Wir aus Scholven

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Bülser
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Beitrag von Bülser »

GlaText hat geschrieben::D ...Besitzt du vielleicht auch Bilder über die Tanzgruppe "Rainbows" des Siedlerbundes Buer-Bülse?
Da lässt sich in alten Alben mit Sicherheit noch einiges finden. Oder ich leite mal Deine Anfrage an ein ehemaliges "Rainbow"-Mitglied weiter. :D

Kassiopeia
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Wir aus Scholven

Beitrag von Kassiopeia »

Ich sach ma ,

wir aus Oberscholven.

Für fast alle Katholiken bestand die Pflicht ( allein schon wegen der Nachbarn) doch Sonntags in die Messe nach Scholven zum Pfarrer Wallmeyer zu fahren.

Obwohl der immer nuschelte, die Messe sich oft seeeehr in die Länge zog und man ihn schlecht verstehen konnte ( nicht nur wegen dem vielen Latein), gehörte es einfach dazu.

Wir als Kinder hatten natürlich nicht immer Lust, uns die langweilige Messe anzuhören.

Aber unsere Mutter bestand darauf und schickte meine Brüder und mich, mit dem Fahrad die 3 Kilometer zur Messe nach Scholven.

Also reihten wir uns in den sonntagmorgentlichen Fahrradkonvoi von Oberscholven nach Scholven ein.
Allerdings bei Kruse inne Kurve( Ecke Bellendorfsweg/Kirchhellenstrasse), haben wir uns dann mehrmals ausklingt und sind links in den Fünfhäuserweg eingebogen.

Während also die anderen nach Scholven zur Messe fuhren, haben wir die Zeit mit Spielen im Bereich des Fünfhäuserweges verbracht.

Da unsere Mutter aber immer Wissen wollte, was Pfarrer Wallmeyer gepredigt hat, mussten wir darauf achten, dass wir den Fahradkonvoi nach Beendigung der Messe wieder bei Kruse abfangen konnten.

Also haben wir die Kirchgänger gefragt, sind mit denen nach Hause geradelt und haben unserer Mutter berichtet was gepredigt wurde.

Einige Zeit ging das gut, aber irgendwann ist es doch aufgefallen.

So sind nun mal Kinder und unsere Mutter konnte über unser Verhalten nur schmunzeln.
Ich sach dich datt!

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Lorbass43
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Spaziergang 1956

Beitrag von Lorbass43 »

Wer kennt noch die Gaststätte und die Straße?
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Straße und Gaststätte gibt es heute nicht mehr!

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gutenberg
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Was wären wir ohne Lorbassens Photoarchiv?

Beitrag von gutenberg »

@Lorbass
Die Glückaufstraße und Gottlieb Glos.

"Wie oft sind wir geschritten
Auf schmalem Negerpfad,
Wohl durch der Wüste Mitten,
Wenn früh der Morgen naht.
Wie lauschten wir dem Klange,
Dem altvertrauten Sange
Der Träger und Askari:
Heia, heia, Safari."

