Knut Maßmann - Aliens, Vampire, Linke Alternative

Menschen die Eindruck in Gelsenkirchen hinterlassen

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Babapapa
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Beitrag von Babapapa »

mein persönlicher eindruck ist halt, dass die verblassende und doch zu gleich schöne erinnerung an die eigene jugend viele alt-68er dazu bringt, die bewegung von einst zu verklären. immerhin sind sie jetzt in den positionen, die die deutungshoheit über die vergangenheit besitzt.

doch für mich bleibt als fazit der 68er, dass gut gemeint manchmal das gegenteil von gut ist.
Heinz hat geschrieben: Wenns geht noch eindimensionaler als bisher. :wink:
zum besseren verständnis? :lachtot:

kannst mir bei der gelegenheit und zur abwechslung ja mal positive errungenschaften der 68er-bewegung benennen, anstatt eine gegenposition zu diskreditieren.

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Babapapa hat geschrieben:mein persönlicher eindruck ist halt, dass die verblassende und doch zu gleich schöne erinnerung an die eigene jugend viele alt-68er dazu bringt, die bewegung von einst zu verklären.
Mein Eindruck wenn ich mit älteren Menschen rede ist, dass sie ohne Verkrampfung die Fehler und Brüche in ihren persönlichen Biografien, aber auch ihre politischen Findungsversuche reflektiert schildern können.
Dass so etwas möglich ist, hat sicherlich nicht nur, aber auch mit 68 zu tun.
immerhin sind sie jetzt in den positionen, die die deutungshoheit über die vergangenheit besitzt.
Da machst du den Fehler, diese Bewegung homogen zu sehen. Viele von denen sind in Führungspositionen in der Wirtschaft gelandet und sehen ihre Stippvisite im anderen Lager als kurzen Lernprozess, um auf der "richtigen" Seite effektiver sein zu können.
kannst mir bei der gelegenheit und zur abwechslung ja mal positive errungenschaften der 68er-bewegung benennen, anstatt eine gegenposition zu diskreditieren.
Wie soll ich dir den Mief und Muff beschreiben, der bis dahin quälend über dem Land lag?
Rabe spricht fälschlicherweise von einer totalen Entgrenzung, die stattgefunden hätte.
Was passiert ist: Minderheiten können heute angstfreier leben. Es gibt mehr Möglichkeiten, seinen Lebensentwurf zu wählen.

Babapapa
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Beitrag von Babapapa »

Heinz hat geschrieben: Mein Eindruck wenn ich mit älteren Menschen rede ist, dass sie ohne Verkrampfung die Fehler und Brüche in ihren persönlichen Biografien, aber auch ihre politischen Findungsversuche reflektiert schildern können.
Dass so etwas möglich ist, hat sicherlich nicht nur, aber auch mit 68 zu tun.
oh, das ist sicherlich ein grosses thema, was wohl mit dem schweigen und der scham nach dem krieg anfängt und mit schwierigkeiten der orientierung für schulabgänger heute weiter geschrieben wird.
Heinz hat geschrieben: Da machst du den Fehler..
danke! so fühle ich mich gleich viel menschlicher.
doch zum glück habe ich nicht angefangen, privates und im vertrauten gespräch vorgetragene begebenheiten im forum auszubreiten. ansonsten müsste ich mir ja vorwürfe machen.. :-P
Heinz hat geschrieben: Wie soll ich dir den Mief und Muff beschreiben, der bis dahin quälend über dem Land lag?
Rabe spricht fälschlicherweise von einer totalen Entgrenzung, die stattgefunden hätte.
Was passiert ist: Minderheiten können heute angstfreier leben. Es gibt mehr Möglichkeiten, seinen Lebensentwurf zu wählen.
oh, den geruch unter den talaren nimmt man rückbesinnend sogar heute noch wahr, selbst wenn man wie ich erst 1972 geboren ist.
kann in dem zusammenhang immer noch nicht verstehen, dass die linken sich den SED-schuh noch anziehen lassen, nachdem jahrzehntelang nazis unterschlupf in reihen der so geschätzten union fanden.
doch sicherlich war dieses aufbegehren damals fällig, zumal die heranwachsenden aus dieser zeit oftmals in familiären ausnahmesituationen aufgewachen sind, weil der vater im krieg geblieben ist.

doch die "minderheiten" bereisten bereits in den 50ern deutschland, um zu arbeiten und die medialisierung sorgte sicherlich für einen umfangreicheren blick auf die welt als eine erde.

doch ausländer werden in deutschland und auch in anderen ländern immer noch körperlich angegangen, nachdem es nach meinem eindruck nach dem krieg in dieser richtung einige zeit recht ruhig gewesen ist.

daher wird zwar vielleicht die diskussion über ausgrenzung/miteinander mittlerweile offener geführt, doch die vielbeschworene multikulturelle gesellschaft zieht ihre grenzen so halt innerhalb der städte zwischen die parallelgesellschaften.

