Christuskirche

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blaumann
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Beitrag von blaumann »

hab ja nun, ach, mehr oder minder freiwillig, in der Bibel und anderswo von Nazareth so manches gelesen. Jetzt steh ich hier, nicht im Tor und nicht dahinter, und frage mich: Was ist so Schlimmes daran? :schauen:

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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

Schade, ich habe die Ausstellung zu spät entdeckt und wäre gerne hingegangen.
Ich finde es sehr spannend, in die Gedankenwelt unserer Urgroßväter Einblicke zu erhalten. Manchmal erklärt sich daraus die eigene Familiengeschichte und so manche typische Verhaltensmuster in der eigenen Familie werden entlarvt.

@Benjamin Bork:
Wird die Ausstellung noch einmal zu sehen sein?
Kirchenkreis hat geschrieben:Oberstufe der EGG fand Einzelheiten über Soldatenschicksale heraus
Wer waren diese Männer?


GELSENKIRCHEN – In der Bismarcker Christuskirche sind auf marmornen Gedenktafeln unter den Gemälden von Rudolf Schäfer die Namen von 269 Gefallenen des ersten Weltkriegs verzeichnet. 269 Bismarcker Evangelische, die in den Krieg zogen und nie mehr zurückkamen.

Wer waren diese Männer, aus welchen Familien, aus welchen Gesellschaftsschichten stammten sie? Mit welchen Gedanken und Gefühlen zogen sie in den zermürbenden Völkerkrieg? Wie veränderte sich die anfängliche Kriegsbegeisterung und Heldentod-Schwärmerei in ihrem Denken angesichts der Realität des sinnlosen anonymen Sterbens in den Schützengräben?

Ausgehend von diesen Fragen forschte der Historiker Benjamin Bork, Schriftführer des Fördervereins der Christuskirche, um wenigstens zu einigen der Namen Hintergrundinformationen aufzudecken. Unterstützung erhielt er dabei von Schülern der Oberstufe der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen, die sich unter der Leitung von Dr. Martin Weyer-von Schoultz zu einer Arbeitsgruppe zusammenschlossen. Durch gezieltes Suchen im Stadtarchiv und den Kirchenbüchern der Evangelischen Kirchengemeinde Bismarck sowie durch Kontakt zu noch lebenden Nachfahren konnten in mehreren Fällen interessante Erkenntnisse gewonnen werden.

Die Ergebnisse dieser Recherchen präsentiert der Förderverein der Christuskirche in einer Ausstellung, „Helden oder Opfer?“. Gezeigt werden Fotografien und persönliche Gegenstände der Gefallenen, ergänzt durch Informationen zu Berufen, familiären Hintergründen und gesellschaftlichem Umfeld. Eine allgemeine Darstellung der ideologischen Hintergründe rundet die Ausstellung ab. Thematisiert werden Aspekte wie Kaiserkult, Militarismus und Hurrapatriotismus am Vorabend des ersten Weltkriegs. In diesem Rahmen wird auch auf die Einstellung der evangelischen Kirche des Kaiserreiches zum Krieg und die Vorstellung einer göttlichen Erwählung des deutschen Volkes kritisch eingegangen. KB

Die Ausstellung „Helden oder Opfer?“ ist noch zu sehen an den nächsten beiden Samstagen, 22. und 29. September, und Sonntagen, 23. und 30. September, jeweils von 15 bis 17 Uhr in der Christuskirche, Trinenkamp 44 in Gelsenkirchen-Bismarck.

http://www.kirchegelsenkirchen.de/htdoc ... 0ea6ce9a64
Noch ne "biblische" Anmerkung zu der kleinen Auseinandersetzung (ist zu meinem Motto geworden für Beiträge in diesem Forum :wink: ):

"Ein kluger Mensch möchte sein Wissen vergrößern, darum läuft er mit offenen Augen und Ohren durch die Welt."
Sprüche 18,15

"Brich keinen Streit vom Zaun mit einem, der dir nichts getan hat."
Sprüche 3,30 :D

Benjamin Bork
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Der Elefant im Porzellanladen

Beitrag von Benjamin Bork »

Da ich nun doch in die Rechtfertigungs - Ecke gedrängt wurde, möchte ich entgegen meinem Vorhaben nochmals das Wort ergreifen und zwei Dinge klarstellen:

1.
Es war nicht meine Absicht, irgendjemanden zu beleidigen. Der Ausdruck "besserwisserische Spitzfindigkeiten" ist nicht als persönliche Kränkung oder Diskreditierung der Meinung Herrn Motteks (oder wie immer er auch wirklich heißt) aufzufassen, sondern lediglich als Kritik an seiner Äußerung, die keinerlei inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Ausstelllung erkennen läßt. Vielleicht irre ich mich ja und er hat die Ausstellung doch angeschaut. Wenn ja, dann merkt man das seinen Aussagen aber nicht an. Er hätte z. B. kritisieren können, daß die Ausstellung (vorausgesetzt, er war wirklich da) seiner Meinung nach inhaltlich generell zu wenig auf den Aspekt der Täterschaft eingegangen ist und daß man in Übereinstimmung damit auch den Titel hätte modifizieren müssen. Hier hätte hätte man dann diskutieren können, ob dieser Eindruck wirklich richtig ist und warum er diesen gewonnen haben könnte, aber an der Meinungsäußerung als solcher wäre weder von meiner noch von sonst irgendeiner Seite etwas auszusetzen gewesen. So, wie es formuliert wurde, wirkt das Statement aber unbegründet und daher wirklich etwas besserwisserisch; und spitzfindig deshalb, weil es sich (zumindest scheinbar) ohne inhaltliche Bezüge an Begrifflichkeiten festbeißt.
Auch meine Aussage zum Niveau war nicht beleidigend gemeint, denn ich habe dieses nicht als schlecht oder niedrig, sondern als befremdlich bezeichnet. Befremdet haben mich der nicht erkennbare Zusammenhang der Diskussion, das fehlende Eingehen auf die Inhalte der diskutierten Ausstellung und eine gewisse Sprunghaftigkeit, die sich in plötzlichen Themenwechseln (z. B. Frage nach dem Kirchcafé) äußert. Wenn diese Dinge hier Usus sind und alle Teilnehmer das so gewohnt sind, dann ist dieses Befremden nichts weiter als der rein subjektive Eindruck eines Außenstehenden, der folglich keine wirkliche Negativwertung beinhaltet.
Als ich diese Plattform über Google fand und merkte, daß es möglich ist, auf das hier Gesagte zu antworten, ohne sich anmelden und einen Account einrichten zu müssen, dachte ich, daß dies eine relativ offene Angelegenheit ist, bei der jeder ohne großartige Einschränkungen seine Meinung sagen kann, so daß ich es auch für legitim hielt, mein Statement bewußt ein wenig polemisch zu formulieren, um ihm eine gewisse Würze zu verleihen, wie man es etwa bei einem Leserbrief oder einem kritischen Zeitungskommentar machen würde. So erklärt sich die "aggressive Schreibweise". Nun merke ich, daß es hier scheinbar doch etwas familiärer zugeht und gewisse ungeschriebene Spielregeln herrschen, gegen die ich unwissentlich verstoßen habe, so daß mein Auftreten wie das des sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen wirkt. Falls sich also wirklich jemand beleidigt fühlt, geschah dies ohne Vorsatz und ich bitte, meine aufrichtig gemeinte Entschuldigung anzunehmen.
Da es hier bibelfeste Menschen gibt, habe ich auch für mein Verhalten ein passendes Zitat auf Lager:
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Lukas 23, 34

2.
Mein "Rückzug" ist weder auf Feigheit noch auf "Angstbeißen" zurückzuführen. Wie schon richtig bemerkt wurde, bin ich hier "nicht zuhause" und verfüge auch nicht über "Forums - Erfahrung". Als ich diese Seite zufällig las und dann sah, daß eine Antwort für Außenstehende möglich ist, war meine einzige Absicht, die Sache mit den Bänken richtigzustellen und den Titel der Ausstellung zu verteidigen. Ich war der Ansicht, daß ich als Organisator der Ausstellung eine gewisse Berechtigung dazu habe. Dies habe ich beides getan und mehr wollte ich von Anfang an nicht. Eigentlich wollte ich noch nicht einmal mehr den zweiten Beitrag schreiben und habe dies nur getan, weil ich das Gefühl hatte, mich verteidigen und/oder rechtfertigen zu müssen.
Die Aufforderungen, mehr zu erzählen, waren ohne Frage sicher gut gemeint (ob man davon wechselseitig profitieren könnte oder nicht, will ich hier einfach mal offenlassen) und ich würdige sie als wohlmeinende Integrationsversuche. Aber ich möchte mich diesem Integrationsversuch lieber entziehen, was ausdrücklich nichts mit einem von Ihnen oder mit einer beleidigten Haltung meinerseits zu tun hat. Betrachten Sie mich einfach als jemanden, der zufällig vorbeikam und ein Gespräch mit angehört hat, der zu dem Gesprächsthema ein, zwei Sachen loswerden wollte, weil er eine persönliche Beziehung dazu hat und der nun einfach weitergeht und die Gesprächspartner wieder sich selbst überläßt.

