WAZ hat geschrieben:Unbeugsam und konsequent
Pfarrer Johannes Matthias Hohn von der Hl. Familie Bulmke geriet immer wieder mit den Nazis in Konflikt. Eine Tafel an der Kirche erinnert an den politisch engagierten Geistlichen
Pfarrer Johannes Matthias Hohn galt als unbeugsamer Vertreter der katholischen Kirche - vor allem auch gegenüber den Nationalsozialisten. Immer wieder geriet der Pfarrer der Gemeinde Heilige Familie Bulmke wegen seiner Tätigkeit im Arbeiter- und Knappenverein in Konflikt mit den nationalsozialistischen Machthabern.
Wiederholt nahm die Polizei bei ihm Hausdurchsuchungen vor und sprach Verwarnungen gegen ihn aus. Durch seine konsequente Haltung während der Nazizeit erwarb sich der Geistliche eine hohe Achtung in der Bevölkerung.
Johannes Matthias wurde 1895 im Kreis Neuwied geboren. Er empfing 1914 die Priesterweihe und kam 1925 als Kaplan nach Schalke. Hier leitete er als Präses den Knappenverein und den Beamtenverein. Er wurde zum Stadtverordneten der katholischen Zentrumspartei gewählt. Von 1927 bis 1929 war der Geistliche stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Von diesem Mandat trat er 1933 zurück.
Große Verdienste erwarb Hohn sich um den Wiederaufbau der Bulmker Kirche nach dem zweiten Weltkrieg. Aus Altersgründen ließ Hohn sich 1968 als Pfarrer entpflichten. Drei Jahre später starb er im Bulmker Pfarrhaus und wurde auf dem katholischen Altstadtfriedhof beerdigt.
16.07.2007
Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn
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Heilige Familie Bulmke & Pfarrer Johannes Matthias Hohn
ich hoffe jetzt klappt es
anläßlich seines Todes:
http://www.websitepark.de/userdaten2/27 ... r/hohn.jpg
anläßlich seines Todes:
http://www.websitepark.de/userdaten2/27 ... r/hohn.jpg
Pfarrer Hohn dürfte für viele ältere Bulmker ein fester Begriff sein.
Der Patriarch der Hl. Familie. Meßdiener während seiner Amtszeit könnten bestimmt einiges über ihn berichten.
Mich hat Pfarrer Hohn 1961 zur Erstkommunion geführt.
Wir Kinder haben ihn wegen seiner unnachgiebigen Strenge gefürchtet. Wir hatten wirklich Angst vor ihm, obwohl er manchmal ein wenig seine wohl doch vorhandene Güte und auch Liebe zu Kindern durchscheinen ließ.
Wir hatten natürlich überhaupt keinen Schimmer von seiner "aufrechten" Vergangenheit, hätten es auch kaum richtig einordnen können.
Es muß aber was dran gewesen sein.
2 Sachen muß ich mal erzählen.
Katholiken kennen die unglaublichen Nöte der Kinder beim Beichten. Und das wird auch noch ziemlich oft vor der Erstkommunion geübt.
Man muß also in jenen berühmten Beichtstuhl , um dann seine Sünden dem Priester zu erzählen.
Dazu gehört vorab eine sog. Gewissenserforschung, d.h. man denkt verzweiflt darüber nach, was man denn so verbrochen haben könnte.
Für 10-jährige nicht ganz einfach, man hat sich dann aber schon was zusammengebastelt und auf seinen Beichtzettel geschrieben, die kleinen Sünden zuerst, die großen zuletzt, es ging also immer um kleine Diebereien, schlechte Gedanken z.B. anderen Böses wünschen. Für anderen Schlechtigkeiten war man zu jung.
Blöd war nur, wenn man den Zettel irgendwo vergaß und ihn ein anderer fand, das war oft peinlich.
Also, ich habe genascht kam zuerst, dann diese und jenes, geklaut und gelogen zum Schluß.
