Der Tossehof

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Der Tossehof

Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:Am Ende steht die Umbenennung
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"Luftiger" und "transparenter" soll dieser GGW-Wohnblock an der Kopernikusstraße werden. Übersetzt: die beiden Bauten rechtgs werden abgerissen, die anderen Häuser auf vier Geschosse abgetragen. 2008 soll die Abrissbirne anrücken.

Fotos: WAZ, Martin Möller

Ein Bild mit Symbolcharakter: Einen Schokoriegel und ein Prospekt "Wohnen im Tossehof" gab es jüngst für die rund 130 Besucher der Bewohnerversammlung. Ein süßes Versprechen auf eine bessere Zukunft für eine Siedlung, um deren Ruf es seit mehr als 15 Jahren in Gelsenkirchen schlecht bestellt ist.

Ruf und Realität - das sind bisweilen zwei Paar verschiedene Schuhe. "Die meisten Menschen wohnen gerne hier", weiß Barbara Büchler. Doch auch die Leiterin der städtischen Kita Plutostraße und alle anderen in der Siedlung lebenden und arbeitenden Menschen wissen: Es bestand Handlungsbedarf.

Als "problematisch" gilt vor allem der nordwestliche Bereich des Tossehofs. Hier, an der Kopernikusstraße, unterhält die Stadttochter GGW als mit Abstand größter Vermieter der Siedlung 190 Wohnungen. Überdurchschnittlich viele Empfänger von Sozialleistungen sowie Menschen mit Migrationshintergrund lebten in den bis zu zwölfgeschossigen Häusern. Der Stoff, aus dem die Konflikte sind.

Doch auch andere Probleme belasten das Zusammenleben der 3300 Menschen in der Siedlung. Bauliche Sünden, eine völlig unzureichende Nahversorgung, fehlende Treffpunkte und Wegeverbindungen, um nur einige zu nennen.

Noch seien die Strukturen einigermaßen intakt, sagen Stadtbaurat Michael von der Mühlen und Stadtplaner Stefan Rommelfanger. Die Betonung liegt auf "noch". Ein 18 Mio Euro schweres Stadtumbaukonzept hat die Verwaltung in Kooperation mit Partnern für den Tossehof entwickelt, damit dies so bleibt bzw. Wohnen hier attraktiver wird.

Das Kernprojekt: der Rückbau der GGW-Wohnungen an der Kopernikusstraße. Zwei Häuser werden komplett abgerissen, die weiteren Blöcke auf vier Geschosse zurückgebaut und durch ein Staffelgeschoss mit Penthousewohnungen ergänzt. Mehr als 70 Prozent aller Wohnungen sind bereits frei gezogen. 2008 soll der Abriss beginnen. Die Wohnungen sollen auch künftig öffentllich gefördert werden. Mietpreis: 4,30 Euro pro m2.

13,5 Mio Euro muss die finnanziell nicht auf Rosen gebettete Gesellschaft investieren. Ein harter Brocken, aber gerade noch zu schultern, sagt GGW-Chef Dirk Miklikowski. Aber: "Spielräume für ähnlich große Maßnahmen haben wir nicht mehr."

Ein weiterer Schwerpunkt: die Wiederbelebung der Nahversorgung. In dem leer stehenden alten Rewe-Markt will die Caritas einen neuen Supermarkt eröffnen - "betrieben als Integrationsprojekt mit einem Marktleiter, Schwerbehinderten und Langzeitarbeitslosen", so Christian Stockmann (Caritas). Doch damit nicht genug: Dienstleistungen (Lieferservi?ce für Senioren etc.) will der Wohlfahrtsverband anbieten, ein Nachbarschaftscafe? in diesem "neuen Ort der Begegnung" eröffnen. Und auch das künftige Büro der Quartiersmanagerin (Bericht rechts) soll in dem 1000-m2-Komplex im Ladenzentrum entstehen.

Schließlich: Neue Wegeverbindungen sollen ebenso her wie ein neues Feld für Volley- und Streetball sowie Liegewiesen. Erste Umfeldmaßnahme: das "Starterprojekt" zur Erweiterung der Außenanlage der Kindertagesstätte Plutsostraße, das noch in 2007 beginnen soll.

Und wenn dann in drei, vier Jahren alle "inneren" Maßnahmen abgearbeitet sind, geht´s an die Außendarstellung. Ein neuer Name müsse für den Tossehof her, sagt Thorsten Ernst vom GGW-Partner THS Consulting, um "vom Negativimage wegzukommen".


