Ernst-Adolf Kunz aka Philipp Wiebe

Schriftstellerei, Dichtung, Rezitation

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Ernst-Adolf Kunz aka Philipp Wiebe

Beitrag von Verwaltung »

Lexikon Westfälischer Autoren und Autorinnen hat geschrieben:Ernst-Adolf Kunz

Pseudonym: Philipp Wiebe.

Geboren am 19. September 1923 in Gelsenkirchen als Sohn eines Arztes. Von 1938 bis 1941 Internat im Landschulheim Burg Nordeck im Hessischen. Nach der Auflösung des Internats 1941 Rückkehr nach Gelsenkirchen. Im selben Jahr Einberufung zum Militär.

Soldat in Rußland, Rumänien und Ungarn, wo er schwer verwundet wurde. Lazarett in Wien und Delbrück/Kreis Paderborn. Von der amerikanischen Besatzung Verlegung ins Kriegsgefangenenlager in Attichy nordöstlich von Paris, wo er Heinrich Böll, seinen Lebensfreund, kennenlernte.

1945 Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft. Rückkehr nach Gelsenkirchen. Gelegenheitsarbeiten, u.a. als Schauspieler bei kleinen privaten Theatern in Essen, Gelsenkirchen, Recklinghausen und 1948 in Herten. Nach dem Scheitern dieser Privatbühnen Verkäufer von Kugelschreibern vor Warenhäusern. Eine von ihm gegründete Werbeagentur ging bald ein. Fortan Verkäufer von Schreibmaschinen und Couchgarnituren. Beteiligung an einem Textilgeschäft. Kurzzeitiges Engagement bei der Bausparkasse Wüstenrot. Ständige Geldnot und Verschuldung.

1952 entwickelte er die Idee zu einer Agentur für die Verwertung von Erzählungen und Kurzgeschichten. Das Zugpferd dieser Agentur Ruhr-Story war Heinrich Böll. Weitere Autoren waren u.a. Wolfdietrich Schnurre und Paul Schallück, später Josef Reding und Siegfried Lenz. Seit Frühjahr 1953 vermarktete er unter dem Pseudonym Philipp Wiebe erfolgreich eigene Kurzgeschichten.

Im Laufe der Jahre wurden fast 50 seiner Geschichten gedruckt und vielfach in Zeitungsbeilagen nachgedruckt. Bis zu seinem Tod am 9. November 1981 Arbeit als freier Autor. Er verfaßte Reportagen und Reiseberichte, Zeitungsgeschichten und Theaterkritiken. Für den Rundfunk schrieb er Features und Hörspiele. Fürs Fernsehen schrieb er mit Erfolg Drehbücher nach literarischen Vorlagen. Sein erfolgreichstes Drehbuch war Suleyken nach Siegfried Lenz.

mehr unter: http://www.lwl.org/literaturkommission/ ... 01370&SID=
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Beitrag von Verwaltung »

Die Hoffnung ist wie ein wildes Tier.
Der Briefwechsel zwischen Heinrich Böll und Ernst-Adolf Kunz 1945 - 1953.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1994

Eine Rezension: http://www.koellerer.de/boellkunz.html
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jvm
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Beitrag von jvm »

Seine Frau Gunhild lebte bis zuletzt im "Hausfeld" und starb vor ca. 14 Tagen. In der WAZ war eine kurze Notiz. Sie hatte wesentlichen Anteil an Ruhrstory

Ich meine, dass der Briefwechsel zwischen Wiebe und Böll auch publiziert ist (steht wahrscheinlich hinterm lwl-Link)

jvm
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Beitrag von jvm »

Steckte Kunz/Wiebe nicht auch hinter der "Tree-art"-Komödie?

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Beitrag von Verwaltung »

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Der 1963 unter dem Pseudonym Phillip Wiebe veröffentliche Roman "Vor unserer Tür" ist laut Spiegel ein "düsterer und drastischer Rückblick auf Kriegs-, Vorkriegs- und Nachkriegszeit, auf Judenmorde und Mitläufertum, auf Nazi-Mentalität, Kommißschikanen und Ostfront-Gemetzel."