Ich danke der Person mit dem Pseudonym "Ego - Uecke" für das teilweise entgegengebrachte Verständnis und dem Menschen hinter dem Codenamen "Emscherbruch" für das Interesse. Um Ihre Frage zu beantworten: Die Ausstellung wird wahrscheinlich für eine gewisse Zeit in der Evangelischen Gesamtschule (Laarstraße 41) gezeigt werden, ein genauer Termin steht aber noch nicht fest. Auch ist noch ungeklärt, ob sie dann nur den Lehrkräften mit ihren Schülern zugänglich sein wird, oder ob es realisierbar ist, sie auch zu gewissen Terminen der Öffentlichkeit zu zeigen (dies würde Aufsichtspersonen erfordern), was ich persönlich wünschenswert fände. Da von mehreren Seiten signalisiert wurde, daß die Ausstelllung Potential zu einer Wanderausstellung hat, ist es möglich, daß langfristig auch andere Stellen (evtl. die Gesamtschule Berger Feld, die seit längerem ein Friedensprojekt zum Thema 1. Weltkrieg betreibt) Interesse haben, sie in ihren Räumlichkeiten zu präsentieren, aber das ist alles erstmal noch Zukunftsmusik.
Schönes Wochenende!

pfand
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........laden

Beitrag von pfand »

.......als jemanden, der zufällig vorbeikam und ein Gespräch mit angehört hat, der zu dem Gesprächsthema ein, zwei Sachen loswerden wollte, weil er eine persönliche Beziehung dazu hat und der nun einfach weitergeht und die Gesprächspartner wieder sich selbst überläßt.
wow!....jaaa!!!....echt!!!....neeh!!!.....hutab alter!!
geil!geil!geil..!!!...
...bisse schon wech??....nöö..ne?......ach..!?!...
...schade!!.echt eh!!......nukomm?!..hmm??
.....watt gäb ich nich für so schreiben können!!...insgesamt soo..!!
.........mein ich ganz ehrlich!!......manmanman!!

joo....boh.. eh!...das habter jetz von......ihr....ihnorantenpack....
echteh.....von chistuskirche inne teufelsküche!!...sag ich euch.....
neecht.....macht langsam ken spass mehr!!...hier so!!!
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Lukas 23, 34
lucky

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Emscherbruch
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Re: ........laden

Beitrag von Emscherbruch »

pfand hat geschrieben:wow!....jaaa!!!....echt!!!....neeh!!!.....hutab alter!!
geil!geil!geil..!!!...
...bisse schon wech??....nöö..ne?......ach..!?!...
...schade!!.echt eh!!......nukomm?!..hmm??
.....watt gäb ich nich für so schreiben können!!...insgesamt soo..!!
.........mein ich ganz ehrlich!!......manmanman!!

joo....boh.. eh!...das habter jetz von......ihr....ihnorantenpack....
echteh.....von chistuskirche inne teufelsküche!!...sag ich euch.....
neecht.....macht langsam ken spass mehr!!...hier so!!!
@pfand
Was soll das denn sein? Erklär mal!
... aber nimm dabei die Faust aus dem Mund, sonst versteht man dich nicht!

pfand
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Re: ........laden

Beitrag von pfand »

Emscherbruch hat geschrieben:@pfand
Was soll das denn sein? Erklär mal!
... aber nimm dabei die Faust aus dem Mund, sonst versteht man dich nicht!
nu....kommt bei mir so
un ..kann echt nix für
höö....wenn man mich lässt..:lol:

da wir uns nich sehn könn
aber ich mich doch
vermut die faust bei dir
wo... kann nich genau sagen 8)

aber damit ich bescheid weiss
schreib ma deine daten
ich machs dann passend...für dich :wink:

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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

:frown:

pfand
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...

Beitrag von pfand »

:xmas_razz: :xmas_razz: :xmas_razz:

pfand
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Re: ...

Beitrag von pfand »

:crazy: ?... :( .. ? ...verliers aber schnell die haare..haha!!

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zuzu
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Friedensprojekt

Beitrag von zuzu »

Benjamin Bork hat in einem seiner Beiträge das Friedensprojekt an der Gesamtschule Berger Feld erwähnt. Hier ist ein Bericht darüber und ich kann nur das alles bestätigen. Ich war einmal dabei und war sehr beeindruckt, auch vom Verhalten der Schülerinnen und Schüler und ich bin sicher, dass es für sie sehr prägend war.

Informationen zum Ypernprojekt
der
Gesamtschule Berger Feld



Das Ypernprojekt zum 1. Weltkrieg kann auf eine inzwischen neunjährige Tradition zurückblicken und es ist bereits fest in unserem Schulprogramm und auch im Bewusstsein derjenigen SchülerInnen verankert, die in den letzten Jahren daran teilgenommen haben.

Die vielleicht wichtigste Frage ist, warum sich SchülerInnen überhaupt so sehr mit einem Thema ausein-andersetzen sollen, nämlich dem ersten Weltkrieg, über das bei uns in Deutschland kaum noch jemand spricht und das für sie (und auch für die meisten ihrer LehrerInnen) vermutlich so weit weg ist wie das Mittelalter?

Die Antwort gibt die Erfahrung der letzten Jahre: Die Schüler machen durch das Projekt Erfahrungen und sammeln Eindrücke, die weder die Lektüre von Texten noch die Vorträge von Lehrern vermitteln können.

Darüber hinaus greift das Projekt die geschichtliche Notwendigkeit auf, aus einer in Teilen schrecklich kriegerischen Vergangenheit zu lernen und einen klei-nen Beitrag zum Zusammenwachsen Europas zu lei-sten.

Außerdem kann es ganz unmittelbar das Gefühl für die Notwendigkeit der Beherrschung einer Fremdsprache für die Verständigung mit zunächst fremden Menschen vor Augen führen sowie ihre Fähigkeit weiter fördern, eigenständig an selbst gewählten Themen zu arbeiten.

Und obschon das Projekt immer weiterentwickelt wird, haben sich doch schon inzwischen drei Säulen herauskristallisiert, die es ganz wesentlich tragen:

1 Die Fahrt mit den SchülerInnen des 12. Jahrganges ins belgische Ypern zur Teilnahme an den dortigen Gedenkveranstaltungen zum 1. Weltkrieg
2 Die Begegnung mit den Menschen dort, insbesondere mit den SchülerInnen unserer Partner- schule vor Ort
3 Das gemeinsame Auswählen, Erarbeiten, Präsentieren und Evaluieren von Projekten, die sich auf ganz vielfältige Weise mit dem 1. Weltkrieg beschäftigen. Dieser Teil des Projektes wird im Ge- schichtsunterricht geleistet und durch drei begleitende Workshops unterstützt.

Ähnlich wichtig wie der Besuch in Ypern ist also die vor- bzw. nachbereitende Arbeit in der Schule in Form von Projekten.
Die Schüler arbeiten dabei in Gruppen an selbst gewählten Themen, die alle Bezüge zum 1. Weltkrieg haben. Es bilden sich Teams von jeweils drei bis vier SchülerInnen, die sich ihr konkretes Thema selbst wählen, es sich eigenständig erarbeiten und innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens in geeigneter Form präsentieren.
Nach der Präsentation der Projekte werden die Projekte besprochen und bewertet.

Bis 2004 war das Ypernprojekt ein fächerübergreifendes Projekt, denn die Schüler verknüpften in ihrer Projektarbeit immer zwei Fächer, z.B. Geschichte und Englisch oder Psychologie und Deutsch.
Die vorbereitende Arbeit wurde allerdings hauptsächlich im Englischunterricht geleistet, in dem Sachtexte und zeitgenössische Gedichte zum 1. Weltkrieg gelesen wurden sowie ein Roman diskutiert wurde.
Unter den Bedingungen des Zentralabiturs kann diese Arbeit im Fach Englisch nicht mehr geleistet wer,
den, da das zumindest in dieser Ausführlichkeit nicht mehr mit den Vorgaben in Einklang zu bringen ist.
Die Vorgaben für Geschichte sehen aber den 1. Weltkrieg ausdrücklich vor und deshalb ist das Projekt auch dort angesiedelt worden.

Dennoch hat das Projekt nicht seinen enorm hohen Stellenwert verloren, was nicht zuletzt die Schüler-rückmeldungen der letzten Jahre gezeigt haben. Sie haben nämlich gezeigt, dass das Ypernprojekt zu den wirklich nachhaltigen Projekten gehört, das den Horizont aller an ihm Beteiligten in sehr positiver Weise erweitert hat.


Für das Projektteam


Detlev Kmuche / Thomas Ronge

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Christuskirche am 31.10.2001


1899-1914: Die Zeit des Kaiserreichs

1899: Der Bau wird geplant

Am 13. März 1899 beschließt das Presbyteriums den Bau einer 2. Kirche - und in Verbindung damit auch den Bau eines zweiten Pfarrhauses.
Das Baugrundstück für beide Gebäude war schon vorher von dem Landwirt H. Hülsmann an der Viktoriastraße angekauft worden.
Auf Grund der von Baumeister Alex Trappen (Bielefeld) zu Gronau i.W. erbauten Kirche wurde ohne weitere Ausschreibung diesem der Entwurf beider Bauten übertragen.
Bevor noch der Anfang mit dem Kirchbau gemacht werden konnte, war schon das zweite Pfarrhaus vollendet.