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29.06.2007 Von Lars-Oliver Christoph

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Die Stadterneuerin

Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:Die Stadterneuerin

Birgid Wend. "Das ist ein sehr spannendes Projekt"
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Birgit Wend ist am Bodensee aufgewachsen und hat in Berlin eine Heimat gefunden. Und trotzdem hat sie seit April 2005 und voraussichtlich bis 2012 ihren Lebensmittelpunkt in Gelsenkirchen - als behutsame Stadtemeuerin, unter anderem im Tossehof.
S.T.E.R.N. - Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung, so heißt der Berliner Arbeitgeber der Architektin, der den Zuschlag für die im Stadtumbaubüro Gelsenkirchen zu besetzende Projektkoordination bekommen hat. Was hat sie daran gereizt, fernab Berlins, des Lebensgefährten und des Sohnes sieben Jahre lang in der Fremde zu wirken? „Das ist ein spannendes Projekt, weil es nicht isoliert ist, sondern die gesamte Siedlung erfassen soll", sagt die Frau, die auch an der Sanierung des Prenzlauer Bergs beteiligt war.
Das habe sie schnell erkannt: „Der Tossehof ist besser als sein Ruf. Hier gibt es Strukturen, die funktionieren", sagt sie. Als Beispiel nennt sie die Kita Plutostraße, die fest verkankert und wichtig fürs Quartier sei. Und für die Siedlung wie die gesamte Region gelte: „Die Menschen sind hier viel offener als in Berlin."
Birgit Wend hat eine Wohnung an der Georgstraße angemietet - unweit des Stadtumbaubüros auf der Klosterstraße. Nach Hause pendelt sie alle drei, vier Wochen. Ein hartes Los? „Ich habe den Schritt bisher nicht bereut", sagt sie. loc

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Die Mieterin

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WAZ hat geschrieben:Die Mieterin

Jennifer Tölle: "Ich fühle mich wohl im Tossehof"

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Die spontanen Entscheidungen sollen ja bekanntlich die besten sein. Gemessen daran, hat Jennifer Tolle bei der Bewohnerversammlung im Tos-sehof richtig gehandelt, als sie „spontan" als Mietervertreterin für den Projektbeirat der Siedlung kandidierte (und dann auch gewählt wurde). Sie habe dies auch aus Frust getan, bekennt die gelernte Kinderkrankenschwester und aktuelle Lehramtsstudentin. „Ich habe mich geärgert, dass kaum jüngere Menschen zu der VerSammlung gekommen sind", so die 24-Jährige. Dabei müss-ten doch auch die Interessen der jüngeren Bewohner der Siedlung vertreten werden, findet sie. Und die der ganz jungen: Jennifer Tolle ist alleinerziehend, hat eine dreijährige Tochter.
„Ich fühle mich wohl im Tossehof", sagt die seit 2001 hier lebende Hernerin. Der Kindergarten gefällt ihr ebenso wie der große verkehrsberuhigte Kern der Siedlung.
Es seien eher Kleinigkeiten, die sie störten, sagt sie. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass es aus ihrer Sicht zu wenige Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche gibt. Ob der das Projekt begleitende Beirat daran etwas ändern kann? Jennifer Tolle ist skeptisch: „Uns ist gesagt worden, dass unser Einflusseher begrenzt ist." loc

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Der Eigentümer

Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:Der Eigentümer

Joe Szczepaniak: „Man hat aus dieser Siedlung einen Brennpunkt gemacht"

