Emmyshall Zweckel - Gesundheitshaus Scholven

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erloeser
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Emmyshall Zweckel - Gesundheitshaus Scholven

Beitrag von erloeser »

Emmyshall Zweckel

Nicht nur bei Scholvener und Zweckeler Bergleuten sehr beliebt, sondern auch von der Bevölkerung gerne genutzt und überregional bekannt war bis zu Beginn der 1950er Jahre das Solbad Emmyshall in Zweckel an der Frentroper Straße...

Bei den Abteufarbeiten der Zeche Zweckel wird am 8. September 1910 in 431 Metern untertage eine 20 Grad warme Solquelle in einem Gesteinskonglomerat angeschlagen.

Das Chemische Untersuchungsamt Recklinghausen stellt am 30. November 1911 folgende Ingredienzien fest:

53,420 g Abdampfrückstand
23,938 g Natriumoxyd
3 g Calciumoxyd
0,951 g Magnesiumoxyd
31,722 g Chlor
0,055 g Schwefelsäure

Nach dem anliegenden Ergebnis der Fundprobe ist in einem Liter 45,044 g bis 4.5 Prozent Chlornatrium."

Am 24. Juli 1912 werden die Rechte der Bergfiskus an dem Solquellenbergwerk Emmyshall in das Grundbuch beim Amtsgericht Buer eingetragen.

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Königliches Solbad und Zeche Zweckel Schacht 1 und 2.

1914 wird das erste Solbad neben dem Pförtnerhaus fertiggestellt. 1937 zieht das Solbad in das ehemalige Maschinenhaus der Zieglei um, welches zu einer Schwimmhalle umgebaut wurde.

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Hibernia, Emmyshall 1938

Im Sommer 1950 versiegt die Solquelle. 1953 findet man auf der zweiten und fünften Sohle drei weitere Quellen, deren Wasser allerdings nur noch Inhalationszwecken dient, für welche es in 10 Liter Flaschen abgefüllt wird. Heute erinnert noch eine Bushaltestelle "Solbad" an der Frentroper Straße in Gladbeck Zweckel an Emmyshall.

Gesundheitshaus Scholven

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Hibernia, Gesundheitshaus Scholven

In den 50er Jahren wird beim Neubau des Zecheneinganggebäudes in Scholven ein Gesundheitshaus errichtet, welches den Bergleuten aus Zweckel und Scholven zur Gesundheitsvor- und Fürsorge dienen soll.

Weiß da jemand mehr zu?

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Im Zusammenhang mit dem Gesundheitshaus erwähnt die Hibernia in ihrer Chronik 1958 auch das Berglehrlingsheim. Soweit ich gehört habe, ist in dem ehemaligen Solbad Emmyshall zwischenzeitlich ein Berglehrlingsheim untergebracht gewesen. Kann es sein, dass in diesem Zusammenhang die Schwimmhallen auch nach dem Versiegen der Solquelle 1950 weiter genutzt wurden?

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"Auch der Sport gehört zum Stundenplan unserer Bergberufsschule." Hibernia 1958

Könnte das Foto Emmyshall in Zweckel sein oder handelt es sich um eine andere Badeanstalt in Zweckel oder Scholven? Wer hat da eine Idee?

Quellen:
Hibernia,
Erna-Johanna Fiebig, Hundert Jahre Bergbau in Gladbeck, 1985

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Heinz H.
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Gesundheitshaus Scholven - 1993

Beitrag von Heinz H. »

Gesundheitshaus Scholven
Eine gesundheitsfördernde und gesundheitserhaltende betriebliche Einrichtung


von Eva Dreckmeier, Abt. PR

»Die wichtige Arbeit, den Körper abzuhärten oder, was gleichbedeutend ist,
ihn gegen Krankheit zu schützen, widerstandsfähig zu machen, kann nie früh genug begonnen werden. Fange gleich heute noch an, aber fange an mit leichteren, nicht gleich mit den schweren Uebungen! Du könntest sonst leicht den Muth verlieren! «

(Msgr. Sebastian Kneipp, 1886)

Gesundheit ist keine meßbare Größe. Gesundheit wird beschrieben als die aus subjektivem Wohlbefinden und objektiver Belastbarkeit erwachsende individuelle körperliche, seelische und soziale Leistungsfähigkeit des Menschen.
Durch eine gesunde Lebensführung, ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige körperliche Betätigung können wir selbst einen entscheidenden Einfluß auf unsere Gesundheit ausüben, um Störungen des Organismus und Krankheiten wirksam vorzubeugen.

