beruf die Normschrift. Davon bin ich heute meilenweit entfernt. Durch die hauptsächliche Nutzung des Computers als Schreibmittel verkümmert die Handschrift zusehends, obwohl ich im heutigen beruflichen Alltag für Protokolle und Berichte noch handschriftlich unterweges bin. Dann muss es aber meistens schnell gehen und dementsprechend sieht die Klaue aus.
Sütterlin lesen konnte ich als Kind sehr gut. Hat mir meine Mutter beigebracht. Ist aber mangels Übung alles weg.

LG revier04

Benutzeravatar
Christian.
Beiträge: 9
Registriert: 25.12.2019, 17:50
Wohnort: Beckhausen

Beitrag von Christian. »

Hallo Bretterbude,
vielen Dank für deine schone Ansichtskarte.

Wow,aus dem Jahre 1905. Das ist mal eben 114 Jahre her. Ich habe die Karte für euch mal ins Lateinische übertragen,damit man auch als nicht "Handschriftenleser" auf eine kurze Zeitreise gehen kann.

Auf der Bildseite steht:

Damit Ihr seht, daß es hier auch einen Stadtpark gibt, sende ich obige Ansicht
mit den herzlichsten Grüßen. Hoffend, daß Ihr alle wohl u.(nd) munter seid, bin ich Eure


Auf der Rückseite steht:

Liebe kleine Bertha! Mein Brief,
den Ihr heute erhalten habt, hat
Euch hoffentlich befriedigt. Damit
du siehst, daß ich deinen Fleiß im
Kartenschreiben anerkenne, schreibe
ich trotzdem heute schon wieder u.(nd)
sage dir unseren herzlichen Dank
für die Ostergrüße. Leider haben
wir hier sehr schlechtes Osterwetter,
es regnet heute Nachmittag
unaufhörlich, sodaß an einen
Spaziergang nicht zu denken
ist. Daher komme ich schon schon heute
dazu, an dich zu schreiben. Grüße bitte
deine l.(iebe) Mutter, Dora, Adolf u.(nd) die Kinder
chen von uns u.(nd) sei selbst herzlichst gegrüßt.

Emma u.(nd) Karl



Diese Ansichtskarte ist mit Ruhe geschrieben und der Absender hat sich Zeit dafür genommen. Der Schreibuntergrund war mit Sicherheit ein stabiler Tisch.

Bei Feldpostbriefen sieht die Sache schon ganz anders aus. Da schreiben die Soldaten mit (verständlicher) Hast und Unruhe, meist nur auf den Oberschenkeln aufgestützt und da dauert es einige Zeit bis man sich in eine Handschrift eingelesen hat.

@ revier04:

Daß du dich wieder an die alte Schreibschrift erinnerst, sollten wir doch hinkriegen. Es ist,wie du bereits sagtest: reine Übungssache.

So,jetzt geht´s ins Bettchen :-)

Bis dann,
Christian

Benutzeravatar
Prömmel
Beiträge: 4449
Registriert: 11.08.2010, 11:48
Wohnort: (21a) Horst; später 465, 4650; jetzt 45899

Beitrag von Prömmel »

Ich selbst habe in der Schule noch Sütterlin bzw. die Deutsche Schreibschrift gelernt - ein oder zwei Jahre im "Schönschreiben" Anfang der 1960er Jahre.

Wenn es so sauber geschrieben ist wie auf der Ansichtskarte von Bretterbude, lässt sich der Text in der Tat meist sehr gut lesen - zumindest für mich. :wink:

Leider ist es aber zu oft so, dass es - wie es ja recht häufig bei Handschriften der Fall ist - ziemlich unsauber geschrieben wurde, so dass die einzelnen Buchstaben kaum zu erkennen sind. Nicht selten kommen dann auch noch Rechtschreibfehler hinzu.

Außerdem gibt es häufig einen Mischmasch aus verschiedenen Schriften, meist aus der deutschen Kurrentschrift, der Sütterlinschrift oder einer anderen Variante der sog. deutschen Schreibschrift mit der lateinischen Schrift, die wir dann in der Schule gelernt haben. Dann kann es schon mal sehr schwierig werdem, den Text vollständig zu transkribieren, zumal auch oft ein genauer Zusammenhang oder Bezug einem Text nicht zu entnehmen ist. Dies ist leider bei (Ansichts-)Karten besonders oft der Fall.


@ Christian.
Der Text, den Du oben im ersten Beitrag eingestellt hast und den Du vermutlich mit einem entsprechenden Font erstellt hast, ist natürlich sehr sauber und akkurat und daher bestens (fließend) lesbar. Es befindet sich allerdings in der ersten Zeile ein kleiner Fehler, denn das vorletzte Wort wäre natürlich nicht "dass" sondern "daß" geschrieben worden. Das doppelte "s" hätte es in dieser Form im Sütterlin oder den anderen deutschen Schreibschiften so nicht gegeben.

Bei der Karte von Bretterbude hattest Du uns auf der Bildseite das "E." nach "Eure" "unterschlagen". :wink:
Und der "Karl" auf det Textseite dürfte wohl eher "Kurt" geheißen haben.
Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß. der weiß mehr
als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

Benutzeravatar
Christian.
Beiträge: 9
Registriert: 25.12.2019, 17:50
Wohnort: Beckhausen

Beitrag von Christian. »

Hallo ihr Lieben, hallo Prömmel,
vielen Dank für deinen Hinweis :-)

Den Din-A4 Text habe ich mit einem im Internet Frei zur Verfügung stehendem Font geschrieben.

Er ist unter http://www.zinken.net/Fonts/Suetterlin.html zu finden.

Den Font finde ich am besten,da man, Zitat Anfang:
Eine digitalisierte Schrift kann nicht alle möglichen Verbindungen und Ligaturen einer Handschrift darstellen, für die wichtigsten Verbindungen bietet der Font aber spezielle Zeichen an.
Zitat Ende.

Beim Formatieren des Textes mit den Sonderzeichen "langer Anstrich, Buchstabe ohne Anstrich, End-s", habe ich wohl den einfachen Buchstaben "ß" übersehen :-(

Bis dann,
Christian

Benutzeravatar
Benzin-Depot
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 18790
Registriert: 19.01.2008, 02:38
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Benzin-Depot »

Über die Sütterlin Schrift haben wir hier schon einiges geschrieben:

"Sütterlin Schrift in Gelsenkirchen"
https://www.gelsenkirchener-geschichten ... php?t=6266
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

Antworten