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1973 zog Joe Szczepaniak mit seiner Frau von Wanne-Eickel in eine Mietwohnung an der Plutostraße. Eine Neubauwohnung in einem 16-Partei-en-Haus, sagt er, mit einem schönen Blick ins Grüne. Und trotzdem: Mehr als einmal habe er seitdem mit dem Gedanken gespielt, alle Zelte im Tos-sehof abzubrechen, gesteht der 55-Jährige. Warum? „Man hat aus dieser Siedlung einen Brennpunkt gemacht", sagt der Betriebsrat der Flender GmbH, einer Herner Firma für Antriebstechnik.
Früher, erzählt Joe Szczepaniak, habe man auch im Dunkeln ohne weiteres im Tosse-hof spazieren gehen können. „Das hat sich grundlegend geändert." Seit Anfang der 90er Jahre sei es rapide bergab gegangen. In einem schleichenden Prozess habe sich die Belegungsstruktur radikal verändert, zu viele Menschen aus sozial schwachen Schichten und/oder mit Migrationshintergrund seien zugezogen. Dafür sei die Stadt mitverantort-lich sagt er.
Auch die Politik trage Schuld an der Situation: „Man hat hier einen modernen Stadtteil errichtet - und anschließend nichts mehr getan", so seine Analyse.
Etwas tun möchte dagegen Joe Szczepaniak - und hat sich deshalb als Vertreter der Eigentümer (die Wohnung gehört den Szczepaniaks inzwischen) in den Projektbeirat wählen lassen. Mit dem besten Ergebnis aller Kandidaten, weil er in der Bewohnerversammlung schonungslos seine Sicht der Dinge vortrug.
Mit der Gründung eines Beirates oder dem Abtragen von Hochhäusern sei es aber nicht getan, sagt Joe Szczepaniak -und richtet einen Appell an alle Menschen in der Siedlung: „Dieses Projekt kann nur gelingen, wenn viele Bewohner sich einbringen und ansprechen, was ihnen auf den Nägeln brennt." loc

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Insel, fliegender Vogel, Quartiersmanagerin

Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:Insel, fliegender Vogel, Quartiersmanagerin

Beate Rafalski ist Ansprechpartnerin für die Menschen im Tossehof

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„Niemand ist eine Insel", lautete einst ein Romantitel von Johannes Mario Simmel. „Ich bin eine Insel im Stadtteilprogramm Südost", sagt dagegen die Stadtmitarbeiterin Beate Rafalski. Heißt: Die Diplom-Sozialarbeiterin ist Quartiersmanagerin im Tossehof - und damit so etwas wie die erste Ansprecherpartnerin für alle Menschen in der Siedlung.
Und auch für ihre (Übergangs-) Situation wählt die Gelsenkirchenerin und Gauß-

Feste Anlaufstelle soll 2008 bezogen werden

Abiturientin ein Bild: „Ich bin zurzeit ein fliegender Vogel." Momentan hat sie ihr Nest notgedrungen in der Kita Plutostraße. In Kürze hofft sie auf ein provisorisches Domizil in einem der leer stehenden Ladenlokale.
Ab Frühjahr 2008 möchte sie dann endlich den „Quartiersladen Tossehof" beziehen - Räumlichkeiten im leer stehenden Supermarkt. In der früheren Metzgerei, um genau zu sein. Das Problem: Nach der Insolvenz des früheren Eigentümers gibt es einen neuen Besitzer. „Den kennen wir aber noch gar nicht."

Sich bekannt zu machen -darauf richtet zurzeit Beate Rafalski ihr Hauptaugenmerk. Und anschließend? Präsent will sie sein, für Informations-fluss sorgen, Fragen beantworten, Nachbarschaft „organisieren". Und die Menschen für die ambitionierten Ziele des Projekts gewinnen, damit diese „sich aktiv beteiligen".
Viele Erfahrungen aus ihrem 20-jährigen Wirken in der Jugendverwaltung kann sie einbringen: In der Erziehungshilfe hat Beate Rafalski ebenso gearbeitet wie in der Heimpflege. Zuletzt war sie Teamleiterin des Allgemeinen Sozialen Dienstes des Jugendreferats.
Der Job der Quartiersmanagerin im Tossehof sei von der Stadt an sie herangetragen worden. „Ich habe eine Nacht darüber geschlafen, dann habe ich zugesagt", erzählt sie. Die Herausforderung dieser beruflichen Veränderung habe sie gereizt. Oder, um im Bild zu bleiben: Sie war reif für die Insel, loc
Beate Rafalski ist erreichbar unter ihrer Dienstnummer 0163/31 69180 und per E-Mail unter beate.rafal-ski ät gelsenkirchen.de