Ich weiß jetzt, warum für mich hinter dem Knick der Glückaufstraße, wenn man das Haupttor zur Zeche hinter sich hatte, Afrika anfing: Ich kann mich nicht erinnern, auch nur einmal bei Regenwetter daher gegangen zu sein. Immer diesen Nieselregen von den Kühltürmen, die hier direkt am Bürgersteig standen, dann der schweflige Geruch des Kesselhauses und dann kam der Staub, der Glos, der Schrebergarten und dahinter der "Zechenbusch". Eigentlich verbotenes Terrain wegen der vielen Blindgänger, aber man konnte sich ja nicht um alles kümmern.
Oder die andere Richtung, der alternative Schulweg. Die ganze Feldhauser Straße runterlaufen, mit einschneidenen Trageriemen des Schultornisters, "Schulleck" genannt. Am "Brunnen", ich glaube, das war mehr eine Aufbereitungsanlage hinter der Werksunterführung, denn es drehte sich ein wassersprühender Arm kreisrund über ein Koksbecken, also da links einbiegen in die Glückaufstraße. Und, wenn man selber nur ein wenig höher ist als eine Stuhllehne, kommt es einem unendlich weit vor, sah man das graue Band und ganz hinten die beiden "Lulatsche mit Kind", die drei gewaltigen Schornsteine des Zechenkraftwerkes, die man sogar von der Halterner Jugendherberge aus sah. Und es war Hochsommer und Durstzeit. Und dann stand bei Glos noch ein Opel-Blitz und lieferte dem Gottlieb giganitsche Eisstangen, weil heute wieder Lohntütenball war und das Bier schön kühl sein musste. Höhe Glos hörte man schon das im Kühlturm herabstürzende Wasser. Und der Rollmops, den man sich statt der Strraßenbahn-Heimfahrt für 20 Pfennig an Theresa Olschewskis Fischwagen geholt hatte, verlangte sein Recht. Der Rollmops ist ein Fisch, der schwimmen will. Und dazu braucht er Wasser. Und das gab's erst auf dem Hof zuhause, also: die ganze gerade Glückaufstraße hinunter und die halbe Mentzelstraße hinauf. Aber erst Afrika schaffen!
Nie in meinem ganzen Leben, nie wieder, ist mir ein köstlicheres Getränk begegnet, als das kühle, klare Wasser aus dem Kran meiner Kindheit.
Mein Gott, wie schnell sind die Jahre vergangen...

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Lorbass43
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Sommer 1950

Beitrag von Lorbass43 »

Kinderschützenfest 1950
auf der Buerelterstr.

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vielleicht gibt es sogar Erkennen

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der lustige Junge in der Mitte Gustl O.
ganz unten der kleine Lorbass43

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Fuffziger
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Beitrag von Fuffziger »

An euch merkt man doch, wie "jung" man selbst noch ist. Schemenhafte Erinnerungen tauchen bei mir auf beim Namen Glos. Während meiner Kindheit nahm mich mein Vater oft mit zum Frühschoppen, allerdings da schon zu Christoph Glos. Wir waren oft da, ich hatte den Eindruck, als ob sich die beiden näher kannten, denn irgendwie waren wir dann auch mal bei ihm zu Hause, ich meine, in Schermbeck wärs gewesen. Auch ich erinnere mich in dem Zusammenhang an ein Getränk, das nie besser schmeckte, als bei Glos. Dunkelbier ! Noch heute eins meiner Lieblingsgetränke. An manchen Frühschoppen gabs dann noch Salzstangen dazu. Verrückt, aber sowas prägt wohl fürs Leben. Eine Tüte von dem Zeug liegt ständig in meinem Wohnzimmerschrank. Auf der Glückaufstrasse wohnten in den Sechzigern zwei uns bekannte Familien, bei denen wir des öfteren einkehrten. Unschuldige Kindertage, obwohl dann doch überschattet von einem tödlichen Unfall des Jungen der Familie, soweit mich mein Gedächtnis jetzt nicht im Stich lässt. Nicht nur schöne Erinnerungen, aber so ist das Leben.

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Lorbass43
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Heiligabend

Beitrag von Lorbass43 »

