Protest gegen die "rechte Bürgerwehr"

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zuzu
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Beitrag von zuzu »

Emscherbruch hat geschrieben:OK, wo dann?

Dieser Fred war - bis ich anfing zu schreiben - unbelebt. Eine der copy-and-paste-Texte von irgend einem Newsletter, den jemand aus der Verwaltung hier manchmal hineinkopiert. Eine Forumsleiche, die zumindest den guten Willen der Verwalter zeigt, auf der richtigen Seite zu stehen.
Ich bin meines Wissens keine Forumsleiche!
Zuzu

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rumbalotte
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Beitrag von rumbalotte »

@ Zuzu: Ich glaube mit Forumsleiche war der Thread und nicht Du gemeint.

@ Emscherbruch: Ich stimme Dir mit der Gefährdung durch mehrere Seiten bedingt zu. Allerdings arbeitet die jetzige Regierung durch ihre Beliebigkeit massiv daran, dass wir eine Polarisierung in Teilbereichen der Gesellschaft haben. Ich wäre froh gewesen eine Rede wie die von Herrn Meinhardt von den etablierten Parteien hören zu können, auch ohne Kraftausdrücke und rhetorische Überspitzungen, die Du für dich auch als diskriminierend / hetzerisch proklamierst. Hier ist viel Luft nach oben.

Ich hätte dort gerne eine gemeinsame Stellungnahme von SPD, CDU, Grünen; Linken und der FDP gesehen. Das haben sie aber nicht gemacht, weil sie so in ihren ideologischen Käfigen gefangen sind, dass sie nicht zusammen agieren. Weder gegen die Ultralinken noch die Ultrarechten. Chance vertan. Wie immer.


Zur Lenin Statue: ist mir egal, ob sie da steht oder nicht, irgendwie ist es für mich eher ein Geständnis gegen die unsere Gesellschaftsform auf dem Boden des Grundgesetzes zu sein.
Aufkleber: mehr ein Sport wer welche vom Gegner überklebt, aber eher störend.

Peter
Der Rumbalotte

:heart: It's a shithole, but it's home! :heart:
(Jason Williamson)

!!!Korruption muss bezahlbar bleiben!!!
Ehrlich!

BTW: Faschisten sind Rektalöffnungen! Überall!

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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

zuzu hat geschrieben:
Emscherbruch hat geschrieben:OK, wo dann?

Dieser Fred war - bis ich anfing zu schreiben - unbelebt. Eine der copy-and-paste-Texte von irgend einem Newsletter, den jemand aus der Verwaltung hier manchmal hineinkopiert. Eine Forumsleiche, die zumindest den guten Willen der Verwalter zeigt, auf der richtigen Seite zu stehen.
Ich bin meines Wissens keine Forumsleiche!
Liebe zuzu,
ich bitte um Verzeihung, dass ich mich offenbar missverständlich ausgedrückt habe.
Mit Forumsleiche meinte ich Freds, die nur einen oder ganz wenige Beiträge haben.
Einen Menschen so zu bezeichnen, würde mir nicht im Traum einfallen!

@rumbalotte:
Zustimmung:
- Politische Karriereplanung (von den Jugendorganisationen der Parteien in Abgeordneten-Büros diverser Parteien, dann über Parteilisten in den Bundestag oder ganz ohne irgendeinen Abschluss bis zum Generalsekretär).
- Als Lobbyistin erst im Bundestag, dann Wechsel in eine bereits als Politikerin ideologisch unterstütze Branche.
- Aufsichtsratposten.
- Übergangsbeschäftigungen als Geschäftsführer, bis wieder ein Amt frei wird.
- Noch zu DDR-Zeiten in der Volkskammer und heute im Bundestag immer noch dabei.
- Fraktionszwang bei den Abstimmungen.
- Oportunistische, machtbewusste Personen, die immer wieder gewählt werden, als gäbe es nur sie und in Umfragen als beliebt gelten.
- Keine Rücktritte sondern Berufungen in höhere Aufgaben.
- Ein durch Überhangsmandate zum zweitgrößten Parlament der Welt aufgeblähter Bundestag mit einem Etat von einer Milliarde im Jahr.

Es läuft. - Wir werden keine gemeinsamen Stellungsnahmen erwarten können, Peter.