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Scheint das wir doch aneinander vorbei reden. Minderheiten sind und waren nicht nur ethnische Minderheiten.
Alleinerziehende, Geschiedene, Konvertiten, Atheisten, Geringverdiener, Exzentriker, Sexuell jenseits des Mainstreams orientierte, Sozialisten, Kommunisten, Menschen mit Handicaps, Senioren, Verbraucher, Kinder.. usw. usw.

Sittengesetze haben sich geändert, der Untertanengeist wurde eingeschränkt, Hierarchien durchbrochen - wie auch immer

Rasen betreten VERBOTEN wurde abgeschafft - und heute denke ich, dass man es wieder einführen könnte, weil Freiheit nur in Kombination mit Verantwortung funktioniert.
Aber das ist ein anderes Thema.

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Onkel Otto
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Beitrag von Onkel Otto »

Jau, da hat sich mal wieder jemand von den Medien ein Bild malen lassen und hält es ohne eigene Recherchen für die Wahrheit.
Typisch für die Generation " Bappaappap"

Ich denke, die gesellschaftlichen Veränderungen kamen nicht aus der APO und damit den
sogenannten 68igerm
Die waren zu verklemmt für Love and Peace. Gaia hatten die auch nicht auf dem Schirm, haben lieber versucht mit ihren Bleiwüstenpamphleten Stahlarbeiter zu indoktrinieren
und sich gewundert wenns auf die Fresse gab.
Veränderer der Gesellschaft waren Schriftsteller, Musiker, Filmemacher, Künstler und viele
Hippies. Sie brachten neue Formen, Farben und Sichtweisen in die Gesellschaft.
Manche machten Musik und andere liefen in Sturmreihen durch die Straßen und schrien
Ho-Tschi_Minh.
Die einen warfen Mollis, die anderen LSD

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Auch Onkel Otto lässt einen wichtigen Aspekt aus, nämlich dass es eine weltweite Bewegung war und nur im Zusammenhang mit dem Prager Frühling, mit der Bürgerrechtsbewegung in den USA etc zu sehen ist. Wahrscheinlich hatte Martin Luther King und der Vietnamkrieg einen größeren Anteil an der Demokratisierung (fast) aller Lebensbereiche, als Schriftsteller. :wink:
Wenn Babapapa also 68er Verhauen macht, dann muss er den Knüppel von Japan über die USA, Frankreich bis nach Luxemburg und Hückeswagen schwingen.

Religion, Weltanschauung, Wissenschaft, Sekundärtugenden, Traditionen - alles wurde in Frage gestellt - und trotzdem hat sich nichts grundlegend geändert. :roll:
Die Hippies und Kommunarden heirateten brav - Lehrer bekamen lange Haare und wurden verbeamtet..... Richter kifften mit Zahnärzten ...

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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

Ich denke, dass die 68er Bewegung nicht auf die APO zu reduzieren ist. Das kann man nun klein, klein, zerlegen oder auch nicht.

Für mich untrennbar mit dem Aufbegehren gegen den Vietnamkrieg verbunden. Mögen die Wege und Vorstellungen des Protestes in den Köpfen auch unterschiedlich gewesen sein, der Aufstand gegen das Establishment hat auf breiter Front Türen zu neuen Denkweisen geöffnet.

...das ist wohl unbestritten.
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

Pallor
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Beitrag von Pallor »

Der zentrale Punkt der 68er war aber nunmal die APO, es war der breite Gesellschaftliche versuch aus den alten Bahnen auszubrechen und das GEGEN das Parlament in dem sich viele Menschen nicht mehr vertreten sahen, egal ob durch SPD/CDU/FDP.

Zwangsmaßnahmen durch das Parlament wie z.b. die Wideraufrüstung, machten es Notwendig das selbst verwaltete Strukturen entstanden.

Es waren dabei aber nicht nur die "Studenten" es waren, auch ihre Professoren, die Kirchen, die Jugendverbände, Teile der Gewerkschaften, die ein anderes Klima schafften.
Und es war vor allem die Reaktion die ihr Antlitz zeigte, Strauß, SPD, Rechte GEwerkschafter, die gegen Dutschke auf die Strassen gingen.

Nazi Opas und Omas, die forderten das freie Liebe damals unter Hitler zurecht in KZs gesteckt wurden.

Oder gar die Thematik mit den Homosexuellen, wo die BRD schlicht die Gesetzgebung des 3. Reichsübernahm, und nichtmal auf Weimarer Niveau zurück ging.