Hintergrund:

Nach Abtrennung des seit 1895 zur Gemeinde Braubauerschaft gehörenden Teiles von Erle am 1. Januar 1899 lag die Kirche am Bleck an der äußersten Nordgrenze der weitgedehnten Gemeinde. Zudem zählte sie nur 500 Sitzplätze, was bei der damaligen "Seelenzahl" von 11000 (!) Gemeindegliedern viel zu wenig war. Daß dadurch der Bau einer weiteren Kirche zur dringenden Notwendigkeit wurde, liegt auf der Hand.
Zum Erwerb eines 2. Grundstücks zum Neubau der Christuskirche schreibt Pfr. Maack später in der Festschrift Evangelische Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Bismarck 1874-1974, S. 24:

"Da die Bleckkirche an der Peripherie der Gemeinde lag, wollte man die neue Kirche im Mittelpunkt der Gemeinde errichten. In Aussicht genommen war ein Bau­platz, der nicht weit von dem Friedhof und der ihm gegenüber liegenden neuen Schule lag.

Da aber die Zeche Consolidation hier ihren neuen Schacht abteufen wollte, erhob sie Anspruch auf das Kirchengrundstück, das von einem Hofbesitzer der Gemeinde gestiftet war und brachte es durch Enteignung in ihren Besitz.

So mußte die Gemeinde sich nach einem anderen Grundstück umsehen und entschied sich für den Ankauf eines Bauplatzes an der damaligen Waterloostraße, den sie von ihrem Kirchmeister Klein-Albenhausen erwarb."

Der erste Spatenstich zum Bau der Kirche erfolgte am 2. Oktober 1899.
Die feierliche Grundsteinlegung findet am Sonntag Jubilate statt, dem 6. Mai 1900. Das Votum der Grundsteinlegung betont:

"Der Herr der Kirche lasse das neue Gotteshaus emporwachsen als eine Pflegestätte echter Frömmigkeit und reiner Lehre auf Grund des göttlichen Wortes und unseres evangelisch-protestantischen Bekenntnisses."
Seit dem 22.01.1900 tragen die politische Gemeinde, sowie das Amt nicht mehr den Namen Braubauerschaft sondern "Bismarck i.W." - die Kirchengemeinde behält noch den alten Namen.
Der Kirchbau war bereits im Herbst 1900 so weit fortgeschritten, daß im Winter 1900/01 an dem inneren Auf- und Ausbau der Kirche gearbeitet werden konnte.

31. Oktober 1901:

Die Christuskirche wird eingeweiht
Am 31. Oktober, dem Reformationstag des Jahres 1901 fand die feierliche Einweihung der Kirche durch den Herrn Generalsuperintendenten D. Nebe aus Münster unter großer Teilnahme der Gemeinde statt.
Bei der Christuskirche handelte es sich um ein Backsteingebäude mit einem pfannengedeckten Satteldach. Der dreigeschossige Kirchturm war insgesamt 55 m hoch, wobei der Spitzhelm allein 27 m Höhe maß.
Die Fassade war im Stil der rheinischen Spätromantik gestaltet. Prägnantes Merkmal war die große Rosette mit dem Christusmosaik über dem doppelportaligen Haupteingang.
Für die Inneneinrichtung (viele Teile des Inventars, Taufstein, Teppiche, Kanzelbeleuchtung) kamen die Gemeindeglieder durch Eigenspenden selber auf. Der Kirchbauverein allein erwirtschaftete durch einen 3-Tage-Bazar 20.000 Mark Reingewinn, für den die Orgel und die Glocken beschafft wurden.
Die Gemeinde hatte 165000 Mark als Anleihe bei der Landesbank in Münster aufgenommen. 10000 Mark spendete die Zeche " Graf Bismarck ". Weitere 10000 Mark Spende kamen von der Bergwerks-Actien-Gesellschaft Consolidation, die auch die Verankerung der Kirche auf eigene Kosten übernahm.
Die Zeche " Unser Fritz " spendete 1500 Mark und die Glas- und Spiegelmanufaktur 500 Mark.

Frau Grillo (Essen a.d.Ruhr) schenkte das Altarbild.
Drei Chorfenster wurden von den Herren Direktor Leibold und Kaufmann Frodermann gestiftet.
Die Kosten für dieses große Kirchenbauwerk beliefen sich auf mehr als 200.000 Mark. Allein 6000 Mark mußte die Gemeinde für den Bauplatz an ihren Kirchmeister Klein-Albenhausen zahlen.
Nachdem das Presbyterium mehrmals um Änderung des Namens der Kirchengemeinde Braubauerschaft in den Namen Bismarck eingekommen war, wurde die Änderung durch Verfügung des Königlichen Konsistoriums vom 05.03.1902 genehmigt. Die Kirchengemeinde Braubauerschaft nennt sich nunmehr Kirchengemeinde Bismarck i.W.

Am 17.04.1903 wurden die bisherigen po­litischen Gemeinden Bismarck i.W., Bulmke, Hüllen, Heßler, Gelsenkirchen, Schalke und Ückendorf zur Großstadt Gelsenkirchen vereinigt.
Die evangelischen Kirchengemeinden wurden dadurch in ihrem Bestande nicht berührt und behielten ihren Namen, während die katholischen Kirchengemeinden sich die Namen ihrer Pfarrkirchen zulegten - mit dem Zusatz "zu Gelsenkirchen".

1914 - 1918: Die Zeit des ersten Weltkriegs

Der Krieg geht auch an Bismarck nicht spurlos vorüber. Die Tafeln mit den Namen der gefallenen Soldaten zeugen noch heute in der Christuskirche von dieser Zeit.
Zugleich wurden die Vorräte an Metall im Landso knapp, dass man auf bereits verarbeitetes Metall zurückgreifen musste.
So schreibt im Mai 1917 der Orgelbaumeister Friedrich Weigle aus Echterdingen bei Stuttgart, dass die Zinnprospekte der Orgel nicht in diesem Material ausgebaut werden können. Als Ersatz bietet er aluminierte Zinkprospekte an, die er im Sommer 1918 liefern könne.
Im Juni desselben Jahres schreibt der Oberbürgermeister der Stadt, dass am
25.06.1917 mit dem Ausbau der Glocken zu beginnen ist.
Im gleichen Monat fordert er die Gemeinde zur Übergabe der kupfernen Blitzschutzanlage der Kirche und gegebenenfalls des Dachkupfers auf.
Im Juli schließlich werden die Glocken ausgebaut, nur die kleinste Glocke ist für Läutezwecke überlassen worden, Einen Monat später erhält die Gemeinde dafür nach Abzug der Ausbaukosten 6428,04 Mark.

1918 - 1933: Die Zeit der Weimarer Republik

Vier Jahre sollten vergehen, bis die Gemeinde ihr Geläut wieder vervollständigen konnte.
Die drei Glocken der Christuskirche waren zum Pfingstfest 1921 als lieferbar avisiert - für 20000 Mark gegen Barzahlung (ehemals vereinbarte Kosten), wurden aber erst im Winter geliefert - zum selben Preis, obwohl das Geld inzwischen so entwertet war, dass die katholische Kirchengemeinde Recklinghausen für 1 Glocke bei derselben Firma den selben Preis bezahlte, den die Gemeinde Bismarck für ihre 3 Glocken aufbringen musste.
Im Jahr 1924 erhielt die Kirche die Kunstwerke, die auch heute noch an der Seitenwand der Kirche zusehen sind.
Vier Wandbilder, die von Professor Dr. Ru­dolf Schäfer gestaltet wurden.
Der Zyklus trägt den Titel " Krieger - Ehrung " und wurde am 3. August 1924 feierlich eingeweiht.
Die Motive: der vier Wandbilder sind der Passionsgeschichte entnommen. Die Bilder beinhalten die Thematik:

1. Auszug zum Kampf
2 Großer Kampf
3. Heldengrab
4. Hoffnung

Was kaum jemand weiß:Dabei hat Prof. Schäfer die Gestalten der damaligen Bismarcker Pfarrer aufgenommen:

In der Gestalt des Simon von Kyrene, der des Herrn Kreuz aufnimmt, erkennen wir Pastor Peter (Bild 1). in Nikodemus Pastor Schumacher (Bild 3) und in den beiden Emmaus-Jüngern Pastor Schmidt und Pastor Schumacher (Bild 4). Die Gestalt des Hauptmanns unter dem Kreuz, der sich auf ein mächtiges Schwert stützt, erinnert an den Altkanzler Bismarck.

