Verlieben im Internet! Geht das?

Was so passiert, was mal passiert ist ...

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Chronistin66
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Verlieben im Internet! Geht das?

Beitrag von Chronistin66 »

Habe einen neuen Fred eröffnet, weil dieses Thema aus dem Buch-Fred entstanden ist. :wink:
Teekesselchen hat geschrieben:
Unbedingt. Hier gibts Leseproben. ( Oder hatten wir die irgendwo schon ... Blockka ? )

http://www.daniel-glattauer.de/gut-gegen-nordwind/

Am Ende wär das Thema noch ein ergiebiges Feld für einen Fred :

"Kann man-n / frau sich per Internet verlieben - ist euch das schon mal passiert?"

( Mein ich auch nicht ironisch.)
Jeder ist seines Glückes Schmied! Vielleicht ein neues Thema wert! :wink:

Meine Geschichte ohne Verlieben:

Seit über fünf Jahren führe ich eine Korrespondenz mit einem ehemaligen Schulfreund.

Ein Klassentreffen war geplant und ich sagte zu den Vorbereiterinnen: "Meine Schwiegermutter, wohnt in der Siedlung von der Mutter eines gesagten Klassenkameraden. Die treffen sich immer noch am Eierwagen. Ich frag die mal nach der Adresse!"

Gesagt getan. Ich druckte die Einladung fürs Klassentreffen aus und schrieb handschriftlich drunter: "Hallo..! Meine Schwiegermutter hat deine Mutter am Eierwagen...blabla..." und schickte das postalisch nach Nordfriesland.

Zurück kam eine fünfseitige Absage per Post.

Das war für die Doro die Lizenz zum Antworten.
:computer:

Auch erst mal postalisch, aber in einem Word-Doc. Ich hatte diesen Mann seit 23 Jahren nicht gesehen. Ich war damals sechzehn und konnte mich nur noch rudimentär an ihn erinnern.
Ich schickte ihm also postalisch einen "kurzen" Rückblick, wie es mir ergangen war und setzte meine Mailadresse darunter.

Seit diesem Zeitpunkt schreiben wir uns einmal in der Woche, ca. 8-10 Word-Doc-Seiten per Mail. :shock:

Im Gegensatz zu dem oben genannten Buch, haben wir es nicht vermieden uns zu treffen. Verwandtschaftlich zieht es ihn maximal einmal im Jahr nach GE. Ich war aber, wenn ich ehrlich bin, ziemlich nervös, als ich ihn das erste Mal traf.
Mein erster Satz nach 23 Jahren war: "Mann, bist du groß geworden!" :lachtot:

Durch die Schreiberei kennt er mich besser....oder anders...als andere Menschen, die mich kennen.

Wenn wir uns hier in GE treffen, dann rennen wir um den Berger See oder essen, weil er das unbedingt will, eine Currywurst bei Pommes Jansen. :roll:

Wenn wir uns nach diesen zwei oder drei Stunden verabschieden, dann habe ich nie das Gefühl: "Ach, das habe ich vergessen zu erzählen oder zu fragen!" Ich kann es ihm ja schreiben, wenn es mich interessiert. Wenn wir uns treffen, dann setzen wir einfach da an, wo wir in den zig Buchstaben aufgehört haben.

Es ist ein Guckloch nach Nordfriesland und er hat ein Guckloch in seine alte Heimat GE!

Er ist immer da und trotzdem weit weg? Und ich freue ich mich auch, wenn ich ihn sehe. Dann weiß ich, dass er lebt und ich nicht mit einer fiktiven Person schreibe.
Da er mit seiner Familie in der absoluten Urlaubsidylle lebt, gönne ich mir einmal im Jahr ein Wochenende ohne Staus und Hektik bei Sankt Peter Ording in einer Pension. Auch da gehen wir über den Deich, machen Kulturbeutel-Fotos, grillen im Garten mit seiner Familie.

Verliebt? Nein! Er ist zwar nicht nur groß geworden, sondern rein optisch und menschlich durchaus attraktiv. Aber nach fünf Jahren Schreiberei kenne ich ihn so gut, dass ich mir sicher bin: "Neee!"
Aber er ist und bleibt mein fester (Brief)freund. 500 Kilometer weit entfernt.

Als ich dieses Buch "Gut gegen Nordwind" gelesen und ihm danach geschickt habe, habe ich ihn gefragt:
Wo siehst Du Parallelen zu uns?
Wo sind Unterschiede?

Die Antworten schreibe ich aber nicht, denn man sollte das Buch lesen. :wink:

Aber so viel sei gesagt: Viele Leute verstehen die Freundschaft nicht. Aber früher haben sich auch Menschen, die sich nicht lieben, Briefe geschrieben. Oder?