Diese Zeit war auch geprägt vom Kampf zwischen Ost/West, und vor allem durch Repressionen gegen die Linken wie z.b. das Verbot der KPD etc..

Und mein persönliche Errungenschaft bei den 68er, war die Wiederentdeckung der Libertären Wurzeln, die durch Stalinismus/Maoismus/Leninismus fast komplett "zugemüllt" wurde.

Paul

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Pallor hat geschrieben:Nazi Opas und Omas, die forderten das freie Liebe damals unter Hitler zurecht in KZs gesteckt wurden.
Zum weiterforschen und Mythos zerstören hier mal ne Veranstaltung gegen den Strich in Sachen repressive Sexualmoral unter den Nazis, alles ist dann letzklich doch viel komplizierter:
http://www.bagru.info/forum/viewtopic.p ... 927a4e8d4f

Pallor
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Beitrag von Pallor »

@ Heinz:

Die Frage darf wohl aufkommen, wie weit diese Position repräsentativ war.
(Mir wären keine Öffentlichen Positionen dahin gehend bekannt)

Und vor allem Widerspricht die Freie Liebe der 68er, die Abstand nahmen von
der Idee seinen Partner zu besitzten, und einfach Plumpen Sex(den ich selbst
Nazis nicht absprechen will, Lebensborn und Co lässt grüßen).

Paul

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Pallor hat geschrieben:Und vor allem Widerspricht die Freie Liebe der 68er, die Abstand nahmen von
der Idee seinen Partner zu besitzten....
ist auch nur ein Mythos - hält sich hartnäckig. Das war alles viel mickriger. Eifersucht und Besitzdenken sind mit Suff zusammen wohl die Hauptgründe für häusliche Gewalt - noch heute.
Immerhin durften Frauen aber um 68 erstmalig eigene Konten ohne die Zustimmung ihres Mannes eröffnen und schon 1977 waren sie in der Ehe Gleichberechtigt. 8)

Ich möcht glatt über die freie Liebe Partys auf ostpreußischen Dorf-Dächern um 1900 erzählen, jedenfalls was ich mal von meinen Vater so überliefert bekam. Da war die Kommune 1 wohl nen verzärtelter Spießerhaufen gegen :D

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rabe489
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Einen erweiterten Politikbegriff erzeugen!

Beitrag von rabe489 »

Vielleicht hängt die Diskussion zu sehr an den "Tatbeständen".

Denn ein ganz anderes Bild ergibt sich, wenn man vom Realpolitischen auf die imaginierten und geträumten Utopien wechselt.

Da kommt denn auch die Kunst ins Spiel, die ich wissentlich der Politik überordne. Die Gestaltung der Welt kann und darf nicht bloß per Stimmzettel versucht werden.

Das Künstlerische - und damit meine ich - dass das Wesen des Menschen ausmachende Schöpferische ist die Gestaltungskraft der Lebensbedingungen und -verhältnisse. Die Politik hat ja keinen ausdrücklichen Begriff vom Menschen. Sie agiert solange im Dunkeln, wie sie sich selbst nicht erweitert auf das Künstlerische hin.

In dem Zeitraum der 68er ist die Politik insofern bereits relativiert bzw. erweitert worden, als dass Happening und Fluxus (Beuys), eine Art "Dadaisierung" des etabliert Politischen in vielfältigen Aktionen stattfand.

Der gewöhnliche Rationalismus der Politik kann nur immer wieder die gleichen Verhältnisse erzeugen, die die bürgerliche Gesellschaft als Mangelgesellschaft fortschreiben. Politiker herkömmlicher Art sind "Fachidioten" (68er)

Erst mit einem solchen angedeuteten Perspektivenwechsel, wie er mittels künstlerischer Substanz vollzogen werden kann, wird die 68er Kulturrevolte auch für die Nachgeborenen erkennbar zu einem Keim eines Aufbruchs, der heute noch seine Kreise zieht.

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Vorläufer schon in Elvis - Beatles - Stones zu finden?

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Unbedingt! Is ja POP-Musik und die POP ART war in den Sechzigern wesentlich Jugendkultur. Und Dylan und Jimi Hendrix und und und.


Pallor
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Beitrag von Pallor »

Jaja der Gesellschaftliche Überbau...

Ehrlich gesagt empfinde ich das "Lob" auf die Kunst, eher als Versuch der Überbewertung eben dieser.
Die Notwendigkeit aus der Veränderung auch damals, entstammte nicht einem "Genialen Hirn", sondern beruhte auf massiven realen Problemen. Die Hinterher dann entweder Avangardisten als ihren Ausdruck ansahen, oder halt die Kunst sich anpasste.

Wie schnell sich aber der Kapitalismus anpasste, und aus dieser "Kunst" "Ware" machte fand ich erstaunlich.

Paul

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