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Kommentar

Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:Kommentar

Es gibt keine Alternative

Eine Stadt schrumpft und organisiert den Rückbau -und das ist gut so! Denn angesichts des stetigen Bevölkerungsrückgangs und eines drohenden Abrut-schens ganzer Straßenzüge in Gelsenkirchen gibt es dazu keine Alternative.
Nach einem holperigen Start mit Defiziten in der Informationspolitik haben die Verantwortlichen das Projekt Tossehof mittlerweile in ruhigere Bahnen gelenkt. Es ist den Menschen in der Siedlung, es ist auch der Stadt zu wünschen, dass der eingeschlagene Weg zum Erfolg führt. Denn diese Maßnahme strahlt über die Grenzen Hüllens hinaus. Im besten Fall kann das Projekt starke Impulse setzen für den weiteren Umbau-prozess nicht nur in Gelsenkirchen, sondern auch in der Region und sogar noch darüber hinaus.
Modellsiedlung Tosse-hof? Zukunftsmusik. Zunächst gilt es im Hier und Jetzt, die Weichen richtig zu stellen und weitere Akteure zu überzeugen, sie ins Boot zu holen. Denn so hoch die Investitionen, so ausgearbeitet die Pläne, so gut die Absichten auch sind: Ohne die Beteiligung und das Sich-Einbringen der Menschen vor Ort, ohne das Engagement anderer Wohnungsgesellschaften in der Siedlung kann dieses ambitionierte Vorhaben nicht gelingen, loc

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Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:Behagen und Beschaulichkeit

"Urbanität durch Dichte": Große Erwartungen knüpfte die Verwaltung in den 60er und 70er Jahren an den Bau der Trabantenstadt in Hüllen.
Den rasanten Bevölkerungsrückgang hatte damals niemand auf der Rechnung


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Ob die aktuellen Pläne zum Umbau der Siedlung Tossehof in 30, 40 Jahren ebenso befremdlich wirken wie Berichte aus den 60er und 70er Jahren aus heutiger Sicht?
Mit dem Wissen um die Entwicklung liest sich ein Mitte der 70er Jahre in den „Gelsen-kirchener Blättern" veröffentlichter Bericht fast schon grotesk - ist doch im Laufe der Zeit zum Teil das genaue Gegenteil von dem Gewünschten eingetreten: „Die bauliche Struktur gewährleistet ein Nebeneinander aller Gesellschaftsschichten und das ist kennzeichnend auch für das gesamte Wohngebiet Tossehof, heißt es. „Hier haben junge Familien mit Kindern, alte Leute, Behinderte, begüterte und weniger begüterte Familien Kontakt miteinander." Und: „Man trifft sich im kleinen Einkaufszentrum zwischen Ravenbusch und Dör-

„Man kann mit dem Auto bis ins Haus hineinfahren"

mannsweg. Obwohl derTosse-hof Merkmale einer Großbaustelle trägt, liegt schon so etwas wie Behagen und Beschaulichkeit in der Luft."
Einen der wenn nicht den Kardinalfehler offenbart ein Untersuchungsbericht der Stadt aus dem Jahre 1966: Einen zusätzlichen Bedarf von 10 000 bis 16 000 Wohnungen bis zum Jahr 2000 prognostizierte damals die Planungsverwaltung - basierend auf der Annahme, dass die Bevölkerungszahl in Gelsenkirchen bis 2000 um bis zu 40 000 Einwohner auf über 400 000 Menschen steigt. „Der Befriedigung wenigstens eines Teils dey akuten Bedarfs ... soll die Bebauung am Tossehof dienen", so die Verwaltung damals.
Eine „Stadt im Kleinen" sollte zwischen Plutostraße und Hüller Straße entstehen. „Urbanität durch Dichte" lautete das Motto - mit möglichst viel Wohnraum auf möglichst engem Raum. Als ein großer Pluspunkt wurden beispielsweise die „Drive-in-Häuser" genannt („man kann mit dem Auto bis in das Haus hineinfahren").
Immerhin: Einige der damaligen Ansätze haben auch heute, vier Jahrzehnte später, nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt. Es gibt wohl in ganz Gelsenkirchen keine zweite Großsiedlung, in der sich Kinder derart ungefährdet im öffentlichen Raum aufhalten, bewegen und spielen können -den großzügigen verkehrsfreien Flächen im Innenbereich sei Dank. loc

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Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben: Der Tossehof in Zahlen

