Fußball Kolumnen

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Chronistin66
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Fußball Kolumnen

Beitrag von Chronistin66 »

Hallo!

Ich habe mal für eine kleine Sportzeitung ein paar Kolumnen verfasst, die ich hier zum besten geben wollte, bevor sie auf der Festplatte vergammeln.

Ich hoffe Euch gefällt es! :oops:

Starallüren auf Asche!

Miro erkämpft sich den Ball im Mittelfeld. Als Stürmer weiß er, dass es jetzt auf ihn ankommt. Er umdribbelt geschickt zwei Gegenspieler, die ihn auf seinem Weg zum eckigen Ziel versuchen zu stoppen. „Zieh ab! Miro!“ schreit die komplette Fangemeinde. Als er sich bereits im gegnerischen Strafraum befindet, stoppt er den Ball und sieht sich suchend nach Kevin um. Als Stürmer hat er immer wieder vom Trainer vorgebetet bekommen, dass er nicht zu eigensinnig sein soll. Außerdem haben die vom Spielfeldrand „Spiel ab!“ gerufen. Aber Kevin ist verletzt und heute nicht da! Er überlegt ein paar Sekunden zu lange, die ein gegnerischer Spieler geschickt nutzt, um den Ball aus der Gefahrenzone heraus zu schießen.
Die Fangemeinde schlägt die Hände über den Kopf zusammen. Man ist der einhelligen Meinung: „Den hätte er alleine machen MÜSSEN!“

Auch, wenn es sich so liest, aber wir waren nicht bei der Nationalmannschaft, sondern auf dem Aschenplatz einer D-Jugend irgendwo in Gelsenkirchen. Meistens frequentiert sich die Fangemeinde solcher Mannschaften aus einer Handvoll Eltern und dem Trainer. Alle bekommen bei solchen Aktionen ihrer Sprösslinge am Spielfeldrand mittelmäßige Krisen. Unser kleiner Miro, der auch Marcel, Kevin, Dennis oder sonst wie heißen könnte, ist 11 Jahre, spielt in der D2 und will, wie alle in diesem Alter, mal ein ganz „Großer“ werden.
Und in einigen Punkten benimmt sich Miro auch schon so. Er kann nämlich schon diverse Sekrete geschickt aus Nase und Mund katapultieren, ohne dabei das Trikot zu berotzen. Hut ab! Auch kann er, bei einem Torerfolg, das Trikot über den Kopf ziehen und in Jubelpose blind über den halben Aschenplatz laufen. Respekt! Zusätzlich ist er in der Lage, mit dem Schiedsrichter zu diskutieren und ihn schimpfend auf seine Fehlentscheidung hinzuweisen. Nun gut. Dafür hat er sogar schon mal die rote Karte gesehen.

Dass mit dem Grätschen traut er sich nur noch, wenn mal auf Rasen gespielt wird, was selten genug vorkommt. Einmal hat er auf Asche gegrätscht und sich eine ziemlich üble Wunde zugezogen. Wenn er mal ein „Großer“ werden sollte, wird er immer die Asche seines ersten Fußballvereins unter den neuen gebildeten Hautschichten mit sich tragen. Auf Rasenplätzen bleibt er auch mal ein paar Sekunden länger liegen, wenn ER gefoult wurde, um dem Schiedsrichter zu zeigen, dass er angeblich ziemlich leidet und der für dieses Vergehen endlich einen Freistoß pfeifen soll. Auf Asche drückt er sich ein paar Tränchen raus und humpelt theatralisch. Manchmal nutzt das was!!! Manchmal aber auch nicht!
Mensch Miro! Es gibt für dich und deine Mannschaftskollegen doch viel wichtigere Dinge zu lernen. Nehmen wir nur mal die Kondition. Ab D-Jugend wird mit 11 Spielern auf einem großen Feld gespielt. Und so mancher, der meint, die Milchschnitte wäre ein gesundes Nahrungsmittel, oder der der Meinung ist, Eltern hätten ausschließlich den Erziehungsauftrag, Chauffeur für ihre Kinder zu spielen, hat im Punkto Kondition ein eklatantes Defizit.

Zusätzlich wird ab der D-Jugend Abseits gepfiffen. Wie oft rennt Miro, der zwar eine gute Kondition besitzt, aber die Abseitsregel noch nicht ganz verinnerlicht hat, in die Abseitsfalle!
Wenn Ihr mich fragt, sehen Miro und seine Kumpels zu viel fern! Leider machen die „Großen“ im Fernsehen unserem kleinen Miros eine Menge Blödsinn vor. Wenn sie doch nur spucken oder Theater spielen würden. Nein, die sind ja noch schlimmer. Jüngste Beispiele aus der Bundesliga beweisen das doch.
Deswegen kann ich den Miros, Kevins, Dennis, Achmeds und wie sie alle heißen, nur den Tipp geben: „Lasst einfach die Starallüren auf dem Aschenplatz sein und spielt Fußball!“

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Doro Rudde

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Chronistin66
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Beitrag von Chronistin66 »

Einen habe ich noch!

