Der Tossehof

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zuzu
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Beitrag von zuzu »

Die gehen zu Aldi oder Lidl... Und es wurden Frischfleisch und Frischwurst vermisst... Das soll aber dann kommen... Mal sehen!
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Kartonski
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Einweihung Dörmannsweg 06.07.2013

Beitrag von Kartonski »

Einweihung Dörmannsweg

Zur Umgestaltung des Dörmannsweg im Tossehof gab es ein Fest

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Zuletzt geändert von Kartonski am 08.07.2013, 09:57, insgesamt 1-mal geändert.
Lirum Larum Löffelstiel
Wer fragt, weiß ganz viel.
Wer nichts fragt, schweigt dann viel.

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Kartonski
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Einweihung Dörmannsweg 06.07.2013

Beitrag von Kartonski »

Einweihung Dörmannsweg 06.07.2013

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Oberbürgermeister Frank Baranowski

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Wolfgang Sternkopf , Künstler der Tossehofzeichen, wird interviewt
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Kartonski
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Einweihung Dörmannsweg 06.07.2013

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Einweihung Dörmannsweg 06.07.2013

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Beitrag von zuzu »

Hier passt auch der Bericht von Lorenza Domar, die 2018 die migradonna bekommen hat und im Tossehof unglaublich aktiv ist:
Ich heiße Lorenza Domar, seit ich verheiratet bin. Ich kam 1994 hierher und 1995 habe ich meinen Mann geheiratet. Ich bin 1947 in Peru geboren. Meine Heimatstadt heißt Trujillo, die Stadt des „ewigen Frühlings“ genannt. Dort bin ich aufgewachsen. Wegen einer besseren Zukunft bin ich nach Lima gegangen, wo es bessere Chancen gab, eine Arbeit zu bekommen. Ich hatte zwei Brüder und ich bin die Jüngste. Ich habe studiert, um Lehrerin zu werden und mich mit Erziehung beschäftigt. Aber ich habe nicht vor der Klasse gestanden. Meine Arbeit fand im Büro statt und bestand aus Planung, Vorbereitung von Seminaren und anderen Events. 1982 war ich im Urlaub in Europa, anlässlich der Fußballweltmeisterschaft in Spanien. Bei der Gelegenheit habe ich mehrere Länder, unter anderem Deutschland, kennen gelernt. Und da habe ich in Deutschland eine besondere Erfahrung bezüglich der Atmosphäre gemacht: Es kam mir alles so grau vor. Das hat mich bedrückt und ich habe mich gefragt, warum Deutschland so trist wirkt? Ich war im Ruhrgebiet. Danach bin ich in die Schweiz gefahren und habe die Berge mit schönen Häusern, , sauberen Grasflächen und Kühen gesehen. Aber Deutschland war vielleicht wegen der Steinkohle so dunkel. Die Schweiz war sehr ordentlich. Ich war auch in Österreich. Es war heller. Trotzdem war Deutschland attraktiv. Wir waren mit einer Gruppe in Frankfurt und wollten etwas zu essen kaufen. Und da konnte man mit Nummern per Computer bestellen. Das war für uns großartig!

Später ist eine Freundin nach Deutschland gegangen und hat dort geheiratet. Ich habe sie dann 1994 besucht. Ich wollte das Land besser kennenlernen und sehen, ob es so grau war wie damals. Aber es war anders. Am Rhein habe ich schöne Dörfer, Landschaften und andere Sachen gesehen. Es war für mich eine schöne Erfahrung und dabei habe ich zufällig meinen Mann kennen gelernt. In Castrop-Rauxel. Der Mann meiner Freundin hatte dort eine Eisdiele und mein Mann war Kunde. Da war sofort Sympathie da. Und ein Jahr später haben wir geheiratet. Seitdem wohne ich im Tossehof. Am Anfang war es schwer für mich als Ausländerin. Es hat mich viel gekostet, die Leute zu überzeugen, dass ich kein schlechter Mensch bin. Ich habe immer die Leute begrüßt und angesprochen. Meine Idee war immer: du darfst in einem fremden Land nicht nur mit den eigenen Leuten verkehren, sonst lernst du die Sprache nicht. Du wirst die Sprache nicht lernen, die Lebensgewohnheiten nicht erleben. Deswegen war mein Bemühen immer die Leute anzusprechen. Aber es gab kein Echo. Es hat lange gedauert. Ich habe es meinem Mann immer wieder erzählt und er meinte, dann sollte ich die Leute eben nicht mehr begrüßen. Aber es ist nicht mein Stil. Als ich meinen Mann kennenlernte, bin ich zur VHS gegangen und habe angefangen, Deutsch zu lernen. Die Beziehung zu den Leuten war schwer. Aber ich habe mit Begrüßungen und Lächeln weitergemacht. Nach sieben bis zehn Jahren änderte es sich nach und nach. Als das Projekt der Stadterneuerung 2007 hier im Viertel anfing, war es eine große Gelegenheit für mich. Es gab ein Zwei-Mann-Büro mit Frau Rafalski und Claudia Fromm und es war zu viel Arbeit für sie beide. Sie wollten die Bewohner miteinbeziehen. Und sie haben die Leute dazu animiert, sich einzumischen, mitzumachen und so habe ich angefangen, mich zu engagieren. Und da haben die Leute mich mit anderen Augen gesehen. Ich habe bei allen möglichen Arbeiten geholfen: Post, Einladungen verteilen, mit Leuten ins Gespräch kommen. So wurde ich bekannt und akzeptiert. Fünf Jahre lang habe ich Überzeugungsarbeit geleistet. Während der ersten fünf Jahre der Umbauprojekte gab es viele Seminare, Events, Straßenfeste, um die Leute zusammenzubringen. Ich war erst ein bisschen skeptisch. Als ich in der VHS nämlich sagte, dass ich im Tossehof wohne waren alle entsetzt: „Da möchte ich nicht tot über dem Zaun hängen…“ Danach habe ich gesagt: „Ich wohne in Bulmke, hinter dem Park“. Das hörte sich besser an. Der Tossehof hatte einen schlechten Ruf und nicht ganz umsonst. Dieses Projekt war für uns, Bewohner, ein Glück. Wir haben eine schöne Anlage bekommen, mit Spielplätzen für die verschiedenen Altersstufen, eine Sportanlage, den Park. Besser kann man nicht wohnen.

