Scholvener Gemarkungen

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gutenberg
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Computer und Sprachgedächtnis: beide vergessen nix!

Beitrag von gutenberg »

@Buerelter:
Geboren bin ich im "Musikalischen Viertel" in Zweckel auf der "Gluckstraße" an der Grenze der Scholvener Gemarkung "Dorstener Straße u.a.", im dritten Monat umgezogen zur Scholvener Mentzelstraße, aber wenn immer es ging: ab zu Oma und Opa nach Zweckel. Diese beiden lieben Menschen sprachen fast nur platt. Deshalb sind meine ältesten lyrischen Erinnerungen zwei platte Kinderlieder:

Suse karrebuse
achter usse Huese
daor steiht 'n Mann met ne Kiepen
de willt usse Libbetken griepen:

Nee Mann, nee!
So geiht dat nech!
Usse Libbetken kregg ue nech!
Nee, Mann, nee!

Das war ein Schlaflied. Ich habe als Kind immer so auf den Text geachtet, dass ich die Melodie vergessen habe.
Das zweite war ein Feier-Lied:

Gezz danzt Hannemann, gezz danzt Hannemann,
gezz danzt Hannemann met siene liewe Fru!
Oh, du mien Möppelken, mien Möppelken, mien Möppelken,
oh, du mien Möppelken, mien Möppelken büss du!

Für den Laien sei angemerkt, dass, das "g" immer wie ein kehliges "ch" gesprochen wird. Fast wie im Niederländischen.

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Buerelter
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Re: Computer und Sprachgedächtnis: beide vergessen nix!

Beitrag von Buerelter »

  • gutenberg hat geschrieben: ...
    Für den Laien sei angemerkt, dass, das "g" immer wie ein kehliges "ch" gesprochen wird. Fast wie im Niederländischen.
    Wer es üben möchte:
    "Mein Gott Gustav, watt hett gi groote Giurginen!"
    gesprochen: Mein Chott Chustav, watt hett chi chroote chiurchinen!
    Hochdeutsch: Mein Gott Gustav, was haben Sie große Dahlien! (=Georginen)
    :wink:

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gutenberg
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Platt

Beitrag von gutenberg »

@ Buerelter

Mensch! Bei Deinem Aliasnamen fällt mir die halbe Kindheit wieder ein. Dieses unsere Dreieck: Mentzelstraße Richtung Dorstener Straße oder Mentzelstraße Richtung Glückaufstraße, an der Kreuzung rechts Schwedenstraße, links verlängerte Schwedenstraße!

Ersterer Weg führte bei Klopries vorbei. Die "Verlängerte" mündete knapp hinterm Hundeverein und führte ins "Gelände", der Ausgang des "Geländes" lag schon in Zweckel.
Also war das Naturschutzgebiet eine Scholvener Gemarkung.

Das Gelände. Eine Stätte ewigen Abenteuers. Wenn die "Bohnekämper" auftauchten, wurde es gefährlich, da half nur Flucht oder ein zufälliger Försterbesuch. Eine Clique von Hurkatoren war das. Ich meine das auch pathologisch. Die waren alle im Suff gezeugt und im Nikotinrausch verbrutalisiert worden.

Und aus Deinem letzten Beitrag erliest man die alte Eigenart des Platt. Das fehlende "Sie". Entweder benutzte man das "Uw", "üh" gesprochen, was ja eigentlich die dritte Person darstellt, oder das "Gi", "Chi" gespochen, dass sich im Holländischen breitgemacht hat.
Die Anredeform "Ihr, Sie, Euch etc." ist auch erst nach dem 30jährigen Krieg entstanden, als Folge der französischen Schleimerei unter dem Sonnenköng.

Fritze, der König von Preußen, verwendete es nicht, obwohl er besseres Deutsch sprach als man lange wahr haben wollte.

Besser als das "Basis-Deutsch" der sog Rechtschreibreform jedenfalls.

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gutenberg
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Das große Fragezeichen

Beitrag von gutenberg »

Heute ist mir das klar: Altendorf-Ulfkotte ist ein Vorort Dorstens.

Trotzdem kämpfe ich mit so einer Erinnerung, dass mein Vater immer vom "Scholvener Altendorf-Ulfkotte" sprach. Wenn ich nicht irre, wäre dieses hübsche Dorf einst eine klassische Scholvener Mark gewesen.

In Schaffrather wunderbaren Faksimile der Scholvener Mark wird nur ein Flurnamen erwähnt: die Ulfkotter Gemeinheit.

Übrigens: Die Altendorf-Ulkotter Bürger/Innen mögen mir verzeihen, weil ich auf ihren "Stadtgebiet" einen alten Amerikaner, der in grauer Vorzeit in Scholven geboren wurde, ließ ein nagelneues Steinkohlenbergwerk abteufen. Und baute in der Fantasie auf ihren Grundstücken eine Neue Kolonie. In der es ständig "rundgeht".

