Stolpersteine in Gelsenkirchen - Gegen das Vergessen

Menschen die Eindruck in Gelsenkirchen hinterlassen

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Stolpersteine in Gelsenkirchen - Gegen das Vergessen

Beitrag von Verwaltung »


Wir unterstützen die Idee der Stolpersteine für Gelsenkirchen
und bitten alle Bürgerinnen und Bürger, weitere Patenschaften zu übernehmen
Interessenten können sich an den Arbeitskreis Stolpersteine wenden
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von links nach rechts auf dem Bild:
Bernd Matzkowski - Stadtverordneter | Marie-Cecile Duclercq - Gelsenkirchener Geschichten | Andreas Jordan - GELSENZENTRUM | Elena Gubenko - Jüdischer Kulturverein Kinor | Peter Rose - Kulturdezernent a. D.
Stolpersteine gegen Vergessen

Der Kölner Künstler Gunter Demnig kann nun auch in Gelsenkirchen seine Idee verwirklichen, „Stolpersteine gegen das Vergessen“ zu verlegen. Er will mit seinem Kunstprojekt „die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig erhalten.“

Seit Jahren setzt sich Andreas Jordan dafür ein, dieses Projekt in Gelsenkirchen zu realisieren. Fünf Stolpersteine können noch in diesem Sommer vor Häusern in der Markenstraße (Horst) und in der Kolpingstraße (Altstadt) verlegt werden. Weitere zwanzig Namen mit den früheren Adressen von Opfern sind ermittelt worden, so dass die Aktion kontinuierlich fortgesetzt werden kann.

Beim Internetforum „Gelsenkirchener Geschichten“ hat sich ein Förderkreis für das „Stolperstein-Projekt“ gebildet, der für Anregungen, vor allem aber für weitere aktive Unterstützung, etwa durch die Übernahme von Patenschaften, dankbar ist.

Peter Rose
Peter Rose - Kulturdezernent a. D. hat geschrieben:Ich halte die Stolperstein-Idee wegen ihrer alltäglich gegenwärtigen dezenten Anstößigkeit zum Nachdenken als zivilgesellschaftliches Projekt für geeigneter als die offiziellen Gedenkstätten, an denen von Amts wegen gelegentlich "pflichtgemäß" und repräsentativ das zeremonielle Abfeiern erfolgt.
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Peter Rose geboren 1935, ehemals Dezernent für Kultur und Bildung, Jugend und Soziales in Gelsenkirchen

Bernd Matzkowski - Stadtverordneter hat geschrieben:Die Stolpersteine schaffen eine politische Deutschlandkarte ganz anderer Art. Sie erinnern uns vor Ort daran, dass überall, auch in GE, die Täter und die Opfer der Nazi-Diktatur mitten unter uns gelebt haben, als Nachbarn, als Arbeitskollegen, als Mitbürger. Jeder Stein holt ein Opfer in unser Gedächtnis und mahnt uns, die Geschichte nicht zu vergessen, um die Gegenwart menschlicher zu gestalten.
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Bernd Matzkowski geboren 1952, Beruf: Lehrer, Stadtverordneter im Rat der Stadt Gelsenkirchen
Andreas Jordan - Initiator der Stolperstein Idee für Gelsenkirchen hat geschrieben:Die Verlegung von Stolpersteinen ist auch eine Geste an die Überlebenden des Holocaust. Die Stolpersteine geben den Menschen, den Opfern des Nazi-Regimes, ihre Namen, ihre Würde und ihre Individualität zurück.
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Andreas Jordan geboren 1962, Beruf Maschinenschlosser, Vorsitzender und Gründer GELSENZENTRUM (Internetportal für Stadt- und Zeitgeschichte, 2005) Initiator Arbeitskreis "Stolpersteine in Gelsenkirchen"
1. Stein
Simon Neudorf - 07.02.1899 - Ermordet 1941 im KZ Sachsenhausen
Verlegeort: Markenstrasse 19


