Volkshaus Rotthausen

... ein Überblick

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Quiqueg
Beiträge: 218
Registriert: 02.06.2012, 11:27
Wohnort: Gelsenkirchen

Fachkräfte für Folter und Völkermord

Beitrag von Quiqueg »

Als Mitglied des Heimatbundes bin auch ich Besitzer von Karlheinz Rabas‘ „Geschichte des Volkshauses Rotthausen“: Gründlich, materialreich, hochinteressant (wie übrigens auch sein „Unsere Siedlung wird 60 Jahre“ aus den 80ern). Auf S. 45 erfahren wir: Zwei als AB-Maßnahme im Stadtteilarchiv beschäftigte Historiker haben 1995
den historischen Hintergrund des Volkshauses aufgearbeitet und folgende Themen in einer Ausstellung angesprochen und bebildert:
Ein Vorkriegsplan
Das Staatsinteresse
Jugendpflege im Krieg
Der Nachkriegsplan
Der Volkshausbund
Gemeinschaftssehnsucht und Architekturutopien
Alfred Fischer und das utopische Bauen
Volkshaus und Sozialreform.

Was es damals nicht alles gab! Sozialreform wäre angesichts heraufziehender Altersarmut für viele RotthauserInnen auch jetzt gut zu gebrauchen.

Wenig überzeugend finde ich die jetzt vor dem Hause angebrachte Erinnerungsortetafel des ISG und der „demokratischen“ Initiative. Die Tafel geht wohl auf eine Bürgeranregung von mir zurück. Aber so hatte ich mir den Inhalt nicht vorgestellt.
1998 hatte es in „Historische Spuren vor Ort“, Band 3 der ISG Schriftenreihe ‚Materialien‘ – verfasst Andrea Niewerth, Roland Schlenker und weiteren MitarbeiterInnen unterhalb der Führungsetage des Instituts – geheißen:
„Die SS war das brutalste Element des Nationalsozialismus zur Durchsetzung seiner politischen und rassebiologischen Vorstellungen. Der SS-Führung unterstand die Gestapo, der SD (Sicherheitsdienst), die KZ-Aufsicht und die Einsatzgruppen in den besetzten Gebieten. Diese wurden ein zentrales Organ zur Durchführung des Völkermordes. Die rassistische Grundhaltung und die äußerst harte Ausbildung schufen die Voraussetzungen, dass die SS bereitwillig unzählige Grausamkeiten nicht nur in den Konzentrationslagern, sondern praktisch allen besetzten Gebieten durchführte. Im Nürnberger Prozess 1945/46 wurde die gesamte SS als verbrecherische Organisation eingestuft.

Im Volkshaus seien 200 SS-Männer kaserniert gewesen.
„Hier wurden sie für die Aufsicht in KZs ausgebildet und in der Folgezeit in fast allen KZs als Unterführer eingesetzt. Auch wurden im Volkshaus Gelsenkirchener Kommunisten gefoltert und dann in die Lager Papenburg und Esterwegen gebracht.“

Anders die jetzt aufgestellte Tafel: Kein Wort zum Foltern von Kommunisten. Kein Wort über die Ausbildung zur Fachkraft für Folter und Völkermord. Stattdessen:
„Die sogenannte Führerschule diente der Aus- und Fortbildung arbeitsloser SS-Männer“,
was sich für mich anhört wie eine Vorform des Gelsenkirchener Appells. Am 9. dieses Monats erwartet uns ein Vortrag über die Geschichte des Hauses. Ich bin gespannt.

Benutzeravatar
brucki
Beiträge: 9431
Registriert: 23.02.2007, 22:50
Wohnort: Ückendorf

Re: Fachkräfte für Folter und Völkermord

Beitrag von brucki »

Quiqueg hat geschrieben:Am 9. dieses Monats erwartet uns ein Vortrag über die Geschichte des Hauses.

