Der Fotograf Max Majer

Menschen die Eindruck in Gelsenkirchen hinterlassen

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Oliver Raitmayr
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Ladenfotos?

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Es hatte sich die Frage gestellt, wie Max Majer die Räumlichkeiten, die in den späten 20er Jahren oder beginnenden 30er Jahren als Frisörladen in der Neustraße/Gildenstraße 27 dienten, genutzt hatte.

Vielleicht geben diese beiden Fotos aus dem privaten Bereich Aufschluss darüber. Die beiden Fotos einer Serie wurden sicher nicht im Atelier aufgenommen und bilden Wormser Verwandte der Ehefrau Lina Bürchl ab. Sitzend mit weißem Hut ist Max Majers Ehefrau Lina, daneben links sitzt ihre Mutter Elise geb. Funk. Das Mädel mit dem Schleifchen ist Tochter Elisabet Majer. Das Bild sollte 1908 entstanden sein, wenn man ein Alter von drei Jahren für Elisabet annimmt.

Aufnahmequalität, Unschärfe und "natürlich ungeordnetes" Ambiente unterlegen den Schnappschusscharakter.

Das Interieur mit Schautafeln für Fotos und die kulissenartige Gestaltung legen für mich tendenziell den Schluss nahe, dass eben jene Räume auch für Fotoaufnahmen gedient haben könnten, insbesondere, wenn Gruppenaufnahmen mehr Platz nötig machten, als das Atelier bieten konnte.

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Bild
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Jochen K.
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Beitrag von Jochen K. »

Hallo Oliver,
die Abbildung zeigt m.E. ein mobiles Atelier, wie man sie auf Jahrmärkten fand.
Darauf deuten der Sandboden und die Ausführung der Wand mit den Beispiel-Fotos,
die man hier machen lassen kann. Es sieht außerdem so aus, als säßen die Damen
im Eingangsbereich an der Kasse.
Hans-Joachim Koenen
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Stadtteilarchiv Feldmark

Oliver Raitmayr
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Beitrag von Oliver Raitmayr »

Jochen K. hat geschrieben:Hallo Oliver,
die Abbildung zeigt m.E. ein mobiles Atelier, wie man sie auf Jahrmärkten fand.
Darauf deuten der Sandboden und die Ausführung der Wand mit den Beispiel-Fotos,
die man hier machen lassen kann. Es sieht außerdem so aus, als säßen die Damen
im Eingangsbereich an der Kasse.
Gut, dann hilft es nicht zur Lösung des Grundproblems. Mit dem Jahrmarkt kommen wir dem Aufnahmeort wahrscheinlich näher, mobile Staffage spricht alleine nicht gegen Ateliers, doch die Damen an der Kassa gibt es nicht! Sind alles Verwandte aus der Familie Bürchl, außer sie würden in jene Rollen schlüpfen. Aber auf dem Tischbock steht nur eine Tasche und ein Teller.

Oliver Raitmayr
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Rummel-Fotos?

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Lieber Jochen K, liebe alle im Forum:

Jetzt habe ich noch versucht, ob ich aus den Fototafeln was rausziehen kann, jedoch ohne Erfolg. Das heißt aber nur, dass ich die Fotos entweder nicht kenne bzw. solche sich nicht im "Nachlass" von Max Majer befinden. Außerdem erscheinen sie mir vom Stil her, wie Fotografien um 1880-1890 teilweise noch älter zu sein. Vielleicht wurden da alte Bilder wiederverwendet, um einen nostalgischeren Flair zu imitieren. Zum Beispiel bei einem tingelnden Jahrmarkt. Oder hat es in GE fixe historische Jahrmärkte gegeben. Muss ich mal durchs Forum zappen.

Gruß und Dank an Jochen K für die Anregungen,

Oliver

Oliver Raitmayr
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Max Majer Fotospektrum

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Dieses relativ schlecht erhaltene Foto zeigt einen Querschnitt des künstlerischen Schaffens von Max Majer und wie er sein Wirken beispielhaft in Szene gesetzt hat:

[center]Bild[/center]

Wieder ist die genaue Platzierung dieser "Schautafel" unbekannt. Das ließe sich nur an den Fenstern rekonstruieren, falls diese die Zeiten überdauert haben. In Frage kommen eigentlich nur die Häuser Neustraße/Gildenstraße 25 und 27.

