2. Brief, Jürgen Kramer: Her mit den Visionen!

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rabe489
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2. Brief, Jürgen Kramer: Her mit den Visionen!

Beitrag von rabe489 »

HER MIT DEN VISIONEN!

Gelsenkirchen – eine Arbeiterstadt. Kann das noch stimmen, nicht nur angesichts der hohen Arbeitslosigkeit? Ich selbst stamme noch aus einer Bergarbeiterfamilie. – Das passte natürlich in diese Stadt.
Katapultierte mich mein akademisches Studium ins Aussenseiterische, ins Stadtfremde? Meinem Vater schien es so, mir nicht.

Nein, Kultur und Kunst müssen auch in dieser Stadt – und gerade hier – ihren Ort haben. Aber nicht irgendeine, von oben oktroyierte Kultur und Kunst – ich denke mit einem Lächeln an den Kinetik-Sammlungsschwerpunkt des Museums u. ä.
Trotz einer Vielfalt des kulturellen Angebotes in Gelsenkirchen, geht es nur mir so, diese unbestimmte Empfindung von Unbehagen am Status quo?

Das Leben nicht nur in dieser Stadt ist ein Leben in und mit der Krise.
Kultur – wie der ganze Mensch lebt – darf nicht bei der Abbildung dieser Krise stehenbleiben. So bewegt sich nichts.

In der Entwicklung der „Neuen Welle“ Anfang der 80er Jahre, schrieb ich einmal: „Gelsenkirchen ist der Mittelpunkt der Welt“. War das nur ein Gag oder wie ist das gemeint. Diese Aussage basiert auf ein Lebensgefühl und ein Gespür dafür, dass sich in Gelsenkirchen, die globalen Probleme im Detail zuspitzen. Es sind die Probleme der entwickelten Industrienationen – die These ist, dass dieses Stadium weltweit jede Region durchlaufen wird.

Die feudalen Systeme werden verschwinden und einem planetarischen System des Arbeiters platzmachen.
Allerdings zeigt sich am Ort, dass das auf einen Arbeiter ohne Arbeit zusteuert. Man kann es als Fluch oder auch als Verheißung begreifen und zwar als Verheißung dann, wenn es gelingt das Regelwerk einzustellen auf eine Umlegung der für den Menschen gewonnenen Zeit. Das bedeutet aber, nicht nur den Arbeitsbegriff zu verwandeln, sondern auch den besonders durch die Medien forcierten Freizeitbegriff zu revolutionieren.

Die Kultur, die dieser Stadt weitgehend fehlt, ist eine Kultur, die diesen Gegensatz von Arbeit und Freizeit aufzuheben sich anschickt. Das bedeutet für eine Vision zu arbeiten, in der der Mensch wesentlich als Schöpfer und Gestalter tätig ist. Eine Kunst und Kultur am Ort muß her, die den Menschen Visionen gibt. Nicht nur Analysen, Kritiken und Zustandsbeschreibungen, wo sind die großen und kleinen Visionen in dieser Stadtkultur?

Wo ist die Kunst, an der sich die Menschen – auch seelisch – festhalten können? Wo sind die Aussichten auf und Fantasien von einem Leben, das sich zu Leben lohnt? Die Erde ist kein „Jammertal“, Gelsenkirchen auch nicht. Wenn der allgemeinen Verwüstung und Versteppung Einhalt geboten werden soll, ist ein Gesinnungswandel notwendig.

Auf eine lebenswerte Zukunft hin, auf den Reichtum des Menschen, mit all seinen Talenten, auf des Menschen Leib und Seele, mit Vernunft und Herz ausgestattet sich zu besinnen, das ist eine Kultur der Zukunft. Denken wir ganzheitlich und visionär, denken wir heiter und positiv, denken wir vorwärts.

Und machen was draus.

Jürgen Kramer
Zuletzt geändert von rabe489 am 04.02.2007, 16:50, insgesamt 2-mal geändert.