Widerspruch:
Im Wortlaut steht auf den Aufklebern und am Stromverteiler:
"Schalke 04: Alle Bullen sind Schweine"
und
"Schalke 04: Hasst Polizisten"

Ist das nur ein Sport, Aufkleber zu überkleben? Wie man sieht, wurde nichts überklebt und der Stromkasten dient als Plakatfläche für eine Hassparole. Das ist die gleiche Verniedlichung, die ich schon gehört habe, wenn irgendwo ein Hakenkreuz auftaucht. Da gibt es Menschen, die sagen: "Die wollen nur spielen und wissen gar nicht, was sie tun". Doch, diese Typen wissen alle ganz genau, was sie da tun. Nur die Bürger wissen nicht damit umzugehen.
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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knut
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Beitrag von knut »

Benzin-Depot hat geschrieben:
knut hat geschrieben:Immer wieder faszinierend, was so alles diskutiert wird.
Ich finde es weniger faszinierend sondern eher bedenklich und traurig, wenn hier der Eindruck entstehen soll, dass die Bedrohung durch Rechtsextremisten weniger gefährlich sei, als z.b. die durch den Kauf einer olle Lenin Statue oder die Bedrohung durch irgendwelche doofen Aufkleber im Stadtbild.

Die aktuellen 10 Morde in Hanau zeigen, dass rechtes Gedankengut in Deutschland immer öfter in die Tat umgesetzt wird. Das bereitet mir Angst und Sorge.
Mein Satz war natürlich pure Ironie.

Mit meinem daran anschließenden sachbezogenen Beitrag wollte ich über das Fred-Titelgebende Aktionsbündnis aufklären, dessen Aktivitäten in diesem Fred überhaupt nicht gewürdigt worden sind. Wir engagieren uns als Bündnis seit 2018 gegen Rechts und sind ein ziemlich bunter Haufen.

Stattdessen findet hier eine Debatte über die Lenin-Statue der MLPD statt, die wirklich nichts mit unserem Bündnis zu tun hat. Dieses Engagement hätte ich mir im übrigen gerne gegen die Umstellung des Schalker Nazi-Schwertes an einen öffentlichen Weg gewünscht. An der Seite steht "Sie starben für Deutschland" und "erklärt" wird das Fascho-Denkmal mit einer ISG-Erinnerungsortetafel und dem Satz „Die Opfer der Kriege mahnen zum Frieden“.
Stellt euch mal die Lenin-Statue mit einer ISG-Erinnerungsortetafel und einer erklärenden Tafel "Die Opfer des Stalinismus mahnen zum Frieden!" vor. Wie würdet ihr das finden?

Info über das Nazi-Schwert hier in meinem Blog https://antifaschistischesgelsenkirchen ... i-schwert/

Troy
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Beitrag von Troy »

Jetzt sind alle erschüttert... ja.
Wieder mal.

Und danach? Weiter diskutieren - links/rechts-hin-und-her und hin und wieder neu hin und her.

Ehrlich - mir reicht's!

Ich habe auch keine Lust mehr auf Verschlimmbesserungen und Wortklaubereien, die relativieren und/oder in Diskussionen mit der Nutzung des Begriffs "psychisch krank" den Fokus aus der Mitte der Gesellschaft wegrücken wollen.


Sich gegen Rassismus und Ausgrenzung eindeutig zu positionieren, dazu braucht es Öffentlichkeit.
In Projekten und Veranstaltungen und Demos usw. - ja, d'accord!

Wir wissen allerdings auch, das reicht nicht!
Also was?

Für "Klare Kante!" ist jeden Tag 24 Stunden Zeit. Und leider zunehmend auch mehr Gelegenheit:

wenn in unserer Stadt ausgegrenzt wird, anonym mit Aufklebern, offen auf der Straße, mit rassistischen Sprüchen (und zwar in alle Richtungen), mit T-Shirt-Labels, mit diskreditierenden Sprüchen am Arbeitsplatz oder im Flur auf dem Weg durch Behördengänge, oder wenn der Lehrer in der Schule vor der ganzen Klasse sagt "Ruhig, Brauner!" und das nicht auf die Gesinnung einer Person bezieht, dabei aber die angesprochene Person ein nicht blond-blauäugiger Mensch ist (und auch kein "südländisch aussehender") und niemand laut "Stop! So nicht!" ruft, wenn Mädchen als Schlampe bezeichnet werden, wenn CD's mit rechter Musik kostenlos unter jungen Menschen kursieren, wenn Männer und Frauen und Kinder trotz aller öffentlichen Gegenteilsbekundungen bei Behörden Erfahrungen machen mit dem Subtext "Sie, was wollen Sie hier eigentlich?", wenn AfD-Malbücher Kinder mit Knochen in den Haaren zeigen, wenn Menschen sich gegenseitig mit "Du Opfer!" oder "Behindert!" oder "Jude!!!" titulieren und beschimpfen, wenn Erwachsene angestrengt weg gucken und -hören, wenn Kinder und Jugendliche dumpf nachplappern und zur Wahrheit erklären, was die, die es besser wissen müssten, ihnen vorleben... (und hier kann man noch jede Menge mehr "Wenn"s einsetzen)