2. Stein
Frieda Neudorf - 20.04.1894 - Ermordet 1944 in Riga-Kaiserwald
Verlegeort: Markenstrasse 19


3. Stein
Fritz Goldschmidt - 04.09.1913 - Ermordet im KZ Stutthof
Verlegeort: Kolpingstraße 6


4. Stein
Grete Goldschmidt 16.05.1922 - Ermordet im KZ Stutthof
Verlegeort: Kolpingstraße 6


5. Stein
Mathilde Wertheim - 18.06.1896 - Ermordet 02.01.1945 im KZ Stutthof
Verlegeort: Kolpingstraße 6
Elena Gubenko hat geschrieben:Ich schätze an dieser Aktion besonders, dass sie nicht 'von oben' kommt, sondern eine Bürgerinitiative ist. Ich als jüdische Bürgerin unterstütze Andreas Jordan, den Initiator und Organisator in Gelsenkirchen. Jüdische Zugewanderte mit ihren Erinnerungen an die eigene tragische Geschichte sollen sich auch mit der Tragödie der Gelsenkirchener Juden auseinandersetzen.
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Elena Gubenko geboren in der ehem. UdSSR/Ukraine Beruf Dipl.-Architektin a.D. , Pädagogin. 1993 - Einreise als jüdische Migrantin in die BRD, Gelsenkirchen. Aktiv in Bereichen Kultur, Bildung, Integration. Leitet den Jüdischen Kulturverein KINOR
Paul Erzkamp hat geschrieben:Die Stolpersteine bieten in meinen Augen gerade den jüngeren Menschen die Möglichkeit zu erleben, dass Faschismus in ihrer direkten Lebenswelt und ihrem Sozialraum passierte. Die Opfer und Täter lebten in ihrer Nachbarschaft. Ich hoffe, dass diese Erkenntnis dazu führt, den antifaschistischen Kampf weiter zu führen. Ausschwitz darf sich nie wiederholen.
Vor allem ein persönliches Anliegen bewegte mich, mitzuwirken: Es gab schwere Vorwürfe gegen Personen des Projektes. Ich möchte gerne sicherstellen, dass das Projekt realisiert wird und es keine Zweifel an der antifaschistischen Arbeit gibt.
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Paul M. Erzkamp geboren 1982, Erzieher, aktiv in der VVN-BDA, der SJD-Die Falken und dem Bündnis gegen Rechts.
Marie-Cécile Duclercq hat geschrieben:Stolpersteine zwingen uns, mitten im Trubel des Alltags einzuhalten und uns an die Menschen zu erinnern, die hier aus dem Leben gerissen wurden, weil sie Juden, Sinti oder Roma, Kommunisten, Pazifisten oder Widerstandskämpfer waren. Ich wünschte mir Stolpersteine überall in Europa, vor allem aber in Frankreich, wo mit Hilfe der Vichy-Regierung 200 000 Juden in die Vernichtungslager deportiert wurden.
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Marie-Cécile Duclercq geboren 1944 in Frankreich, seit 1967 in Deutschland, pensionierte Lehrerin, Mitglied der Verwaltung der Gelsenkirchener Geschichten.
Chajm Guski hat geschrieben:Die israelische Poetin Zelda (Zelda Schneersohn Mischkovski 1914-1984) schrieb ein Gedicht mit den Namen „LeChol Isch jesch Schem – jeder Mensch hat einen Namen“. Die Stolpersteine rufen die Namen derjenigen ins Gedächtnis zurück, die man aus der Erinnerung einer Stadt auslöschen wollte. Nun kehren die Namen zurück – ob die Passanten das möchten oder nicht. An einem Gedenkstein kann man vorübergehen und den Blick auf den Boden senken, aber dort liegen ja die Stolpersteine. Sie sind Zeugnisse davon, dass eine Stadt, ja ein ganzes Land sich seiner Nachbarn entledigen wollte. Eine unbequeme Wahrheit, die nicht auf eine zentrale „Kranzabwurfstätte“ beschränkt bleibt, sondern dort formuliert wird, wo die Menschen einst Mitmenschen waren.
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Chajm Guski Kind des Ruhrgebiets, studierte hier Sprachwissenschaften, gibt seit 1998 die jüdische Website talmud.de heraus, gründete im Jahr 2000 mit einigen Mitstreitern die "Liberale Jüdische Vereinigung Etz Ami", die liberale Jüdinnen und Juden aus dem Ruhrgebiet vernetzt und religiöses Leben möglich machen will. Er schreibt als freier Mitarbeiter Artikel für jüdische Medien in Deutschland und seit 2004 bloggt er über jüdische Themen. Hauptberuflich ist er im Marketingbereich unterwegs.
Zuletzt geändert von Verwaltung am 10.02.2013, 12:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Josel
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Beitrag von Josel »