Die wertvollen Bilder haben in den Stahlkammern einer Bank alle Stürme des 2. Weltkrieges überdauert und sind nach Wiederher­stellung der Kirche an ihren alten Platz zurückgekehrt.
Prof. Schäfer hat die Kosten jedes der vier Bilder auf 5000 bis 6000 Mark geschätzt, war aber auf Grund seiner finanziellen Not­lage durch Mangel an Aufträgen froh, daß er durch Zahlung eines Pastorengehaltes auf 6 Monate für ein halbes Jahr abgesichert war. Hoch gerechnet bekam er im Monat Klasse XI gleich 700 Mark, somit kosteten also alle vier Bilder etwa 5000 Mark mit sonstigen Nebenkosten.

Presbyter Böcke hat sich sehr um die Beschaffung von Spendengeldern und die Vollendung der Arbeiten bemüht.

1933 - 1945: Die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland

Die konkrete Geschichte unserer Kirchengemeinde in der Zeit des
Nationalsozialismus ist noch wenig erforscht und wäre sicher ein lohnendes Unternehmen. Ein zusammenhängendes Bild der Zeit unter dem Hakenkreuz in Bismarck lässt sich aber nicht erheben.
So erreichen uns manche Äußerungen von damals in ihrer Doppeldeutigkeit und lassen keine zuverlässige historische Bewertung zu. Wenn Sie hier dennoch zitiert werden, geschieht es in dem Wissen darum, dass sie nur ein kleines Schlaglicht auf diese dunkle Zeitepoche werfen.
Das nationalsozialistische Regime setzte schon früh seine Absicht in die Tat um, Deutschland auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Auf diesem Hintergrund verabschiedete man 1936 den Vier - Jahres - Plan, einen Wirtschaftsplan mit dem Ziel, Unabhängigkeit vom Ausland bei der Versorgung mit Roh- und Grundstoffen zu erreichen und Wehrmacht und Wirtschaft in 4 Jahren "einsatzfähig" und "kriegsfähig" zu machen.
Als Beauftragter erhielt H. Gering umfassende Vollmachten.

1939-1945: Die Zeit des Zweiten Weltkriegs

Im Auszug aus der Jahreschronik des Jahres 1937 schreibt Pfarrer Saß dazu:
" Der Vierjahresplan fordert viel Eisen, so daß zur Ablieferung von Schrott aufgerufen wurde. Unsere Gemeinde ging als erste den anderen mit gutem Beispiel voran und ließ alle Gitter an den Pfarrhäusern, der Christuskirche und auf dem Friedhof abreißen. Über 13 Tonnen Eisen konnten wir der deutschen Wirtschaft zuführen. "

Eine wichtige Quelle dieser Zeit ist die Kriegschronik, die Pfarrer Maack geschrieben hat. Ihr verdanken wir die folgenden Angaben.

Am 1. September begann die kriegerische Auseinandersetzung im Osten (Polen), der wenige Tage später die Kriegserklärung von England und Frankreich folgten. Zur Begegnung, die der Heimat vor allem aus Luftangriffen drohte, war schon seit langem ein Luftschutzbund gebildet, der nun aktiv in Erscheinung trat.
Für alle gottesdienstlichen Stätten wurden Unterkünfte und Laufgräben geschaffen, und für jede Kirche ein eigener Selbstschutz gebildet. Gegenüber der Christuskirche wurden Flakbatterien in Stellung gebracht. Aus diesem Grund musste auch das Glockengeläut geändert werden. Das Glockengeläut erfolgt nur noch drei Minuten lang zu Beginn des ersten Gottesdienstes. - Um eine Beeinträchtigung der Horchgeräte der Flakbatterien zu vermeiden, mußte von jedem anderen Geläut abgesehen werden.
Kein ganzes Jahr später beginnt die Zeit der Bombenangriffe. In der Nacht vom 3. zum 4. Juni (1940) fallen die ersten Bomben.
Bei einem Angriff, der offenbar dem hiesigen Bahnhof gegolten hat, fallen 4 Bomben parallel zum Schienenweg, die jedoch keine Opfer an Menschen fordern. (Die Splitterwirkung ist gewaltig...)
Die dicht hinter dem Chorraum der Christuskirche einschlagende Bombe verursachte weit größere Schäden: die den Chorraum abschließenden Rundfenster (insgesamt 5) mit den Bildern der Evangelisten und des guten Hirten sind zerstört und auch die Langfenster erheblich beschädigt.
Die Wiederinstandsetzung der Fenster hat das Presbyterium bis nach Kriegsbeendigung hinausgeschoben.Man hat sich dazu entschlossen,weil z.Zt. wegen Mangel an Arbeitskräfte und Material nur schwerlich die Arbeiten ausgeführt werden können.Mitgesprochen hat dabei auch der Gedanke, dass bei den regelmäßigen Bombenabwürfen die Restaurierung erneuert gefährdet wäre.Während der Kriegsdauer bleiben die zerstörten Fenster mit Holzverschalungen versehen.
Infolge der Einberufung vieler Handwerker waren die Beseitigung der Schäden nur äußerst schwierig möglich. Die Wiederinstandsetzung der Seitenfenster in der Christuskirche, die durch Bombensplitter beschädigt waren (Angriff vom 3./4. Juni 1940), machte der einsetzende Frost notwendig. Die Altarfenster bleiben vorerst von der Renovierung ausgeschlossen, da sie nach Kriegsende zur Kriegerehrung umgebaut werden sollen, für die bis Ende 1940 an Gaben insgesamt 900 RM eingegangen waren.
Die Wiederinstandsetzung der durch Sturmschäden lädierten Seitenfenster der Christuskirche ist auch Ende des 1. Quartals 1941 noch nicht erreicht worden. Immer wieder wurde der Glaser, der mit der Reparatur beauftragt war, zu anderen kriegswichtigen Arbeiten herangezogen. Daher erklärt es sich daß während der Winterzeit (1940/41) die Kirche trotz Heizung kalt war und der Gottesdienstbesuch unter diesen Umständen schwächer war als sonst.
Zudem kam durch häufigere Fliegeralarme der Frühgottesdienst zum Ausfall.
Am 24. November 1940. fällt zum ersten Mal der Frühgottesdienst zum Totensonntag in der Christuskirche wegen Fliegeralarms aus.
Nach einer inzwischen ergangenen Anordnung müssen Frühgottesdienste immer dann ausfallen, wenn in der Nacht zum Sonntag Fliegeralarm gegeben wird.
In den folgenden Jahren nimmt die Zerstörung durch Bomben zu. Im März 1944 erklärt das Presbyterium: "Es wird bekannt gegeben:
Die 4 Märtyrerbilder der Krieger-Ehrung sowie das Jahrbuch 1874 sind im Keller der Commerzbank auf Verlangen der Polizei sichergestellt."
Dann kommt es im November 1944 zu jenem verheerenden Bombenangriff, bei dem die Christuskirche in großen Teilen zerstört wird.
Am 5.11.1944 fielen 3 große Bomben vor den Türen der Christuskirche und zwischen Kirche und Pfarrhaus. Die Kirche selbst blieb heil, wenn auch alle Fenster zertrümmerten.