Doro

von waldbröl
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Beitrag von von waldbröl »

Tach gesacht :D
Hallo Doro, sehr interessantes Thema. Bin mal gespannt, was hier alles so zu Tage kommt.
Hab die Einleitung des Inhaltes über das Buch gelesen. Hochinteressant. Vielleicht kauf ich es mir.
Wolle

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hörmal
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Beitrag von hörmal »

Als ich die Einleitung und die Leseprobe hinter mir hatte, dachte ich, das kennst Du doch(?), das hast Du doch alles schon mal erlebt(?).
Ob ich die ganze Geschichte hier preisgebe, weiß ich noch nicht aber mein Schatz und ich, wir haben uns in einem Internetforum kennengelernt, haben uns erst ganz ohne Gedanken an eine Beziehung geschrieben, doch schon bald ist die Sache explodiert...
Zuletzt geändert von hörmal am 06.03.2010, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
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zuzu
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Beitrag von zuzu »

Übrigens: das oben genannte Buch ist als Hörbuch noch schöner! Ich habe es schon ein paar Mal verschenkt!
Zuzu

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moni53
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Beitrag von moni53 »

Ich habe es mir heute als "Lesebuch" gekauft,
hoffentlich habe ich bald Zeit es zu lesen.

Moni
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Chronistin66
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Beitrag von Chronistin66 »

Ich habe es an einem Tag runter gelesen.

Einen zweiten Band gibt auch schon, den muss man unbedingt nach schieben.
"Alle sieben Wellen"

Das Buch gibt es leider noch nicht in der Taschenbuchausgabe, sondern nur als Einband!

@Hörmal
Ich habe alle Word-Dokumente, die ich aus NF bekommen und dahin geschickt habe, abgespeichert. Das sind 2 mal 5 Jahre mal 56 Wochen mal durchschnittlich 10 Seiten.

5600 Seiten! :shock:

Stoff für ein Buch? Mmmh. Eher nicht. Ich glaube, dass es niemanden etwas angeht, was wir uns so schreiben. Aber durch die Distanz und die schriftliche Form der Kommunikation, lernt man einen Menschen ganz anders kennen.

Mein Brieffreund ist ein introvierter, sehr distanzierter Mensch, den ich wahrscheinlich in einem realen Gegenüber nie so kennen und schätzen gelernt hätte.
Mein Redeanteil wäre zu hoch gewesen und ich hätte ihn, aufgrund meines redseeligen Charakters :oops: - nicht zu Wort kommen lassen.
Beim Schreiben kommt er immer zu Wort und nötigt mich, dass ich mich mit Dingen befasse, die so nicht aufm Schirm hätte. :wink:

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es - wenn man nicht glücklich verheiratet wäre - in so einem Emailaustausch funkt.
Dafür müssen beide gerne schreiben und irgendwann den Mut besitzen, die virtuelle Welt zu verlassen, um in der realen Welt zu prüfen, ob man tatsächlich die gleiche Wellenlänge hat.
Bei Dir und Schnecke scheint es ja geklappt zu haben! :wink:

Aber es gibt bestimmt auch viele Beispiele, wo es in einer Enttäuschung endet.

Doro

Semmel
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Beitrag von Semmel »

Chronistin66 hat geschrieben:Das sind 2 mal 5 Jahre mal 56 Wochen
Oh, bei Dir hat ein Jahr 56 Wochen? Interessant :ducken:
Geist ist da machtlos wo Macht geistlos ist

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Chronistin66
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Beitrag von Chronistin66 »

Semmel hat geschrieben:
Chronistin66 hat geschrieben:Das sind 2 mal 5 Jahre mal 56 Wochen
Oh, bei Dir hat ein Jahr 56 Wochen? Interessant :ducken:
Ähmmm! :oops: Ich meinte...52 Wochen! Trotzdem viele Seiten.

Doro

Semmel
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Beitrag von Semmel »

SCNR
Ja, sind trotzdem viele Seiten die niemanden wat angehen, da haste recht.
Geist ist da machtlos wo Macht geistlos ist

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hörmal
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Beitrag von hörmal »