Heiligabend.
Bei uns zu Hause in Scholven, war Weihnachten immer ein ganz besonderes Fest!
Alles war voll freudiger Erwartung.
Die Vorbereitungen waren ganz wichtig. Dazu gehörte u.a. das Backen von Weihnachtsplätzchen, das Lernen von Gedichten und natürlich das Problem: was schenke ich wem. Und gerade diese kleinen Heimlichkeiten machten alles so spannend. Und auch, daß dann alles ganz sauber sein sollte, gehörte zu den Vorbereitungen.
Auch der Christbaum war geheimnisvoll, niemand durfte ihn vorher sehen,
denn die Wohnküche war dann bis zum Nachmittag gesperrt.
Die Wohnung in den gerade fertiggestellten Neubauten auf der Feldhauserstr. war für uns eine kleine Sensation. Drei Zimmer, kein Wasser pumpen mehr und eine eigene Toilette mit Badewanne und Badeofen. Die Wohnküche war im Gelsenkirchener Barock, von Möbel - Hüve und einem neuen Herd von Heckmann aus Hassel, eingerichtet.
Wenn sich dann alle festlich angezogen hatten, klingelte das Glöckchen und wir durften ins "Weihnachtszimmer". Der flackernde Glanz echter Kerzen erfüllte das ganze Zimmer – und unsere Herzen! Unter dem Tannenbaum stand eine kleine Krippe mit Gipsfiguren. Schafen, Kamel, Ochs, Esel, Könige und musizierende Engel.
Keiner wäre auf die Idee gekommen, über Wetter, Essen, Krankheit oder Alltagsgeschehen zusprechen. Der Heilige Abend ist eben eine Feier.
Natürlich wurden Weihnachtslieder gesungen und zwar sehr viele. Auch mit Klavier, Gitarre, Blockflöte, und alle jeweils vorhandenen Instrumente. Meine Großmutter wollte alle Strophen der Weihnachtslieder singen.
Ebenso gehörte eine schöne Weihnachtsgeschichte zum Fest, nicht das Evangelium das war und ist Bestandteil der Christmette, und wir sagten – zitternd vor Aufregung unsere Gedichte auf.
Dann teilten wir unsere Geschenke aus. Ein Bildchen, eine Laubsägearbeit oder etwas Gebasteltes. Nun mussten auch die "Großen" etwas aufsagen. Oh - meine Großmutter kannte viele und lange Weihnachtsgedichte.
Erst danach bekamen dann auch wir unsere Geschenke. Ob auch die Erwachsenen sich gegenseitig etwas schenkten, kann ich mich gar nicht erinnern, es war wohl für uns unwichtig. Aber jeder bekam einen Teller mit Leckereien, Äpfeln, Nüssen.
"Weihnachten ist eine Zeit der Stille und Besinnung, bis jemand auf die Idee kam, dass Geschenke sein müssen." Diesen Spruch habe ich neulich gelesen. Da ist schon etwas dran: Mit der Suche nach passenden Geschenken kann man sehr viel Zeit verbringen. Und natürlich ist die Zeit vor Weihnachten auch deshalb immer besonders hektisch. Aber stellen Sie sich einmal vor: Weihnachten ohne Geschenke. Stellen Sie sich vor, sie dürften denen, die Sie lieben und von denen Sie geliebt werden, zu Weihnachten keine Freude machen. Das wäre mir auch nicht recht. Wir sollten uns aber nicht vom Zwang, etwas Eindrucksvolles schenken zu müssen, leiten lassen, sondern von der Freude, schenken zu können.
Später am Abend wurde es eine Zeitlang traurig weil meine Mutter und meine Oma weinten und von ihrer verlorenen Heimat und den zu Tode gekommenen Familienangehörigen sprachen. Eine Kerze ins Fenster gestellt sollte ihrer Gedenken. Die Politik übernahm Anfang der fünfziger Jahre diese stille Geste und so wurde daraus
“Ein Gedenken unserer Brüder und Schwestern in der sowjetischen Besatzungszone”
In Deutschland ist Weihnachten ein Fest der Familie, bei dem die Kinder im Mittelpunkt stehen. Die Erwachsenen erinnern sich an die eigene Kindheit, an Geborgenheit und Zusammengehörigkeit. Dass zu Weihnachten Geschenke ausgetauscht werden, prägt die Vorbereitung auf das Fest und ist zugleich auch wichtiger Inhalt der familiären Feier.
Neben der Familie thematisiert Weihnachten den Frieden. Im öffentlichen Bewusstsein ist gerade diese große Aufgabe der Menschheit durch die Elemente der christlichen Botschaft lebendig. Ausgehend von der Friedensbotschaft, die die Hirten damals von den Engeln empfingen, wird Friede als Möglichkeit menschlichen Zusammenlebens an diesem Fest besonders hervorgehoben.
Das Essen war am Heilig Abend gar nicht wichtig wie bei fast allen Familienfesten gab es Würstchen mit Kartoffelsalat. Auf dem Markt in Buer wurde eine lebende Gans zum Fest gekauft. Weihnachten ohne einen Gänsebraten geht für Ostpreussen überhaupt nicht. Mit der Straßenbahn nach Scholven geholt im Keller geschlachtet kam dieser Gaumenschmaus am ersten Feiertag nach dem Hochamt auf denTisch
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Fuffziger, Scholvener Jung, Gutenberg, Bülser, Kassiopeia,Tacken, Buerelter, Mausefalle, ne Scholvenerin, ihr "Amerikaner" und alle Ungenannten die ihr wie ich aus Scholven kommt -
Wie habt ihr gefeiert?