6. November 1944:
Die Christuskirche versinkt in Trümmern
Am 6. November 1944 findet ein ganz großer und schrecklicher Bombenangriff statt
die Christuskirche erhielt 3 Bomben und ging in Trümmer, ebenso die Nordseite des Pfarrhauses, dessen Garten kahl rasiert wurde...
Eine Bombe hatte den Chorraum zerschlagen und den Altar vernichtet. Das Dach war eingestürzt und ruhte wie eine schützende Hülle über dem Gestühl. Nur wenige Sparren des Dachstuhls waren stehen geblieben.
Die Orgel war schutzlos der Witterung preisgegeben und stürzte zusammen...
Das gottesdienstliche Leben hatte sein Zentrum verloren.
Nach der Zerstörung der Christuskirche fand der Gottesdienst im Kindergarten Uhlandstr. statt, aber der Besuch war sehr gering, denn es wurden möglichst viele Leute evakuiert und die anderen getrauten sich nicht weit von den Luftschutzräumen weg.
Als die benachbarte Diesterwegschule schwer getroffen und zersprengt war, wurde auch der Kindergarten Uhlandstr. unbenutzbar.
Die Leute weigerten sich, in die Kirche am Bleck zu gehen, obwohl ihr Bombenschaden nur an den Fenstern bestand, da kein Luftschutzraum in der Nähe war.
So nahmen wir das Anerbieten der freien evangelischen Gemeinde in der Marschallstraße mit Dank an, aber der Besuch hier bei den Gottesdiensten war kläglich und wurde zu Beginn oder Ende durch Bombenanghffe gestört.
Im August 1945 wurde die Bleckkirche so weit hergerichtet, daß die Gottesdienste aus dem Gemeindehaus der freien evgl. Gemeinde dorthin verlegt werden konnten im folgenden kalten Winter in der ungeheizten Kirche eine Strapaze!
1945 -1950 :
Die Zeit des Wiederaufbaus der Kirche
Ein Jahr nach Kriegsende werden die Pläne zum Wiederaufbau der Christuskirche konkret. Zur Wiederherstellung der Christuskirche sollen Baupläne, Zeichnungen etc. beim Bauamt Gelsenkirchen zwecks Kopierung entliehen werden. Erste Spenden gehen ein:
Die Masurische Gemeinde hat der Kirchengemeinde Bismarck einen Betrag von 400,- RM zum Wiederaufbau der Christuskirche zur Verfügung gestellt.
Im Sommer 1946 besichtigt das Amt für Kirchbau und kirchliche Kunst unter Teilnahme von Oberbaurat Scholz Pfr. Dr. Girkon und Superintendent Kluge die Christuskirche.
Die von der Gemeinde vorgelegten Bauvorschläge werden genehmigt und es in Unterstützung zugesagt. Das Angebot der Firma Eisen- und Stahlbau Wattenscheid (Dachkonstruktion) wird vom Presbyterium begrüßt.
Am 6. September 1946 wird das Gutachten über die Besichtigung der Christuskirche seitens des Kirchlichen Bauamtes zur Kenntnis genommen und der Wiederaufbau der Kirche einstimmig beschlossen und unverzüglich in Angriff genommen.
1947:
Beginn des Wiederaufbaues
der Christuskirche
Am 23.o4.1947 versammelten sich zum erstenmal freiwillige Hilfskräfte der Gemeinde, um das auf dem Gestühl liegende schützende Dach auseinander zu nehmen.
Die Arbeiten wurden nach einer Andacht begonnen.
Als einer derer, die beim Wiederaufbau dabei waren, erinnerte sich Herr Spanka an diese Zeit in einer Serie der Gemeindezeitung WiB.
Er weiß darüber zu erzählen: „Es war die Zeit, in der es nichts gab: nichts zu essen und nichts zu trinken, nichts anzuziehen, kein Werkzeug und kein Material.
Ich hatte nur eine Hose und ein paar Schuhe, die Arbeitsschuhe meines Vaters.
Die ganze Woche wurde darin gearbeitet und für den Kirchgang am Sonntag wurden sie gründlich gesäubert.
Für den Wiederaufbau der Christuskirche wurde ein Kirchbauverein gegründet. Es gab keine festen Beiträge. Jeder überlegte, was er abgeben konnte und zahlte diese Summe dann konstant monatlich ein.
Die Vereine, die sich schon wieder
zusammengefunden hatten, riefen zur Hilfe beim
Wiederaufbau der
Christuskirche auf.
Viele Männer kamen, und niemand mußte lange gebeten werden. Es war für jeden eine Selbstverständlichkeit zu
helfen.
Gemeindeglieder, die auf der
Baustelle den Pastor suchten,
hielten ihn zunächst oft für
einen Vorarbeiter. Pastor
Maack fasste selbst kräftig mit
an und führte bei den
Aufräumarbeiten die Regie. Es gab so gut wie keine Hilfsmittel, gerade mal
Holzschubkarren, ein paar Schüppen und ein paar Hammer Zangen. Alles was noch zu gebrauchen war wurde wieder hergerichtet. Jeder ganze Stein wurde abgeklopft und gesäubert, jeder krumme Nagel wieder geradegebogen. Die heutige Dachkonstruktion besorgte der damalige Kirchmeister von seinem Arbeitgeber Eisen-Metall.
Die Altarraumfenster rechts und links des Kreuzes wurden vom Arbeiterverein und vom Meister- und Gesellenverein gestiftet. Das Kreuz selbst wurde aus Spurlatten der Zeche gezimmert. Ich war damals ja noch Schüler und konnte erst nach der Schule für ein paar Stunden helfen. Aber ältere Männer und Schichtarbeiter gingen auch schon zu früherer Tageszeit zu Werke. Es konnte auch nur gearbeitet werden solange es hell war, denn künstliches Licht gab es nicht. Hin und wieder gab es als Dank für die Hilfe etwas zu essen, meist eine Suppe mit Gemüse. An ein Mal erinnere ich mich noch, da gab es für jeden drei amerikanische
Zigaretten.
Die Kirche war, als sie endlich fertig war, jahrelang jeden Gottesdienst voll, so wie es heute gerade noch am Heiligen Abend ist. Das war immer ein schönes Erlebnis und auch eine Art Lohn für die Arbeit derjenigen, welche die Christuskirche wieder aufgebaut haben."
Es hat Wochen gedauert, ehe das Dach abgetragen war.
Soweit das Holz zur Wiederverarbeitung geeignet war, wurde es an sicherem Ort gestapelt.
Danach führte die Firma Friese die Maurerarbeiten aus und errichtete auch über den Außenmauern den Sockelabschluß für die Aufnahme des Dachstuhls.
Bereits 1946 hatte der Kirchmeister Beekes die erforderliche Menge an Eisen beschafft, die für die Dachkonstruktion benötigt wurde.
Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß die Firma Eisen- und Stahlbau Wattenscheid die Dachkonstruktion auf die Kirche aufsetzte.
Auch der Anstrich des gesamten Eisenwerkes war vorher von freiwilligen Helfern durchgeführt. Ursprünglich war daran gedacht worden, das frühere Schieferdach der
Kirche mit kupferplattierten Blechen zu decken. Ein Teil dieser Platten war bereits durch den Kirchmeister beschafft. Obwohl die Platten nicht kontingentiert waren, war es unmöglich sie gegen RM zu kaufen.
Der Versuch, Schwarzmarktpreise zu zahlen, hatte ebenso wenig Erfolg wie das Anbieten von einer entsprechenden Menge Altkupfer zur Kompensation. So war denn die Bedachung in Zeiten der Reichsmark nicht zu erreichen.
Zum Wiederaufbau der zerstörten Gemeindehäuser, Kirchen usw. soll ein Kirchbauverein gegründet werden.
Dies geschah bereits kurz darauf und zum Vorsitzenden des Kirchbauvereins wird Herr Friese bestimmt, als Kassierer Herr Friedrich Kraus, als Beisitzer Pfr. Maack. Mit einem amüsanten Text warb der Verein um Mitglieder:
Gelsenkirchen, Sonntag Kantate 1947. Des Krieges rauhe Hand zerstörte
Die Christuskirche lieb und wert-,
Wo man so oft die frohe Botschaft hörte, Wo Gottes heilger Name ward geehrt, Da ward vernichtet Gottes Heiligtum,
Nur Glockenmund verkündet Seinen Ruhm Und ruft uns zu: Vergeßt die Kirche nicht! Was rauhe Macht des Krieges angericht, Neu aufzubauen sei Euch heilige Pflicht Daß wieder leuchte klar des Wortes Licht Im Gotteshause, das dem Herrn geweiht.
Auf, auf zur Tat, seid froh und gern bereit Daß unsre Christuskirche neu ersteht, Helft mit durch Gaben, Arbeit und Gebet!
Solch Ruf ist nicht umsonst ergangen Gar viele Gaben haben wir empfangen, Gar manche Hände haben sich gerührt
Und Räumungsarbeit gründlich durchgeführt. Des Daches neue Eisenkonstruktion Ist fertig, wir erwarten schon
Daß in der allernächsten Zeit
Zum Aufbau alles liegt bereit.
Doch brauchen Hilfe wir von allen Seiten Die hohen Kosten zu bestreiten.
Drum laden wir Dich herzlich ein,
Mitglied zu sein im Kirchenbauverein. So zeichne freudig nun hierunter ein,
Wie hoch Dein Beitrag monatlich soll sein, Den gerne Du bereit zu spenden
Zum Christuskirchenaufbau zu verwenden. So wirst auch Du mit Deinem Baustein legen Daß uns die Kirche wieder werd zum Segen Und bald die Türen wieder offen steten Und dankbar wir zur Christuskirche gehe. Auch in Westbismarck möchten wir es sehn, Daß unser Kirchlein möge neu erstehe. Auch für den Aufbau wollen wir verwenden, Was man uns gab, weiter noch wird spenden, Daß auch im Westen diese Not zu Ende,