Ich möchte hier bleiben. Im März 2017 ist mein Mann gestorben. Wenn ich meine Wohnung verkaufen und umziehen sollte, möchte ich im Tossehof bleiben. Mein Leben hier ist schön. Ich fühle mich sicher in dieser Umgebung, die ich kenne. Wir kennen uns alle, zumindest vom Sehen und ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich werde nicht in meine Heimat zurückgehen. Ich habe dort keine Wurzeln mehr. Meine engste Familie ist nicht mehr da. Vor kurzem ist auch ein Neffe von mir verstorben, der für mich wie ein Bruder war. Mein Mann hatte zwar einen Bruder aber er wohnt in Hamburg. Es gibt seit seinem Tod keine Verbindung mehr. Hier habe ich aber einen schönen Freundeskreis.
Ich bin hier nie berufstätig gewesen. Wir haben meine Schwiegermutter gepflegt und dann habe ich meinen Mann gepflegt.

Ich habe nie bereut, hierhergekommen zu sein. Ich habe alles getan, um mich wohl zu fühlen. Wenn man eine Entscheidung trifft, muss man alles tun, damit es auch klappt. Ich habe alles getan, um von den Menschen akzeptiert zu werden. Wir kennen uns vom Park, von der Haltestelle, vom Geschäft… Ich habe aber die ganzen Jahre den Eindruck, dass die Leute, die nicht (mehr) arbeiten, nicht wirklich aus ihrer Wohnung rauskommen. Wir haben hier in unserem Quartiersladen unter der Leitung und mit Unterstützung der Stadt durch H. Czackowski mehrere Aktionen gestartet: es sind zum Beispiel viele Menschen zum Sonntagscafé in den Quartiersladen gekommen,vor allem viele Frauen, die einander nicht kannten und dort plötzlich gemerkt haben, dass sie Nachbarinnen sind. Viele Frauen leben allein. Einige fragen, ob wir das wieder machen, aber wir warten, bis das Wetter wieder besser wird.

Wir haben hier im Tossehof auch ein Sommerfest, ein Nikolausfest und einen Chor schon etabliert. Dazu kommen weitere Aktionen wie z.B. das Kaffeetrinken im Sommer. Es ist schön für die Anderen zu arbeiten und ein Lächeln dafür zurückzubekommen. Wir sprechen auch mit den Leuten. Viele sind ja auch allein und sind froh, wenn sie eine solche Gelegenheit haben, mit jemandem zu sprechen. Für mich ist es nicht schwer, allein zu leben, weil ich viel Unterstützung bekomme: hier vom Stadtteilbüro aber auch von den Bewohnern. Ich habe gedacht, sie nehmen mich gar nicht richtig wahr. Aber als sie erfahren haben, dass mein Mann verstorben war, haben sie mir ihr Beileid ausgesprochen. Das ist für mich viel wert. Ich war wirklich überrascht. Ich finde es toll und fühle mich akzeptiert.

Es ist absolut wichtig für mich, aber auch für die Bevölkerung, dass das Stadtteilbüro hier erhalten bleibt. Das war eine große Investition aber sie hat sich gelohnt. Der Tossehof ist jetzt eine schöne Gegend, er hat einen guten Ruf. Wir haben hier ja alles. Sollte es aber das Büro nicht mehr geben, befürchte ich, dass das Viertel wieder verkommt.
Ich wünsche mir, dass alle Leute, die uns helfen, dabei bleiben und weitermachen. Ich habe die „migradonna“ bekommen, aber das habe ich nicht allein erreicht. Es wurde dank der Leute möglich, die bei jeder Aktion helfen, die bereit sind, etwas zu machen. Für unseren Tossehof, für das Quartier, für unseren Stadtteil… für unsere Stadt.
Zuzu

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