Jeder von uns kann sich informieren.
Jeder von uns kann was tun.
Jeder kann mit Kindern und Jugendlichen sprechen, die die aktuellen Ereignisse doch auch erleben.
Jeder, der hier in Bildung und Erziehung tätig ist, kann sich über die Geschichte unserer Stadt "Basics" drauf schaffen und sie an die nachfolgende Generation weitergeben.
Jeder kann mit denjenigen, die nicht "von hier" sind (und zwar egal, wie lange sie dann doch schon "hier" sind), über die Zuwanderungen und die Flüchtlinge in unserer Stadt sprechen.
Jeder kann mit alten und hochaltrigen Menschen sprechen, deren Ängste als Kriegskinder wieder hoch kommen.
Jeder kann in ausgrenzenden Situationen hinschauen und nicht weg gucken.

Für weitere Betrachtungen ein in 2017 neu aufgelegtes Werk, das mir bereits 1986 (sic!) begegnet ist:
Rassismus - Die Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein
Annita Kalpaka, Nora Räthzel, Klaus Weber (Hg.), Argument-Verlag

Schon damals war das Thema da... und seit 1990 ist die Zahl der Todesopfer rechtsextremer Gewalt in D irgendwo bei ca. (je nach Zählart) 180 angekommen.


In unserer Stadt ist der Aufstieg der Nazis gut erforscht.
Der ISG-Katalog zur NS-Gedenkstätte in Erle (Hrsg.Dr.Daniel Schmidt, 2017) zeigt unsere Stadt unterm Hakenkreuz ungeschminkt.

Und wer's detallierter wissen will, wie in GE alles so kommen konnte, der liest einfach hier nach, erschienen 1994 ebenfalls vom ISG: Deutschlandwahn und Wirtschaftskrise - Gelsenkirchen auf dem Weg in den Nationalsozialismus - Teil 2: Demokratie ohne Verteidiger? Teil 1 ist übrigens ebenso interessant.

Und hatte ich nicht schon mal irgendwo auf Erika Mann hingewiesen? Wiki:
"Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich" von Erika Mann erschien 1938 im Querido Verlag, Amsterdam, als „politisches Lehrbuch“ über die wahren Verhältnisse in Adolf Hitlers „Tausendjährigem Reich“. Unter dem Titel School for Barbarians.

Ach so, damit das klar ist: Nein, Lenin will ich nicht.

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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

Troys Faden wird heute morgen an vielen Stellen aufgenommen und fortgeführt.
Zum Beipiel hier: https://www.gaborsteingart.com/newslett ... cache=true
Kostenloser Newsletter 'Morning Briefing' hat geschrieben:Es wird immer deutlicher, dass die Redewendung, Berlin sei nicht Weimar, nicht der historischen Wahrheitsfindung, sondern lediglich der Selbstberuhigung dient. Die Stimmung in Deutschland hat sich aufgeheizt und es ist müßig, darüber zu streiten, ob der Aufstieg der AfD eine Folge oder die Ursache dieser Aufheizung ist.
Fest steht: Was als Wutbürgertum begann, setzt sich mit Pöbelszenen in den Parlamenten und rassistisch motivierten Morden in Dönerbuden und Shisha-Bars fort. Der braune Faden vom einen zum anderen Ereignis verläuft nicht schnurgerade, aber es handelt sich um einen Faden. Er sieht wie eine Zündschnur aus, die in der Lage ist, die deutsche Konsensgesellschaft zu sprengen.

Der Gewaltspirale geht eine Aggressionsspirale voraus, die sich aus dem Internet in das politische Leben hineingedreht hat.

