Tipps für Unangepasste
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Ein tolles Buch ist dieses hier:
http://www.weltbild.de/media/ab/1/004/3 ... 15.826.jpg
Ich hoffe, das hat jetzt geklappt mit dem Bild.
Mathias Jung erzählt die Geschichte von Voltaire auf derart humoristische Art, ich selbst musste beim Lesen oft lachen. Voltaires Leben wird nicht nur erzählt, es wird auch gezeigt, mit welchen Hinterlistigkeiten er die Obrigkeit zum Narren hielt.
Hier der Link zur Seite:
http://www.weltbild.de/3/14894068-1/buch/voltaire.html
http://www.weltbild.de/media/ab/1/004/3 ... 15.826.jpg
Ich hoffe, das hat jetzt geklappt mit dem Bild.
Mathias Jung erzählt die Geschichte von Voltaire auf derart humoristische Art, ich selbst musste beim Lesen oft lachen. Voltaires Leben wird nicht nur erzählt, es wird auch gezeigt, mit welchen Hinterlistigkeiten er die Obrigkeit zum Narren hielt.
Hier der Link zur Seite:
http://www.weltbild.de/3/14894068-1/buch/voltaire.html
Ich bin gern hier!!!
(Hier geht es um Literatur, weil dies das Forum Schrift & Wort ist. Also dann:)
Dies ist kein leichtes Buch: Rita Bischof, Tragisches Lachen, Die Geschichte von Acéphale, Berlin (Matthes & Seitz) 2010, 34,90€
Es kreist um die antifaschistische Geschichte der von Georges Bataille u. a. am Vorabend des Zweiten Weltkriegs gegründeten "Geheimgesellschaft" ACÉPHALE ("Ohne Kopf").
Im Klappentext zum Buch heißt es:
Rita Bischof fragt denn auch zu Beginn ihres Vorworts zum Buch:
"Was soll man von einer Gruppe linksradikaler Intellektueller denken, die - in Frankreich am Vorabend des Zweiten Weltkriegs - eine Geheimgesellschaft gründeten und allen Ernstes das Projekt eines neuen Mythos diskutierten, nicht aus Langeweile und zum Zeitvertreib, sondern um ihn sowohl als heuristisches Prinzip der Erkenntnis wie auch als Waffe im Kampf gegen den Faschismus einzusetzen?"
Spannend!
Rabe
Dies ist kein leichtes Buch: Rita Bischof, Tragisches Lachen, Die Geschichte von Acéphale, Berlin (Matthes & Seitz) 2010, 34,90€
Es kreist um die antifaschistische Geschichte der von Georges Bataille u. a. am Vorabend des Zweiten Weltkriegs gegründeten "Geheimgesellschaft" ACÉPHALE ("Ohne Kopf").
Im Klappentext zum Buch heißt es:
Manches an der Geschichte dieser "Geheimgesellschaft" französischer Intellektueller und Künstler, zu denen auch Walter Benjamin stieß, mag befremdlich sein für den "gesunden Menschenverstand", insbesondere die Beschäftigung mit dem Versuch des Entwurfs eines antifaschistischen Mythos. Dennoch scheint hier eine neue Form der Soziologie und Philosophie betrieben worden zu sein, der heute in der Auseinandersetzung mit libertinärer Gemeinschaft eine besondere Aktualität zukommen mag.Der von Georges Bataille am Vorabend des Zweiten Weltkriegs entworfene Mythos des »Acéphale« und die gleichnamige, auf ihm begründete Geheimgesellschaft, um die es in diesem Buch geht, reden nicht der Kopflosigkeit das Wort; sie fordern die Abschaffung aller sozialen Strukturen, die von einem einzigen Kopf, sei es ein Gott, traditioneller Souverän oder faschistischer Führer, beherrscht werden. »Acéphale«, der Mythos einer »führerlosen Gemeinschaft«, ist als ein
leidenschaftliches Plädoyer für den Pluralismus, die Vielköpfig- und Vielstimmigkeit zu verstehen.