Das Spektrum reicht demnach von Portrait-Fotografie bis zu Industriefotografie, die angewendeten Techniken, wie sie beispielsweise bei der Eröffnung genannt werden, lassen sich für den Kenner der Materie erahnen.

Siehe hier:


http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 450#408450

AlterMann
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Beitrag von AlterMann »

Gelöscht.
Zuletzt geändert von AlterMann am 05.02.2014, 01:22, insgesamt 1-mal geändert.

Oliver Raitmayr
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Beitrag von Oliver Raitmayr »

1904 muss für Max Majer ein sehr einschneidendes Jahr gewesen sein.

Am 19.5.1904 wurde seine "Kunstanstalt Max Majer, Atelier für moderne Photographie", die in jenen schlimmen Zeiten, als die Neustraße in Stürmerstraße umbenannt worden war "Atelier für moderne Lichtkunst" genannt wurde, eröffnet. Er wohnte in Art pro forma Untermiete im Hause seines Bruders Louis, der dort als Dentist und Prothetiker tätig war.

Am 23.10.1904 wurde geheiratet. Entweder in Gelsenkirchen oder wie bei seinem Bruder 1902 im Alterswohnsitz der Eltern in Wanne. Seine Frau Lina Bürchl war die Tochter von Carl Eduard Josef Bürchl (1851 - 1930) und seiner Ehefrau Elise Funk (!851 - 1928), die ein Schreibwaren- und Büchergeschäft in Worms, Kämmererstraße 5 unterhielten.

Und am 8.12.1904 starb die geliebte Mutter Caroline Louise Gutekunst in Wanne.

Von der Hochzeit wurden verschiedene Typen von Bildern von Max aufgenommen. Es entstand eine klassische Variante in verschiedenen Passpartouts vor der Atelierskulisse und Aufnahmen mit intimeren Touch.

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[center]Bild[/center]

Oliver
[center]Bild[/center]

Oliver Raitmayr
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Themenbildchen im Vollformat

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Als Nachtrag: das Themenbildchen in voller Größe. Selbstporträt von Max Majer 1903 oder 1904:

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Oliver

AlterMann
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Beitrag von AlterMann »

Bild
Vier Jahrzehnte später besaßen wir den Sessel. :lol:
am

Oliver Raitmayr
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Beitrag von Oliver Raitmayr »

Wow, sooo klein ist die Welt!!

Ist auch gut möglich. Der Stuhl scheint, kein permanenter Bestandteil des Atelier-Equipments gewesen zu sein. Ich kenne ihn nur von diesem Hochzeitsfoto und er könnte in der Wohnung den Bombenangriff überdauert haben.

Ich hielt diesen anderen Stuhl für das letzte Relikt des Ateliers, der jetzt bei mir in Innsbruck steht und den ich für den Neujahrsgrüß ( http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 403#406403 ) verwendet hatte.

[center]Bild[/center]

Auf dem Stuhl sitzt Großonkel Ernst Majer.

AlterMann
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Beitrag von AlterMann »

Eine kurze Anmerkung zum vor-vorigen Beitrag:
"Unser" rechtes Bild ist 1942 entstanden. Zu diesem Zeitpunkt stand der Sessel also noch im Atelier.
am

Oliver Raitmayr
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Jugendstil gefragt

Beitrag von Oliver Raitmayr »

In den privaten Räumlichkeiten der Familie Max Majer war Jugendstil die angesagte und dominierende Mode. Inwiefern auch das Wohnzimmer einen repräsentativ-öffentlichen Charakter hatte, ist zu hinterfragen. Das rückseitig gelegene Atelier konnte fast nur nach Durchschreiten der Privatwohnung erreicht werden.

[center]Bild[/center]

Nur wenige Accessoires auf Maxens Fotos zeugen von anderen Stilrichtungen als den Jugendstil. Wie eben jener Stuhl, der heute bei AlterMann steht (siehe oben).
Auch die beiden lederbespannten Stühle im Wohnzimmer haben noch klassizistische Züge.