Durch Stärkung unseres eigenverantwortlichen Handelns können wir selbst in vielen Lebensbereichen eine gezielte Vorsorge treffen, um gesundheitlichen Störungen und Erkrankungen vorzubeugen.


Maßnahmen zur Gesunderhaltung bei VKR

Am Arbeitsplatz ist die Bewegungsfreiheit des Körpers nicht selten eingeschränkt, die körperliche Belastung oftmals einseitig. Sitzende Tätigkeiten führen häufig zu Haltungsfehlern, die Verspannungen und Verhärtungen der Rückenmuskulatur begünstigen - nicht selten sind z. B. Bandscheibenschäden die Folge.

Zur Unterstützung des körperlichen Ausgleichs und zur Erhaltung der Gesundheit bietet VKR ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesunderhaltende und therapeutische Maßnahmen im Gesundheitshaus in Scholven.
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Das Gesundheitshaus ist schon unter der Regie der Bergwerksgesellschaft Hibernia AG entstanden, die an den verschiedenen Standorten Zechengesundheitshäuser eingerichtet hatte. Ziel dieser Einrichtungen war, den Arbeitnehmern eine mitarbeiternahe und den besonderen Arbeitsanforderungen der vorwiegend im Unter-Tage-Bereich Beschäftigten entsprechende, gesunderhaltende Betreuung zukommen zu lassen.


Umfangreiches Leistungsangebot an therapeutischen Maßnahmen

Der Bäderbereich des Gesundheitshauses in Scholven bietet ein umfangreiches Angebot sowohl an medizinischen Vollbädern als auch an anderen therapeutischen Maßnahmen, wie Ganzkörpermassagen, Packungen, Wickel, Inhalation usw. Alle Behandlungen werden hier von qualifiziertem Fachpersonal, von Egon Nowoczyn und Horst Schneider, ausgeführt.

Sämtliche therapeutischen Anwendungen können von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der VKR, ihren Familienangehörigen und VKR-Pensionären unter Vorlage einer entsprechenden ärztlichen Verordnung in Anspruch genommen werden.

Die Benutzung von Sauna und Fitneßraum ist für VKR-Mitarbeiter, deren Angehörige und für Pensionäre unentgeltlich, 10 Minuten Solarium kosten 2 DM.


Die Bäderheilmethode

Monsignore Sebastian Kneipp, päpstlicher Geheimkämmerer, Pfarrer und ebenso berühmter wie anerkannter Therapeut aus Wörishofen, erforschte schon Mitte des 19. Jahrhunderts die heilsame und gesunderhaltende Wirkung des Wassers. Kneipp schrieb:

»Das Wasser, speziell unsere Wasserkur heilt alle überhaupt heilbaren Krankheiten; denn ihre verschiedenen Wasseranwendungen zielen darauf ab, die Wurzeln der Krankheit auszuheben (...), endlich den geschwächten Organismus zu stählen (und) zu neuer Thätigkeit zu kräftigen.«
Aus: Msgr. Sebastian Kneipp, Meine Wasserkur. Zur Heilung der Krankheiten und Erhaltung der Gesundheit. Kempten 1903.
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Erwiesenermaßen dienen heiße Vollbäder - unter Zugabe verschiedener medizinischer Badezusätze - der allgemeinen körperlichen Entspannung und Entschlackung. Ebenso wie Heißluft-, Kurzwellenbestrahlung und Fangopackung (Gemisch aus Vulkangestein und Paraffin) wirkt das warme Vollbad als vorbereitende Maßnahme zur Ganzkörpermassage, das heißt zur entkrampfenden und lockernden Wärmebehandlung der Muskulatur.
Die Bäderheilbehandlung versteht sich als therapeutische Maßnahme, die bei Erkrankung die ärztliche Behandlung ergänzen, nicht aber ersetzen soll.