Ganz einfach weil nach 3-4 Sünden der Beichtvater unterbrach "ja, das reicht, 3 Vaterunser, ego te absolvo" und das war`s.
Nur bei Pfarrer Hohn eben nicht!
Der saß mit einem Taschentuch vorm Mund (Hygiene, die anderen waren durch Cellopfan im Gitter geschützt) in seiner Hütte und hörte bis zum Ende zu.
Er stellte sogar Zwischenfragen.
Kurz und gut: Wir hatten drei Beichtstühle, 2 Vikare und den Pfarrer und waren ca. 100 Kommunionkinder.
60 beim 1. Vikar, 40 beim 2. und keiner beim Pfarrer. Das dauerte keine 2 Minuten, da kam der Pfarrer raus und verteilte neu. 50 zu ihm, der Rest durfte sich verteilen.
Grausam war das. Heute gäbe es wahrscheinlich mehr Elternitiativen als Kommunionkinder um solchen Angstritualen ein Ende zu bereiten.
Damals haben wir Kinder halt ein paar Nächte kaum geschlafen, bzw. schlecht geträumt. Das war`s, da musste man durch. So geht`s den Sündern.
Also, zu Pfarrer Hohn ging ich nie freiwillig.
Die katholische Erziehung lag in den Händen meiner Mutter, mein Vater war evangelischer Dissident seit seinem 14. Lebensjahr.
Schlimm für meine Mutter.
Nicht nur, dass er seine Gesinnung überall rausposaunte, nein, er sah auch nicht ein, dass der einzige Familientag (Samstag war damals noch Arbeitstag), der Sonntag, durch den Kirchgehzwang zerrissen wurde.
Für mich zählte allerdings nur die Anordung vom Pfarrer Hohn. Ich hätte mich nie getraut, die sonntägliche Kindermesse zu versäumen.
So, jetzt kommt`s!
Pfarrer Hohn bat alle Eltern, bzw. Elternteile, meist Väter, weil die Mütter damals nicht so richtig zählten zu einem privaten, persönlichen Gespräch unet 4 Augen.
Mein Vater freute sich schon Tage vorher diebisch darauf, meiner Mutter ging`s immer schlechter. Sie befürchtete schreckliche Streitereien, vielleicht sogar den Ausschluß aus der Kirche.
Irgendwann kam der Tag und mein Vater stürmte zum Pfarrhaus. Ich kann mich genau noch daran erinnern, es war so nach dem Mittagessen.
Und dann wurde es spannend, weil mein Vater einfach nicht mehr zurückkam.
Jedenfalls nicht zur vorher angedachten Zeit. Stunde um Stunde verging, meine Mutter wurde immer verzweifelter. Wahrscheinlich prügelten sich die beiden schon.
Na,ja, so gegen 10 am Abend kam mein Vater zurück, sagte, er habe schon beim Pfarrer gegessen und das wars.
Am nächsten Tag erzählte dann die ganze Geschichte.
Der Pfarrer und der Dissident haben sich prächtig verstanden, theologische Diskussionen geführt, leider abbrechen müssen.
Er zolle dem Herrn Pfarrer höchsten Respekt wegen seiner gradlinigen Vergangenheit.
Außerdem haber der Pfarrer ihm ein kleines Geschenk mitgegeben, was sonst niemand bekommt.
Ein Bild mit seinem besten, er sagte einzigen, Freund.
Eine Rarität (natürlich von Majer-Finkes).
Ich glaube, ich darf es hier veröffentlichen, es gehört ja jetzt mir.
Nachdem hier Pfarrer Hohn als Thema erschien, habe ich so lange in Schuhkartons gesucht, bis ich es letzten Freitag gefunden haben.

Vielleicht melden sich ja mal ein paar alte Hohn-Kenner.
Gruß Männlein
Der Patriarch der Hl. Familie. Meßdiener während seiner Amtszeit könnten bestimmt einiges über ihn berichten.