Rita Bischof rekonstruiert einen Ausschnitt aus der Geschichte der französischen Intellektuellen der Zwischenkriegszeit, über die bislang
nur die wildesten Spekulationen in Umlauf waren. Dabei tritt ein dichtes Netz ans Licht, das die französische mit der deutschen Philosophie eng verknüpft.
Rita Bischof fragt denn auch zu Beginn ihres Vorworts zum Buch:
"Was soll man von einer Gruppe linksradikaler Intellektueller denken, die - in Frankreich am Vorabend des Zweiten Weltkriegs - eine Geheimgesellschaft gründeten und allen Ernstes das Projekt eines neuen Mythos diskutierten, nicht aus Langeweile und zum Zeitvertreib, sondern um ihn sowohl als heuristisches Prinzip der Erkenntnis wie auch als Waffe im Kampf gegen den Faschismus einzusetzen?"
Spannend!
Rabe
Heute vor 235 Jahren wurde E. T. A. Hoffmann geboren.
Nicht deshalb allein möchte ich auf eines seiner (Kunst-)Märchen hinweisen, das bestimmt einigen bekannt ist und das auch im Projekt Gutenberg online lesbar ist.
Es handelt sich um:
Der goldene Topf
http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=5 ... 1#gb_found
Ich selbst lese (und studiere) den Text in dieser gut kommentierten Ausgabe:
(TB 14; 18.-€)
Was macht dieses Märchen aus dem Jahre 1814 zu einem "Tipp für Unangepasste" in unserem Sinn? Es ist die Tatsache, daß der Welt des Bürgerlichen und diese durchbrechend eine Welt des Poetischen, des Wunderbaren entgegengestellt wird. Im Kommentar zu obiger Buchausgabe heißt es (769):
Das Märchen zeigt den Weg eines jungen Mannes von Dresden nach Atlantis, vom Studenten und "poetischen Gemüt" zum Dichter. (...) Während im Entwicklungsroman das Individuum im Kampf mit der entgegenstehenden Wirklichkeit reift, bis es seinen Platz in der Gesellschaft findet, entfernt sich (der Student) Anselmus im Laufe seiner Entwicklung immer mehr von der Wirklichkeit, dem Bürgertum, der Philisterwelt. Sein Ziel findet dieser Bildungsprozeß in Atlantis (einem Utopia), einem Reich jenseits der Welt und der Gesellschaft.
Zur Biographie E. T. A. Hoffmanns sei das Buch von Rüdiger Safranski empfohlen (Jetzt auch als Taschenbuch):
Aber wie gesagt, ich studiere die tiefere Bedeutung des Märchens - das nicht zuletzt ein Lesevergnügen ist - noch, denn es gibt auch eine äußerst interessante Sekundärliteratur zum "Goldenen Topf" (z.B. vom Hermeneutiker und Lebensphilosophen Otto Friedrich Bollnow usw.).
Rabe
Nicht deshalb allein möchte ich auf eines seiner (Kunst-)Märchen hinweisen, das bestimmt einigen bekannt ist und das auch im Projekt Gutenberg online lesbar ist.
Es handelt sich um:
Der goldene Topf
http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=5 ... 1#gb_found
Ich selbst lese (und studiere) den Text in dieser gut kommentierten Ausgabe:
(TB 14; 18.-€)
Was macht dieses Märchen aus dem Jahre 1814 zu einem "Tipp für Unangepasste" in unserem Sinn? Es ist die Tatsache, daß der Welt des Bürgerlichen und diese durchbrechend eine Welt des Poetischen, des Wunderbaren entgegengestellt wird. Im Kommentar zu obiger Buchausgabe heißt es (769):
Das Märchen zeigt den Weg eines jungen Mannes von Dresden nach Atlantis, vom Studenten und "poetischen Gemüt" zum Dichter. (...) Während im Entwicklungsroman das Individuum im Kampf mit der entgegenstehenden Wirklichkeit reift, bis es seinen Platz in der Gesellschaft findet, entfernt sich (der Student) Anselmus im Laufe seiner Entwicklung immer mehr von der Wirklichkeit, dem Bürgertum, der Philisterwelt. Sein Ziel findet dieser Bildungsprozeß in Atlantis (einem Utopia), einem Reich jenseits der Welt und der Gesellschaft.