Mensch, diese Besetzung macht wirklich Eindruck und wird der Bedeutung dieses Projektes gerecht.

J.
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Josel
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Beitrag von Josel »

Nachtrag:

Wenn man die Steine in der Kolpingstraße verlegt, liegen sie heute zwangsläufig an den Fassaden von C&A oder dem Kaufhof. Die Vorstellung, dass hier mal Menschen gewohnt haben, fällt vielleicht leichter, wenn man sich dieses Bild vor Augen hält:

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 7900#67900

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Heinz
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Beitrag von Heinz »

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Wo genau? Ist die Rückseite gemeint oder die Bahnhofstraße? :roll:

Josel
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Beitrag von Josel »

Die damalige Theresienstraße ist die heutige Kolpingstraße.

Ich weiß aber nicht, wo Haus Nr. 6 war. Das Haus rechts mit dem beiden Fahnenmasten dürfte das alte Kolpinghaus sein, dessen Adresse man sicherlich noch herausbekommt. Vielleicht kann man ja daran anknüpfend Haus nr. 6 ermitteln.

J.
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GELSENZENTRUM
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Beitrag von GELSENZENTRUM »

Heinz hat geschrieben:Bild

Wo genau? Ist die Rückseite gemeint oder die Bahnhofstraße? :roll:

An der Fassade vom Haus vorne links steht "Zahnarzt Dunkel" (oben am Balkon)

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kinor
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Beitrag von kinor »

Eine zusätzliche Gedanke zu meinem Statement oben:

Die Aktion ist nicht nur eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, sondern sie verbindet auch Menschen heute. Wir Juden, Chajm und ich, zwei Vertreter der heterogenen jüdischen Öffentlichkeit (ein neuer Begriff für Gelsenkirchen), nehmen jetzt am Stolpersteinen-Projekt in Gelsenkirchen teil zusammen mit anderen Deutschen - das ist ein Schritt zu einem neuen Miteinander und Zeichen einer neuen Dimension der Erinnerungskultur in Gelsenkirchen.

Ein wirkliches, unmittelbares Miteinander zwischen der deutschen Gesellschaft und den hier, heute lebenden jüdischen Bürgern wäre eine der besten Formen der Erinnerung an die 6 Mio umgebrachter Juden. Das alles gilt auch für den Einzelnfall Gelsenkirchen.

Das ist ein Feld für die weitere Arbeit für uns alle.

Elena Gubenko

GELSENZENTRUM
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Wir wollen nicht vergessen

Beitrag von GELSENZENTRUM »

VVN/BdA unterstützt die Initiative Stolpersteine in Gelsenkirchen

Die Gelsenkirchener Gruppe der VVN/BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der AntifaschistenInnen) hat auf ihrer Sitzung im April 2009 die Unterstützung der Initiative “Stolpersteine in Gelsenkirchen” beschlossen.

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 735#147735

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Verwaltung
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Beitrag von Verwaltung »

Die Beiträge, die sich mit der organisation rund um die Verlegung der Stolpersteine befassen, wurden abgetrennt und sind nun hier zu finden

Wir bitten nach wie vor um weitere Patenschaften
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Heinz
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Beitrag von Heinz »

@Elena
Verständnisfrage: hast du keine deutsche Staatsangehörigkeit?