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Nordlicht
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Beitrag von Nordlicht »

Gerade Weihnachten denke ich oft an früher bzw. damit natürlich an Scholven.Die Adventszeit war schön gemütlich und von Plätzchenduft durchzogen.Den Adventskranz kauften wir bei Büscher in Bülse und dann wurde er zu Hause geschmückt ,natürlich in klassischem Rot, damals gab es noch nicht die Modefarben und Glitzerglimmer (Gott sei Dank) wie heute.Sonntags saß also die Familie ,oft mit Großeltern, vor dem Kranz, und es wurde geflötet , alle Lieder rauf und runter. Meine beiden Schwestern spielten Sopran- u Alt -, mein Vater eine Tenorflöte.Ich war erst mit dabei , nachdem Schwester Claudia mir im Kindergarten "die Flötentöne" ,höhö, beigebracht hat. Plätzchen es zum Kaffee, immer dabei Spritzgebäck, das gehört für mich auch heute unweigerlich dazu.
Was auch unbedingt sein mußte :wir sagen euch an...Ich hab die Flötenoberstimme heut noch drauf.Wir haben sie auch später oft in der Kirche gespielt. Und Pothmanns O komm, o komm, Emanuel... hab ich auch noch im Ohr. Dann war echt Advent. Leider gab es die Melodie in Aachen und auch hier an der Ostsee nicht mehr. Wir singen es komplett anders.
Weihnachten war für uns immer aufregend.Wir feierten , bis ich 5 oder 6 war, erst morgens nach der Mette.Die dauerte sehr lang, der Chor sang und ich traf Tacken nebst Familie.Dann ging es um Ca.7.30 Uhr morgens nach Hause. Weiß der Himmel, wie der Baum immer ins Wohnzimmer hingekommen ist, ich hab nichts mitbekommen.Es wurde wieder geflötet und gesungen. DasWeihnachtsevangelium hat mein Vater erst vorgelesen ,als wir dann Hl. Abend gefeiert haben.Dann gab es ja die Bescherung vor der Mitternachtsmesse - und ohne Evangelium war kein Weihnachten.Gedichte und Geschichten gab es nicht , aber wir kannten auch viele Lieder , später auch mehrstimmig, als meine Schwestern und mein Vater im Chor waren.
Geschenke gabs natürlich auch, neue Kleidung für die Puppen, selbstgenäht von meiner Mutter, oder eine neu tapezierte Puppenstube, eine handgestrickte Mütze mit passendem Schal,natürlich auch mal ein Spiel oder, als ich größer war, eigene! Rollschuhe und einen lecker gefüllten Weihnachtsteller mit Apfel, Apfelsine, Wal- und Haselnüssen, Schokoteilchen und Marzipan. Ich glaube , heute würden sich die Kinder verwundert die Augen reiben über so einen Teller.
Unser Tannenbaum hatte immer echte Kerzen, honiggelbe, dazu selbstgebastelte Strohsterne und oben saß ein kleines, buntes Vögelchenmit einem Schwanz aus ganz dünnen weißen Fäden, wie Fieberglas,glaub ich.Kennt einer von Euch so ein Teil? Eine Krippe aus Holz und darin bemalte Gipsfiguren mit Ochs u Esel und Mengen Schäfchen durften auch nicht fehlen.Maria hatte ein Jahr etwas gelitten, sie fiel beim Aufstellen unglücklich und verlor den Kopf, aber nicht das Leben! Er wurde, fast nicht sichtbar, sorgfältig wieder angeklebt. Wir wollten unsere Maria und keine neue.
Nach der Bescherung lief Weihnachtsmusik von einem alten Tonband,Plattenspieler hatten wir da noch nicht. Manche Lieder oder auch ganz bestimmte klassische Stücke von Bach öder Händel können mir heute noch einen Kloß in den Hals zaubern,so sehr erinnern sie mich an Weihnachten zu Hause.
Ich wünsch Euch allen ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest und, sofern Ihr nicht in Scholven seid, ein paar weihnachtliche Scholven- Erinnerungen.
Aus dem Norden ,aber am 27. 12. in Scholven, Grüße von
Nordlicht