Zur Biographie E. T. A. Hoffmanns sei das Buch von Rüdiger Safranski empfohlen (Jetzt auch als Taschenbuch):
Aber wie gesagt, ich studiere die tiefere Bedeutung des Märchens - das nicht zuletzt ein Lesevergnügen ist - noch, denn es gibt auch eine äußerst interessante Sekundärliteratur zum "Goldenen Topf" (z.B. vom Hermeneutiker und Lebensphilosophen Otto Friedrich Bollnow usw.).
Rabe
"Avantgarde"
Heute ein Tipp für alle Unangepassten unter den Künstlern, insbesondere Malern, und solche, die es werden wollen.
Es handelt sich um eine der grundlegendsten Schriften zur Moderne, bereits 1912 erschienen und ist von Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wassily_Kandinsky
http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... swbrvKjjDQ
Kandinsky, Composition IV, 1911
Die revidierte Neuauflage, Bern 2004, kostet 15.-€ und hat 176 Seiten
Ein Zitat aus dem Beginn der Einleitung:
Es handelt sich um eine der grundlegendsten Schriften zur Moderne, bereits 1912 erschienen und ist von Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wassily_Kandinsky
http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... swbrvKjjDQ
Kandinsky, Composition IV, 1911
Die revidierte Neuauflage, Bern 2004, kostet 15.-€ und hat 176 Seiten
Ein Zitat aus dem Beginn der Einleitung:
Eine Empfehlung an Alle, die Kunst und Denken zusammenbringen und darüberhinaus unerläßlich für jene, die an einer Überwindung der Moderne arbeiten.I. Einleitung
Jedes Kunstwerk ist Kind seiner Zeit, oft ist es Mutter unserer
Gefühle. So bringt jede Kulturperiode eine eigene Kunst zustande, die
nicht mehr wiederholt werden kann. Eine Bestrebung, vergangene
Kunstprinzipien zu beleben, kann höchstens Kunstwerke zur Folge
haben, die einem totgeborenen Kinde gleichen. Wir können z.B.
unmöglich wie alte Griechen fühlen und innerlich leben. So können
auch die Anstrengungen, z.B. in der Plastik die griechischen Prinzipien
anzuwenden, nur den griechischen ähnliche Formen schaffen, wobei das
Werk seelenlos bleibt für alle Zeiten. Eine derartige Nachahmung gleicht
den Nachahmungen der Affen. Äußerlich sind die Bewegungen des
Affen den menschlichen vollständig gleich. Der Affe sitzt und hält ein
Buch vor die Nase, blättert darin, macht ein bedenkliches Gesicht, aber
der innere Sinn dieser Bewegungen fehlt vollständig.
Es gibt aber eine andere äußere Ähnlichkeit der Kunstformen, der
eine große Notwendigkeit zugrunde liegt. Die Ähnlichkeit der inneren
Bestrebungen in der ganzen moralisch-geistigen Atmosphäre, das
Streben zu Zielen, die im Hauptgrunde schon verfolgt, aber später ver-
gessen wurden, also die Ähnlichkeit der inneren Stimmung einer ganzen
Periode kann logisch zur Anwendung der Formen führen, die erfolgreich
in einer vergangenen Periode denselben Bestrebungen dienten. So
entstand teilweise unsere Sympathie, unser Verständnis, unsere innere
Verwandtschaft mit den Primitiven. Ebenso wie wir, suchten diese reinen
Künstler nur das Innerlich-Wesentliche in ihren Werken zu bringen,
wobei der Verzicht auf äußerliche Zufälligkeit von selbst entstand.