Verwöhnen lassen wie im Kurmittelhaus

Das vielfältige Angebot an medizinischen Vollbädern im Scholvener Gesundheitshaus kann sich sehen lassen:

Das Brom-Baldrian-Sedativbad wird zur flankierenden Behandlung bei Nervosität, Schlafstörungen, Spannungs- und Erregungszuständen angewendet. Ein Vollbad mit Heublumenöl lindert rheumatische Beschwerden und wirkt als unterstützende Behandlung bei Bandscheibenschäden, Ischias-Syndromen, Muskelzerrungen, Nervenentzündungen und Lendenwirbelsyndromen. Darüber hinaus regt Heublumenextrakt die Stoffwechseltätigkeit an.

Zur allgemeinen Vitalisierung des Organismus und zur Anregung des Kreislaufs wirkt ein Rosmarinbad. Es wird auch bei nicht organisch bedingten Durchblutungsstörungen, schlechter Hautdurchblutung und bei neurovegetativen Störungen (= Nervenschmerzen) verabreicht.

Sole-, Stanger- und Moorbäder sorgen u.a. bei Bandscheiben-, Rheuma- und Gichtleiden für rasche Linderung.

Sämtliche Anwendungen werden im Gesundheitshaus in Scholven von qualifiziertem Fachpersonal ausgeführt. Zur täglichen Arbeit von Egon Nowoczyn und Horst Schneider gehören Behandlungen wie Packungen und Wickel, Ganzkörpermassagen und medizinische Vollbäder


Massagen machen fit

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Ebenso wie die medizinischen Wasseranwendungen fördern Massagen eine allgemeine körperliche Entspannung, insbesondere auch der Muskeln. Darüber hinaus kann mit Voll- oder auch Teilkörpermassagen Verhärtungen der Rückenmuskulatur und einsetzenden Schädigungen an Wirbelsäule und Bandscheibe entgegengewirkt und vorgebeugt werden. Mit Hilfe der Bindegewebsmassage - einer Nervenmassage - können sogar innere Organe erreicht und beeinflußt werden.

Für alle Bade- und Massageanwendungen ist die Vorlage einer ärztlichen Verordnung erforderlich.


Mit Volldampf gesund

»Je mehr unser Zeitalter den Charakter und Namen des verweichlichten bekommt, um so höher Zeit ist's, zurückzukehren zu den gesunden, natürlichen (nicht verkünstelten und unnatürlichen) Anschauungen und Grundsätzen der Alten.«
(Msgr. Sebastian Kneipp)

Schon vor Jahrhunderten zehrten finnische Bauern und Holzfäller von der Kraft der Sauna. Seit gut drei Jahrzehnten schwitzen auch wir Mitteleuropäer bei Temperaturen bis zu 100 Grad Celsius und kühlen uns anschließend mit eiskaltem Wasser.

Die Kombination aus heißer Luft und kaltem Wasser wirkt Wunder für den Organismus. Saunieren kurbelt den Kreislauf an, stärkt die Durchblutung, wirkt sich positiv auf die Atmung aus, stabilisiert das Herz, regt die Nierenfunktion an,

aktiviert die Drüsen und beruhigt Nerven und Gemüt. Dauerhaften Nutzen bringt die Sauna nur demjenigen, der regelmäßig, d. h. ein bis zweimal pro Woche je etwa zwei bis drei Saunagänge von acht bis zehn Minuten macht. Die Wirkung hält dann bis zu einer Woche an. In der kalten Jahreszeit bedeutet das: Regelmäßige Saunagänge schützen vor Grippe, Schnupfen und Erkältungen, da unsere Blutgefäße durch die starke Hitze besser auf Abkühlung reagieren.

Sauna ist ungefährlich. Wer allerdings übertreibt, wird müde, gereizt und nervös.

VKR hat an fünf Betriebsstätten Saunen eingerichtet, die den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zur Verfügung stehen.


Fitneßeinrichtungen

Zur aktiven körperlichen Betätigung gibt es im Gesundheitshaus in Scholven ein ebenso reichhaltiges wie attraktives Angebot. Ein Gymnastikraum mit großer Sprossenwand und Gymnastikmatten eignet sich hervorragend für Turnübungen zur Entlastung von Wirbelsäule und Rückenmuskulatur sowie zu fithaltender Allroundgymnastik. Zwei Tischtennisplatten laden während einer Saunapause zum Match mit dem Kollegen ein. Die Ehrgeizigen haben am Profi Trimmgerät Gelegenheit, ihre Muskeln in Form zu bringen und ihre Ausdauer zu steigern.