Gast
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Visionen

Beitrag von Gast »

Gut gebrüllt, Löwe oder auch Rabe.
Helmut Schmidt steht sicherlich immer noch für den größten Teil der Politiker, wenn er sagt: "Wenn ich Visionen haben, gehe ich zum Arzt".

martin rolke
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Beitrag von martin rolke »

ich bin täglich auf der Straße kann nur im umfeld brüllen und tun versuche aufrecht zu bleiben mit ein paar kartoffeln

Heinz
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Kreativ sein Kreativ sein Kreativ sein Kreativ sein Kreativ

Beitrag von Heinz »

Lieber Jürgen,
wer mag dir nicht zustimmen, wenn du neue Visionen forderst, noch dazu so schöne, wie "lebenswerte Zukunft" in Heiterkeit positiv vorwärts gedacht.

Gleichwohl vermisse ich in deinen Anmerkungen eine lebendige Ausgestaltung dieses Begriffes.

Und dort wo du konkret wirst, schaudert es mich: "Das bedeutet für eine Vision zu arbeiten, in der der Mensch wesentlich als Schöpfer und Gestalter tätig ist".

Warum dieses gebären müssen, dieses gestalten wollen, dieses verändern, formen?

Warum nicht einfach kontemplativ sein?
Lassen?

Was ist mit Menschen, die ihre Erfüllung nicht in diesem Zwangs-Kreativismus (bitte nicht mit Kreationisten verwechseln) suchen?
Die statt zu gestalten, sich in die Umgebung einschmiegen?

Fallen die aus deinen Visionen heraus?

pito
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Re: Kreativ sein Kreativ sein Kreativ sein Kreativ sein Krea

Beitrag von pito »

Heinz hat geschrieben:"Das bedeutet für eine Vision zu arbeiten, in der der Mensch wesentlich als Schöpfer und Gestalter tätig ist". Warum dieses gebären müssen, dieses gestalten wollen, dieses verändern, formen? Warum nicht einfach kontemplativ sein? Lassen?
Wo siehst du einen Unterschied zwischen Schaffen und Kontemplation? Das eine ist ohne das andere gar nicht möglich. Nur wer kontemplativ sein kann wird auch schöpferische, gestalterische Gedanken haben. Die von rabe geforderte Neudefinition der Begriffe Arbeit und Freizeit bedeutet im Grunde, dass beides ineinanderfließt, gleich wird.

Ich kann vor mir sagen, dass ich mich, immer dann, wenn ich konzentriert und mit Lust an etwas "arbeite", wenn ich also ganz diese Sache bin, in jenem Überzustand befinde, in dem eine Unterscheidung von Arbeit und Freizeit völlig irrelevant wird. Es ist schlicht Lebenszeit.

Im Gunde sind "Arbeitszeit" und "Freizeit" Erfindungen der industriellen Moderne, überlieferte Rhythmen, die an gewisse Moralvorstellungen gekoppelt ("Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.") unser Leben bestimmen. Kennen Kinder eine solche Unterscheidung? Oder die Menschen der Naturvölker?

Wir müssen neu lernen (und vielen fällt das verdammt schwer), unseren eigenen persönlichen Rhythmus zu spüren und uns von ihm leiten zu lassen. Maßgaben dabei sind lediglich Tag und Nacht, Hunger und Sattsein, Interesse und Langeweile.

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Fuchs
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Beitrag von Fuchs »

@pito:
Gut gesagt!

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Zuerst zu Heinz:
Ich zünde mir mal eine Zigarette an...---
Ich meine keinesfalls, dass ein jeder irgendwie künstlerisch sein sollte. Der Mensch, der spielt, ist wesentlich schöpferisch tätig, was heißt, in einem bestimmten Kreis von Regeln - die zum Spiel gehören -sich als eine Kraft einzubringen, sich selbst dort wiederzufinden, zu sich selbst kommen in der Gemeinschaft der Mitspieler. Wir benötigen eine Vision für das eigene Ich und die Fragen sind nicht sinnlos: Woher komme ich - wer bin ich - wohin gehe ich? Die - heitere/ positive - Dimension der Visionen, die ich meine, sind eine Erkenntnis des Einzelnen von sich selbst und wie er auf sinnvolle und zukunftsträchtige Weise mit anderen zusammen ist (lebt).