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Bülser
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Beitrag von Bülser »

Nordlicht hat geschrieben:
...oben saß ein kleines, buntes Vögelchenmit einem Schwanz aus ganz dünnen weißen Fäden, wie Fieberglas,glaub ich.Kennt einer von Euch so ein Teil?

...
Kann man wieder kaufen (z.B. bei Käthe Wohlfahrt in Oberammergau). Den kleinen, bunten Blechvogel gibt's jetzt mit einem weißen Schwanz aus einer Feder und einer Klemme, um ihn am Tannenzweig zu befestigen. Auf meinem Weihnachtsbaum fehlt er nicht.

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Nordlicht
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Beitrag von Nordlicht »

Hallo, Danke !!das ging ja schnell, Käthe Wohlfarth gibts bei uns jetzt gerade auf dem Weihnachtsmarkt in Lübeck.War mir bislang immer zu voll darin, aber für ein Stückchen Scholvener Erinnerung werde ich es mir doch mal antun :) O Tannenbaum...

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Fuffziger
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Beitrag von Fuffziger »

So ein Vögelein gabs auch bei uns am Baum, ohne den "Spatz" ging nichts. Schön, dass es ihn wohl wieder zu kaufen gibt. Käthe Wohlfahrt gibts in Rothenburg, das ganze Jahr Weihnachten pur, offenbar auch ein "Muss" für japanische Fotografen... :-) Und ebenfalls auf dem Essener Weihnachtsmarkt vertreten, bislang jedenfalls.