Öffnungszeiten Gesundheitshaus:
Montag 7.30 Uhr bis 16.00 Uhr;
Dienstag bis Donnerstag von
7.30 Uhr bis 20.00 Uhr;
Freitag von 7.30 Uhr bis 19.00 Uhr

Saunaöffnungszeiten

Gesundheitshaus Scholven
Damen
Montag 7.30 Uhr - 16.00 Uhr
Mittwoch 12.00 Uhr - 20.00 Uhr

Herren
Dienstag 7.30 Uhr - 20.00 Uhr
Mittwoch 7.30 Uhr - 12.00 Uhr
Donnerstag 7.30 Uhr - 20.00 Uhr
Freitag 7.30 Uhr - 19.00 Uhr

Zentralgebäude Bergmannsglück
Damen
Dienstag 14.00 Uhr - 20.00 Uhr
Donnerstag 14.00 Uhr - 20.00 Uhr

Herren
Montag 14.00 Uhr - 20.00 Uhr
Mittwoch 8.00 Uhr - 20.00 Uhr
Freitag 14.00 Uhr - 20.00 Uhr

Kraftwerk Datteln
Damen
Montag 8.00 Uhr - 14.00 Uhr
Mittwoch 12.30 Uhr - 20.00 Uhr

Herren
Montag 14.30 Uhr - 20.00 Uhr
Dienstag 6.00 Uhr - 20.00 Uhr
Mittwoch 6.00 Uhr - 11.00 Uhr
Donnerstag 6.00 Uhr - 20.00 Uhr
Freitag 6.00 Uhr - 20.00 Uhr

Saunabesucher erhalten den Schlüssel beim Pförtner. Dort liegt auch ein Saunabuch aus, in das sich jeder Besucher eintragen muß.

Kraftwerk Knepper
Nur für Herren
Montag bis
Freitag 8.00 Uhr - 18.00 Uhr

Kraftwerk Shamrock
Nur für Herren
Dienstag 6.00 Uhr - 22.30 Uhr
Freitag 6.00 Uhr - 22.30 Uhr

Bild

»Bei diesem Bade geht man nicht einmal, sondern dreimal in's Warme, nicht einmal, sondern dreimal in's Kalte. Es ist dieses Bad das sogenannte warme Vollbad mit dreimaligem Wechsel. Das ganze Bad dauert akkurat 33 Minuten; die verschiedenen Wechsel vertheilen sich auf diese Zeit also (man lege die Uhr auf ein Stühlchen neben die Wanne und zähle gut):
10 Minuten in das Warme,
1 Minute in das Kalte,
10 Minuten in das Warme,
1 Minute in das Kalte,
10 Minuten in das Warme,
1 Minute in das Kalte.
Mit Kalt muß ohne Ausnahme stets abgeschlossen werden.

Der Kopf wird nie naß gemacht. Sollte er naß geworden sein, so trockne man ihn ab; ebenso trockne man beim letzten Heraussteigen aus der kalten Wanne von allen Körpertheilen die Hände allein, damit selbe beim Anziehen der Kleider diese nicht naß machen. «

(Msgr. Sebastian Kneipp)
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Quelle: VKR-INFORMATIONEN 1/93
Herausgeber: VEBA Kraftwerke Ruhr AG
"Gelsenkirchen kann wirklich froh sein, dass es Buer hat."
Dr. Peter Paziorek

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Scholvener Jung
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Re: Emmyshall Zweckel - Gesundheitshaus Scholven

Beitrag von Scholvener Jung »

erloeser hat geschrieben:Emmyshall Zweckel
Im Sommer 1950 versiegt die Solquelle.
Da mein Opa Sprengmeister auf Zeche Scholven und Zweckel war, weiß ich (über meine Eltern) daß die Solquelle durch eine Sprengung unter Tage zerstört wurde. Ich denke mal: ungewollt!
Hömma!

