Der Juwelier Ernst Bauckhage

Menschen die Eindruck in Gelsenkirchen hinterlassen

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Oliver Raitmayr
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Der Juwelier Ernst Bauckhage

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Ernst Bauckhage

Ernst Bauckhage wurde am 2.6.1870 geboren. Aus mangelnder Quellenlage ist der Geburtsort nicht bekannt. Die einzige Spur findet sich in einem Adressbuch der Lina Bürchl, verheiratet mit dem Fotografen Max Majer, wo neben der späteren Wohnadresse in Godesberg an der Römerstraße 13 die "Firma Bauckhage & Co. K. G. Lemgo (Lippe) Ostertor 8" angegeben wird. Es lässt sich vermuten, dass die Familie Bauckhage dort ansässig war.

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Am 1.7.1896 heiratete Ernst Bauckhage in Gelsenkirchen (?) die Tochter des Juweliers Carl Majer, Agneta Berta Majer (geb. in Gelsenkirchen am 22.1.1873). In der Familie wurde sie Neta gerufen.

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Im selben Jahr verkaufte Carl Majer sein Juweliergeschäft an Ernst Bauckhage, der den inzwischen renommierten Betrieb weiterführte.

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Das Ehepaar blieb kinderlos und siedelte vermutlich knapp vor dem 1. WK nach Godesberg um. Der Geschäftsname "Bauckhage" blieb erhalten und der Betrieb wurde vom Ehemann der Schwester Netas, das ist Dorothea Majer, Peter Müller, übernommen.

Diese Werbung von Juwelier Bauckhage wurde kürzlich ins Forum gestellt:
Jochen K. hat geschrieben:Im Buch "Deutschlands Städtebau Gelsenkirchen" von 1922 befindet sich folgende Anzeige:Bild
Und gerade eben dieses neue Bild und eine Zeitreise als Vergleichsstudie:
Schacht 9 hat geschrieben:
brucki hat geschrieben:Gerade reinbekommen:

Bild(Aus dem Kalender "Gelsenkirchen gestern 1985", Aufnahmejahr unbekannt)
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Aufnahmejahr 1990
Ernst Bauckhage starb am 27.5.1950 in Godesberg, seine Frau Neta am 4.6.1953 vermutlich auch in Godesberg. Beide wurden nicht im Gelsenkirchener Familiengrab beigesetzt.

Zum 80 jährigen Bestehen, hat Rudi Majer-Finkes das Geschäft als Nachtaufnahme abgelichtet:

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Oliver Raitmayr
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Selbstzweifel

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Wie oben verzeichnet wird im Buch "Deutschlands Städtebau Gelsenkirchen" von 1922 die Firmengründung Bauckhage & Co. mit 1873 angegeben. Tatsächlich gab es aber eine Firrmengründung Carl Majer 1873, Ernst Bauckhage und der mit seiner Person verbundene Name wird erst mit dem Ankauf am 1.4.1896 wirksam.

Weil das Foto vom 80 jährigen Firmenbestehen kein Datum trägt, frage ich mich, ob die Feier 1953 oder 1976 stattgefunden hat. Im ersten Fall hätte Elisabet Finkes (Majer-Finkes) fotografiert, im zweiten Fall Rudi (Majer-)Finkes, was mir wahrscheinlicher erscheint.

Bestünde die Möglichkeit, dass ein lokales Blatt das entsprechende Inserat veröffentlicht hat.

Wenn es keine übergroßen Mühen macht, ließe sich das sicher nachprüfen. Mir selbst sind dabei wegen der Distanz zu GE die Hände gebunden.

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Bretterbude
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Beitrag von Bretterbude »

Vom ganzen Eindruck des Fotos würde ich eindeutig zu 1953 tendieren. Man könnte in den Adressbüchern von GE von 1971 / 74 / 77 nachsehen, ob da eine Fa. Bauckhage an entsprecher Stelle überhaupt noch eingetragen ist (oder vielleicht schon Göbel Optik).