Chronistin66 hat geschrieben: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es - wenn man nicht glücklich verheiratet wäre - in so einem Emailaustausch funkt.
Dafür müssen beide gerne schreiben und irgendwann den Mut besitzen, die virtuelle Welt zu verlassen, um in der realen Welt zu prüfen, ob man tatsächlich die gleiche Wellenlänge hat.
Bei Dir und Schnecke scheint es ja geklappt zu haben! :wink:
Wir hatten ja beide nicht nach einer Partnerschaft gesucht und es fing alles ganz harmlos an. Wir fanden es schön, ein Gegenüber zu haben mit dem man sich austauschen kann, über alles mögliche schreiben und trotzdem keine Verpflichtungen gegeneinander zu haben. Man kann in so einer Beziehung ganz authentisch sein und muss keine Kompromisse eingehen. Wenn man dann festellt, dass man trotz aller Ehrlichkeit auf einer Wellenlänge ist, dann kann es sein, dass es im Bauch grummelt und die Gefühle mit jedem Kontakt stärker werden.
Chronistin66 hat geschrieben:Aber es gibt bestimmt auch viele Beispiele, wo es in einer Enttäuschung endet.
Doro
Wichtig ist, dass man sich selbst und dem anderen gegenüber ehrlich ist, das ist der Grundbaustein für jede Beziehung. Die virtuelle Welt kann aber auch dazu verführen, dass man der Person gegenüber ein Bild von sich vermittelt, wie man gerne sein möchte oder wie man meint, dass der Partner einen sehen möchte. Dann wird man spätestens bei der Begegnung in der realen Welt scheitern.
Ich bremse auch für Obst!
Rauchen verkürzt ihre Zigarette!

Teekesselchen
Abgemeldet

Beitrag von Teekesselchen »

Doro, das ist eine schöne Entwicklung, kann ich aus eigener Erfahrung wunderbar nachvollziehen.
Bei mir war es so, dass vor Jahrzehnten ein damals unglücklich :nein: in mich verliebter junger Mann zum Studieren wegzog und wir uns aus den Augen verloren.

Der Abschied war doof, und ich hab 30 Jahre lang regelmäßig daran gedacht, dass da noch irgendwas zu klären sei. Hab mir eines Tages ein Herz gefasst und ihn über seine öffentlich bekannte Mail-Adresse angeschrieben.
Ein Herz gefasst deshalb, weil er mittlerweile ein Prof. im Literaturbereich ist und ich mir nicht vorstellen konnte, dass er sich vielleicht noch mit so einem Normalo wie mir unterhalten möchte.
Siehe da, innerhalb von 30 Minuten bekam ich Antwort ... und er kannte mich noch. :wink:

Aus der Antwort sind ähnlich wie bei dir tausende von Seiten und mehrere persönliche Treffen - nur noch rein freundschaftlich - entstanden.
Aber wir kannten uns ja bereits vorher persönlich so wie ihr auch.

Richtig interessant find ich wie bei Hörmals Geschichte, wie Menschen, die sich nicht kennen, zunächst nur auf Worte reagieren.

Und ganz ehrlich, Doro, wieviele davon leben in einer Ehe oder festen Beziehung, die sich trotzdem im Netz verflirten oder verlieben, oder meinen, es zu sein. :roll:

Das sind so "sozio-zwischenmenschliche" Themen, die aber leider verständlicherweise kaum diskutiert werden können.

:danke: , dass du meinen Anstupser aus den Glattauer-Büchern aufgefangen hast ! :P

angiestare
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Beitrag von angiestare »

Ich habe meinen Partner vor 8 Jahren im www kennen gelernt und immer wenn ich erzähle, daß es nach den ersten Worten geknallt hat werde ich verlacht. Es war aber so. Wir haben auch ziemlich schnell miteinander telefoniert und nach 4 Wochen und tausenden Worten haben wir uns real getroffen. Er ist der Deckel zu meinem Topf. Das wußte ich nach den ersten Worten und beim ersten Treffen hat es sich bestätigt................


Richtig interessant find ich wie bei Hörmals Geschichte, wie Menschen, die sich nicht kennen, zunächst nur auf Worte reagieren.

Und ganz ehrlich, Doro, wieviele davon leben in einer Ehe oder festen Beziehung, die sich trotzdem im Netz verflirten oder verlieben, oder meinen, es zu sein. Rolling Eyes
Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der Andere könnte am Ende vielleicht doch Recht haben.

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Chronistin66
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Beitrag von Chronistin66 »

Teekesselchen hat geschrieben:
:danke: , dass du meinen Anstupser aus den Glattauer-Büchern aufgefangen hast ! :P
Keine Ursache! :wink:

Für mich ist das ein spannendes Thema.

Und ich finde die Erfahrungen, die Hörmal und angiestare - mit "Happy End" - gemacht haben, ermutigend für einsame Herzen.

Die Art des Kennenlernens ist vielleicht besser, als auf eine Kontaktanzeige mit "Blinddate-Ziel" zu antworten, wenn man denn jemanden sucht.

Ich habe nie gesucht und auch nie die Absicht gehabt, auf diese Art und Weise, einen Freund zu finden. Ist so passiert!

Aber vorsicht!
Es gibt auch eine Distanz beim Schreiben! Seit geraumer Zeit halte ich diese Distanz ein, gerade wenn es sich um einen gegengeschlechtlichen Schreiber, der nicht aus NF kommt, handelt.
Da habe ich mich schon mal, naiv wie ich war, "verflirtet". :roll:

Deswegen denke ich, dass solche Internet-Geschichten gut, aber auch, schlecht aus gehen können.

Doro

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