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Verwaltung
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Beitrag von Verwaltung »

Kleine Chronik der Zeche Zweckel:
http://aufmozart.de/chronik.htm
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Scholvener Jung
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Re: Emmyshall Zweckel - Gesundheitshaus Scholven

Beitrag von Scholvener Jung »

erloeser hat geschrieben:Emmyshall Zweckel
[...] Heute erinnert noch eine Bushaltestelle "Solbad" an der Frentroper Straße in Gladbeck Zweckel an Emmyshall. [...]

Quellen:
Hibernia,
Erna-Johanna Fiebig, Hundert Jahre Bergbau in Gladbeck, 1985
Entweder wurde diese Haltestelle aufgehoben, oder man nannte sie in "Maschinenhalle Zweckel" um. Ich glaube eher an Aufgehoben.

Aber in Sachen >Haltestelle umbenennen< fällt mir das wieder ein:
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 0556#70556
@ niccolo: Tut sich da noch was?
Hömma!

Overhagener
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Beitrag von Overhagener »

Hallo,

früher hieß die Haltestelle 100%ig Solbad.
Da ich aus Overhagen komme und in Gladbeck zur Schuleging bin ich fast jeden
Tag zwei malmit dem Bus dort voerbeigefahren.

Der Overhagener

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Niccolo
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Re: Emmyshall Zweckel - Gesundheitshaus Scholven

Beitrag von Niccolo »

Scholvener Jung hat geschrieben: Entweder wurde diese Haltestelle aufgehoben, oder man nannte sie in "Maschinenhalle Zweckel" um. Ich glaube eher an Aufgehoben.

Aber in Sachen >Haltestelle umbenennen< fällt mir das wieder ein:
@ niccolo: Tut sich da noch was?

Jepp, da haben wir noch eine offene Baustelle. Ich habe das nicht vergessen, wir sollten das Ganze auch bald in Angriff nehmen.

Ich melde mich im Internen.

Niccolo

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gutenberg
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zwiespältige Erinnerung

Beitrag von gutenberg »

Ich habe an das Scholvener Gesundheitshaus sehr zwiespältige Erinnerungen. Ich hatte mich als kleiner Junge während der Einweihungsfeier selbstständig gemacht und hörte mal hier, dort den Ausführungen zu. Als erstes stand ich bei der Original-Dahlbuschbombe. Als ich das Ding sah, stand mein unerschütterlicher Entschluss, niemals und nimmer Bergmann zu werden, fest.
Als ich mich dann noch in einen abgedunkelten Raum schlich, weil: abgedunkelt = Kino, Kino = tofte, sah ich einen Film über Reha-Maßnamen des Bergmannsheil. Als drittes und letztes, bevor der hochgelobte und hoch zu lobende Herr Heildiener Willi Schröder, Nachbar vis-a-vis und in seiner heilenden Arbeit jedem Arzt vorzuziehender Medizinmann, mich erwischte und per Handzeichen in den Korridor verwies, wohnte ich der Vorstellung des neuen Bergmannhelmes aus Kunststoff bei. Gelb für den Kumpel und feuerfest für die Elektriker und Übertage-Schweißer. Untertage wurde nicht geschweißt aus naheliegenden Gründen. Steiger- und "Angestellten"-Helme weiß wie immer.
Man hatte so ein Exemplar in ein Gestell aus 1 Meter hohen Eisenstangen gelegt, die quadratisch so auf eine Grundplatte geschweißt waren, dass ein Helm zwischen die Eckpfeiler passte. Auf diesen Helm hatte man eine Stahlplatte gelegt und auf diese Granitbrocken bis oben gestapelt. Und - o Wunder - der Helm war auch nachTagen noch kein bißchen eingedrückt. Wie ärmlich sah doch der alte Lederhelm dagegen aus: eingequetscht wie eine Pudelmütze. Wie der Helm unter einem "Sargdeckel" aussah, wurde nicht gezeigt.
Seitdem kenne ich keine Bergbauromantik mehr, sondern ich weiß, wieviel Blut und Schweiß und Tränen an der Kohle kleben.
Die gute Erinnerung ist die an die viele Hilfe, die ich nach diversen Arm- und Beinbrüchen von Herrn Schröder in der Reha im Gesundheitshaus bekommen habe. Dafür Danke in den Himmel, denn der Herr Schröder lebt schon lange nicht mehr. Wir Kinder, deren Väter allesamt "auf'n Pütt" waren, fuhren nicht mit jedem aufgeschlagenen Knie zum Arzt oder ins Krankenhaus. Wir hatten "unser" Gesundheitshaus.