Auch dieser klassizistische Stuhl ist mir nur von einem Foto bekannt; einem (in meinen Augen wunderbaren) Selbstporträt von Max Majer um 1903:

[center]Bild
[/center]

Oliver

AlterMann
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Re: Jugendstil gefragt

Beitrag von AlterMann »

Oliver Raitmayr hat geschrieben: . . . der heute bei AlterMann steht (siehe oben).
Um Himmels Willen! Nein!
"Besessen" haben wir ihn nur während der Aufnahme im Majer-Atelier!
Zuhause saßen wir immer auf unseren eigenen!
Lest in meinem Profil unter "Interessen"! Ich habe Euch gewarnt! :lol:
am

Oliver Raitmayr
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Re: Jugendstil gefragt

Beitrag von Oliver Raitmayr »

AlterMann hat geschrieben: ...
"Besessen" haben wir ihn nur während der Aufnahme im Majer-Atelier!
Zuhause saßen wir immer auf unseren eigenen!
Lest in meinem Profil unter "Interessen"! Ich habe Euch gewarnt! :lol:
am
Welch Fauxpas, die Warnung ereilt mich zu spät!

Ich war schon davon besessen, dass der neue Besitzer zur Rettung des Vielbesessenen beigesessen hätte.

AlterMann
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Beitrag von AlterMann »

  • Bild
    Dieses Bild beschäftigt mich noch immer.
    Welchen Gewinn es bringt, wenn man weiß, was wann so gesehen hat, weiß ich nicht.
    Diesen Anblick habe ich in Erinnerung, der einzige infragekommende Ort ist die Gildenstraße, der Schaukasten am Haus Nr. 25 oder das Innere der Einfahrt. Die drei Fenster am oberen Bildrand aber lassen diese Deutung nicht zu. ???
    Bild
    An den Friseur erinnere ich mich nicht, aber ich muß ihn erlebt haben, denn das Foto ist 'in meiner Zeit' entstanden: Das Straßenbahngleis ist bereits ausgebaut und der Bürgersteig ist verbreitert. An diese Veränderungen erinnere ich mich genau.
    Vielleicht habe ich den Friseur vergessen, weil mich die Auslagen nicht interessierten: Kämme, Seife, Rasiermesser etc., vielleicht ist alles auch nur ein bißchen lange her.

    Wenn das obere Foto nicht einen der Schaukästen zeigt, bleibt nur ein Schaufenster des Friseurs übrig.
    Ich versuche mal, ein Theorie zusammenzubasteln:
    Der Fotograf, wohnhaft in Nr. 25, einigt sich mit dem neuen Besitzer des Hauses Nr. 27 auf Mitbenutzung der Einfahrt zwecks Aufhängung der Schaukästen, und mit dem Friseur auf Überlassung eines Schaufensters. Das paßt gut zu meinem Problem beim Abholen unserer Bilder: Von der Straße her ging's nicht zum Fotografen und hintenrum durch's Treppenhaus auch nicht.

    Die drei Fenster
    Sie sind zweigeteilt, mir scheint, durch eine schmale Leiste - also nicht drei normale zweiflügelige Fenster, sondern sechs Scheiben.

    Schaufenster
    Wenn es überhaupt eine Trennwand zwischen Schaufensterauslagen und Verkaufsraum gibt, endet diese im allgemeinen in einer Höhe von etwa 2 Meter, damit über die Trennwand hinweg Tageslicht in den Verkaufsraum fallen kann.
    Gelegentlich sind die Schaufensterauslagen auch in einem völlig abgeschlossenen Raum untergebracht, in einer Art Schrank. Für den Tageslichteinlaß haben diese 'Schränke' Scheiben in den Türen. Diese Scheiben könnten die drei Fenster sein.
    So stelle ich mir die Situation vor, solange ich das Bild kenne.
    Dann aber hätte jemand das Ladeninnere heller erleuchtet, als das Tageslicht das Schaufenster.
    Das kann ich mir nicht vorstellen, es sei denn, die Aufnahme wäre mit Absicht während der Dämmerung oder später gemacht worden (mit Blitz-Unterstützung), um Reflexionen in der Schaufensterscheibe zu vermeiden.
    Die helle Stelle oben rechts könnte man als eine solche Reflexion deuten.
    Bild
    Zusammengefaßt: Die eingerahmten Bilder kenne ich und zwar aus der Gildenstraße, ob Schaukasten oder Schaufenster, kann ich nicht sicher sagen.
    Meine heutige Version scheint mir etwas plausibler als die vorige, die ich gelöscht habe (mehr nicht).
    Mein Angebot: Es ist das Schaufenster.
    Wann? In den 30-er Jahren.
    Gewährleistung ausgeschlossen. :)
    am

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