Oliver Raitmayr
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Beitrag von Oliver Raitmayr »

Bretterbude hat geschrieben:Vom ganzen Eindruck des Fotos würde ich eindeutig zu 1953 tendieren. Man könnte in den Adressbüchern von GE von 1971 / 74 / 77 nachsehen, ob da eine Fa. Bauckhage an entsprecher Stelle überhaupt noch eingetragen ist (oder vielleicht schon Göbel Optik).
Nachdem ich wochenlang Fotos sortiert und gepickt oder mit Fotoecken herumfummelnd meine Nerven strapaziert hatte, habe ich besagtes Foto wieder herausgelöst und fand zumindest den Stempel Majer-Finkes Gildenstr. 25; allerdings ohne Vornamen. Dann stammt es aber tatsächlich von Elisabet Majer-Finkes, da der Betrieb bis etwa 1956 an der Adresse lag.
Danke "Altes Haus" für die Nachhilfe im Zeichenlesen! Oliver

Oliver Raitmayr
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pferdestarker Ernst

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Ernst Bauckhage zügelte offensichtlich gerne seine Pferdestärken, sei es 1900 auf dem Ross

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auf dem Kutschbock 1898
Oliver Raitmayr hat geschrieben:Wagenausflug 1898 in Gelsenkirchen. Ein Stallbursche steht vor dem Wagen. Ernst Bauckhage hält die Zügel. Daneben sitzt der eigentliche Wagenführer. Auf der Rückbank Carl Johann Eberhard Majer, dessen Schwiegertochter Barbara Goedderz (verh. mit Carl Siegfried Immanuel Majer) und Töchterchen Edith Majer.

Vielleicht erkennt jemand den genauen Aufnahmeort des Fotos.

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oder hinter dem Steuer einmal sportlich

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bzw. im Ausflugsmodell 1912

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Josel
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Re: Der Juwelier Ernst Bauckhage

Beitrag von Josel »

Oliver Raitmayr hat geschrieben:Im selben Jahr verkaufte Carl Majer sein Juweliergeschäft an Ernst Bauckhage, der den inzwischen renommierten Betrieb weiterführte.

Diese Werbung von Juwelier Bauckhage wurde kürzlich ins Forum gestellt:
Jochen K. hat geschrieben:Im Buch "Deutschlands Städtebau Gelsenkirchen" von 1922 befindet sich folgende Anzeige:Bild
Hallo Oliver,

da Du ja – löblicherweise – sehr akribisch in Deinen Forschungen vorgehst, erlaube ich mir einen kleinen Hinweis:

Aus der Werbeanzeige – genauer aus dem Zusatz "& Co." – ergibt sich, dass Bauckhage das Geschäft als Gesellschaft geführt hat. Dass Majer sein Geschäft an Bauckhage "verkauft" hat, wie Du oben sagst, kann also strenggenommen nicht hinkommen.

Majer dürfte es an die Bauckhage & Co. OHG verkauft oder in diese eingebracht haben. Deren (Mehrheits-)Gesellschafter mag Bauckhage gewesen sein, aber es muss noch einen weiteren Gesellschafter gegeben haben, sonst wäre der "& Co"-Zusatz damals nicht im Handelsregister eingetragen worden. Vielleicht war der andere Majer, der eine Beteiligung behielt...

Es könnte natürlich auch sein, dass Bauckhage später (also zwischen seinem Einzelerwerb und der Entstehung der Annonce) einen weiteren Gesellschafter aufnahm. Das könnte allerdings ein Indiz dafür sein, dass er ziemliche Startschwierigkeiten hatte.

J.
Vertrödeln Sie keine Zeit mit dem Lesen von Signaturen!

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revier04
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Beitrag von revier04 »

Die Fa. Bauckhage & Comp. (HRA-Nr: 759) wurde 1970 aus dem HRA gelöscht.