Dieser wichtige innere Berührungspunkt ist aber bei seiner ganzen
Wichtigkeit doch nur ein Punkt. Unsere Seele, die nach der langen mate-
rialistischen Periode erst im Anfang des Erwachens ist, birgt in sich Kei-
me der Verzweiflung des Nichtglaubens, des Ziel- und Zwecklosen. Der
ganze Alpdruck der materialistischen Anschauungen, welche aus dem Le-
ben des Weltalls ein böses zweckloses Spiel gemacht haben, ist noch
nicht vorbei. Die erwachende Seele ist noch stark unter dem Eindruck
dieses Alpdruckes. Nur ein schwaches Licht dämmert wie ein winziges'
Pünktchen in einem enormen Kreis des Schwarzen. Dieses schwache
Licht ist bloß eine Ahnung, welches zu sehen die Seele keinen vollen
Mut hat, im Zweifel, ob nicht dieses Licht - der Traum ist, und der Kreis
des Schwarzen - die Wirklichkeit. Dieser Zweifel und die noch drücken-
den Leiden der materialistischen Philosophie unterscheiden stark unsere
Seele von der der «Primitiven». In unserer Seele ist ein Sprung und sie
klingt, wenn man es erreicht sie zu berühren, wie eine kostbare in den
Tiefen der Erde wiedergefundene Vase, die einen Sprung hat. Deswegen
kann der Zug ins Primitive, wie wir ihn momentan erleben, in der gegen-
wärtigen ziemlich entliehenen Form nur von kurzer Dauer sein.
rabe489 hat geschrieben:...unerläßlich für jene, die an einer Überwindung der Moderne arbeiten.
Seltsam, daß niemand danach fragt, was ich mit dieser Aussage zur "Überwindung der Moderne" meine.
Na, in diesem Zusammenhang möchte ich Willi Baumeister, einen der deutschen "modernen" Künstler, und seine Kampfschrift für die abstrakte und abstrahierende Kunst "Das Unbekannte in der Kunst" (1947) - zahlreiche Neuauflagen - erwähnen, auf die man hier für Unangepasste normalerweise hätte hinweisen können.
Nur Wolfgang Welsch (Unsere postmoderne Moderne (1991) ) schreibt zum Fortschrittsdenken solcher Künstler:
RabeWilli Baumeister erklärte, verblüffend naiv und doch typisch für diese Moderne: „Es
gibt keine guten konservativen Richtungen in der Kunst, sondern nur fortschrittliche:
Der Mensch und der Künstler ist gleich einem Radfahrer. Wenn er anhält, fällt er um."
Die linearen Fortschrittsdenker glaubten wirklich, daß man nur auf dem eingeschlage-
nen Weg fortfahren, daß man unmöglich aussteigen, umsteigen oder einen Abstecher in
die Geschichte unternehmen könne. Man kann das natürlich sehr wohl. Der rigorose
Modernismus will es nur systematisch nicht wahrhaben.
(...)
Wenn wir die Moderne heute so scharf sehen - in der Einseitigkeit ihres technokrati-
schen Fortschrittsdenkens, im Rigorismus und Monopolismus ihrer funktionalen Dok-
trin, in ihrem Widerspruch von Dekret und Praxis -, so verdanken wir das dem Abstand,
den die Postmoderne gebracht hat.
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Rekurs auf was?
Da sonst niemand möchte, frag ich halt mal:rabe489 hat geschrieben:Seltsam, daß niemand danach fragt, was ich mit dieser Aussage zur "Überwindung der Moderne"
Überwindung der Moderne durch Rekurs auf.... ja, auf was eigentlich?
Wie ist denn "die Moderne" genau definiert und warum sollte man diese unbedingt überwinden wollen, vor allem: auf welcher Ebene bzw. in welchem Bereich?
Ich las gerade so bemerkenswerte Worte wie "Das Ding als Taugenichts" oder über den menschlichen Leib: "...als was uns der Leib erscheint, hängt von unserem lebenspraktischen Verhältnis zu uns selbst ab.Und das ist bestimmt dadurch, dass im Leibsein vornehmlich der Lastcharakter des Daseins erfahren wird und dass wir ferner in einer Phase der Zivilisationsentwicklung leben, in der uns die Technik auf den Leib rückt...."