Die Zigarette ist aufgeraucht: ich spreche vom Paradies auf Erden. Habt Ihr denn diese Utopie aufgegeben?

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Zu pito:
Hab ich nichts hinzuzufügen. Ein Leben - und Arbeitszustand, nicht nur der uns befriedigt, sondern der uns auch glücklich macht: GLÜCK FÜR ALLE! Na, ist das nichts?

pito
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Beitrag von pito »

rabe489 hat geschrieben:GLÜCK FÜR ALLE! Na, ist das nichts?
Das ist tatsächlich nahe am Nichts. Auch die Möglichkeit zum gelegentlichen Traurigsein muss gegeben sein. Glück als vollständige Erfahrung.

:cry: :lol: :twisted: :D

Heinz
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Rauchend im Paradies

Beitrag von Heinz »

pito hat geschrieben:Das ist tatsächlich nahe am Nichts. Auch die Möglichkeit zum gelegentlichen Traurigsein muss gegeben sein. Glück als vollständige Erfahrung.
Ob damit die Frage nach dem Paradies auf Erden allumfassend und endgültig geklärt ist? 8)
rabe489 hat geschrieben: Wir benötigen eine Vision für das eigene Ich und die Fragen sind nicht sinnlos: Woher komme ich - wer bin ich - wohin gehe ich? Die - heitere/ positive - Dimension der Visionen, die ich meine, sind eine Erkenntnis des Einzelnen von sich selbst und wie er auf sinnvolle und zukunftsträchtige Weise mit anderen zusammen ist (lebt).
Heitere und positive Dimensionen der Sinnfragen für mich und andere zu entdecken will ich gerne. :idee:

Um nicht bei Null anzufangen, was empfiehlt mir der rauchende Rabe?
Im philosophischen Gehege zu wildern? Wenn ja - wo?

Monotheistische Schriftreligionen zur Vertiefung heranziehen? :buch:

Asiatische Weisheiten? :ohm:

Und wie praxistauglich und lebensnah wären ausgelotete Fragen oder auch die Antworten, bei den sich abzeichnenden kommenden großen Konflikten im Gelsenkirchener Lebens-Alltag?

Meine Frage nach den Inhalten der Visionen ist also imer noch unbeantwortet, ich vermute die Antwort im Eklektizismus... :ka:

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Dietmar
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Her mit den Visionen.

Beitrag von Dietmar »

Hier nur ganz kurz, weil sonst die Kritik an der Arbeitsgesellschaft und ihrem Zwang, sonst zu lang wird.

„Die feudalen Systeme werden verschwinden und einem planetarischen System des Arbeiters platzmachen. Allerdings zeigt sich am Ort, dass das auf einen Arbeiter ohne Arbeit zusteuert. Man kann es als Fluch oder auch als Verheißung begreifen und zwar als Verheißung dann, wenn es gelingt das Regelwerk einzustellen auf eine Umlegung der für den Menschen gewonnenen Zeit. Das bedeutet aber, nicht nur den Arbeitsbegriff zu verwandeln, sondern auch den besonders durch die Medien forcierten Freizeitbegriff zu revolutionieren“, meint Jürgen Kramer.