Frage an die Fachleute:
Gehörte Altendorf-Ulfkotte mal zu Scholven?

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Scholvener Jung
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Re: Das große Fragezeichen

Beitrag von Scholvener Jung »

gutenberg hat geschrieben: Frage an die Fachleute:
Gehörte Altendorf-Ulfkotte mal zu Scholven?
Davon ist mir nichts bekannt.
Hömma!

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gutenberg
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Musstoch auma sein!

Beitrag von gutenberg »

[Ironie][/Ironie]Sollen wir mal einen toften Mist machen?
Wenn Schloss Lüttinghoff, das Neugestrichene, neuerdings zu Hassel gehört, gehört Altendorf-U auch zu Scholven, basta!

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gutenberg
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Das Alter, das leidige Alter...

Beitrag von gutenberg »

Seit Tagen quäle ich mich mit einem Namen aus der Vergangenheit herum. Nicht, dass er von irgendwelchem Belang wäre, aber es nervt. Vielleicht kann jemand helfen.
Zwischen dem Lager 2000 und dem Doktor Niewerth (Dienstag Nachmittag ist Staub!) lag ein Trümmergrundstück. Es würde mich nicht wundern, wenn man heute noch Spuren davon finden würde. Und zu diesem - später aufgeräumten - Bombenzeugen gab es einen Namen. Um den geht es. Kann sich jemand von uns Alten erinnern?
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Buerelter
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Beitrag von Buerelter »

Da wir nur wenige Meter von der von Dir eingezeichneten Stelle unser neues Domizil haben, kann ich Dir lieber Gutenberg nur Folgendes berichten:

Das von Dir als Lager 2000 eingezeichnete Stück ist derzeit eine Wiese, auf der einige Kühe weiden. Direkt dahinter befindet sich ein etwas wildes Grundstück mit Hütten oder Ställen, in einem nicht besonders gepflegt erscheinenden Zustand. Es ist eingezäunt, und wird -laut Schild- von einem Hund bewacht. Mich hat es noch nicht so wirklich interessiert, was denn dort gewesen sein soll.
Nach welchem Bombenzeugen sollte ich mich erkundigen? Der älteste Mensch, dem man hier begegnet ist meines Wissens Lehrer B. Den kann man anrufen.
Kannst Du genauer werden?

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gutenberg
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Geheimnis um ein Grundstück

Beitrag von gutenberg »

@Buerelter

Hallo, mein Heimatgewährsmann!

Es ist noch da, das Trümmergrundstück, denn genau das ist das hundegeschützte Wieselein. Mit Bombenzeugen meine ich jemanden, der zu Zeiten des Bombenhagels schon in dem Alter und vor allem in der Nähe wohnte, in dem er sich erinnern könnte, wer der Eigner des ominösen Kottens war, der da plattgemacht wurde, um die Nazis in Berlin zu besiegen.

Mir ist wieder eingefallen (und gleich in's Notizbuch geschrieben...), dass wir Kinder von "Klaasens Ruine" sprachen. ("Hier stand das Haus vom ollen Klaus!").
Ob sich das damals einer von uns ausgedacht hatte, oder ob der Eigner ein Bauer oder Kötter namens "Klaas" war, habe ich nie gewusst).

Das war sowieso eine komische Ecke damals. Die Winkelstraße, die praktisch mit dem Dr. Niewerth anfing und am "Viereckigen" Bunker an der Straßenmündung der Winkel- in die Berliner Straße endete, bei Wachtmeisters Schnapsladen, war mir nie geheuer.

Ging man das Land an der "Bahne" in Richtung Gladbeck, musste man die Schreinerei "Holländer" passieren. Und weil die Welt ein Bierdeckel ist und ich nach "Island" also in den Nordwesten ausgewandert bin, ist es nicht verwunderlich, dass meine Kinder hier, am A. d. W. von einem Sohn der Schreinersfamilie (und DPSG-Bruder) gymnasialen Englisch-Unterricht hatten. Man sieht es im Alter überdeutlich, dass die Kreise des Lebens bestrebt sind, sich zu schließen.

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Buerelter
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Geheimnis um ein Grundstück

Beitrag von Buerelter »

Lieber Gutenberg,

Deine Fragen haben uns heute nachmittag, zwischen zwei Regenschauern, zu einem 150m-Spaziergang (eine Strecke!) bewogen.

Das Grundstück von Klaas Kotten existiert also noch. Bebaut ist es mit verschiedenen Hütten und Schuppen, dort lagert Kaminholz, ein Campingmobil und einige Autos sind dort abgestellt aber von der Straßenansicht erinnert nichts mehr an einen ehemaligen Kotten.
Allerdings wurde die Stichstraße im Neubaugebiet direkt dahinter mit "An Klaas´ Kotten" (sic!) beschriftet. Ein Straßenschild, das mich beim Vorbeifahren ob seines überflüssigen Apostrophs regelmäßig ärgert. Genau wie "Christels´ Bierstube" und ähnlicher Unsinn.