1892 wird Heinrich Tosse Eigentümer des Pantaleonshofes. Obwohl er nur kurz in Besitz des Hofes ist, wird die Siedlung später nach ihm benannt. 1969 erfolgt der erste Spatenstich.
140 000 Quadratmeter umfasst diese größte Neubausiedlung der Stadt. 1400 Geschosswohnungen und rund 100 Einfamilienhäuser werden errichtet. 15 Stockwerke umfassen die höchsten Bauten. 1975 ist die Errichtung der Siedlung abgeschlossen. 2002 wird der Tossehof ins Stadtteilprogramm Südost aufgenommen. 3300 Menschen wohnen zurzeit in der Siedlung. 500 der 1400 Wohnungen sind in Privateigentum
190 Wohnungen hat die Stadttochter GGW in ihren Häusern Kopemikusstraße 2 bis 14 im Bestand und ist damit der größte Vermieter in der Siedlung. 15 Prozent beträgt in diesen Wohnungen der Leerstand vor dem Start des Umbauprojekts. 10 Prozent der GGW-Mie-ter sind gebürtige Deutsche.
87 Wohnungen verbleiben der Stadttochter nach dem (Teil-)Abriss.
13,5 Millionen Euro investiert die GGW in dieses Projekt.
2010 soll dieses Umbau-projekt inklusive der Umgestaltung der Außenanlagen und Wegeverbindungen abgeschlossen sein.

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Beitrag von Verwaltung »


Quartiersmanager
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Kampferprobt?

Beitrag von Quartiersmanager »

Ob die Gelsenkirchener Dame als Quartiersmanagerin ähnliche Fettnäpfchen zu umschiffen hat? :wink:
Vielleicht ist sie aber schon in der SPD, dann können wir aufatmen. 8)
http://www.zeit.de/2007/07/LS-Neukoelln?page=all
Die Zeit hat geschrieben:Zu gut für den Job

Von Jörg Lau

Ein erfolgreicher Stadtteilbetreuer in Berlins Problemkiez Neukölln wollte nicht in die SPD eintreten. Jetzt ist er arbeitslos.

Neukölln steht für gesellschaftliches Scheitern. Der SPD-Bürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkoswky, sagt es klar heraus: »Multikulti ist gescheitert.« Als im letzten Jahr das Kollegium der Rütli-Schule das Handtuch warf, wirkte das wie der Beweis dieser These. In Neukölln spielen Filme über türkisch-arabische Jugendgangs mit Titeln wie Wut und Knallhart. Wer mit seinem Leben noch etwas vorhat, verlässt dieses Viertel. So schien es.

Gilles Duhem, ein französischer Politologe und Volkswirt, sieht es anders. Der heute 39-Jährige hat vor fünf Jahren den Posten des »Quartiersmanagers« in einem der schwierigsten Berliner Kieze übernommen – im Neuköllner Rollbergviertel. Ein Quartiersmanager soll Sanierungsmaßnahmen und Hilfsangebote koordinieren. Doch Gilles Duhem hat in seinem Mikrokosmos über diese Aufgaben hinaus Unwahrscheinliches vollbracht. Dank seiner Arbeit ist ein dörfliches Wir-Gefühl im Viertel entstanden. Die Bürger begannen, sich gegen den Verfall ihres Kiezes zu organisieren. Die Kriminalitätsrate sank im letzten Jahr um ein Drittel.

Duhem hat Konflikte nicht gescheut, vor denen seine Vorgänger sich gedrückt haben. Eine Bande arabischer Jungs, die lange die Straßen dominierte, hatte es anfangs auf ihn abgesehen, erzählt er: »›Alda, bissu schwul‹, machten die mich an. ›Ich bin schwul‹, habe ich gesagt, ›und wenn ihr euch nicht benehmt, zeige ich euch an.‹« Die Jugendlichen mussten sich daran gewöhnen, dass man ihnen selbstbewusst und konsequent begegnet. »Wir sind einerseits das Sprachrohr der Leute«, sagt Duhem, »die keine Stimme haben. Doch wir geben auch dem Rechtsstaat ein Gesicht und setzen Regeln durch.«

Duhem hat die Neuköllner gewonnen, indem er sie von Anfang an in Entscheidungen einbezog, ihnen Verantwortung aufnötigte und damit Selbstrespekt und Würde zurückgab. So ist er für die Bewohner des Rollbergviertels ein Held geworden. Doch zu Jahresbeginn hat der Berliner Senat ihn nun – zum Entsetzen der Anwohner – kurzerhand rausgeworfen. Wie es dazu kam, ist ein Lehrstück über mutwillig verpasste Chancen in der Integrationspolitik.