Wann und wo? :o


Bei der Gelegenheit dieser Hinweis:

Bilder-Vortrag
„Die SS-Führerschule im Volkshaus Rotthausen“


Donnerstag, 30.03.2017, 19.00 Uhr

Referent: Dr. Daniel Schmidt, ISG Gelsenkirchen

Ort: Volkshaus Rotthausen, Grüner Weg 3,
45884 Gelsenkirchen

Teilnahme kostenlos

Im Sommer 1933 eröffnete die SS im Volkshaus
Rotthausen eine sogenannte Führerschule, die rund zwei
Jahre Bestand hatte. Die Gelsenkirchener SS verband mit
dieser Einrichtung ambitionierte Pläne, die sich aber im
Zuge der Vereinheitlichung und Zentralisierung des
SS-Ausbildungswesens zerschlagen sollten. Der Vortrag
stellt die neuesten Forschungsergebnisse des ISG zu
diesem Gelsenkirchener SS-Projekt vor. Ein besonderer
Schwerpunkt liegt auf den Personen, die an dieser
Führerschule gewirkt bzw. die diese Führerschule
absolviert haben.

Eine Veranstaltung des Heimatbund Gelsenkirchen e. V.
in Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte.

klaus51
Beiträge: 17
Registriert: 30.09.2010, 10:01

Kinderchor und Volkshaus

Beitrag von klaus51 »

Hallo zusammen,

ich war vermutlich "Gründungsmitglied" im Kinderchor, erinnere mich an die Aufnahmeprüfung bei Chorleiter Kurt Liebe (hoffe, der Name stimmt, das ist über 60 Jahre her.)
Gibt es hier jemanden aus dieser Zeit?
Ich habe begonnen, der Geschichte meiner Kindheit und meiner Vorfahren nachzuspüren. Deswegen bin ich an allen Details interessiert.

Benutzeravatar
Mechtenbergkraxler
Beiträge: 1267
Registriert: 15.04.2011, 11:17
Wohnort: im Exil

Aw: Kinderchor und Volkshaus

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Hallo Klaus,

guck einfach mal auf die Seiten 1 und 2 dieses Freds. Da ist sogar ein Foto zu finden. Und ein höchst geistreicher Dialog zwischen verschiedenen Usern, von denen einer nicht verstehen wollte, dass der andere die ganze Zeit nur vom Kinderchor gesprochen hat.....

Nebenbei: Nichts gegen Quiquegs Beiträge zur Rotthauser Geschichte, aber kleine Unterbrechungen allzu monothematischer Passagen sind willkommen und passen gut zum Gesamtbild der GG. Schön, dass Du den Rotthauser Kinderchor mal wieder an die Oberfläche geholt hast, wobei ich zu den Namen nix sagen kann. Ich kann mich aber an verschiedene Konzerte erinnern.

MK, der Mechtenbergkraxler
"Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher." (Charlie Rivel, Clown)

klaus51
Beiträge: 17
Registriert: 30.09.2010, 10:01

@Mechtenbergkraxler

Beitrag von klaus51 »

Danke, die Einträge am Anfang dieses Threads habe ich natürlich gesehen. Und auf dem Foto habe ich mich auch erkannt (rechts außen in der dritten Reihe, der Junge mit Bommelmütze).
Deshalb habe ich ja meine Anfrage gestellt.
Namen? Ich erinnere mich an einige: Gründungsmitglieder waren Karl-Heinz Martin, Werner Behrend und Norbert Ellenbeck, der erste Chorleiter Kurt Liebe.
Unser erstes großes Projekt war die "Struwwelpeter-Kantate". Und zu Konzertreisen fällt mir ein, dass einmal meine Schwester den Bus vollgekotzt hat (sie vertrug Auto/Busfahren schlecht).
Bei einer Fahrt (zu irgend einem Schloss bei Köln) war der Schlossteich bis auf eine kleine Stelle unter der Brücke zugefroren, und eine der begleitenden Frauen hatte Mitleid mit den Enten, die "mit dem nackten Bauch auf dem kalten Wasser schwimmen mussten". Da war ich ungefähr acht.
Wenn es jemanden gibt, der auch in dem Chor war, würde ich mich gern mit dem treffen.