Unsere Baumspitze hatte übrigens auch diese dünnen Fäden, die ihr aus der Spitze heraus wuchsen. Anonsten gabs bei uns das ganz normale Weihnachtsfest. Am Vormittag des hl. Abends wurde noch mal fix alles sauber gemacht, die "Steine" geschrubbt (der Eingangsbereich zur Haustür) und der kleine Fuffziger musste im Keller seine Schuhe putzen fürs Fest. Der Geruch von Schuhwixe ist seitdem eng verbunden mit dem Weihnachtsfest. Als Kind war man natürlich aufgeregt, ein ganz besonderer Tag war das schon, die Konzentration aufs Spielen war einfach weg. Irgendwann gegen Mittag dann wurde es plötzlich ganz hell im kleinen Wohnzimmer, das Licht floss förmlich aus dem schmalen Spalt der zu diesem Zeitpunkt noch angelehnten Tür und ich behaupte ganz einfach mal heute noch, dass da eben das Christkind vor dem Wohnzimmerfenster angekommen war, denn kurz danach war meine Mutter verschwunden, offensichtlich, um dem hl. Kind zu helfen, die Geschenke unter den Baum zu bekommen. Einmal wagte ich sogar einen Blick durch das Schlüsselloch, doch ausser Licht war leider nichts zu sehen. Kurz danach machten mein Vater und ich uns dann auf die Socken, die traditionelle Weihnachtsfahrt stand an. Um niemandem im Weg zu stehen, drehten wir stets eine ausgedehnte Runde mit unserer Isetta (ja, wir hatten damals schon einen BMW) :lol: Irgendwann am späten Nachmittag dann fanden wir den Weg zurück nach Hause, alles war fertig, das strahlende Licht war weg, ein erneuter, schneller Blick durchs Schlüsselloch verriet festliches Halbdunkel im "Bescherungszimmer". Naja, anschliessend der festliche Einmarsch, und dann - der Baum, die Geschenke darunter, die Kerzen, die Musik, die lächelnden Gesichter, alles verschmolz zu einem einzigartigen Gefühl der Freude, des Friedens und Geborgenheit. Viel besser konnte Familie nicht mehr sein.

Nach dem besinnlichen, familiären Teil folgte am Weihnachtstag dann die "Weihnachtsfete" bei Oma und Opa. Nicht weniger als zweiundzwanzig Leutchen kamen dort zusammen, und das war nur der engste Familienkreis. Ein Familienfest mit allem Drum und Dran. Singen, feiern, essen, trinken, was das Zeug hielt. Die Hälfte davon waren Kinder. Ruhe und Besinnlichkeit geht da anders.... . Dennoch, unvergessene Erlebnisse ! :cry:

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stkm04
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Dennoch, unvergessene Erlebnisse !

Beitrag von stkm04 »

Dennoch, unvergessene Erlebnisse! :cry:

Solche Erlebnisse gibt es auch heute noch, zum Beispiel siehe unseren Original German Christmas Tree (ja, das sind echte Kerzen!!!) ...
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...vor dem wir am Heilig Abend und waehrend der Weihnachtszeit "Wer klopfet an" (3 stimmig!), "Maria durch ein Dornwald ging", "Wir sind allein auf dieser Welt" (Na, Buerelter, noch so ein Duett aus alten Scholvener Zeiten!), "Adeste Fideles" (oder auf Englisch "O come all ye faithful") und andere Lieder (wie z.B. im St. Josef Scholven-Thread diskutiert) singen.

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MH
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Beitrag von MH »

Bülser hat geschrieben:bei Käthe Wohlfahrt in Oberammergau
Käthe Wohlfahrt hat zwar eine dauerhaft geöffnete Filiale in Oberammergau (wie in einigen weiteren, von amerikanischen und asiatischen Touris überlaufenen Städten: Heidelberg, Rüdesheim...), aber die Zentrale sitzt in Rothenburg ob der Tauber.

Gruss,

MH
Die ersten 19 Jahre meines Lebens: Berger Feld

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Bülser
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Beitrag von Bülser »

MH hat geschrieben:
Bülser hat geschrieben:bei Käthe Wohlfahrt in Oberammergau
Käthe Wohlfahrt hat zwar eine dauerhaft geöffnete Filiale in Oberammergau (wie in einigen weiteren, von amerikanischen und asiatischen Touris überlaufenen Städten: Heidelberg, Rüdesheim...), aber die Zentrale sitzt in Rothenburg ob der Tauber.

Gruss,

MH
Wenn schon, dann hat O'gau 2 Filialen! Da ich bis zu sechsmal im Jahr in O'gau bin, weiß ich, wo man Weihnachtssachen einkaufen kann.