Paul Lafargue, der Schwiegersohn von Karl Marx, propagierte einst das „Recht auf Faulheit“, das er allen alten (und ich würde hinzufügen neuen) Arbeitsideologen vor die Nase hielt. An vielen Formulierungen kann man sich heute noch erfreuen, wenn er etwa den christlichen Arbeitsideologen entgegenhält: "Jehovah, der bärtige und sauertöpfische Gott, gibt seinen Verehrern das erhabenste Beispiel idealer Faulheit: nach sechs Tagen Arbeit ruht er auf alle Ewigkeit aus.“ Und es ist gerade heute wieder eine klatschende Ohrfeige ins Jammergesicht der olivgrünen Menschenrechts-Linken, wenn er fordert, „die Faulheitsrechte“ auszurufen, „die tausendmal edler und heiliger sind als die schwindsüchtigen Menschenrechte, die von den metaphysischen Advokaten der bürgerlichen Revolution wiedergekäut werden“. (Alle Zitate: Paul Lafargue: „Das Recht auf Faulheit“, 1883)

Die für den Menschen zu „gewinnende Zeit“ bleibt in der Marktwirtschaft kapitalistische Arbeitszeit plus Surplus. Das „Regelwerk einzustellen“, könnte heißen, eine Aufhebungsbewegung der Arbeit und des Arbeitsbegriffs vorzunehmen. Das wäre schon zu weit vorgegriffen, weil es weder „Aufheber“ noch „Regelwerker“ gibt. Der „Arbeitsbegriff“, und damit sein Fetischcharakter muss aus seinem Selbstzweck herausgelöst werden; denn Arbeit ist Knechtstätigkeit.

Arbeit ist selbst an die Stelle Gottes getreten, und insofern sind jetzt alle Menschen „Knechte Gottes“. Alles verwandelt sich: Ware oder nicht, in Ware. Arbeit ist zur Verhaltensstörung der Moderne geworden, sie wird aussterben. Eine Gesellschaft ist durch sie zur allgemeinen Unzurechnungsfähigkeit geworden. Selbst die „Zeit“ ist in ihr zur Diktatur geworden, zu einer abstrakten Diktatur, exekutiert durch den Mechanismus der anonymen Konkurrenz. Die in diese Raumzeit eingesperrte Arbeit, oder abstrakte Tätigkeitsform, musste in der Arbeitsgeschichte erst von den dysfunktionalen Lebenselementen gereinigt werden, um die lineare Fließzeit nicht zu stören.

Arbeit und Zeit, Arbeit und Wohnen, persönliches Leben, Kultur usw. fielen im Laufe der Zeit systematisch auseinander. Die Folgen sind heute augenscheinlich nicht mehr von der Hand zu weisen (Gelsenkirchen, bald eine Stadt ohne Arbeit?). So fällt es kaum noch auf, dass die Arbeitszeit eine unfreie Zeit geworden ist, wo alles nur noch dem einen Ziel dient: Zur Arbeit zu gehen, Geld verdienen und zu konsumieren. Sie ist für die Individuen zum äußerlichen Selbstzweck geworden, bestimmt von der Diktatur der abstrakten, gleichförmigen Zeiteinheiten kapitalistischer Produktionsweise.

Das von Jürgen Kramer skizzierte Bild, gleicht einer rebellischen Sicht, die Respekt abverlangt. Wenn Bewegungen nicht im Rundkurs des Traumas verschwinden sollten, muss die Gedächtniskultur, jeglicher Art für ein Bewusstsein geschärft werden.

„Fehler sind nicht erlaubt. Und doch wahrscheinlich. Das wesentliche Ziel ist Lernzeit für die Zivilisierung. Wer nur ‚Geschichten‘ machen will, fällt hinter diese Definition zurück.“ (Peter Sloterdijk: „Zorn und Zeit“)

Dietmar Kesten

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

@Dietmar
Auch dieser Beitrag gefällt mir und möchte ihn erst einmal in Ruhe wirken lassen

@Heinz
Philosophische Systeme haben ausgedient und repräsentieren nur eine geschlossene Welt, die es nicht gibt. Ob Philosophie überhaupt bis zur Lebenspraxis herunterreicht, bleibt zu bezweifeln. Vielleicht sollte man Hölderlin oder Novalis lesen, ins Dichterische Denken vordringen (Celan!) und
suchen bei den Aphoristikern z. B. oder bei den Aussenseitern. Aber bleiben wir konkret und da muß ich einfach mitteilen, dass ich gerade heute die Schriften von Franz von Baader bekommen habe (Es gibt keinen Zufall) und mein erster Blick fiel auf folgende Stelle:
Du klagst über die Vergänglichkeit und also Eitelkeit all' dieser Lieben, während du das Vergängliche zum Unvergänglichen hättest machen können und sollen, indem du es zeitfrei machtest, anstatt umgekehrt gleichsam die Zeit damit zu füttern (124)