Karlheinz Rabas
Beiträge: 1557
Registriert: 26.11.2006, 12:45
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Karlheinz Rabas »

Im Stadtteilarchiv Rotthausen gibt es eine Menge Unterlagen zum Kinder- und Jugendchor Gelsenkirchen- Rotthausen e.V. wie er offiziell hieß.
Karlheinz Rabas
Jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr sind
Besucher bei uns im Stadtteilarchiv Rotthausen, Mozartstraße 9, herzlich willkommen 10.000 Fotos zu Rotthausen und mehr

klaus51
Beiträge: 17
Registriert: 30.09.2010, 10:01

@Karlheinz Rabas

Beitrag von klaus51 »

Danke, Herr Rabas.
Wir waren heute dort und hatten eineinhalb feine Stunden mit Frau Krause. Ihr Name fiel mehrmals, und ich wünsche schon jetzt schöne Ferien :-)
Unsere Suche war zu vielen Themen meiner Kindheit erfolgreich - von der Düppelschule bis zur alten Brücke der Karl-Meyer-Straße und dem Kinderchor. Wir haben sogar Ihren Band zur Straßenbahnlinie 4 endlich mitgenommen.
Offen geblieben ist nur meine Suche nach einer Ansicht des ersten Wohnhauses meiner Eltern in der Schwarzmühlenstr. 55 (zwischen Einsenbahn und Schwarzbach), da bleibt auch die Fotosammlung im Stadtteilarchiv ergebnislos.
Nach den Osterferien wollen wir der Bergbausammlung einen Besuch abstatten. Dann lerne ich Sie gern persönlich kennen.
Bis dahin: Glück Auf!

Benutzeravatar
Minchen
Beiträge: 3022
Registriert: 05.01.2009, 18:12
Wohnort: Rotthausen

Beitrag von Minchen »

Ich habe Karlheinz Rabas heute in der Bergbausammlung in Anspruch genommen. Lohnt sich auch! Mein Kind wollte schon förmlich dort einziehen. :roll:
Der Zollverein-Förderturm hat einen Ehrenplatz erhalten. Danke! :)
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
(Shakespeare, König Lear)

Benutzeravatar
Mechtenbergkraxler
Beiträge: 1267
Registriert: 15.04.2011, 11:17
Wohnort: im Exil

Re: @Karlheinz Rabas

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

klaus51 hat geschrieben:......
Unsere Suche war zu vielen Themen meiner Kindheit erfolgreich - von der Düppelschule bis zur alten Brücke der Karl-Meyer-Straße und dem Kinderchor. ....
Moin Klaus,

im Verhau der GG-Freds etwas zu finden, ist eine echte Herausforderung. Daher der Hinweis: Die "Schulen im Düppel" (kath. Düppel- und evg. Schiller(?)-Schule) haben auch einen eigenen Fred mit Fotos und Anekdoten. Du kannst dort sehr gerne den Faden (= Fred) wieder aufnehmen und etwas aus Deinem ersten Leben erzählen.

MK
"Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher." (Charlie Rivel, Clown)

Benutzeravatar
Minchen
Beiträge: 3022
Registriert: 05.01.2009, 18:12
Wohnort: Rotthausen

Beitrag von Minchen »

Versuche es so:

Google so "Dein Suchbegriff site:gelsenkirchener-geschichten.de"

Durchsucht dann ausschließlich die GG.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
(Shakespeare, König Lear)

klaus51
Beiträge: 17
Registriert: 30.09.2010, 10:01

Danke @ Minchen und Mechtenbergkraxler

Beitrag von klaus51 »

Ich habe was gelernt, vor allem zum Suchen via Google.
Mechtenbergkraxler, dein Profilbild ist richtig nett :-)

Benutzeravatar
brucki
Beiträge: 9431
Registriert: 23.02.2007, 22:50
Wohnort: Ückendorf

Beitrag von brucki »

Das Volkshaus war wieder Thema in der Bezirksvertretung.

rotthausen.de berichtet:
Zukunft Volkshaus Rotthausen landet bei Referat 41 und 65

Das sind die städtischen Referate Kultur (41) und 'Hochbau und Liegenschaften'. Die beiden Referatsleiter Dr. Volker Badelow für die Kultur und Lutz Kalkstein für die Liegenschaften wollten die Bezirksvertretung GE-Süd am 30.05.2017 mit einem Sachstandsbericht über das Volkshaus informieren.