Mich hat Pfarrer Hohn 1961 zur Erstkommunion geführt.
Wir Kinder haben ihn wegen seiner unnachgiebigen Strenge gefürchtet. Wir hatten wirklich Angst vor ihm, obwohl er manchmal ein wenig seine wohl doch vorhandene Güte und auch Liebe zu Kindern durchscheinen ließ.
Wir hatten natürlich überhaupt keinen Schimmer von seiner "aufrechten" Vergangenheit, hätten es auch kaum richtig einordnen können.
Es muß aber was dran gewesen sein.
2 Sachen muß ich mal erzählen.
Katholiken kennen die unglaublichen Nöte der Kinder beim Beichten. Und das wird auch noch ziemlich oft vor der Erstkommunion geübt.
Man muß also in jenen berühmten Beichtstuhl , um dann seine Sünden dem Priester zu erzählen.
Dazu gehört vorab eine sog. Gewissenserforschung, d.h. man denkt verzweiflt darüber nach, was man denn so verbrochen haben könnte.
Für 10-jährige nicht ganz einfach, man hat sich dann aber schon was zusammengebastelt und auf seinen Beichtzettel geschrieben, die kleinen Sünden zuerst, die großen zuletzt, es ging also immer um kleine Diebereien, schlechte Gedanken z.B. anderen Böses wünschen. Für anderen Schlechtigkeiten war man zu jung.
Blöd war nur, wenn man den Zettel irgendwo vergaß und ihn ein anderer fand, das war oft peinlich.
Also, ich habe genascht kam zuerst, dann diese und jenes, geklaut und gelogen zum Schluß.
Ganz einfach weil nach 3-4 Sünden der Beichtvater unterbrach "ja, das reicht, 3 Vaterunser, ego te absolvo" und das war`s.
Nur bei Pfarrer Hohn eben nicht!
Der saß mit einem Taschentuch vorm Mund (Hygiene, die anderen waren durch Cellopfan im Gitter geschützt) in seiner Hütte und hörte bis zum Ende zu.
Er stellte sogar Zwischenfragen.
Kurz und gut: Wir hatten drei Beichtstühle, 2 Vikare und den Pfarrer und waren ca. 100 Kommunionkinder.
60 beim 1. Vikar, 40 beim 2. und keiner beim Pfarrer. Das dauerte keine 2 Minuten, da kam der Pfarrer raus und verteilte neu. 50 zu ihm, der Rest durfte sich verteilen.
Grausam war das. Heute gäbe es wahrscheinlich mehr Elternitiativen als Kommunionkinder um solchen Angstritualen ein Ende zu bereiten.
Damals haben wir Kinder halt ein paar Nächte kaum geschlafen, bzw. schlecht geträumt. Das war`s, da musste man durch. So geht`s den Sündern.
Also, zu Pfarrer Hohn ging ich nie freiwillig.
Die katholische Erziehung lag in den Händen meiner Mutter, mein Vater war evangelischer Dissident seit seinem 14. Lebensjahr.
Schlimm für meine Mutter.
Nicht nur, dass er seine Gesinnung überall rausposaunte, nein, er sah auch nicht ein, dass der einzige Familientag (Samstag war damals noch Arbeitstag), der Sonntag, durch den Kirchgehzwang zerrissen wurde.
Für mich zählte allerdings nur die Anordung vom Pfarrer Hohn. Ich hätte mich nie getraut, die sonntägliche Kindermesse zu versäumen.
So, jetzt kommt`s!
Pfarrer Hohn bat alle Eltern, bzw. Elternteile, meist Väter, weil die Mütter damals nicht so richtig zählten zu einem privaten, persönlichen Gespräch unet 4 Augen.
Mein Vater freute sich schon Tage vorher diebisch darauf, meiner Mutter ging`s immer schlechter. Sie befürchtete schreckliche Streitereien, vielleicht sogar den Ausschluß aus der Kirche.