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pito
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Beitrag von pito »

Sogar der hat was dazu gesagt:
  • Seht die Vögel im Himmel an! Sie säen nicht und ernten nicht und sammeln nicht in ihren Schäunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer aber von euch kann durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzusetzen?

    Jesus

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Dietmar
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Her mit den Visionen: Jürgen Kramer.

Beitrag von Dietmar »

„Her mit den Visionen“: Jürgen Kramer.

Gegen Waren- und Geldreichtum. Zwar ist Reichtum nichts Obszönes, aber der Reichtum der Warenproduktion ist ein erstickender Überfluss an Waren, die später in Mülleimer gestopft werden.

„Vision“ wäre: Sie abzukoppeln von der gesellschaftlichen Totalität.
„Die Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen... Überfluss produziert und zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt.“ (Herbert Marcuse)

„Vision“ wäre: Eine Vielzahl von Bedürfnissen (auch vermehrt kulturelle) zu entwickeln, die auf „Befreiung“ von Beschränkung und Mangel (Armut) abzielen.

Doch ein „Stolperstein“, von denen es auch in Gelsenkirchen viele gibt, wäre, wo er eine Diskrepanz aufmacht und mit dem Elend der Vielen einhergeht.

„Vision“ wäre: Nicht mit dem Geld aufzusteigen, sondern mit ihm abzurechnen.

„Vision“ wäre: Die ökonomischen Auswüchse zu thematisieren, die kannibalistische Konkurrenz. Und sich neue Nischen zu schaffen, die im Zorn errichtet werden; denn die Welt ist eine Ware, so banal das klingen mag.

Das Getriebensein der Subjekte kann nicht immer nur der Apathie und der Aggression folgen. Sonst besteht die Gefahr eines „molekularen Bürgerkriegs“ (Hans-Magnus Enzensberger).

„Vision“ wäre, was aber auch „Stolperstein“ sein könnte: Eine wirkliche Perspektive ohne Obszönität via Reichtum zu entwickeln, auf dass die derzeitige Grenze des begehbaren Horizonts nicht (mehr) hingenommen wird. Allerdings darf man dabei nicht unter die Räder kommen. Sonst wird man überfahren.

Gegen den „Stolperstein“ und der hier problematisierten Obszönität schrieb Christoph Columbus 1503 aus Jamaika:

„Gold ist ein wunderbares Ding. Wer dasselbe besitzt, ist Herr von allem, was er wünscht. Durch Gold kann man sogar Seelen ins Paradies gelangen lassen.“

Dietmar Kesten

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Verwaltung
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Übertrag aus einem anderen Themenstrang

Beitrag von Verwaltung »

Übertrag aus dem Themenstrang "Den Geist öffnen"
rmenne hat geschrieben:Der Vergänglichkeit einer solchen Stadt, nur wegen Kohle gegründet, bald am Ende (in 100 Jahren verringert sich die BRD-Bevölkerung auf 1/4, hier leben dann vielleicht nur noch die, denen irgendeine Agentur für Arbeit den Wegzug verbietet, und die, die sich zB teure persönliche Verschmutzungsrechte - ein zukünftiges siedlungspolitisches Steuerungsinstrument - in einer komfortablen Großstadt mit freundlicher Verwaltung nicht leisten können), angemessen: ein Wäldchen auf dem Areal des HSH, darin eine kleine Bühne für das lokale Kulturereignis, die planerische Option auf Baustopp bei allen angrenzenden Grundstücken und allmähliche Ausweitung des Wäldchens bei Leerstand und Verfall.

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