Ihr das dürft ruhig kommentieren, wenn es Euch gefällt oder nicht gefällt.

Das ist kein "Tagebuch eines Toten"! :wink:

Gedankenlose Sprache?

Sieg, Kampf, Flanken, Offensive, Sturm, Attacke! Das sind allesamt Ausdrücke, die wir seit langem regelmäßig in Verbindung mit Fußball benutzen und durch diverse Kriegsschauplätze wird uns leider schmerzlich bewußt, dass die Sprache des Fußballs sich eines sehr kriegerischen Terminus bedient. Ein Unwohlsein in der Magengegend beim Gebrauch dieser Wörter macht sich breit.
Ist man jetzt ein schlechter Mensch, wenn man im Stadion „Schieß doch endlich!“ brüllt oder sogenannte „Schlachtgesänge“ mitgrölt? Bestimmt nicht!
Niemand denkt im Stadion an Krieg, wenn er oder sie mit anderen Fußballanhängern die eigene Mannschaft mit: „Macht sie alle! Schießt sie aus der Halle!“ anfeuert. Es werden zwar Bodenoffensiven geplant, aber nicht mit Panzern und Raketen, sondern mit Füßen auf dem grünen Rasen, in einem zeitlich abgesteckten Rahmen von 90 Minuten mit einem abgesteckten Regelwerk.
Auch geht es inhaltlich um Fußball, wenn die Interviewpartner nach dem Spiel kriegerische Sätze loslassen, wie: „Wir haben über den Kampf zum Sieg gefunden.“, oder „In der Verteidigung haben wir nicht den Mann gedeckt und so konnte der Schütze sein Ziel erreichen!“
Sollte man den Versuch wagen, diese Sätze mit pazifistischen und ohne kriegerische Ausdrücke zu umschreiben?
Was sollte man beispielsweise anstatt „Schieß doch endlich!“ rufen? „Nimm deinen Fuß und tritt ihn gegen den Ball, damit er ins Tor gelangt.“
Würde „Greif doch mal den Stürmer an!“ übersetzt vielleicht lauten: „Versuche den Fußballspieler, der in vorderster Front....(Front ginge ja auch wieder nicht)....also...der im vorderen Spielfeldbereich für die Tore zuständig ist, gekonnt den Ball abzunehmen, damit er keine Tore...(Ja was denn?)...schießen...treffen...erzielen....(Geht nicht!)...damit der Ball nicht ins Tor gelangt, wenn besagter Spieler dagegen tritt.“ Puh! Geschafft!
Bis man den Satz ausgesprochen hätte, würde doch schon der Gegenangriff .... ähm .... der Konter .... ähm… - was auch immer- laufen.
Das beweist doch, dass wir rein sprachlich mit dieser Wortwahl im Fußball leben müssen. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Fans und berichtenden Medien der Gewalt in der Welt zustimmen, nur weil es keine geeigneten Begriffe für den Fußballsport gibt.
Eher müßte der Spieß umgedreht werden, damit die Fußballwelt und somit auch die restliche Welt wieder in Ordnung kommt.
Die Kriegsgegner überall auf der Welt sollten gegen einander Fußballspielen. Das wäre deutlich friedlicher und mit Sicherheit auch billiger als Krieg zu führen.
Dann bräuchten wir Fans und Berichterstatter auch nicht mehr dieses ungute Gefühl in der Magengegend zu haben, wenn wir diese Kampfsprache für eine Fußballspielbeschreibung verwenden. Eine Sprachreform müsste her! Es wären dann keine kriegerischen Beschreibungen mehr, sondern fußballerische.
Was kann schließlich die Sprache des Fußballs dazu, wenn sie zu Kriegszwecken mißbraucht wird?


Doro Rudde

pito
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Beitrag von pito »

Sollen die Fußballfans ruhig mal alle rumbrüllen wie die Krieger. Erstens ist das die beste Methode, um Energien rauszulassen und damit echte Kriege zu vermeiden, und zweitens wäre es doch schade um all die Worte, wollte man sie völlig verbieten. Das passende Wort am passenden Ort, Ja! Sprachhygiene? Nein!

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Chronistin66
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Beitrag von Chronistin66 »

"Gelsenkirchen ist ne schöne Stadt,

da muss man sich benehmen.

Fahren wir zum Auswärtsspiel,

benehmen wir uns daneben!"