Letztere Aussage über den Leib stammt aus einer Buchvorstellung aus der Reihe "Die Graue Edition" und zwar des Buches des Philosophen Gernot Böhme:
Leibsein als Aufgabe - Leibphilosophie in pragmatischer Hinsicht o. J.
Die erste Formulierung vom "Ding als Taugenichts" ist der Beschreibung des Buches - ebenfalls "Die Graue Edition" - Mins Minssen: Hinter der Dornenhecke - Spröde Liebschaften mit Dingen und Materialien entnommen.
Ein Verzeichnis aller Titel des Verlages Die Graue Edition findet man hier:
http://www.die-graue-edition.de/verlag/verzeichnis.asp
Manches wir einigen recht esoterisch und abseitig vorkommen, aber zur Veränderung gewohnter und erschöpfter Sichtweisen taugen die Bücher allemal.
Rabe
Letztere Aussage über den Leib stammt aus einer Buchvorstellung aus der Reihe "Die Graue Edition" und zwar des Buches des Philosophen Gernot Böhme:
Leibsein als Aufgabe - Leibphilosophie in pragmatischer Hinsicht o. J.
Die erste Formulierung vom "Ding als Taugenichts" ist der Beschreibung des Buches - ebenfalls "Die Graue Edition" - Mins Minssen: Hinter der Dornenhecke - Spröde Liebschaften mit Dingen und Materialien entnommen.
Ein Verzeichnis aller Titel des Verlages Die Graue Edition findet man hier:
http://www.die-graue-edition.de/verlag/verzeichnis.asp
Manches wir einigen recht esoterisch und abseitig vorkommen, aber zur Veränderung gewohnter und erschöpfter Sichtweisen taugen die Bücher allemal.
Rabe
Wie subversiv können wir sein?
Ja, eine komische Überschrift. Aber in diesem Tipp geht es um Grenzen und Grenzüberschreitungen, die an sich Thema des Unangepassten und Subversiven sind.
Jüngst ist dieses Buch des 1943 geborenen Psychoanalytikers mit eigener Praxis in Tübingen, Rainer Funk, erschienen: Der entgrenzte Mensch. (Gütersloher Verlagsanstalt, 240 S., 19, 99 €)
Im Verlagstext zum Buch heißt es:
http://www.rezensions-seite.de/rezensio ... te-mensch/
Man muß also zwischen dem menschlichen Vermögen zur Grenzüberschreitung und dem radikalen Drang nach totaler Entgrenzung in der modernen Welt unterscheiden.
Für mich als Künstler ist das ein spannendes Thema. Der Künstler als Gestalter ist in seiner Arbeit ja ständig damit befasst, einerseits Grenzen zu überschreiten, Neues zu formulieren, und andererseits das rechte Maß (Dürer) zu finden, also nach Ordnung im Ungestalten zu suchen.
Welche Grenzen gibt es? Wo ist eine Grenzüberschreitung nötig und sinnvoll? Wann gerät die Entgrenzung des Menschen zur Gefährdung seines Wesens?
Rabe
Jüngst ist dieses Buch des 1943 geborenen Psychoanalytikers mit eigener Praxis in Tübingen, Rainer Funk, erschienen: Der entgrenzte Mensch. (Gütersloher Verlagsanstalt, 240 S., 19, 99 €)
Im Verlagstext zum Buch heißt es:
Hier noch eine Rezension von Winfried Stanzick, der es für ein wichtiges Buch hält:Über das leere Versprechen einer grenzenlosen Freiheit
- Wie hängen Entgrenzungsstreben und zunehmende Abhängigkeitserkrankungen zusammen?
- Wozu sind Grenzen gut?