Abfrage hier möglich:

www.Handelsregister.de "Normale Suche" anklicken

Weitere Auskünfte, allerdings kostenpflichtig, sind dann unter dem Link "HD=Historischer Abdruck" möglich.


Gruß revier04

Oliver Raitmayr
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Juwelier Majer, Bauckhage, Bauckhage & Co. 1873/1953/197

Beitrag von Oliver Raitmayr »

revier04 hat geschrieben:Die Fa. Bauckhage & Comp. (HRA-Nr: 759) wurde 1970 aus dem HRA gelöscht. ... Gruß revier04
Vielen herzlichen Dank für diesen freundlichen Hinweis. Das bestätigt vortrefflich, dass die Aufnahme zum 80 jährigen Bestehen 1953 stattgefunden haben muss! Das 100 jährige Fest ist leider entfallen.

Gruß und Dank, Oliver

Oliver Raitmayr
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vorläufige Theorie der Erbfolge

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Josel hat geschrieben: ...
Aus der Werbeanzeige – genauer aus dem Zusatz "& Co." – ergibt sich, dass Bauckhage das Geschäft als Gesellschaft geführt hat. Dass Majer sein Geschäft an Bauckhage "verkauft" hat, wie Du oben sagst, kann also strenggenommen nicht hinkommen.

Majer dürfte es an die Bauckhage & Co. OHG verkauft oder in diese eingebracht haben. Deren (Mehrheits-)Gesellschafter mag Bauckhage gewesen sein, aber es muss noch einen weiteren Gesellschafter gegeben haben, sonst wäre der "& Co"-Zusatz damals nicht im Handelsregister eingetragen worden. Vielleicht war der andere Majer, der eine Beteiligung behielt...

Es könnte natürlich auch sein, dass Bauckhage später (also zwischen seinem Einzelerwerb und der Entstehung der Annonce) einen weiteren Gesellschafter aufnahm. Das könnte allerdings ein Indiz dafür sein, dass er ziemliche Startschwierigkeiten hatte.

J.
Sehr guter Einwand und dankeschön dafür.

Den "quasi-"Kaufvertrag habe ich hier eingestellt: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 742#408742

Ich hoffe, ich habe richtig verlinkt, sonst bitte im Fred zu "Carl Majer und seine Ehefrau Luise Gutekunst" nachzublättern.
Mir ist die Bauckhage-Werbung neu gewesen und mir ist "& Co." auch sofort aufgefallen. Nachdem ich die genealogische Seite gut kenne, habe ich eine (noch-) Theorie dazu, die ich durch bevorstehende Gespräche noch aufzulösen gedenke:

Carl Majer war der alleinige Firmengründer; laut Vertrag wurde das Geschäft an Ernst Bauckhage verkauft - inklusive Vorkaufsrecht auf das ganze Haus. Anlass mag die Hochzeit mit Carls Tochter und Ernst gewesen sein.
Ich glaube, dass Ernst Bauckhage um den 1. WK herum nach Godesberg gezügelt ist, wobei er offensichtlich spätestens 1922 (laut Werbung) Herrn Peter Müller zum Kompagnon genommen hatte. Früher glaubte ich, dass ernst an Peter Müller übergeben hätte und nur der Name "Bauckhage" beibehalten worden wäre.

Beide waren ja mit Töchtern des Carl Majer verheiratet, beide waren Goldschmiede. Familie Bauckhage hatte keine Nachkommen, so hat sich folgerichtig oder auf Wunsch bzw. Drängen von Carl Majer die gesellschaftliche Liaison gebildet.
Außerdem verheirateten sich die Tochter des ältesten Sohnes von Carl Majer (Carl Siegfried, der nicht Goldschmied werden wollte, sondern eine hohe Stellung bei den Motorenwerken Köln-Deutz innehatte,) mit dem überlebenden Sohn des Ehepaares Müller. Eine Ehe zwischen Cousin und Cousine; dadurch kam es zu einer erbrechtlichen Machtkonzentration zu Gunsten der zweiten Müller-Generation, drei Kinder Carl Majers haben ihre Gene und das Erbe dorthin verteilt.