Als der Erfolg sich herumsprach, begannen die Schwierigkeiten


Man hatte Gilles Duhem gewarnt, sich nicht in die »Schlangengrube« des Rollbergviertels zu begeben. Die Türken konnten die Araber nicht ausstehen, und die Deutschen beschwerten sich über kriminelle Ausländer und Jugendgangs. Die Migranten wiederum klagten zusammen über den Rassismus der Deutschen.

Wie stellt man in so einem Viertel das nötige Grundvertrauen wieder her? Zunächst organisierten Duhem und seine Kollegin Renate Muhlak die Beseitigung des herumliegenden Mülls, sie traten konsequent gegen jede Form der Ruhestörung auf – bis zum polizeilichen Platzverweis. Den Schulschwierigkeiten vieler Migrantenkinder (und auch vieler deutscher Unterschichtkinder) rückten sie mit kostenloser Hausaufgabenhilfe zu Leibe. Freiwillige aus ganz Berlin pauken mit den Neuköllner Schülern Rechnen und Schreiben. Sie seien nebenbei, sagt Duhem, auch Botschafter aus jener für die meisten hier unerreichbaren Welt, in der Erwachsene morgens zur Arbeit gehen.

Die Kiezbewohner selbst haben sich auf seine Initiative hin in einem Verein organisiert, der das Quartiersmanagement trägt und ein »Gemeinschaftshaus« betreibt. Hier finden große Gemeinschaftsessen statt. Einkaufen, organisieren, kochen müssen die Bewohner selbst – und dabei mit einem festen Budget umgehen lernen. Die Feste, sagt Duhem, seien wichtig, weil sie dem Kiez einen Rhythmus gäben: In vielen Familien stehen nur die schulpflichtigen Kinder morgens auf, und die Unterscheidung von »Werktag« und »Sonntag« ist ein exotisches Konzept.

Deutsche und türkische Frauen hat Duhem zusammen zum Ausflug an die Ostsee geschickt. Dass die Türkinnen mitdurften, spricht für das große Vertrauen, das dem Quartiersmanager entgegenbegracht wird. Türken und Araber haben im letzten Jahr erstmals zusammen das Opferfest gefeiert – ein diplomatischer Durchbruch. Mädchen finden im Treffpunkt MaDonna einen Rückzugsraum und Unterstützung bei familiären Konflikten. Fünfundzwanzigtausend Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurden im letzten Jahr von den Anwohnern selbst geleistet.

Der Erfolg Duhems begann sich irgendwann bei Integrationspolitikern über Berlin hinaus herumzusprechen. Und damit fingen die Schwierigkeiten an. Denn im Februar 2006 wollte die Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) zusammen mit dem französischen Integrationsminister Azouz Begag den Rollbergkiez besuchen. Die SPD-kontrollierte Berliner Senatsverwaltung versuchte, den Besuch zu torpedieren – in Berlin herrschte Wahlkampf. Der Besuch fand aber statt, und Duhem war Gastgeber. Danach, sagt er, habe ihn der zuständige Abteilungsleiter zurechtgewiesen: Er möge sich an die alte Wahrheit erinnern – »Wes Brot ich ess, des Lied ich sing«. Mehrfach sei er aufgefordert worden, in die SPD einzutreten, sagt Duhem. Er habe sich geweigert. Heute glaubt er, dass damit schon feststand, dass man ihn loswerden wollte. Der Abteilungsleiter, dazu befragt, lehnt jede Stellungnahme ab.

»Es gibt viele Formen von Vandalismus«, sagt eine Anwohnerin

Den noch fehlenden Anlass für seine Ablösung lieferte Duhem selbst nach, indem er in einer E-Mail über eine bürokratisch übereifrige Sachbearbeiterin schrieb, zu »diesem Weib« falle ihm nichts mehr ein – und die Mail dann in einer klassischen Fehlleistung an die Betroffene selbst schickte. Das Quartiersmanagement wird jährlich neu ausgeschrieben. Ein anderer Bewerber erhielt den Zuschlag, dem Protest des gesamten Viertels zum Trotz.

Gilles Duhem hat aus der oft belächelten Figur des Sozialarbeiters einen Helden auf verlorenem Posten gemacht, der in einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft ein ganzes Viertel mitzuziehen vermochte. Statt das kleine Wunder vom Rollberg – das Aufblühen von Bürgergeist in vollkommen unbürgerlichen Verhältnissen – zu einem Modell zu erklären, hat die Berliner Verwaltung es vorgezogen, das Experiment wegen der Unbotmäßigkeit des frechen Duhem mutwillig abzubrechen. »Es gibt viele Formen von Vandalismus«, sagt eine Anwohnerin, die nicht genannt werden will.