- Eine sozialpsychologische Studie zu einem Grundproblem der Gegenwart
Das Ausloten und Überschreiten von Grenzen ist etwas Urmenschliches. Nur so entstehen Freiheit und Unabhängigkeit. Heute jedoch geht es nicht mehr nur um das Überschreiten von Grenzen, sondern um eine Entgrenzung, die keinerlei Grenzen mehr anerkennen will. Angesichts dessen muss man fragen: Läuft heute noch alles richtig? Überfordert Grenzenlosigkeit nicht am Ende den Menschen und die Welt, in der er lebt?
Dieses Thema entfaltet Rainer Funk vom Psychologischen her. Er beschreibt das moderne Phänomen der radikalen Entgrenzung in Wirtschaft, Arbeitswelt und Gesellschaft, dessen Ursachen er in den neuen Möglichkeiten der digitalen Technik, der Vernetzung und der elektronischen Medien ausmacht. Diese schöne neue Welt konfrontiert er mit den psychischen Möglichkeiten und Begrenzungen des einzelnen Menschen. Deutlich wird: Wer ein aktives, selbstbestimmtes Leben will, der braucht die Grenze.
http://www.rezensions-seite.de/rezensio ... te-mensch/
Man muß also zwischen dem menschlichen Vermögen zur Grenzüberschreitung und dem radikalen Drang nach totaler Entgrenzung in der modernen Welt unterscheiden.
Für mich als Künstler ist das ein spannendes Thema. Der Künstler als Gestalter ist in seiner Arbeit ja ständig damit befasst, einerseits Grenzen zu überschreiten, Neues zu formulieren, und andererseits das rechte Maß (Dürer) zu finden, also nach Ordnung im Ungestalten zu suchen.
Welche Grenzen gibt es? Wo ist eine Grenzüberschreitung nötig und sinnvoll? Wann gerät die Entgrenzung des Menschen zur Gefährdung seines Wesens?
Rabe
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Der begrenzte Mensch
Doch Rabe, mich schon. Dieses Buch (und auch andere die Du bereits vorgestellt hast) sind für mich hochinteressant. Aber ich habe momentan an der Uni dermaßen viel um die Ohren, dass ich einfach nicht die Zeit habe, mich inhaltlich mit anderen Themen außerhalb meines spezifischen Fachbereiches zu beschäftigen. In diesem Sinne bin ich derzeit eher "der begrenzte Mensch". Traurige Sache das; geht aber vorbei...rabe489 hat geschrieben:Grenze hin oder Grenze her, interessiert eh niemanden?
Niemanden?
Rabe
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Streitbare Geister gesucht!
Heute in einer Bahnhofsbuchhandlung in Düsseldorf zufällig gefunden. Passt wie Faust aufs Auge, dacht ich mir. Gekauft!
Zitat Klappentext: "Dieses Buch plädiert für Konflikt. Es richtet sich gegen Harmoniesucht, gegen Kuschelteams und Konsenskultur. Mein Herz schlägt für offene Auseinandersetzung, für Konfrontation und Zuspitzung, für Dissens und Gegensatz. Meine Sympathien gehören den Abweichlern und Querdenkern und all jenen, die überhaupt noch einen Standpunkt vertreten - und die bereit sind, dafür in den Ring zu steigen. Meine These ist sehr einfach. Harmonie verblödet. Sie macht träge, mutlos, unkreativ und schwach. Harmonie führt nicht zu Glück, sondern zu Langeweile und Depression. Aus Harmoniesucht entsteht selten Neues. Fortschritt braucht Konflikt - in der Wirtschaft, in Politik und Gesellschaft, in persönlichen Beziehungen. Harmonie bedeutet Stillstand und Lethargie. Was folgt, ist oft der Untergang." (Thomas Vašek)
Zitat Klappentext: "Dieses Buch plädiert für Konflikt. Es richtet sich gegen Harmoniesucht, gegen Kuschelteams und Konsenskultur. Mein Herz schlägt für offene Auseinandersetzung, für Konfrontation und Zuspitzung, für Dissens und Gegensatz. Meine Sympathien gehören den Abweichlern und Querdenkern und all jenen, die überhaupt noch einen Standpunkt vertreten - und die bereit sind, dafür in den Ring zu steigen. Meine These ist sehr einfach. Harmonie verblödet. Sie macht träge, mutlos, unkreativ und schwach. Harmonie führt nicht zu Glück, sondern zu Langeweile und Depression. Aus Harmoniesucht entsteht selten Neues. Fortschritt braucht Konflikt - in der Wirtschaft, in Politik und Gesellschaft, in persönlichen Beziehungen. Harmonie bedeutet Stillstand und Lethargie. Was folgt, ist oft der Untergang." (Thomas Vašek)
- Pedda Gogik
- Beiträge: 2083
- Registriert: 15.07.2014, 17:41
- Wohnort: Buer-Centraal
Heinrich Böll zum 100.: "Frieden, Frieden, Frieden." Nicht nur zur Weihnachtszeit
Hörspiel | Sendung am 20.12.2017 um 21:30 Uhr auf: Deutschlandfunk Kultur
Der Spiegel schrieb dazu am 24.12.1952:
Auf youtube kann man es komplett ansehen.