Auch wenn jüdische Menschen die größte Opfergruppe waren, sehe ich durch die Stolpersteine doch an alle Menschen erinnert, die wegen ihres Glaubens, ihrer Überzeugung, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer sexuellen Ausrichtung getötet wurden.

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kinor
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Beitrag von kinor »

Titel: Verfasst am: 29.04.2009, 10:02

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@Heinz
1. doch, ich habe deutsche Staatsangehörigkeit schon seit vielen Jahren.

2. Ich sehe das Projekt Stolpersteine genau wie du, also als Erinnerung 'an alle Menschen, die wegen ihres Glaubens, ihrer Überzeugung, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer sexuellen Ausrichtung getötet wurden.'

Ich persönlich bin überhaupt nicht nur auf die jüdischen Themen konzentriert, sondern habe vielseitige Interessen und viele interkulturelle Kontakte- und zwar viel mehr als in jüdischen Kreisen.

Zeitgenossische jüdische Angelegenheiten sind bis jetzt für die deutsche Gesellschaft wie 'Terra incognita'. Kontakte zwischen der deutschen Gesellsschaft und lebenden deutschen Juden gibt es kaum, besonders in GE. Das alles hat sehr traurige Folgen, die ich beobachte und persönlich erlebe. Deswegen sehe ich eine meiner Aufgaben hier, diese Nische auszufüllen und die Situation in GE und in Deutschland zu verbessern.
Meine Aktivitäten in GG gehören auch dazu. Unter anderem.

Die Problematik, die ich hier sehe und erlebe, hat ihre Gründe in der deutsch-jüdischen Geschichte, also zum Thema Stolpersteine gehört das alles unmittelbar. Die Stolpersteine sind nicht nur ein Stück Metall, ein Denkmal, sondern ein Mittell und ein Anlass für die heute lebenden Menschen, sich zueinander näher zu kommen, für eine Analyse, für ein gemeinsames Nachdenken usw.

Die s.g. 'jüdische Problematik' ist ein Teil der ganzen gesellschaftlichen Palette in Deutschland.
Zuletzt geändert von kinor am 29.04.2009, 15:40, insgesamt 5-mal geändert.

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kinor
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Beitrag von kinor »

Edit:
Verwaltung hat geschrieben:Beitrag entfernt. Grund: Off Topic

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Patenschaft übernommen

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Es freut mich sehr, mitteilen zu können, dass Herr Rainer Baldes-Ullrich die Patenschaft für einen Stolperstein übernommen hat.

Troy
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Registriert: 25.06.2007, 21:41

Beitrag von Troy »

Glückwunsch zu dem schönen Artikel im ZEUS-Projekt, Andreas!

Sollten wir den Kids nicht mal einen Leserbrief schreiben?

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Weitere Stolpersteine für Familie Haase und Regina Spanier

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Troy hat geschrieben:Glückwunsch zu dem schönen Artikel im ZEUS-Projekt, Andreas!

Sollten wir den Kids nicht mal einen Leserbrief schreiben?
Danke, sollten wir...


Bernd Haase schrieb mir gestern, dass er Mitte Juli Gelsenkirchen besuchen wird


Die erste Verlegeaktion soll nun um weitere Stolpersteine ergänzt werden. Die personenbezogenen Daten sind bereits vom ISG geprüft. Bernd Haase, einziger Überlebender der Familie Haase, hat seine Patenschaft nochmals bestätigt:

6. Stein
Sally Haase, geboren am 22.01.1881. Ermordet im KZ Auschwitz

7. Stein
Carola Haase, geborene Cossmann, 17.06.1898. Ermordet 1945 im KZ Stutthof

8. Stein
Ingrid Haase, geboren am 09.11.1928. Verschollen im KZ Stutthof


Verlegeort: Vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Haase an der Kaiserstrasse 10, heutige Kurt Schuhmacher Straße


Die 82 Jährige Enkelin von Regina Spanier lebt heute in Schweden und soll zur Verlegung eingeladen werden.

9. Stein
Regina Spanier, geborene Herrmann, 14.05.1868. Ermordet im November 1943 KZ Riga

Verlegeort: Florastrasse 84

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