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Tacken
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Heiligabend zu Hause

Beitrag von Tacken »

Auch bei uns liefen die Vorbereitungen Heiligabend ähnlich ab wie bei Lorbass.
Nach dem Mittagessen mussten war für uns die Wohnküche (auch auf der Feldhauserstr.) tabu. Abgeschlossen und das Fensterchen mit einer dichen Decke verhüllt. Total spannend. Jetzt wurde ersteinmal der Reihe nach, manchmal auch zwei hintereinander ins gleiche Badewasser (ich glaube aus Kostengründen), gebadet! Ich vermute, dass während dieser Zeit schon mal der sperrige Weihnachtbaum aus dem Keller hochgeholt wurde. Für uns war er auch erst zur Bescherung sichtbar. Allerdings brauchte ich kurz vor Weihnachten auch keine Kohlen mehr aus dem Keller holen; dort stand nämlich der geheimnisvolle Baum. Also nach dem Bad wurden dann die besten Sachen angezogen. Meist ein Kleid, entweder aus Baumwolle oder damals "totschick" aus dunkelblauem Samt mit weißem Spitzenkragen. Dazu wurde eine kratzige Strumpfhose getragen.
Dann harrten wir gefühlte 4 Tage im kalten Kinderzimmer aus. Da war noch nix mit Heizung. Also musste ein Heizlüfter herhalten. Der lief dann zwischendurch mal, damit wir nicht so Eisnasen hatten. Die Geschenke für die Eltern lagen brav auf dem Schoß und die Hände waren auch kalt vor Aufregung. Zwischendurch kamen abwechselnd meine Eltern rein und erzählten auch, dass sie schon dies oder das eingepackt haben liegen sehen. Man wüsste aber nicht, was und für wen es wäre.
Dann endlich ertönte die kleine silberne Trompete. Meine Mutter bimmelte das Glöckchen und meine Eltern sangen "Ihr Kinderlein kommet".... und dann war es endlich soweit. Wir betraten ein ausgesprochen warmes Wohnzimmer. Am Baum brannten echte Kerzen und er war mit bunten Kugeln und sparsam mit Lametta geschmückt. Dieses wurde übrigens jedes Jahr wieder verwendet. Der Duft dieses frischen Tannenbaumes befindet sich noch in meiner Nase. Fantastisch. Oben hatten wir eine Spitze aus dem gleichen Material wie die Kugeln. Unter dem Baum der auf einem Tischchen stand, befand sich die von meinem Vater selbstgebastelte Krippe mit bunten Figuren, Schäfchen und einem kleinen Wachhund, den meine Mutter heute noch hat. Ein Engel schwebte festmontiert oben am Giebel der Krippe. Während wir brav einige Lieder sangen äugte ich schon mal nach einigen Päckchen. Das Auspacken war bei uns eigentlich immer recht ordentlich. Da wurden keine Geschenke wild aufgerissen. Um alles noch spannender zu machen, zuppelte jeder seine Päckchen fein säuberlich auf. Dann erhielten auch meine Eltern ihre Geschenke und wir bedankten uns brav. Auch für mich war mal eine frisch tapezierte Puppenstube,oder ein Puppenwagen dabei. An Gleitschuhe (obwohl ich mir Schlittschuhe gewünscht hatte, kann ich mich auch erinnern. In einem Jahr bekam ich auch mal Stiefel. Diese wurden vor Weihnachten mit verbundenen Augen im Schlafzimmer anprobiert. Nordlicht bekam in dem Jahr auch ein Paar. Und in der Schule rätselten wir, welche denn höher bis ans Knie reichen würden, ihre oder meine. Blöd ne,Nordlicht?
Das Essen später war für mich nicht so wichtig wie für unsere Eltern. Es gab glaube ich oft reichlich Gulasch mit Brot und dazu Königinnensalat (Spargel, Erbsen und hartekochte Eier). An Nachtisch kann ich mich nicht erinnern. Um uns dieses Mahl zu ermöglichen, wurde in der Woche davor sparsam gekocht.
Für mich waren es immer tolle Weihnachten zu Hause; jedes Jahr. Ob früher oder später!!
Guad goahn..

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