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Lohnt sich ! ........
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Hörspiel | Sendung am 20.12.2017 um 21:30 Uhr auf: Deutschlandfunk Kultur
Der Spiegel schrieb dazu am 24.12.1952:
Es war wohl die erste Satire vom Autor. Ihm wurde "Verunglimpfung des deutschen Gemüts" vorgeworfen. 1970 wurde die Kurzgeschichte auch verfilmt. Der WDR strahlte sie aus und erntete damit eine grosse Empörung hier im Lande.Nicht nur zur Weihnachtszeit
Der Beitrag des enfant terriblen Schriftsteller-Kollektivs "Gruppe 47" zur Weihnacht 52 ist ein recht ausgefallenes Angebinde, so stachlich wie deutsche Fichte. "Nicht nur zur Weihnachtszeit" ist in Heinrich Bölls gleichnamiger Kurzgeschichte*) der Tannenbaum, dieses altdeutsche Feier-Emblem,
aktuell, nein, auch zur Sommerszeit, wenn die Rosen blühn und die Hundstagshitze Zuckerkringel schmilzt.
Bölls Hauptgestalt, die Mutter des Hauses, zwar 62, aber im übrigen kerngesund, wird nach gehabter Weihnachtsfeier im Kreise ihrer Lieben von dem Wahn ergriffen, jeden Tag um 18.30 Uhr sei Heiliger Abend. Alle Versuche ihrer Angehörigen, den Baum zu plündern und damit den Spuk zu bannen, werden mit fürchterlichen Schreikrämpfen der in Feierstarre Gefallenen quittiert.
Mit der Schokolade des Baumbehangs aber schmilzt unter dem Hochdruck der auf den Kopf gestellten Verhältnisse auch die Moral und der Zusammenhalt der gutbürgerlichen Familie. - Auflösung gerade durch Bewahrenwollen, durch zänkischzähes Festhalten am Alten und schönen Außen - das ist die Moral dieser Weihnachtsgeschichte, mit der Heinrich Böll, 35, und im Vorjahr mit dem Gruppenpreis dekoriert, die permanente Kritik der sezessionierten Jungschreiber an ihren Altvordern in eine Festtagssatire faßt.
"Nicht nur zur Weihnachtszeit" mag Bölls Geschichte darum ihre Gültigkeit haben. Seine verewigte Weihnachtsfeier ist unverkennbar Gleichnis unseres Kulturbetriebes, der eine Zeit, von der - wie der Autor sagt - "ich angenommen hatte, sie sei vorbei", mit allen Finessen in scheinhafter Dauer zu restaurieren sucht - eines Kulturbetriebs, in dem der "silbrig gekleidete, rotwangige Weihnachtsengel kraft eines konsequent gehüteten mechanischen Geheimnisses in gewissen Abständen ''Frieden, Frieden'' flüstert".
Auf youtube kann man es komplett ansehen.
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