Adorno, Gelsenkirchen und Ästhetik

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pito
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Adorno, Gelsenkirchen und Ästhetik

Beitrag von pito »

Theodor W. Adorno war in Gelsenkirchen, wie wir an anderer Stelle bereits sahen:
constantin hat geschrieben:Da gibt's ja Leute, die behaupten, dass die "wirklich wichtigen" Menschen einen Bogen um Gelsenkirchen gemacht hätten.
Solchen Typen sie dieses Bild gezeigt:
Bild
Adorno und seine Frau Gretel, 1954, auf der Zeche Consolidation, Gelsenkirchen
(entnommen: Detlef Claussen, Theodor W. Adorno, FFM-Fischer-Verlag, 2003)

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 8654#68654
Schlägt man Seite 112 seiner posthum herausgegebenen "Ästhetischen Theorie" (1970) auf, dann liest man:
Theodor W. Adorno hat geschrieben:So wahr es ist, daß ein jegliches in der Natur als schön kann aufgefaßt werden, so wahr das Urteil, die Landschaft der Toscana sei schöner als die Umgebung von Gelsenkirchen.
Hm ... stimmt das eigentlich? :grübel:

Semmel
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Beitrag von Semmel »

So wahr es ist, daß ein jegliches in der Natur als schön kann aufgefaßt werden, so wahr das Urteil, die Landschaft der Toscana sei schöner als die Umgebung von Gelsenkirchen.
Hmm, je länger ich über den Spruch nachdenke desto mehr fallen mir Pro/Contra- Auslegungen dazu ein.
Mensch, Pito, stell so Sachen doch nicht so spät rein, kann ich erstmal wieder nich einpennen weil ich mir ´nen Kopp mache....
Geist ist da machtlos wo Macht geistlos ist

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

@pito

In diesem Zusammenhang schreibt Adorno (ebd. S. 112):
Darüberhinaus hinaus ist sie (die Vernunft im Angesicht der Landschaft) lebendig von einer Naturphilosophie durchtränkt, die Natur als ein an sich Sinnvolles interpretiert, so wie Goethe mit Schelling es teilte. Wie diese Konzeption ist die Erfahrung von Natur unwiederbringlich, die jene beseelt. Aber Kritik an der Natur ist nicht nur Hybris des zum Absoluten sich aufspreizenden Geistes. Sie hat einigen Halt am Gegenstand. ...
Ich bin kein Verfechter Adornoscher kritischer Kritik. Wenn ich es richtig verstehe, sagt Adorno im obigen Zitat:

Die Natur als Sinnvolles und Beseeltes zu erfahren sei Schnee von gestern. Darin drückt sich Adornos Hang zu einer absurden Daseinsverfassung aus - Das muß man sich ja heute (die "Ästhetische Theorie ist um '68 geschrieben) nicht unbedingt mehr antun. Natürlich ist das Leben beseelt und lassen sich heute noch oder wieder Sinnbezüge der Natur herstellen.

Im übrigen: Die Umgebung von Gelsenkirchen ist keine Natur- sondern eine Kulturlandschaft!

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

rabe 489
Natürlich ist das Leben beseelt
Ich würde es anders ausdrücken:
Die Natur kann den Menschen in gewissen Momenten beseelen......
Und der Vergleich Toscana - Gelsenkirchen ist absurd.......
Achtung..........
Sie verlassen gerade das Foto......
Für alle weiteren Schritte wird keine Haftung mehr
übernommen.......

Josel
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Beitrag von Josel »

Achtung Helmut W, Du musst genau lesen!

Er vergleicht die Toskana mit der "Umgebung" von Gelsenkirchen. Und die ist nicht so schön wie die Toskana. Also Essen, Herne, Bochum, womöglich auch Buer, usw. Gelsenkirchen selbst nimmt er bezeichnenderweise aus.

J.
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