Das soll keine Aufforderung sein, sondern ich möchte eher, dass ihr Euch morgen in Bochum so benehmt, wie bei uns.

Hier unsere Stadionordnung!:wink:

Die Stadionordnung
Rund 60.000 Zuschauer passen maximal bei einem Bundesligaspiel in die ARENA. Bei so vielen Menschen ist es natürlich klar, dass es nicht ohne bestimmte Regeln funktionieren kann. Zu diesem Zweck gibt es selbstverständlich eine eigens für die ARENA verfaßte Stadionordnung.

In 7 Paragraphen, wobei der Paragraph 5: „Verbote“ den größten Teil dieser Stadionordnung einnimmt, informiert die Stadionordnung den ARENA Besucher in jedem Eingang über Rechte und Pflichten. Wie viele Fans wohl schon dieses Regelwerk in seiner umfassenden Bandbreite gelesen haben?

Sicherlich es gibt viele Punkte, die ohnehin klar sind. Das Mitführen von Waffen ist ebenso untersagt, wie das Verbreiten von rassistischem Propagandamaterial. Feuerwerke und bengalische Feuer haben in einem hallenähnlichen Stadion schon allein wegen der Brandgefahr nichts zu suchen. Kurzum, Guerillakämpfer werden schon am Eingang abgewiesen.

Das Mitführen von Tieren ist auch untersagt. Mal absehen von der Tierquälerei, hätte der Stadionsprecher auch jede Menge zu tun, wenn das erlaubt wäre: „ Zuschauerzahlen. 60672 Zuschauer! Die 25 Hunde, 16 Meerschweinchen und 137 Kanarienvögel.....Diese können gegrillt von dem Hauptsponsor XY-Küchensnacks am Stand in der Nordkurve verzerrt werden.“

Auch ist das Mitbringen von sperrigen Gegenständen, wie Leitern, Hockern, Stühlen, Kisten und Reisekoffern untersagt. Wer um alles in der Welt sollte so was mit in die ARENA schleppen? Auf der anderen Seite wäre es nicht in der Stadionordnung erwähnenswert, wenn man seine Pappenheimer nicht kennen würde.

Fahnen- oder Transparentstangen, die nicht aus Holz oder die länger als 2m oder deren Durchmesser größer ist als 3cm sind, sind zwar sperrig, aber erlaubt. Wenn man hierfür einen vom FC Schalke 04 ausgestellten „Fahnenpaß“ mit Lichtbild besitzt.
Wie um alles in der Welt sollte bitteschön irgendein Fan die gestohlene 60-meterlange BVB Flagge in unsere Arena schmuggeln. Häh?

Zu betrunken darf man auch nicht das Stadion betreten. Wer einen Blutalkoholgehalt von 1,6 Promille hat und in die ARENA will, kommt nicht rein. Ist ja auch klar! In diesem Stadium, bekommt man vom Spielgeschehen nicht mehr viel mit. Man könnte zum Beispiel taumelnd außerhalb der Toiletten seine Notdurft verrichten, was auch nicht erlaubt ist und gerade viel Unmut unter den männlichen Besuchern auslöst.
Die faulen Ausreden der Unmutsäußerer, denen der Einlaß unter der 1,6 Promillegrenze gewährt wurde, kann man leider nicht gelten lassen. Sicher gab es früher im guten, alten Parkstadion auf den Herrenklos eine lange Rinne, wo mehrere Männer nebeneinander gleichzeitig Platz fanden, während man in der ARENA nur noch Einzelbecken vorfindet. Laut Aussagen meines alten Herrn, kann man nicht mehr sicher sein, ob der Inhalt in den hilflos abgestellten Bierbechern tatsächlich noch dem Reinheitsgebot des deutschen Bieres entspricht.
Wie kam es dann im Parkstadion trotzdem dazu, dass scharenweise Männer trotz der langen Rinnen hinter den Bier- und Pommesbuden in Reih und Glied standen, um sich zu erleichtern? Warum Männer lieber im Freien pinkeln, entzieht sich aber logischer Weise der Kenntnis der Verfasserin, die nur für den Inhalt dieses Textes und nicht der Stadionordnung verantwortlich ist.
:ka:
Wenn Ihr also Jemanden beim nächsten Heimspiel beobachtet, der betrunken mit einer Leiter auf der Schulter und einem Hund an der Leine gegen die Stadionmauer pinkelt, macht ihn freundlich darauf aufmerksam, dass er gegen mehrere Punkte der Stadionordnung verstößt. Auch wenn er Euch bereitwillig seinen gültigen „Fahnenpaß“ mit Lichtbild vorzeigt.:wink:

Doro Rudde

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