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Tossehof

Beitrag von Schacht 9 »

Ein schönes Panoramabild vom Tossehof.Bild

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Beitrag von Verwaltung »

Lief die Anlage damals vielleicht noch unter der Bezeichnung " Wohnanlage Burgers Park"??? Denn so wird sie in der Architekturdatenbank der 50er 60er 70er genannt:

Objekt: Wohnanlage Burgers Park
Architekten: Werner Duve / Franz Kreuz / Horst Klement
Bauherr: Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft
Bild
Quelle: http://www.nrw-architekturdatenbank.uni ... hp?gid=994

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brucki
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Beitrag von brucki »

Verwaltung hat geschrieben:Lief die Anlage damals vielleicht noch unter der Bezeichnung " Wohnanlage Burgers Park"??? Denn so wird sie in der Architekturdatenbank der 50er 60er 70er genannt:

Objekt: Wohnanlage Burgers Park
Architekten: Werner Duve / Franz Kreuz / Horst Klement
Bauherr: Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft
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Quelle: http://www.nrw-architekturdatenbank.uni ... hp?gid=994
Ich glaube, die Häuser am Ravenbusch inkl. der Hochäuser mit den Hausnummern 8 und 10 hießen und heißen so. Aber der Tossehof besteht ja (wie man sieht) aus mehr als nur diesem Ensembel!

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Detlef Aghte
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Burgers Park

Beitrag von Detlef Aghte »

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Aus : Architektur im Ruhrgebiet
Kartext Verlag
Bund Deutsccher Architekten
Kreigruppe Gelsenkirchen
Detlef
Wer durch des Argwohns Brille schaut,
sieht Raupen selbst im Sauerkraut
W. Busch

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Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:GGW verkauft 530 Wohnungen

Städtisches Wohnungsbauunternehmen macht Teilbestand "flüssig", um das Großprojekt Tossehof in Bulmke-Hüllen zu finanzieren. Mieter wurden informiert

Die städtische Wohnungsgesellschaft GGW wird sich wohl noch in diesem Jahr von 530 Wohneinheiten trennen. Zum Verkaufspaket gehören unter anderem Straßenzüge in Scholven, etwa an der Emmericher und Deutzer Straße. Mit dem Verkaufserlös soll vor allem der Siedlungsrückbau im Tossehof finanziert werden.

"Ohne das Projekt dort hätten wir nicht verkauft", so GGW-Chef Dirk Miklikowski. 13,5 Mio Euro kostet bekanntlich der Siedlungsrückbau im Tossehof, nur 3,5 Mio E gibt es dabei an Zuschüssen. Gleichwohl räumt Miklikowski ein, dass die zum Verkauf anstehenden Einheiten dem Wohnungsbauunternehmen "Kopfzerbrechen" bereiten: Sie zeichnen sich teils durch hohen Investitionsbedarf aus und durch "gewisse Vermittlungschwächen", so der GGW-Chef, sprich durch überdurchschnittlich hohe Leerstände.

Die Wohnheiten stammen zur Mehrzahl aus den 50er und 60 Jahren. Mit dem Verkauf ?von 290 Wohneinheiten in Scholven zieht sich die GGW komplett aus Gelsenkirchens Nordwest-Spitze zurück. Die anderen Mietobjekte sind im Stadtgebiet verteilt. Nach dem anvisierten Verkauf hat die GGW noch rund 4000 Wohnungen im Bestand.

Die GGW verhandelt aktuell mit mehreren Immobilienunternehmen. Die Verkaufssumme liegt im "deutlich zweistelligen Millionenbereich". Nach Ablösung der angebundenen Verbindlichkeiten bleibe unterm Strich ein einstelliger Millionenbetrag übrig, so Miklikowski, der eben für den Tossehof verwendet werden soll. Die Immobilien eigneten sich nicht zu Einzelprivatisierungen, sondern würden im Bestand der Bewerber bleiben oder paketweise weiterverkauft werden.

Mit den Kaufinteressierten, betont Miklikowski, würden die gleichen Sozialklauseln ausgehandelt wie bei den "Sanierungsverkäufen" 2003/2004, also mit Regelungen zu Mieterhöhungsobergrenzen, Kündigungsschutzvereinbarungen etc. -er

21.09.2007

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