Helmutstraße... der Scholvener Urwald kommt zurück

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erloeser
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Helmutstraße... der Scholvener Urwald kommt zurück

Beitrag von erloeser »

Die Helmutsstraße liegt direkt an der südlichen Zechenmauer, hinter der sich die Kohlehalden und die Zentralkokerei Scholven befand. Sie wurde bereits in der ersten Bauphase der Zechenkolonie 1913 angelegt.

BildQuelle: Dokumentationen von Werkssiedlungen in Gelsenkirchen, Helmutstraße 1970er Jahre

Nachdem 1960 die Kokerei und 1963 die Schachtanlage Scholven stillgelegt wurde, begann man 1966 das ehemalige Werksgelände nördlich der Helmutstraße mit einer neuen Zentralkokerei zu überbauen. Die am Fuße der Kokshalde stehende Auffangmauer wurde in den 1970er Jahren mehrmals eingedrückt, so dass sich die Kohle immer wieder in den Gärten der Anwohner verteilte. Die Unmittelbare Bedrohung der Häuser und Gärten durch die Industriehalden sollte dann auch Anlass sein, die Gebäude in der Helmutstraße abzureissen.

Heute sieht es dort so aus: Ähnlich wie in der angrenzenden Reubekampstraße steht in der Helmutstraße kein einziges Haus mehr.
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Die Natur holt sich dieses verlassene Fleckchen Scholvens hinter der alten Zechenmauer zurück. Der Mast der Laterne steht übrigens noch....
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auch die Kanaldeckel werden zurückerobert
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wie im Märchen von Dornröschen überwuchern Brombeeren und anderes dorniges Gestrüpp den Gehweg und die Bordsteine bis zur Straße
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4cholvski
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Beitrag von 4cholvski »

rückbau der ca. 220 m langen helmutstraße

die fläche ist mit laubgehölzen, 1 stück pro 1,5 qm bei einem hartholzanteil von 40% heimischen forstgehölzen zu begrünen.


aufhebung beziehungsweise rückbau einer straße

bei der realisierung der maßnahme sind die deckschichten einschließlich unterbau sowie die randbefestigungen und die einläufe zu entfernen. die flächen sind der umgebung höhenmäßig anzupassen und mit füllboden sowie einer 20cm dicken oberbodenschicht zu verfüllen.

quelle: stadt gelsenkirchen - landschaftsplan - planungsraum 2




die idyllische zechenhaussiedlung (helmut,-johann-,reubekampstr.)- ''kohlenpottromantik'' - mit abgeschlossenem,eigenständigem siedlungscharakter wurde -m.e.- ende der 70er jahre 'entfernt'. begründet wurde diese maßnahme mit extrem hoher immissionsbelastung - meine ich, es so gehört zu haben - sicherlich gab es 'handfestere' gründe.

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Scholvener Jung
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Beitrag von Scholvener Jung »

Die Helmutstraße ist heute vom normalen Straßenverkehr ausgeschlossen. Die Absperrung läßt lediglich Zweiräder und Fußgänger zu.
Hier von der Räubekampstraße aus gesehen:
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Weil die Straßenreinigung auch nicht mehr hier her fahren kann, wird die Straße auch leider gerne als Müllhalde zweckentfremdet.
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Anscheinend wurde ein langes Stück der alten Zechenmauer erneuert. Kein Wunder, wenn die Kohlenhalde sie ständig eindrückte.
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Scholvener Jung
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Beitrag von Scholvener Jung »

Eine Neuansiedlung hätte ich mir eher gewünscht, da mittlerweile auch die Kokerei verschwunden ist, aber die Fernleitungen lassen hier wohl kein Häusle baue mehr zu.
Längst der Räubekampstraße ...
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... und der Helmutstraße
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gutenberg
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Beitrag von gutenberg »