Dyhringer
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Beitrag von Dyhringer »

Wer hat noch Fotos vom Solbad in Zweckel?Bild[img]

Josel
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Beitrag von Josel »

Warum hieß diese Einrichtung eigentlich so? Oder anders gefragt: Wer war Emmy?

J.
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gutenberg
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Beitrag von gutenberg »

Josel hat geschrieben:Warum hieß diese Einrichtung eigentlich so? Oder anders gefragt: Wer war Emmy?

J.
Das war die Ehefrau vom Hermann Wilhelm Göring. Und der war nicht nur Reichsjägermeister, Reichsmarschall, Chef der Reichsluftwaffe, sondern auch oberster Reichsarbeiter, weil er den Fünfjahresplan zum Wiederaufbau des Reiches als Industrienation entwickeln ließ (Wollt ihr Butter oder wollt ihr Kanonen?). Seine erste Frau hieß Carin.

Danach sein Landschloss "Karinshall".

Gebäude, die mit Heilung und Wohlergehen zu tun hatten, hatten gefälligst "Emmyshall". zu heißen.

Als er erfuhr, dass er, wie andere gewöhnliche Verbrecher am Galgen sterben und nicht, wie es sein Wunsch war, erschossen werden sollte, verschaffte er sich auf bis heute ungeklärte Weise Zyankali und ermordete sich selbst 1946 in Nürnberg.

Josel
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Beitrag von Josel »

Ob Du es glaubst oder nicht, mir war die Parallelität zu Görings "Carinhall" natürlich aufgefallen, aber dass es auch "Emmyhall" gab, ist mir neu. Wäre jetzt auch nicht darauf gekommen, dass das Scholvener Gesundheitshauses etwas mit Göring zu tun haben könnte... Wobei der Umzug in den späten 30ern ja einen Anlass für eine Umbenennung gewesen sein könnte.

Und dieses Gesundheitshaus in Scholven wurde noch in den 50ern weiter so genannt?

J.
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Lupo Curtius
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Beitrag von Lupo Curtius »

Geht dann der auch heute noch in Scholven herumliegende Emmyweg auf den gleichen Namensursprung zurück? Ich fände es schon reichlich befremdlich, wenn ein heutiger Straßenname auf die Ehefrau dieses Naziverbrechers zurückginge. :shock:
8)

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gutenberg
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60er

Beitrag von gutenberg »

Lupo Curtius hat geschrieben:Geht dann der auch heute noch in Scholven herumliegende Emmyweg auf den gleichen Namensursprung zurück? Ich fände es schon reichlich befremdlich, wenn ein heutiger Straßenname auf die Ehefrau dieses Naziverbrechers zurückginge. :shock:
In den 60ern wollte ich mit Freunden eine Nazikarte meiner Heimat anfertigen. Damals bekam ich von der - RAG war das, glaube ich jedenfalls - den Bescheid, dass "ihre" Straßennamen entweder nach Flözen (Emmyweg, Sonnenscheinstraße), ortsbezogen ( Kirchhellener Straße, Xantener Straße etc.), naturbezogen Gegebenheiten (Buschweg, Heidestraße, Löhstraße etc.), nach Flurnamen (Reubekamp = Rübenfeld, Im Brömm etc.) nach bergbaubezogenen Namen (Bergrat Mentzel, unter dessen Aegide die Zeche "Berlin" in Scholven abgeteuft wurde) benannt waren.

Emmy Göring stand eher für Wohl und Gesundheit (KdF-Einrichtungen)

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Prömmel
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Beitrag von Prömmel »

@ Lupo

Da der Emmyweg auch schon vor der Nazizeit seinen heutigen Namen hatte (kann man älteren Adressbüchern entnehmen), muss man sich wohl keine Sorgen wegen eines möglicherweise braunen Ursprungs machen.
Selbst im Adressbuch von 1939 wird da keinerlei Bezug hergestellt.
Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß. der weiß mehr
als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

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