Betül Durmaz - "Mein zartbitteres Lehrerleben"

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zuzu
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Beitrag von zuzu »

Dafür wird man nicht in die rechte Ecke gestellt. Hier wird ja nichts gegen die Anwesenheit von Migranten gesagt, sondern gegen die Politik, die dazu geführt hat, dass keine Integration sondern Ghettoisierung statt gefunden hat. Wobei die Ghettoisierung nicht nur die Migranten sondern eine bestimmte soziale Schicht trifft. Das sagt sie immer wieder. Es ist eine Milieu-Frage, keine geografische oder ethnische.
Zuzu

Mark
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Beitrag von Mark »

Zuzu hat da schon recht. Ghettoisierung bedeutet nicht, dass Migranten auf einen Haufen leben und sich abschotten. Klar, das gibt es. Aber Ghettoisierung kann auch bedeuten, dass sich sozial schwache Stadtteile herauskristallisieren. Und in diesen Stadtteilen gibt es dann die "eigenen Gesetze", die Gesetze der Straße. Und da spielt es keine Rolle, ob dort Türken, Polen, Russen oder Deutsche leben.

In solchen Stadtteilen ist auch oft zu beobachten, dass hier sprachliche Besonderheiten entstehen, z.B. der Strassenslang unter den Jugendlichen "Alder, weisst Du, isch geb disch ein auf die Fresse". Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit aber auch das Hineinleben in den Tag hinein sind weitere Faktoren.

Es gibt dann aber auch Leute, die mit diesem Leben zufrieden sind und z.B. gar nicht arbeiten wollen, weil sie vom Staat unterstützt werden und mit ihrem "Einkommen" in "ihrer" Welt ganz gut leben können. das darf man auch nicht verschweigen.

Man hört immer sehr oft, dass "die Gesellschaft" oder die "Politik" verantwortlich ist.

Aber wer ist die "Gesellschaft" - wir alle. Jeder Einzelne kann vielleicht etwas dagegen machen. Wir haben hier Selbstständige, die einen eigenen Laden oder eine Firma haben. Warum geben gerade diese Leute nicht einem Hauptschüler die Chance, Optiker, Verkäufer oder was weiß ich zu werden ? Warum sind gerade Hauptschüler immer "die Versager". Wenn man sieht, in welchen Berufen schon ein Abitur gefordert wird, kann man nur noch den Kopf schütteln. Warum bekommt nicht der Hauptschüler eine Chance ?

Liebe Chefs, liebe Selbstständige: schaut nicht nur auf die Noten ! Schaut, ob auch ein Hauptschüler Lust auf "Euren" Beruf hat und mit Hingabe und Engagement dabei ist, auch wenn das Zeugnis ne 4 in Mathe oder Deutsch hatte. Gebt ihnen eine Chance !
Intellektuelle können über alles reden, aber nur wenige Intellektuelle können wirklich etwas machen.
-Helmut Schmidt- (und recht hat er!)

Feldmarkmafia
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Beitrag von Feldmarkmafia »

Mark hat geschrieben: Liebe Chefs, liebe Selbstständige: schaut nicht nur auf die Noten ! Schaut, ob auch ein Hauptschüler Lust auf "Euren" Beruf hat und mit Hingabe und Engagement dabei ist, auch wenn das Zeugnis ne 4 in Mathe oder Deutsch hatte. Gebt ihnen eine Chance !
Das ist ja so wahr und wäre eine Lösung für so vieles.
Aber leider nicht realisierbar,zumindest nicht so einfach.Man schließt aufgrund der Noten auf die Lernwilligkeit,das Lernvermögen und /oder die Bereitschaft.
Leider muss Ich sagen,das da aber ein wenig reales drin steckt.Die Firma meiner Eltern hat Jahrzehntelang Lehrlinge ausgebildet und des öfteren nicht auf die Noten geschaut.
Leider immer mit negativen Ergebniss.

Ich wünschte,Ich könnte anders schreiben,glaubt mir.

TheoLessnich
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Beitrag von TheoLessnich »

Ich habe mal für einen Laden gearbeitet, da stellte man Monteure und Handwerker mit den schlechtesten Zeugnissen und Noten ein. Nach anfänglichem Staunen merkte ich irgendwann, wenn man diesen underdogs eine Chance gibt, lassen die sich am besten ausbeuten, lassen sich alles gefallen.

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zuzu
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Beitrag von zuzu »

Heute Nachmittag, 15h30, ARD!
Zuzu

Gert B.
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Beitrag von Gert B. »

Der Countdown läuft! :wink:

Als - vermutlich und hoffentlich- motivierendes Vor-Video hier ein Link zu einem Interview mit Betül Durmaz im ZDF. Dauer 8 Minuten. Kann man sich auch als eine nachträgliche audiovisuelle Kurzfassung des zuzu-Interviews ansehen. Manche zentrale Reizbegriffe der öffentlichen Integrationsdiskussion, wie z. B. "Ghettoisierung" oder "Pflicht zum Erlernen der deutschen Sprache", werden pointiert angesprochen und auch auf das "Reizwort" "Sarrazin" geht sie sehr differenziert ein. (Vor dem Interwiew: kurze Einleitung)

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ ... -Lehrer%3F

TheoLessnich
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Beitrag von TheoLessnich »

Immer wieder wie auch hier finde ich den 'Begriff "sozial schwach" irreführend verwendet. Gemeint sind in der Regel "finanziell" Schwache. Die können aber sozial bärenstark sein.

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brucki
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Beitrag von brucki »

TheoLessnich hat geschrieben:Immer wieder wie auch hier finde ich den 'Begriff "sozial schwach" irreführend verwendet. Gemeint sind in der Regel "finanziell" Schwache. Die können aber sozial bärenstark sein.
:guterbeitrag:

Querulant
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Beitrag von Querulant »

TheoLessnich hat geschrieben:Immer wieder wie auch hier finde ich den 'Begriff "sozial schwach" irreführend verwendet. Gemeint sind in der Regel "finanziell" Schwache. Die können aber sozial bärenstark sein.
Warum dieser Beitrag? Reaktion auf die gestrige Sendung?
Und der sprechende Hut flüsterte zu mir:
"Slytherin!"

Trump!

TheoLessnich
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Beitrag von TheoLessnich »

Warum dieser Beitrag? Ich finde, wenn finanziell Schwache als "sozial" schwach bezeichnet werden, ist das - wenn auch ungewollt - eine Diskriminierung. Wer oder was ist denn sozial schwach?

Auch finde ich es verfehlt, wenn im öffentlichen Leben bei Dingen, die das Wohl und Wehe vieler Menschen trifft, also bei durchaus ernsten Problemen oft von "Spiel"räumen statt von Freiräumen verharmlosend geredet wird.

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kleinegemeine01
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Beitrag von kleinegemeine01 »

brucki hat geschrieben:
TheoLessnich hat geschrieben:Immer wieder wie auch hier finde ich den 'Begriff "sozial schwach" irreführend verwendet. Gemeint sind in der Regel "finanziell" Schwache. Die können aber sozial bärenstark sein.
:guterbeitrag:
:danke:

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