Scholvener Jung hat geschrieben:Die Helmutstraße ist heute vom normalen Straßenverkehr ausgeschlossen. Die Absperrung läßt lediglich Zweiräder und Fußgänger zu.
Hier von der Räubekampstraße aus gesehen:
Lieber Scholvener Jung]
Die "Reubekampstraße" hat nichts mit Räubern zu tun, sondern mit Plattdeutsch. Als ich Kind war, und das ist schon Äonen her, wurde in meinem Geburtsort Zweckel Plattdeutsch noch als zumindest zweite Amtssprache gesprochen.
Das Reubekamp ist auf Hochdeutsch das Rübenfeld. Andere, nördlich des Kohlenpottes entdeckte Schreibweisen: Rüwkamp, Reukamp, Röwekamp, Rauwekamp. Im Gegensatz zum kernmünsterländischen "Kleiplatt" oder zum westmünderländischen "Sandplatt" oder dem "Waterplatt" welches man etwa nördlich der Linie Haselünne-Hannover spricht, war das "Bergske Platt", die Ursprache zwischen Ruhr und Lippe, sehr vokalreich, mit einem deutlichen Hang zur "breiten Aussprache". Aus dem Eichelhäher, der "Markdohle" wird hier der "Markwart", das hört sich so schön breit. Aus der "Rüwknolle" wird die "Reubeknoll", sind aber beides Rüben. Aus der Supp, der Suppe, wird die Brüh, die Brühe. Ostpreußisch "Briehe" aber das ist Zufall...

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Scholvener Jung
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Beitrag von Scholvener Jung »

@ gutenberg:
Ein Fehler der mir jetzt erst auffällt! :oops: Warum ich allerdings das "ä" statt das "e" gedrückt habe, kann ich mir nur so erklären: Ich habe auf Deine Erklärung zum Begriff "Reube" gewartet! :perlweiss:
Witzig nur, daß ich als Kind immer Reuberkamp~ laß und mich immer gefragt habe warum Reuber mit "e" geschrieben wurde. :skeptisch:

Aus Fehlern lernt man!
Danke!
Hömma!

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gutenberg
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Beitrag von gutenberg »

Scholvener Jung hat geschrieben:@ gutenberg:
Ein Fehler der mir jetzt erst auffällt! :oops: Warum ich allerdings das "ä" statt das "e" gedrückt habe, kann ich mir nur so erklären: Ich habe auf Deine Erklärung zum Begriff "Reube" gewartet! :perlweiss:
Witzig nur, daß ich als Kind immer Reuberkamp~ laß und mich immer gefragt habe warum Reuber mit "e" geschrieben wurde. :skeptisch:

Aus Fehlern lernt man!
Danke!
Ich will nicht als Besserwisser oder Klugschweizer da stehen, obwohl meine Mail genau diesen Eindruck erweckt. Und dafür möchte ich mich bei Dir, Scholvener Jung, entschuldigen. Aber ich bin seit 45 Jahren Schriftsetzer. Das heißt, 45 Jahre lang haben die Korrektoren meine Satzfehler dick und rot angepinselt, obwohl sie wussten, dass ich natürlich die richtige Schreibweise kannte. Das frustet und verdirbt den Leser-Charakter und darum ist mir das mit dem Rübenacker passiert. Ich hoffe, Du bist nicht böse.
Gutenberg.

Die beste Erfindung in der schwarzen Kunst nach den "Beweglichen Lettern" war die des "Druckfehlerteufels" von den Schriftsetzern...

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Heinz H.
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Beitrag von Heinz H. »

Hätte da einen Vorschlag zu machen,
ich glaube die WATZ könnte einen Korrekturleser gut gebrauchen. :wink:
"Gelsenkirchen kann wirklich froh sein, dass es Buer hat."
Dr. Peter Paziorek

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gutenberg
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Re: Korrekturleser (Off Topic)

Beitrag von gutenberg »

Heinz H. hat geschrieben:Hätte da einen Vorschlag zu machen,
ich glaube die WATZ könnte einen Korrekturleser gut gebrauchen. :wink:
Meinst Du, die Westdeutsche Allgemeine Tages-Zeitung wäre die richtige Arena? Sieh das mal so: Ich habe mich in aller Öffentlichkeit bei dem Kollegen entschuldigt. Was hätte der Kosmos davon, würde ich mich jetzt bei dem Verlag bewerben und einen Feldzug starten gegen Leute (achte mal auf die Rechtschreibung in der Öffentlichkeit) die es anscheinend nicht besser wissen? Ich befasse mich seit 1956 (Einschulung) damit und seit 1964 (Lehre) auch beruflich und habe keine Lust mehr. OK?