In ersten Treffen im Volkshaus Rotthausen haben sich Frau Annette Berg (Vorstandsbereich Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration) sowie Herr Martin Harter (Vorstandsbereich Planen, Bauen, Umwelt und Liegenschaften) gemeinsam mit Mitarbeitern darauf verständigt, kulturelle Bildung und lokale Jugendarbeit im Erdgeschoss des Volkshauses zu etablieren. Als Veranstaltungsort wie in der Vergangenheit steht das Haus dann nicht mehr zur Verfügung. Die alternativen Orte (ev. Gemeindezentrum und Kolpinghaus) sollen nicht geschädigt werden. Und für Großveranstaltungen bis in die späte Nacht ist die Lage des Hauses im Wohnumfeld nicht geeignet.

Die Hülle Volkshaus könnte dann in einem Haus-in-Haus-Konzept im Erdgeschoss kulturelle Bildung, Jugendarbeit, Theater, Kunst und Bewegung unter ein Dach bringen. Dr. Bandelow und das Kulturreferat haben in der Vergangenheit das Volkshaus bereits fast 10 Jahre geleitet. Jetzt erarbeitet er mit seinem Team eine Umnutzung des Gebäudes im Besonderen des Saales mit seinen 6.000 m³ Rauminhalt.

Dr. Bandelow erklärte, dass er vor seiner Zeit bei der Stadt Gelsenkirchen (seit 25 Jahren) gutachterlich für die Umnutzung alter Gebäude tätig war. Das vorliegende Gutachten von Prof. Geiss zum Volkshaus bezeichnete er als unzureichend, da Aspekte wie Ökonomie, lokale Vergleichsangebote, spezielle Architekturmerkmale nicht ausreichend beachtet seien.
Herr Kalkstein vom Referat Hochbau und Liegenschaften plädierte bei der Sanierung des Hauses für eine Aufsplittung. In der ersten Bauphase solle nur das Erdgeschoss für die geplante Nutzung umgebaut werden. Damit können die zu erwartenden Kosten begrenzt werden. Hier setzt man auch auf Mittel aus dem Stadterneuerungsprogramm.

Bezirksbürgermeister Fath bemängelte den langen Stillstand im Verfahren und die Tatsache, dass zurzeit keine Saalnutzungen möglich seien, da kein Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Herr Voss von der CDU fragte, warum ein Konzept des Kulturreferats nicht vor zwei oder auch vor 10 Jahren vorgelegt wurde. Zwischenzeitlich hat der Testbetrieb und das Geiss-Gutachten immerhin 125.000 € gekostet.

Frau Hauer regte an, Sanierung und Nutzung könnten parallel laufen.

Mein Fazit: Viel weiter als vor einigen Jahren sind wir nicht. Der Testbetrieb zeigte die Möglichkeiten des Hauses auf. Die Sanierung ist teuer und es bleibt unklar, wer bezahlt. Unklar zurzeit auch, wer Ansprechpartner bei der Verwaltung ist und wer künftig den Hut für die Nutzung aufsetzt.


Aus: http://www.rotthausen.de/Nutzungskonzep ... aus17.html

Benutzeravatar
brucki
Beiträge: 9431
Registriert: 23.02.2007, 22:50
Wohnort: Ückendorf

Beitrag von brucki »


Karlheinz Rabas
Beiträge: 1557
Registriert: 26.11.2006, 12:45
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Karlheinz Rabas »

Brucki,
die Links funktionieren so nicht!
Karlheinz Rabas
Jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr sind
Besucher bei uns im Stadtteilarchiv Rotthausen, Mozartstraße 9, herzlich willkommen 10.000 Fotos zu Rotthausen und mehr

Benutzeravatar
Heinz O.
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 17495
Registriert: 10.04.2007, 19:57
Wohnort: Erle bei Buer in Gelsenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Heinz O. »

Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Antworten