Für die damalige Zeit war das Buch für manche wohl zu drastisch und zu bloßstellend geschrieben. Eine Veröffentlichung in der "Deutschen Zeitung" wurde für Feuilletonredakteur Hans Daiber zum Problem. Er musste das Buch stark kürzen und entschärfen, worüber Ernst-Adolf Kunz sehr "zornig" war:

http://wissen.spiegel.de/wissen/dokumen ... op=SPIEGEL

Peter Rose hat geschrieben:Philipp Wiebe hat übrigens auch einen spannenden Roman mit dem Titel "Vor unserer Tür" geschrieben. Wenn ich mich recht erinnere, spielt die Geschichte in der Nazi-Zeit. Ich habe damals zusammen mit Hugo Ernst Käufer einen Teil der Restauflage aufgekauft, und den Schulen im Rahmen der Literatur- und Leseförderung zur Verfügung gestellt. In der Stadtbücherei müsste der Titel eigentlich im Bestand sein.
Zuletzt geändert von Verwaltung am 29.08.2008, 17:33, insgesamt 1-mal geändert.
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pito
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Beitrag von pito »

jvm hat geschrieben:Seine Frau Gunhild lebte bis zuletzt im "Hausfeld" und starb vor ca. 14 Tagen.
Das gibts nicht. :shock:
Warum haben wir dieses Thema nicht früher hier in den Geschichten gehabt, dann hätten wir sie vielleicht befragen können. Die Zeit läuft uns buchstäblich davon. :cry:

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Beitrag von Verwaltung »

jvm hat geschrieben:Steckte Kunz/Wiebe nicht auch hinter der "Tree-art"-Komödie?
So war es. Die Robinie, die zu Tree-Art verkunstet wurde, stammte aus Wiebes Garten:

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=1905
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bostonman
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Beitrag von bostonman »

bostonman hat geschrieben:Aus dem Buch
"Für uns begann harte Arbeit" von Michael Klaus,Hartmut Hering,Hugo Ernst Käufer
Asso-Verlag Seite 334
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pito
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Beitrag von pito »

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MichaL
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Beitrag von MichaL »


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klaus peter wolf
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Kurzgeschichten

Beitrag von klaus peter wolf »

Ich kannte die beiden gut. In ihrem Haus haben sie gern Gäste empfangen und über Literatur und Politik diskutiert. Ich war ein Bengel von knapp siebzehn, glaubte dass die Weltrevolution kurz bevor steht und wollte die beiden für die Revolution gewinnen. Nun, sie waren sehr geduldige Menschen. Immerhin haben sie mit ihrer Agentur Ruhrstory ein paar Kurzgeschichten von mir verkauft. Was aus heutiger Sicht eine grosse Ehre war, vertraten sie doch Böll und Lenz und die Garde der großen Literaten, aber das habe ich damals nicht so wahrgenommen. Bei ihnen lernte ich auch Böll als sehr bescheidenen Menschen kennen. Eine Weile vertraten sie auch Detlef Marwig in ihrer Agentur.Ich bekam bei ihnen immer Bücher in die Hand gedrückt, die ich "unbedingt" lesen mußte. Beim nächsten Besuch wurde ich dann genau zu jedem einzelnen Titel befragt. Es reichte nicht, den Inhalt runterzuleiern! Ich sollte eine Position zum Text beziehen. Und das war immer wieder der Einstieg für eine heftige Debatte.
Philipp schrieb sich überigens anders als hier in den GG zitiert mit einem L aber zwei pp am Ende. Es war ja nur sein Pseudonym, weil er glaubte unter dem Namen Kunz könne ein Autor nicht bekannt werden. Er fand den Namen "zu deutsch und zu spießig". (Seine Worte.)
Und Adolf wollte er natürlich erst recht nicht heißen.
Die beiden lebten eine simbiotische Beziehung, waren ohneeinander nicht denkbar. In ihrem Hause lernten meine Freundin Mary und ich überigens die erste Spülmaschine unseres Lebens kennen. Die beiden wollten keine Lebenszeit mit so etwas verschwenden.
Klaus Peter Wolf
www.klauspeterwolf.de
Verwaltung hat geschrieben:geändert: Philipp - danke

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