Daß nicht zu eng mehr sind des Raumes Wände, Das Kirchlein wieder öffnet seine Pforte Und die Gemeinde weilt am Keilgen Orte. Evangelische Kirchengemeinde Bismarck
Im April 1948 werden die Entwürfe der Glasfenster für die Christuskirche vorgelegt. Man ist übereinstimmend der Meinung, daß sämtliche Fenster in einfacher, guter Ausführung hergestellt werden sollen, und zwar sollen die Fenster möglichst gedämpftes Licht geben, nur die Rosetten sollen Symbole erhalten.
Auch sollte die Gestaltung noch mit Rudolf Schäfer besprochen werden, dem Gestalter der Bilder, damit die Ausführung der Fenster nicht in einer Disharmonie zu den Bildern der Kriegerehrung stehen.
In der Sitzung des Gemeindebeirates vom 01.07.1949 wird beschlossen, die Gemeinde zu weiterer freiwilligen Hilfsarbeit aufzurufen, damit die Christuskirche in diesem Jahr unter Dach kommt. Am 9. Juli soll erstmalig wieder die Arbeit in der Kirche beginnen.
Im September 1949 werden die Aufträge für die Arbeiten am Dach und die Installationen vergeben.
Das Gesimse soll in dunkel gebrannten Ziegelsteinen, die bei der Ziegelei Spieker ausgesucht wurden, erneuert werden. Auf Grund der mit der Zeche Graf Bismarck geführten Verhandlung soll die Arbeit durch Zechenmaurer oder durch einen Unternehmer im Auftrage der Zeche verrichtet werden.
Der Innenraum wird gestaltet. Die Decke wird abgehängt, der Kirchmeister Beekes und die Presbyter Pasdika und Budke schauen sich die Lutherkirche in Gladbeck zu diesem Zweck an.
Im Juni werden die Aufträge vergeben.
Im Juli beginnen die Planungen zur Wiederherstellung des Turms.
Im September 1950 liegen dem Presbyterium die von dem Maler Walter Klocke ausgearbeiteten Entwürfe der Chorfenster zur Stellungnahme vor.
Nach eingehender Besprechung wird beschlossen, den Entwurf für den Chorraum anzunehmen, jedoch sollen die figürlichen Darstellungen in den Rundfenstern geändert werden und dieserhalb mit Klocke am Montag in einer besonderen Sitzung des Bauausschusses verhandelt werden. Die Entwürfe für die Seitenfenster bedürfen einer Abänderung, um die Kostenfrage zu senken.
Gleichzeitig plant man, den Turm mit Waldecker Schiefer eindecken zu lassen, nimmt davon aber wieder Abstand, nachdem von maßgebender Seite darauf hingewiesen wurde, daß Waldecker Schiefer nicht geeignet ist.
Am 1. September 1950 findet eine Besprechung der Presbyter und Vertreter der kirchlichen Vereine aus Bismarck-Ost zum Zweck der Festlegung und Gestaltung und Einweihung der Christuskirche statt.
Es ist verabredet, nach Möglichkeit den 3. Advent (17. Dez.) als Tag der Einweihung zu begehen und bereits heute den Herrn Präses einzuladen. Der Einweihungsgottesdienst wird auf 9 Uhr festgelegt.
Bei der vor der Kirche stattfindenden Feier soll der Posaunenchor des Männervereins mitwirken, im Gottesdienst selbst der Posaunenchor des CVJM die Lieder begleiten.
Es wird angeregt, dass die 3 Frauenchöre von Bismarck-Ost zu einem Chor vereint im Festgottesdienst singen und dass die Jungmädchenkreise das gleiche tun. Der Kirchenchor und die vereinten Frauenchöre sollen auf der Orgelempore ihren Platz haben, während der Jungmädchenkreis vom Altar aus singen wird. Die Nachfeier wird um 3 Uhr eröffnet, in der nur der Kirchenchor mitwirken soll. Für die Gäste des Festtages wird anschließend in der Uhlandstr. gedeckt werden. Die freiwilligen Helfer beim Kirchbau sollen am 18. Dez. in den Kindergarten zu einer Feierstunde eingeladen werden.
Die Vertreter des Männervereins und des Gesellen-Vereins erklärten, daß sie je ein
Chorfenster stiften werden.
Außerdem werden gestiftet:
von der Frauenhilfe Haverkamp: 1 Fenster
von der Frauenhilfe Bismarck-West: 1 Fenster
von der Frauenhilfe Bismarck-Ost: 2 Fenster
vom Kirchenchor: 1 Fenster (der darum bittet, daß es das vorletzte Fenster der Ostseite sein möchte)
- von den Kindern des Konfirmandenunterrichts: 1 Fenster.
An die heimische Industrie soll wegen Beihilfe zur Ausgestaltung der Kirche geschrieben werden.
Am 3. November 1950 trifft man sich erneut.
Die Versammlung beschließt, an dem 17. Dez. als Einweihungstag festzuhalten. Der Kirchmeister Herr Beekes ruft zu weiterer tatkräftigen Mithilfe auf. Das Presbyterium beschließt einstimmig, daß nach der Kirchweihe der Christuskirche in der Bleckkirche die Frühgottesdienste und in der Christuskirche die Hauptgottesdienste gehalten werden.
17. Dezember 1950: Der 2. Geburtstag
Die Wiedereinweihung der Christuskirche
Am 17. Dezember 1950 erfolgte die Einweihung der wiederhergestellten Christuskirche durch Präses D. Wilm.
Dabei gedachte die Gemeinde zugleich ihres 75-jährigen Bestehens.
Im Februar 1952 befaßt das Presbyterium sich eingangs mit dem Schadensfall an der Christuskirche, wo zu Beginn des Gottesdienstes am 10. Februar ein Uhrenge-wicht sich löste, das die Decke durchschlug und vor die Eingangstür der Orgelempore niederfiel.
Im Juni 1952 wird die Einführung eines Wochenschlußgottesdienstes in der Christuskirche um 20 Uhr beschlossen. Ab September 1952 wird der Wochenschlussgottesdienst gehalten.
In einem bewegenden Rundbrief wendet sich Pfr.
Maack im Februar 1952 an alle Gemeindeglieder:
„Die letzten Arbeiten, die an unserer Christuskirche noch getan werden müssen, sind gegenwärtig in Angriff genommen. Sie erstrecken sich auf den Dachstuhl, dessen Abdichtung eine bessere Beheizung des Kirchenraumes verspricht. Wenn diese Arbeiten ausgeführt sind, ist der Wiederaufbau dieses Gotteshauses zu seinem endgültigen Abschluß gekommen.
... Deutlich erinnere ich mich unseres Beginnens im April 1947. Damals richtete das Presb. an die Gemeinde den Aufruf, in freiwilliger Selbsthilfe ans Werk zu gehen. Diese Bitte fand ein freudiges Echo. Sie rief die Männer auf den Plan, die mit Spitzhacken und Äxten den Trümmern entgegentraten und den Boden für den Neubau bereiteten. Sie begnügten sich nicht mit dem Aufräumen, sondern versprechen, zu helfen, bis das Werk zu einem guten Ende geführt sei. So sind denn während der ganzen Bauzeit alle Arbeiten, die von freiwilligen Helfern
verrichtet werden konnten, von ihnen übernommen und gemeistert worden."
Ebenfalls im Jahre 1947 entstand der Kirchbauverein. ...
... Hinweis - daß wir auf das Anleihen von Geldern nicht haben verzichten können, deren Tilgung sich noch über Jahre hinaus erstreckt. Aber das darf in diesem Zusammenhang gesagt werden, ohne die laufenden Einkünfte des Kirchbauvereins wäre der Wiederaufbau nicht gelungen.
Der Dank gebührt den freiwilligen Helfern, die mehr als 10000 Arbeitsstunden verrichtet und damit der Kirchengemeinde einen überaus wertvollen Dienst erwiesen haben. Wieviel Opfer an Zeit und Kraft und wieviel Liebe zur Kirche steht hinter dieser einen Zahl!
Der Dank gilt allen Mitgliedern des Kirchbauvereins.
Schließlich sollen diejenigen nicht vergessen sein, die mit ihrer Fürbitte das Planen und Schaffen begleitet haben.
Hinweis zum Fortbestand des Kirchbauvereins-.
... Wir sind auf die Opferwilligkeit der Gemeinde und ihre mannigfache Mithilfe auch in der Zukunft angewiesen."
Daran hat sich bis heute nichts geändert.
1950 — 1980: Die Christuskirche als Kirche
Bismarcks
Es beginnt eine ruhige Zeit, in der die Kirche für viele Menschen Bedeutung erhält, weil sie in ihrem Leben ein zentraler Ort ist:
Ein Ort der Taufe, der Konfirmation, der Trauung, und manchmal auch ein Ort der Trauer.
Ab Januar 1954 steht für die Erweiterung der Orgel in der Christuskirche ein Orgelfond zur Verfügung, in den nach Möglichkeit jährlich 1000,- DM aus der Kirchenkasse gelegt werden sollen.
Aber schon im Juni wird beschlossen, daß die auf dem Orgelfond liegende Summe zunächst für die Renovierung der Orgel der Bleckkirche benutzt werden soll.
1956 trägt Pfarrer Maack den Plan vor, die Orgel in der Christuskirche weiter auszubauen. Vorgesehen ist, das erste Manual zu vervollständigen.
Die Erweiterung des Orgelwerkes in der Christuskirche wird durch den Einbau zweier Register im Hauptwerk und zweier Register im Pedal beschlossen.
Im März 1957 wird Herr Dipl.Ing Krüger gebeten, einmal unsere elektr.