Irgendwann kam der Tag und mein Vater stürmte zum Pfarrhaus. Ich kann mich genau noch daran erinnern, es war so nach dem Mittagessen.
Und dann wurde es spannend, weil mein Vater einfach nicht mehr zurückkam.
Jedenfalls nicht zur vorher angedachten Zeit. Stunde um Stunde verging, meine Mutter wurde immer verzweifelter. Wahrscheinlich prügelten sich die beiden schon.
Na,ja, so gegen 10 am Abend kam mein Vater zurück, sagte, er habe schon beim Pfarrer gegessen und das wars.
Am nächsten Tag erzählte dann die ganze Geschichte.
Der Pfarrer und der Dissident haben sich prächtig verstanden, theologische Diskussionen geführt, leider abbrechen müssen.
Er zolle dem Herrn Pfarrer höchsten Respekt wegen seiner gradlinigen Vergangenheit.
Außerdem haber der Pfarrer ihm ein kleines Geschenk mitgegeben, was sonst niemand bekommt.
Ein Bild mit seinem besten, er sagte einzigen, Freund.
Eine Rarität (natürlich von Majer-Finkes).
Ich glaube, ich darf es hier veröffentlichen, es gehört ja jetzt mir.
Nachdem hier Pfarrer Hohn als Thema erschien, habe ich so lange in Schuhkartons gesucht, bis ich es letzten Freitag gefunden haben.

Vielleicht melden sich ja mal ein paar alte Hohn-Kenner.
Gruß Männlein
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Schöner, ehrlicher Bericht, solche Probleme haben die Kinder heute wohl nicht mehr!!!
Da ist wieder dieser Widerspruch ... dieses schreckliche Bild mit Schäferhund und der Mensch, der ganz anders war... und dann doch Angst und Schrecken verbreitet hat. Im Dienste einer höheren Sache. Leben ist kompliziert...
Da ist wieder dieser Widerspruch ... dieses schreckliche Bild mit Schäferhund und der Mensch, der ganz anders war... und dann doch Angst und Schrecken verbreitet hat. Im Dienste einer höheren Sache. Leben ist kompliziert...

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- Detlef Aghte
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Dieses Bild ist nicht schrecklich!Heinz hat geschrieben:Schöner, ehrlicher Bericht, solche Probleme haben die Kinder heute wohl nicht mehr!!!
Da ist wieder dieser Widerspruch ... dieses schreckliche Bild mit Schäferhund und der Mensch, der ganz anders war... und dann doch Angst und Schrecken verbreitet hat. Im Dienste einer höheren Sache. Leben ist kompliziert...
Das liegt wohl eher an deinen Assoziationen!

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Was hab ich da bloß angezettelt.
Man sollte 2 Dinge beachten:
1. das Foto ist fast 50 Jahre alt, damals wurde Vieles völlig anders bewertet als heute...
2. ein Profifotograf ist hochprozentig für die Wirkung seines "Werkes" verantwortlich. Vielleicht hat der Fotograf den Pfarrer nur so dargestellt wie er ihn gesehen hat oder sehen wollte.
Wenn so ein Koloß mit Schäferhund gnadenlos Nazis abblitzen läßt, finde ich das allerdings wiederum ganz in Ordnung.
Gruß Männlein
Man sollte 2 Dinge beachten:
1. das Foto ist fast 50 Jahre alt, damals wurde Vieles völlig anders bewertet als heute...
2. ein Profifotograf ist hochprozentig für die Wirkung seines "Werkes" verantwortlich. Vielleicht hat der Fotograf den Pfarrer nur so dargestellt wie er ihn gesehen hat oder sehen wollte.
Wenn so ein Koloß mit Schäferhund gnadenlos Nazis abblitzen läßt, finde ich das allerdings wiederum ganz in Ordnung.
Gruß Männlein