Heiligabend.
Bei uns zu Hause in Scholven, war Weihnachten immer ein ganz besonderes Fest!
Alles war voll freudiger Erwartung.
Die Vorbereitungen waren ganz wichtig. Dazu gehörte u.a. das Backen von Weihnachtsplätzchen, das Lernen von Gedichten und natürlich das Problem: was schenke ich wem. Und gerade diese kleinen Heimlichkeiten machten alles so spannend. Und auch, daß dann alles ganz sauber sein sollte, gehörte zu den Vorbereitungen.
Auch der Christbaum war geheimnisvoll, niemand durfte ihn vorher sehen,
denn die Wohnküche war dann bis zum Nachmittag gesperrt.
Die Wohnung in den gerade fertiggestellten Neubauten auf der Feldhauserstr. war für uns eine kleine Sensation. Drei Zimmer, kein Wasser pumpen mehr und eine eigene Toilette mit Badewanne und Badeofen. Die Wohnküche war im Gelsenkirchener Barock, von Möbel - Hüve und einem neuen Herd von Heckmann aus Hassel, eingerichtet.
Wenn sich dann alle festlich angezogen hatten, klingelte das Glöckchen und wir durften ins "Weihnachtszimmer". Der flackernde Glanz echter Kerzen erfüllte das ganze Zimmer – und unsere Herzen! Unter dem Tannenbaum stand eine kleine Krippe mit Gipsfiguren. Schafen, Kamel, Ochs, Esel, Könige und musizierende Engel.
Keiner wäre auf die Idee gekommen, über Wetter, Essen, Krankheit oder Alltagsgeschehen zusprechen. Der Heilige Abend ist eben eine Feier.
Natürlich wurden Weihnachtslieder gesungen und zwar sehr viele. Auch mit Klavier, Gitarre, Blockflöte, und alle jeweils vorhandenen Instrumente. Meine Großmutter wollte alle Strophen der Weihnachtslieder singen.
Ebenso gehörte eine schöne Weihnachtsgeschichte zum Fest, nicht das Evangelium das war und ist Bestandteil der Christmette, und wir sagten – zitternd vor Aufregung unsere Gedichte auf.
Dann teilten wir unsere Geschenke aus. Ein Bildchen, eine Laubsägearbeit oder etwas Gebasteltes. Nun mussten auch die "Großen" etwas aufsagen. Oh - meine Großmutter kannte viele und lange Weihnachtsgedichte.
Erst danach bekamen dann auch wir unsere Geschenke. Ob auch die Erwachsenen sich gegenseitig etwas schenkten, kann ich mich gar nicht erinnern, es war wohl für uns unwichtig. Aber jeder bekam einen Teller mit Leckereien, Äpfeln, Nüssen.
"Weihnachten ist eine Zeit der Stille und Besinnung, bis jemand auf die Idee kam, dass Geschenke sein müssen." Diesen Spruch habe ich neulich gelesen. Da ist schon etwas dran: Mit der Suche nach passenden Geschenken kann man sehr viel Zeit verbringen. Und natürlich ist die Zeit vor Weihnachten auch deshalb immer besonders hektisch. Aber stellen Sie sich einmal vor: Weihnachten ohne Geschenke. Stellen Sie sich vor, sie dürften denen, die Sie lieben und von denen Sie geliebt werden, zu Weihnachten keine Freude machen. Das wäre mir auch nicht recht. Wir sollten uns aber nicht vom Zwang, etwas Eindrucksvolles schenken zu müssen, leiten lassen, sondern von der Freude, schenken zu können.
Später am Abend wurde es eine Zeitlang traurig weil meine Mutter und meine Oma weinten und von ihrer verlorenen Heimat und den zu Tode gekommenen Familienangehörigen sprachen. Eine Kerze ins Fenster gestellt sollte ihrer Gedenken. Die Politik übernahm Anfang der fünfziger Jahre diese stille Geste und so wurde daraus
“Ein Gedenken unserer Brüder und Schwestern in der sowjetischen Besatzungszone”
In Deutschland ist Weihnachten ein Fest der Familie, bei dem die Kinder im Mittelpunkt stehen. Die Erwachsenen erinnern sich an die eigene Kindheit, an Geborgenheit und Zusammengehörigkeit. Dass zu Weihnachten Geschenke ausgetauscht werden, prägt die Vorbereitung auf das Fest und ist zugleich auch wichtiger Inhalt der familiären Feier.
Neben der Familie thematisiert Weihnachten den Frieden. Im öffentlichen Bewusstsein ist gerade diese große Aufgabe der Menschheit durch die Elemente der christlichen Botschaft lebendig. Ausgehend von der Friedensbotschaft, die die Hirten damals von den Engeln empfingen, wird Friede als Möglichkeit menschlichen Zusammenlebens an diesem Fest besonders hervorgehoben.
Das Essen war am Heilig Abend gar nicht wichtig wie bei fast allen Familienfesten gab es Würstchen mit Kartoffelsalat. Auf dem Markt in Buer wurde eine lebende Gans zum Fest gekauft. Weihnachten ohne einen Gänsebraten geht für Ostpreussen überhaupt nicht. Mit der Straßenbahn nach Scholven geholt im Keller geschlachtet kam dieser Gaumenschmaus am ersten Feiertag nach dem Hochamt auf denTisch

Fuffziger, Scholvener Jung, Gutenberg, Bülser, Kassiopeia,Tacken, Buerelter, Mausefalle, ne Scholvenerin, ihr "Amerikaner" und alle Ungenannten die ihr wie ich aus Scholven kommt -
Wie habt ihr gefeiert?