Die beiden anderen Söhne, Louis, der eigentliche "Kronprinz" des Juweliers Carl Majer, und Max hatten andere berufliche Interessen und mögen so auch gegen den Widerstand des Vaters eine eigene Erfüllung gefunden haben.

Auch wenn der "Plan" Carl Majers letztendlich nicht aufgegangen ist, waren alle Geschwister sehr eng miteinander und keine Köpfe mussten deswegen rollen.

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Bretterbude
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Beitrag von Bretterbude »

Hauptmarkt mit Blick auf Hauptstr. 21, 1956, Treffen des Westfälischen SchützenbundesBild(Quelle: "Gelsenkirchen" - Buch von Harald Neumann, 1984)

Gut erkennbar, in Nr. 21 war bereits ein Optiker eingezogen. Das Goldschmiedegeschäft Bauckhage war an dieser Stelle nicht mehr ansässig.

Oliver Raitmayr
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Wo liegt der Irrtum?

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Bretterbude hat geschrieben:Hauptmarkt mit Blick auf Hauptstr. 21, 1956, Treffen des Westfälischen Schützenbundes[
...

Gut erkennbar, in Nr. 21 war bereits ein Optiker eingezogen. Das Goldschmiedegeschäft Bauckhage war an dieser Stelle nicht mehr ansässig.
Verwirrender Weise erscheint als Geschäftsbeginn auf der zugehörigen Webpage von Optik Göbel aber 1977!

http://www.altstadt-optiker.de/index.html

Hmm?

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Bretterbude
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Beitrag von Bretterbude »

Nun, es könnte ja ein anderer Optiker gewesen sein.

Propietario
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Beitrag von Propietario »

Bretterbude hat geschrieben:Nun, es könnte ja ein anderer Optiker gewesen sein.
Zu dem Zeitpunkt dieses Schützentages im Jahre 1956 war die Fa. Baukhage nach wie vor dort ansässig. Der Werbeträger "Optiker", rechts des Einganges zu Bauckhage, gehörte nicht dazu.
Die Schaufensterpassage von Bauckhage war nur zur Hauptstr. hin ausgerichtet.
Einmal das Bild zum 80. Firmenjubiläum beachten, wo oberhalb des Schaufensters, rechts des Einganges von Bauckhage, ein anderes Firmenlogo zu erkennen ist. Das Juweliergeschäft war bis Ende der 60-er oder so gar bis in den frühen 70-er Jahren dort unter der Fimierung Müller-Bauckhage ansässig.

Oliver Raitmayr
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Ernst im I. WK

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Weil ich zuvor Ernst Bauckhage und die Pickelhaube erwähnte (
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 718#409718 ),
sei das Foto gleich gezeigt. Pickelhaube und Schnurrbart harmonieren vortrefflich:

[center]Bild[/center]

Dieses und auch das nächste Foto entstanden zur Zeit des I. Weltkrieges. Einmal mit der altmodischen "Pickelhaube", dann mit der modernen Schirmmütze:

[center]Bild[/center]

Leider weiß ich nicht, wo Ernst im Kriege diente, noch in welcher Funktion. Ob das Gewand Aufschluss gibt?

Grüße,

Oliver

Oliver Raitmayr
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Evolution eines Bartes

Beitrag von Oliver Raitmayr »

Offensichtlich hat Ernst Bauckhage im Kriege einiges an Haaren lassen müssen!

Hier noch einmal mit:

[center]Bild[/center]

und ohne der sogenannten "Pickelhaube", amtlich "Helm mit Spitze" laut Wiki-Beitrag http://de.wikipedia.org/wiki/Pickelhaube

[center]Bild[/center]

Danach hat sich auch die Barttracht verändert. Spätestens 1917 war der gezwirbelte Bart futsch. Siehe hier: Ernst und Neta:

[center]Bild[/center]

Oliver

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