► Wenn AfD-Fraktionschefin Alice Weidel im Bundestag „Kopftuchmädchen und Messermänner“ sagt, dann ruft sie öffentlich zum Hass gegen Andersgläubige auf.

► Wenn ihr Co-Vorsitzender Alexander Gauland Hitler und Holocaust vom Zivilisationsbruch zum „Vogelschiss“ in Deutschlands Geschichte zurückstuft, dann ermuntert er nachwachsende Generationen zum historischen Relativismus.

► Wenn „Flügel”-Chef Björn Höcke am vergangenen Montag bei der 200. Pegida-Demonstration in Leipzig von „verbrauchten Parteien“ mit „geistiger Störung“ spricht, dann artikuliert er jene Parteienverachtung, die bereits die frühen Weimarer Jahre kennzeichnete.

Vergleichen heißt nicht gleichsetzen. Wer die letzten Jahre Weimars, als Hitlers Heerscharen bereits mit Fackeln in der Hand durch Berlin marschierten, mit dem heutigen Berlin vergleicht, wird wie Heinrich August Winkler und Bernhard Vogel immer mit der Unvergleichbarkeit enden. Wer das Ende des einen mit dem Anfang des anderen vergleicht, kann nur im Spiegelkabinett der schrägen Analogien landen.

Wer aber ruhigen Blutes die Anfänge der polarisierten Republik von Weimar den Anfängen der erhitzten Berliner Republik gegenüber stellt, wird mehr Parallelen entdecken, als ihm recht sein kann. Zum Beispiel auch diese: Die linke und die bürgerliche Seite des Spektrums leisteten sich einen Bruderzwist, der von der Unversöhnlichkeit über die Sprachlosigkeit schließlich in die Zersplitterung führte.

Es sei ein Irrtum zu glauben, dass erst Hitlers Ansturm die Weimarer Republik zu Fall gebracht habe, schreibt der Publizist und Zeitzeuge Sebastian Haffner: "Sie war schon im Fallen, als Hitler ernsthaft die Szene betrat."

Womit wir wieder vor der Synagoge von Halle stehen, im Landtag von Thüringen und in Reichweite der Shisha-Bar in Hanau. Alle drei Ereignisse führten trotz der Unterschiedlichkeit ihres Charakters eben nicht zu einer Blockbildung gegen Rechts, sondern zur Zersplitterung der bürgerlichen Kräfte.

► Die Blumen, die Thüringens Kurzzeit-Ministerpräsidenten seitens der Linken-Fraktionschefin vor die Füße geworfen bekam, waren Ausdruck einer Verachtung, die sich seither vielerorts in beschmierten FDP-Parteibüros und tätlichen Angriffen auf FDP-Mitglieder entlädt. Der Liberalismus als Denkrichtung soll diffamiert werden. Man versucht Parteichef Christian Lindner, der für die Wahl Kemmerichs in aller Form um Entschuldigung bat, braun zu lackieren.

► Die von der CDU-Führung in Umlauf gesetzte Vokabel vom „Krebsgeschwür“ soll auf den ersten Blick eine rhetorische Brandmauer gegenüber den Rechten darstellen. In Wahrheit aber will man die Vorgänge zur innerparteilichen Säuberung nutzen, um all jene, die Kanzlerin Angela Merkel für ihre Flüchtlingspolitik kritisierten und auf Änderung im Sinne eines Sebastian Kurz drängen, zu stigmatisieren und danach zu marginalisieren.

► Eine publizistisch von „Spiegel“-Kolumnistin und Buchautorin („Die letzten Tage des Patriarchats“) Margarete Stokowski befeuerte Debatte dient offensichtlich dem Zweck einer Koordinatenverschiebung. Die Mordtaten der Rechten sollen zur Renaissance der Linken führen, wofür die Zersetzung der bürgerlichen Mitte die Voraussetzung bildet: „,Mitte‘ ist“, schreibt sie , „ähnlich wie ,bürgerlich‘ nicht mehr als eine hohle Phrase.“ Denn Rechte und Rechtsextreme seien kein „Rand“ von irgendetwas: „Sie finden sich auch in dem, was als ,Mitte‘ der Gesellschaft bezeichnet wird.“ Der Gedanke der Diktatur und der autoritären Staatsführung sei dem Liberalismus durchaus nicht fremd, zitiert sie, wohlwollend nickend, Herbert Marcuse.