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Scholvener Jung
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Beitrag von Scholvener Jung »

gutenberg hat geschrieben: [...] möchte ich mich bei Dir, Scholvener Jung, entschuldigen. [...] Ich hoffe, Du bist nicht böse.
Ich bin Dir keines Weges böse!
Hömma!

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Heinz H.
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Beitrag von Heinz H. »

Friede, Freude, Eierkuchen

Alle haben sich lieb! :prost:
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gutenberg
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So isset

Beitrag von gutenberg »

@Heinz H.

So isset!!

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Heinz O.
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Re: Helmutstraße... der Scholvener Urwald kommt zurück

Beitrag von Heinz O. »

Die letzten fünf Häuser (Nr. 7, 9, 11, 13 und 15) und die dazugehörenden Stallgebäude wurden
1980 durch den Eigentümer, der Bergbau AG Lippe, niedergelegt.
Zustand der Häuser im April 1980
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Quelle: Hausakte ISG Gelsenkirchen
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

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heen
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Re: Helmutstraße... der Scholvener Urwald kommt zurück

Beitrag von heen »

Der Bebauungsplan 143 "Zentralkokerei Scholven" wurde 1971 genehmigt und sah eine Erweiterung der Kokerei Scholven durch eine Rampenkoks-, Sieb- und Brechanlage vor.
Die Landesbaubehörde Ruhr und das Gewerbeaufsichtsamt Recklinghausen machten die Genehmigung der Anlage von einen 100 m breiten Streifen mit Schutz- und Trenngrün abhängig.
Stadtchronik 1975 hat geschrieben: Donnerstag, 24. April 1975
Die SPD-Ortsgruppe Scholven und Unterbezirksvorsitzender Prof. Meya wollen im neuen Rat dafür eintreten, daß der 5 Jahre alte Bebauungsplan für den Bereich Johann-, Helmut- und Reubekampstraße den aktuellen Gegebenheiten angepaßt wird und die Häuser dort erhalten bleiben. Der Plan sieht stattdessen die Anlage eines 100 m breiten Grünstreifens für die Kokerei Scholven vor. Die betroffenen Anwohner haben bereits 280 Unterschriften für den Erhalt ihrer Häuser gesammelt.
Stadtchronik 1976 hat geschrieben: Montag, 26. Juli 1979
Unter heftigem Protest der Anwohner läßt die VEBA-Wohnungsbaugesellschaft das erste Haus ihrer Siedlung an der Reubekampstraße in Scholven abreißen, um Platz für die Anlegung eines Grünstreifens zum Schutz vor den Emissionen der Kokerei zu schaffen. Vor zwei Jahren war den neuzugezogenen kinderreichen Familien zugesagt worden, daß die Häuser in diesem Bereich noch mindestens 10 bis 15 Jahre stehen bleiben. Bei einer Ortsbegehung im April vergangenen Jahres hatte der damalige SPD-Unterbezirksvorsitzende und heutige Oberstadtdirektor Meya noch vorgeschlagen, den Bebauungsplan 143 zu überdenken und Teile der Johann- und der Reubekampstraße zu erhalten.

Freitag, 17. September 1976
Die Bewohner der VEBA-Siedlung an der Reubekampstraße haben die Bürgerinitiative "Scholven 1976" gegründet, die für die Erhaltung der nach dem Bebauungsplan abzureißenden Siedlung südlich der Kokerei eintritt. 70 Mieter der Siedlung haben in einer Unterschriftenaktion bekundet, in unmittelbarer Nähe des Werkes wohnen bleiben zu wollen.
1977 machte die Stadt weitere Abrisse von einem neutralen Emissionsgutachten abhängig. Dadurch konnten Wohnhäuser an der Halde- und Metterkampstraße erhalten bleiben.
Abgerissen wurden Häuser an der Reubekamp-, Helmut- und Johannstraße.

Die Kokerei wurde nicht erweitert und 1991 geschlossen. 2006 wurde der Bebauungsplan angepasst.

Links:
Ursprünglicher Plan und Begründung:
https://gdi.gelsenkirchen.de/karten/PB_ ... an_143.pdf
https://gdi.gelsenkirchen.de/karten/PB_ ... gr_143.pdf
Änderung 2006
https://gdi.gelsenkirchen.de/karten/PB_ ... derung.pdf
https://gdi.gelsenkirchen.de/karten/PB_ ... derung.pdf

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