Läuteanlage in der Christuskirche zu überprüfen, um wieder zur Instandsetzung und Wiederherstellung des Gesamtläutewerkes zu kommen.
Im Dezember meldet das Presbyterium dem Gesamtverband die dringende und unvorhergesehene Neuanlage der Schalt- und Läuteanlage in unserer Christuskirche.
Durch Veralterung der Läuteanlage, Bruch der Marmorschalttafel infolge Feuchtigkeit besteht äußerste Gefahr.
Ebenso wird die gesamte Beleuchtung der Kirche in Frage gestellt.
Presb. beschließt daher einmütig, den Gesamtverband um eine finanzielle Unterstützung zu bitten.
Die Erneuerung der Läuteanlage in der Christuskirche ist im Mai 1958 fertiggestellt worden.
Im Herbst 1960 wird die Orgel weiter ausgebaut.
Es wird beschlossen, für die Weihnachtsbäume in der Christuskirche 24 elektrische Kerzen anzuschaffen, von denen je 12 am oberen Teil der beiden Bäume angebracht werden sollen.
Im September 1961 hat die Firma Bauer 500 Kinostühle angeboten zum Preis von 18.45 DM = 40% Nachlaß vom Neupreis. Es wird überlegt, diese Stühle für die Empore in der Christuskirche (72), Gnadenkirche (50), Gemeindehaus (22) und Friedhofskapelle (55) zu nehmen und die jetzt dort stehenden Stühle im Gemeindehaus zu verwenden.
Im November 1961 beschließt das Presbyterium, daß infolge der Vielzahl der Taufen ab Dezember 1961 die Taufen nicht mehr im Gottesdienst, sondern an je dem 2. und 4. Sonntag um 12 Uhr in der Christuskirche in einem besonderen Tauf­gottesdienst stattfinden sollen.
Im Dezember wird berichtet über die Schwierigkeiten bei der Reparatur des Kirchturms und des Kaminaufsatzes an der Christuskirche. Es soll versucht werden, ohne Kaminaufsatz auszukommen.
Das Presbyterium besichtigt das von Herrn Bauer angebotene (Kino)Gestühl und beschließt, 72 Stühle für die Empore der Christuskirche anzuschaffen.
Die Befestigung des Kirchplatzes Christuskirche muss im März 1962 neu überlegt werden. Es werden verschiedene Vorschläge gemacht:
entweder ein fester Weg vom Haupteingang geradeaus zur Straße unter Niederreißung eines Teiles der Einfriedungsmauer oder die Befestigung eines Weges von den beiden bisherigen Zugängen im Halbkreis zum Haupteingang oder Befestigung des ganzen Kirchplatzes.
Schließlich beschließt das Presbyterium, den Vorplatz an der Christuskirche in der Weise zu befestigen, daß ein ca. 3,50 m breiter Streifen vom Bürgersteig aus senkrecht zum Portal der Kirche asphaltiert wird.
Dabei muß die Mauer am Bürgersteig in entsprechender Breite durchbrochen und der Höhenunterschied durch Stufen ausgeglichen werden.
Im August 1964 wird endgültig auf die Beschaffung einer Turmuhranlage für die Christuskirche verzichtet.
Die vorhandenen Öffnungen sollen geschlossen werden.
Außerdem steht eine erste Renovierung nach dem Krieg an.
Sie ist im Mai 1965 beschlossene Sache.
Nachdem die Außenarbeiten an der Kirche begonnen haben, wird wegen der Innenarbeiten beschlossen, die Christuskirche ab 09.08.65 zu schließen und den Hauptgottesdienst einschl. Kindergottesdienst und Amtshandlungen in der Bleckkirche abzuhalten.
Im September wird beschlossen, den Turm der Christuskirche in die Renovierarbeiten einzubeziehen.
Im Januar 1962 sind die Innenarbeiten der Kirche soweit gediehen, daß am 13. Februar die Kirche wieder benutzt werden kann.
Wegen der steigenden Gefahr bei der Überquerung des Trinenkamps von der Christuskirche zum Grünweg soll im Mai 1966 das Ordnungsamt, Abt. Straßenverkehr, gebeten werden, Zebrastreifen anzulegen.
Dies lehnt die Stadt jedoch ab.
Es wird festgestellt, daß der Turm der Christuskirche innen und außen einer dringenden Überholung bedarf.
Im Mai 1971 gibt es erste Überlegungen, die innere Aufteilung der Kirche neu zu gestalten.
Das Presbyterium erwägt den Einbau einer Trennwand in der Christuskirche und die Abteilung des Raumes unter der Seitenempore.
Damit würde u.a. die Möglichkeit geschaffen, die Taufen in den Hauptgottesdienst zu übernehmen, da nunmehr ein Aufenthaltsraum für die Täuflinge zur Verfügung stünde.
In den folgenden Jahren werden viele kleine Dinge durchgeführt. 1972 wird das Kreuz der Christuskirche nicht mehr auf den Turm, sondern auf die Giebelspitze ge­setzt. 1973 werden Überlegungen angestellt, für die Christuskirche eine Mikrofonanlage zu beschaffen,
sie wird im Herbst 1973 eingebaut.
In diesen Jahren renovieren und erneuern auch die geistlichen Nachbarn ihre Ge­bäude.
Im Jahr 1977 ist die katholische Nachbargemeinde St. Franziskus in der Christuskirche zu Gast. Während der Renovierung der Franziskuskirche hält sie sonntags um 8 Uhr in der Christuskirche einen Gottesdienst.
1978 ist die Bundesgemeinschaft Emmastr. von Juli - Dez. 78 an den Tagen: Sonntag 14-16.30 Uhr Donnerstag 18-19.30 Uhr in der Christuskirche.
Die Gemeinschaft besorgt den Küster- und Reinigungsdienst und trägt auch die Un­kosten.
1979 werden die Pläne zur Umgestaltung des Innenraumes konkreter:
folgende Ideen sol‑
len umgesetzt wer­den:
Abtrennung des Seitenschiffes mit verschiebbaren Türen bzw. Wänden
Abtrennung der Empore
Erneuerung des Fußbodens und des Gestühls
Erneuerung der inneren Eingangstüren
Erneuerung der Orgelempore.
Im Juni 1979 wird auf der Grundlage von Plänen des
Arch. Schramm (GE-Buer), die mit dem Bauamt der EKvW abgestimmt wurden, über den Ausbau der Christuskirche zur vielfältigen Nutzung beraten.
Das Presbyterium kann im Augenblick keine endgültige Entscheidung treffen, hält aber den Ausbau für
wünschenswert, wenn er realisierbar ist.
Herr Schramm wird beauftragt, seine Pläne zu überarbeiten im Blick auf die Gestaltung und Beheizung des Hauptschiffes, einen differenzierten
Kostenplan zu erstellen. Für den Fall einer vorübergehenden Schließung der Christuskirche wird angeregt, auch den Hauptgottesdienst in der Bleckkirche zu halten.
1980 — 2000:
Faszinierende Wünsche und finanzielle
Wirklichkeiten:
das Ringen um die Christuskirche
Sondersitzung des Presbyteriums im Januar 1980: "Was wird aus der Christuskirche?"
Pfr. Gerlach informiert, was zu den langwierigen intensiven Überlegungen des Bauausschusses geführt hat.
Er betont den sich über viele Jahre hin fortsetzenden Funktionsverlust der Christuskirche, der mit dem Bau der Gnadenkirche begann und in jüngster Zeit zur Abwanderung des Kindergottesdienstes ins Gemeindehaus Paulstr. geführt hat. Hervorgehoben wird die Bedeutung der Christuskirche für die Einheit der Gemeinde.
In der Aussprache finden die von Herrn Schramm ausgearbeiteten Umbaupläne - vom LK im Prinzip gebilligt, für andere Gemeinden möglicherweise exemplarisch von Bedeutung -zwar grundsätzlich weitgehend Zustimmung, doch werden insbesondere finanzielle Bedenken gemacht. Der Kostenaufwand von 435000,-DM. scheint mehreren Presbytern angesichts der derzeitigen und der erwarteten zukünf­tigen Finanzlage der Gemeinde unvertretbar hoch zu sein.
Ergebnis: Niemand ist für den Abbruch der Kirche; niemand will den derzeitigen Zustand unverändert lassen. Man entscheidet sich für folgende Lösung: Ausbau der Heizung, Isolation, evtl. kleinere Veränderungen im Hauptschiff, insbesondere die Bänke und die Beleuchtung betreffend.
Unabhängig davon soll überlegt werden, wie die Christuskirche wieder stärker in den Mittelpunkt der Gesamtgemeinde gestellt werden kann.
1980 werden die Aufträge für die " kleine Lösung " vergeben. Der Innenraum der Christuskirche bleibt unverändert.
Dieser Umbau findet 1981 statt.
Dabei wird auch einer Rampe für Rollstuhlfahrer angebaut.
Nach den Sommerferien finden auch die Kindergottesdienste wieder in der Christuskirche statt. Sie fanden zwischenzeitlich im Gemeindehaus Paulstr. statt.
Im August 1985 ist man auf der Suche nach Finanierungsmöglichkeiten der
Renovierungsmaßnahmen.
Man geht auf den Staat zu und bittet um Unterstützung bei dem Erhalt des Denkmals Christuskirche.
Die Kirchengemeinde Bismarck beabsichtigt, die Außenwände der Christuskirche zu sanieren. Vornehmlich die Westfassade weist bereits starke Risse an den Strebefeilern auf, die durch vorhandenen Baumbewuchs noch weiter begünstigt werden. Außerdem sind bereits an vielen Stellen durch Witterungseinflüsse Ziegelsteinschalen abgelöst, was ein Auswechseln erforderlich macht. Auch an den