Genauso entsteht, zunächst terminologisch, jene „Republik ohne Republikaner“, von der Sebastian Haffner einst berichtete. Einer spricht dem anderen die Demokratietauglichkeit ab. Jeder dichtet sich seine Wahrheit zurecht. Die Linken beleuchten mit Vorliebe die Gewalt der Rechten, derweil diese wiederum vor allem bei linker Gewalt den Strahler einschalten.

Linke und Rechte spielten schon damals mit vertauschten Rollen, aber beide spielten ein böses Spiel. Hannah Arendt hat es in ihrer Totalitarismustheorie demaskiert: "Ein Ereignis oder eine Erfahrung kann nie von sich aus, sondern nur durch die Ideologie einen Sinn erhalten."

Es gehe um „das alleinige Bedeutungsmonopol, das von keiner noch so überzeugenden Realität angefochten wird.“ So werde von Linken wie Rechten „gegenüber der ungeliebten Wirklichkeit eine Art fiktiver Weltersatz geschaffen“.
Vielleicht ist es an der Zeit, das Gedicht „An die Nachgeborenen“ von Bertolt Brecht noch einmal zu lesen, in dem er die Eiferer, auch die der Linken, zur Mäßigung und zur Freundlichkeit mahnte:

"Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht."

Wenn Berlin nicht Weimar sein will, dann muss es den Anfängen wehren. Diese Anfänge des Rohen und des Groben, der Unfreundlichkeit schon im persönlichen Umgang mit Andersdenkenden, des Nicht-Zuhörens und des vorsätzlichen Missverstehens sind nicht allein im Darknet der Gewalttäter und in den rhetorischen Waffenfabriken der AfD zu suchen, sondern im Verlust demokratischer Substanz und Solidarität.

Die ehemalige Piratin und heutige Publizistin Marina Weisband hat die Mechanismen des gegenwärtigen Terrorismus präzise beschrieben: "Niemand wird ausgebildet. Niemand gibt einen Befehl. Es wird nur so lange alles radikalisiert, bis die WAHRSCHEINLICHKEIT, dass etwas passiert, wächst. Und dann schlägt jemand zu. Irgendwann. Irgendwo."

Die blutige Explosion an den Rändern und die unbemerkte Erosion der Mitte bedingen einander. Die Bestie, die wir fürchten, saugt auch an unserer Brust.
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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knut
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Beitrag von knut »

Emscherbruch hat geschrieben:Troys Faden wird heute morgen an vielen Stellen aufgenommen und fortgeführt.
Zum Beipiel hier: https://www.gaborsteingart.com/newslett ... cache=true
Kostenloser Newsletter 'Morning Briefing' hat geschrieben:(...) Linke und Rechte spielten schon damals mit vertauschten Rollen, aber beide spielten ein böses Spiel. Hannah Arendt hat es in ihrer Totalitarismustheorie demaskiert: "Ein Ereignis oder eine Erfahrung kann nie von sich aus, sondern nur durch die Ideologie einen Sinn erhalten." (...).
Es ist immer wieder faszinierend, wofür die arme Hannah Arendt immer wieder herhalten muss. Ich frage mich dann immer, ob derjenige, der sie missbraucht, wirklich "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft" gelesen hat, das nun um sehr vieles vielschichtiger ist, als es uns das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat weismachen will.

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heen
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Re: Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung

Beitrag von heen »

Interessant wie die Bild Zeitung um Kunden wirbt.
Bild hat zur Zeit eine Kampagne "Für alle die ... BILD"
Heute habe ich ein Plakat gesehen mit der Aufschrift: "Für alle die unseren Kindern was beibringen, damit sie die Welt erobern können."
Auf dem Bild ist ein junger Mann an einer Schultafel abgebildet. Die Bildunterschrift lautet "Niklas, Lehrer"
Soweit alles in Ordnung.
Nur hat mich das Bild spontan an Nikolai Nerling, auch bekannt als "Volkslehrer" erinnert. Ein Lehrer der wegen seiner doch sehr deutlichen rechten Gesinnung aus den Schuldienst entfernt wurde.
Vielleicht ist diese Assoziation ja auch gewollt.

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zuzu
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Re: Protest gegen die "rechte Bürgerwehr"

Beitrag von zuzu »

Es ist ein Jahr her! Das darf nicht vergessen werden!
https://www.hanau-steht-zusammen.de/
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