Trotzdem hast Du meinen nachbarschaftlichen Heimatforscherdrang geweckt. Wer war Klaas? War es der Name des Kottens? Oder auch der Nachname seiner Aufsitzer? Gibt es noch Fotos oder andere Hinweise auf diesen Kotten?

Und noch wichtiger: Was war das Lager 2000?
Vielleicht kannst Du erste Hinweise geben...

(Ich hoffe, wir sind nicht off-Topic, weil sich der Grund unserer Recherche 100m Luftlinie hinter der Gelsenkirchener Stadtgrenze befindet)

pedder vonne emscher
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Beitrag von pedder vonne emscher »

Buerelter hat geschrieben:Trotzdem hast Du meinen nachbarschaftlichen Heimatforscherdrang geweckt. Wer war Klaas? War es der Name des Kottens? Oder auch der Nachname seiner Aufsitzer? Gibt es noch Fotos oder andere Hinweise auf diesen Kotten?
Auch mein Interesse hat dieser Klaas Kotten geweckt. Ich habe einen befreundeten Ahnenforscher, der aus Gladbeck stammt und auch dort forscht. Der hat mir folgendes dazu geschrieben.

"Es ist der Kotten an der Winkelstraße 60, später Föcker.

Auf meiner alten Karte heißt er auch schon Klaas.
Dort lebten Henrich Claes (* ca. 1740) und Anna Maria Böker (oo 1765 in Gladbeck)
und später Johann Henrich Claes (* 1769) mit "Tante" Maria Gertrud Söller (* 1772), später mit Marg. Siepmann

Dann ging der Hof an Gertrud Söllers Neffen Bernard Henrich Söller (* 1817), der auch den Namen Clas führte. Der Hof ging 1857 an Hermann Föcker, der vorher auf dem Bertels-Hof in Oberscholven gelebt hatte. Der Herr war wohl Zimmermann/Schreiner. Dieser vererbt ihn an Sohn Johann Föcker (oo Altrogge)."

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gutenberg
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Beitrag von gutenberg »

@Buerelter @Pedder vonne Emscher

Danke, dass Ihr mich an den Segnungen des Internet habt teilnehmen lassen. Als Zweckelgeborener (Gluckstraße 32) und Frühscholvener (Mentzelstraße) der ich innerhalb des ersten Lebenshalbjahres die Nationalität wechselte, wurmte mich dieses Nichtwissen ins Mark.

Das Lager 2000, ich bin mir ziemlich sicher, dass dies der echte Name war, kein Spitzname, war gebaut worden für russische kriegsgefangene Bergleute. Ich sehe noch einen Wachturm vor meinem inneren Auge. Etwa wie es auch in Zweckel im Dreieck Tunnelstraße/Im Ort stand. Nach Kriegsende nahmen diese beiden Lager und ein drittes, zwischen der heutigen Bruckner- und der Stichstraße an der Redenstraße, die Flüchtlinge und vertriebenen Ostgebietler auf.
Das Ende kam schnell und undramatisch.
Auf dem Weg zur Schule hörten wir eine "Dreckschieber" genannte Planierraupe, die den ganzen Kram zusammenschob und auf diese komischen MAN hob, deren Motorhaube frappant an ein Riesen-Osterei erinnerte. Diese, und die Lkw, die wir Kinder die "komischen Mercedesse" nannten, weil sie eine kantigere Fahrerkabine hatten als die "bunten Mercedesse" (erstere gab es nur in Grau oder Gelb, die anderen in allen Farben), räumten die Lager weg.
Als wir mittags aus der Schule kamen, fuhr schon ein Landwirt ein Gemisch aus Stallmist und Mutterboden an und im Sommer drauf wurde schon geerntet. Allerdings müsste eine Luftaufnahme bei diesigem Wetter interessant sein.

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gutenberg
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Beitrag von gutenberg »

LuBi-Nachtrag
Zuletzt geändert von gutenberg am 04.10.2012, 18:29, insgesamt 1-mal geändert.

Feldmarkmafia
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Beitrag von Feldmarkmafia »

Möglicherweise sind das wirklich Bodenspuren.Ich war mal so frei ein Relief anzufertigen.
Das Gelände ist an der Stelle eingesunken,was für den Standort ehemaliger Gebäude und deren unzureichende Aufschüttung spricht.
Bin allerdings ein Laie in diesem Fach,also keine 100% Garantie von mir...:wink:

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Beitrag von gutenberg »

@ FM-Mafiosi

An der Basis des gezeichneten Pfeiles sieht man ein Muster, das stark an einen Splitterschutzgraben erinnert.
Gute Idee!

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