Natursteinteilen sind dringend Reparaturarbeiten erforderlich.
Da die Gesamtkosten von ca. 400000,- DM eine Sofortmaßnahme ausschließen, soll die Arbeit in mehreren Bauabschnitten durchgeführt werden. Der I. Bauabschnitt muß aber unbedingt im Jahre 1986 ausgeführt werden, um größere Schäden zu vermeiden.
Wir übersenden Ihnen als Anlage ein Leistungsverzeichnis der geplanten Baumaßnahmen, mit der Bitte um Gewährung einer Zuwendung aus Mitteln der Denkmalspflege für das Jahr 1986.
Im April 1986 erhält die Gemeinde die Ankündigung eines Zuschusses einer landeskirchlichen Beihilfe - Denkmalspflege 1986 - in Höhe von 19000,- DM für die Christuskirche.
Am 24. August 1986 ist aufgrund der wesentlich höheren Schäden an der Christuskirche eine außerordentliche Sitzung notwendig. Nach einer ersten Information findet eine Begehung statt.
Am 1. Dezember 1986 beschließt das Presbyterium auf Grund des Briefes der Stadt Gelsenkirchen vom 12.11.86, die Christuskirche gem. § 3 Denkmalschutzgesetz in die Denkmalliste aufnehmen zu lassen.
Im März 1987 weist Herr Grünke nochmals auf den überaus schlechten Zustand der Orgel in der Christuskirche hin und bittet darum, die Finanzierung einer neuen Orgel bei den Bauvorhaben der Gemeinde zu bedenken.
In den folgenden Jahren gestaltet sich die Renovierung der Chris‑
tuskirche nicht nur teuer, sondern auch schwierig.
Im Juni 1991 beschließt das Presbyterium, nach den Sommerferien donnerstags um 18 Uhr ein wöchentliches Abendgebet in der Christuskirche einzurichten.
Orgel der Christuskirche:
Die Überarbeitung der Orgel steht im Zusammenhang mit den Arbeiten im Inneren der Kirche. Hier muß übereinstimmend vorgegangen werden. Nach Feststellung konkreter Einzelheiten zu den Innenarbeiten sind Terminvorgaben bei Orgelreparaturen zu bedenken.
Im November 1992 beschreibt Pfr. Beckmann ... noch einmal den Zustand der Orgel in der Christuskirche, der nur als katastrophal bezeichnet werden kann. Aus ihrem Gespräch mit Kreiskirchenmusikwart Grünke empfiehlt Pfr. Beckmann, den Orgelsachverständigen der Landeskirche, Herrn Prof. Blindow aus Münster, zu diesem Punkte zu Rate zu ziehen.
Die Christuskirche soll im September 1993 wegen der zunehmenden Beschädigungen eingezäunt werden. Der Zaun wird abgepflanzt. Die Kosten in Höhe von ca. 15000,- DH sollen in den Haushaltsplan 1994 aufgenommen werden. Herr Ehmke teilt im November 1993 mit, daß schon wieder größere Schäden an der Christuskirche verursacht worden sind und damit die vorgesehene Einzäunung immer dringender wird. Nach nochmaliger Prüfung des Geländes werden sich die bisher geschätzten Kosten erhöhen.
Im Februar 1994 sind an der Christuskirche die Bauarbeiten für die Errichtung des Zauns abgeschlossen.
Die nächste Zeit ist geprägt von der Sorge um die kirchenmusikalische Begleitung mit einer funktionstüchtigen Orgel.
Ein neuer Läufer wird von einem Gemeindeglied gestiftet.
Es wird eine Pfeifenorgel eingebaut.
Herr Ehmke berichtet im September 1994, daß 2 Glocken in der Christuskirche defekt sind und daß in dieser Woche ein Termin mit der Fa. Diegner und Schade anberaumt ist. Presb. beschließt, daß nach diesem Termin der Bauausschuß zu­sammentreten und über die notwendigen Maßnahmen entscheiden soll.
Alle diese „kleinen" Notwendigkeiten, unsere Kirche zu erhalten, führen im Septem­ber 1997 zum Nachdenken über "Einsparungsmöglichkeiten"
Folgende Fragen werden er­wogen:
Ist es möglich, die Christuskirche in den Wintermonaten zu schließen und die Gottesdienste an anderer Stelle zu feiern? Möglicherweise im Gemeindehaus Arche oder in der Bleckkirche?
Welche finanzierbaren Möglichkeiten gibt es, die Gottesdienste auch weiterhin in der Christuskirche zu feiern?
Kann der Küsterdienst in Zukunft ehrenamtlich ausgeübt werden?
Ist es möglich, die
Christuskirche ganz zu schließen und alle Gottesdienste in Zukunft in der Bleckkirche zu feiern?
Dann müßte mit dem Kirchenkreis und GV über einen geänderten Nutzungsvertrag gesprochen werden.
Welche Kosten bleiben bei der Schließung der Christuskirche?
Was muß geschehen, um die Christuskirche zu entwidmen?
Diese Fragen wenige Jahre vor dem 100-jährigen Bestehen diskutieren zu müssen, war für alle Beteiligten bitter.
Schon jetzt spielt ein Argument eine entscheidende Rolle, das später ebenfalls beim Beschluss des dauerhaften Erhalts zu hören sein wird-.
Die Christuskirche ist der sakrale Raum in Bismarck. Es gibt keine vergleichbare evangelische Räumlichkeit für die Bezirke Mitte und Haverkamp.
Im März 1998 wird das Orgelpositiv aus dem Gemeindehaus Tannenbergstrasse für die Christuskirche von der Kirchengemeinde Schalke erworben.
Herr Westermann beantragt, am 13.09.1998, dem Tag des Denkmals, die Christuskirche für Besucher zu öffnen.
So geschieht es.
Die Diskussion über eine mögliche anderweitige Nutzung der Christuskirche oder ihre Schließung brandet noch einmal im Zusammenhang mit der Visitation der Gemeinde durch den Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises im Februar 1999 auf.
Man fragt erneut:
Können wir uns den Luxus von 2 so dicht beieinander stehenden Kirchen -Christuskirche und Bleckkirche - in der Mitte leisten, zumal die Christuskirche innen renovierungsbedürftig ist, der Turm feucht ist und das Elektro- und das Läutewerk erneuerungsbedürftig sind?
Hier werden finanzielle Mittel gebunden, die uns bei der Arbeit mit Menschen fehlen. Gegenargumente: Die Bleckkirche ist für alte Leute schlecht zu erreichen, wohl aber mit der Straßenbahn und bei Bildung von Fahrgemeinschaften.
Die Bleckkirche ist zu klein bei großen Feiern.
Die Christuskirche wird von der Evangelischen Gesamtschule genutzt (aber die kann auch die Bleckkirche benutzen, so war es nämlich ursprünglich geplant). Der Bauplanungsausschuß des Kirchenkreises hat schon vor Jahren der KG nahegelegt, über die Zukunft der Christuskirche nachzudenken. "Wir sind an einem Punkt, wo wir in der Westfälischen Kirche uns von der Vorstellung lösen müssen, alle Kirchen halten zu können." Zumachen ist eine Sache. Vielleicht anders nutzen? Es wird deutlich gemacht und überwiegend verstanden, daß die finanzielle Situation dazu zwingt, über die Aufgabe der Christuskirche nachzudenken.
Selbst wenn die Betriebskosten relativ gering sind, muß über die Investitionskosten in einigen Jahren nachgedacht werden.
Kann die Kirchengemeinde vier Predigtstätten halten bei immer weiter zurückgehenden Einnahmen und auch geringer werdenden Gottesdienstbesuchern und sich womöglich veranlaßt sehen wollen, weitere Personalreduktionen vorzuneh­men?
Hinter der Diskussion über das Für und Wider der Erhaltung der Christuskirche ste­ckte schon damals weniger eine finanzielle Frage als vielmehr eine inhaltliche und theologische Fragestellung:
Wie soll Kirche sich angesichts knapper werdender Mittel und zurückgehender Mit­gliederzahlen in der Gesellschaft präsentieren?
Was erwarten und was brauchen die Menschen vor Ort von ihrer Kirche? Diese Fragen sind nach wie vor offen.
In der Suche nach einer Antwort findet ein altes protestantisches Prinzip seinen Ausdruck: die Kirche ist immer zu reformieren.

Edit Verwaltung:
Autor: Benjamin Bork
Gegen Hass, Hetze und AfD
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Beitrag von Miq »

@Heinz O.: Wundervoll! Da wäre ich ohne Dich und die GG nicht drauf gestoßen. Ich kannte die Geschichte nach dem Krieg nur bruchstückhaft, so wie sie mir aus den Erzählungen meines Opas (=Kirchmeister Beekes) in Erinnerung geblieben ist. Jetzt ist es vollständiger. :2thumbs:
Erinnert sich vielleicht auch noch jemand an Pastor Sass? Der ist m.W. nach Pastor Maack gekommen, oder?

Schacht 9
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Beitrag von Schacht 9 »

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Kirchengemeinde Bismarck .

Miq
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Beitrag von Miq »

@Schacht 9: Danke! Schneller Service... :lol:
Die beiden waren also parallel da - hätt' ich nicht gedacht, als Kindererinnerung habe ich Pastor Sass irgendwie präsenter.

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