- Napieralla & Söhne, KG.
Aus dem in Gelsenkirchen-Buer, am Bahnhof Buer-Nord neu entstandenen Industriegelände, ragt das große und moderne Fabrikgebäude der Firma Napieralla & Söhne KG. hervor. Die Firma wurde 1919 in Breslau gegründet. und zählte bis zu ihrer Vertreibung zu einer der größten und angesehensten Firmen ihrer Branche. Herr Ewald Napieralla, der jetzige Mitinhaber der Firma, hat im Jahre 1948, nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft, mit ungebrochenem Willen und unermüdlicher Schaffenskraft begonnen, das im Osten verlorene Werk wieder aufzubauen. Aus einem Nichts wurde mit Unterstützung ehemaliger Mitarbeiter aus Breslauer Betrieb das heutige Werk geschaffen. Zurzeit werden etwa 300 Kräfte beschäftigt, welche nach neuzeitlichsten Arbeitsmethoden und mit besten Spezialmaschinen Anzüge, Mäntel, Sport-Sakkos und Kombinationshosen in höchster Vollendung herstellen. Hierdurch konnte sich die Firma wieder ihren früheren Platz, in alter Geltung und Bedeutung, erringen, so daß auch für eine weitere Aufwärtsentwicklung die besten Voraussetzungen gegeben sind.
Napieralla & Söhne KG. ( später Wilken )
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Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen
Gelsenkirchen 1957: Die im Krieg schwer zerstörte Stadt im Herzen des Ruhrgebietes erlebt den Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder. Arbeitslosigkeit gibt es praktisch nicht. Christel Hohmann und Edda Bruch werden Industriearbeiterinnen:
"Ganz früher sind wir mit der Straßenbahn hierhin gefahren. Da haben wir schon mal rumgeflachst. Der eine hat ein Witzchen auf Lager. Und dann haben wir uns fertig gemacht und dann fing auch sofort die Arbeit an. Wir mussten pünktlich am Arbeitsplatz sitzen. Ich bin von der Pieke auf Schneiderin, damals beim Schneider hat man nicht viel Geld verdient, und dann hab ich mit 68 Pfennig bei der Firma Buschfort angefangen: Stundenlohn. 68 Pfennig waren damals viel Geld. - Wir sind gegangen, weil wir Geld haben wollten. Umsonst ist keiner arbeiten gegangen. Da wir ja immer am Umbauen waren, konnte ich meinen Mann ja nicht für den Haushalt kriegen, also das hab ich selbst gemacht."
Gelsenkirchen wird zu einem Zentrum der Nordrhein-westfälischen Bekleidungsindustrie. Hier verwandeln sich
Tuche und Stoffe vom Ballen zum fertigen Kostüm, zum Mantel oder zur Jacke. Edda Bruch:
"Meine Arbeit war so, dass ich, als ich anfing, Futter legen musste, was natürlich auch Neuland war. Damals gab es nur doublierte Futterrollen. Die Stoffe wurden gelegt, die Einlagen, und damals wurden noch sehr viele Einlagen eingearbeitet in Jacken. Die Arbeit im Zuschnitt war schwer, weil die dicken Lagen, die mussten ja auch transportiert werden. Und das mussten wir Frauen halt machen. Das musste ausgeschnitten werden mit Stoßmesser und Rundmesser und Bandmesser. Und die Bekleidungsindustrie hat nie viel verdient, im Gegensatz zu anderen Industrien."
Die Gelsenkirchener Bekleidungsbetriebe sind auf das Stadtgebiet verteilt. Ein Standort liegt am Nordring in Gelsenkirchen-Buer, weitere Firmen gibt es bis in die achtziger Jahre in der Zeppelinallee in Gelsenkirchen-Mitte. Die Beschäftigten kommen nicht nur aus Gelsenkirchen, es sind überwiegend Frauen und gewerkschaftlich gut organisiert, Christel Hohmann:
"Wir hatten hier unsere Bügelei, die bestand damals aus Männern. Die Gruppenleiter waren Männern, das waren noch die Schneider, die früher auf dem Tisch gesessen haben, Beine über Kreuz. Das waren unsere Gruppenleiter. Das revolutionierte dann später in den sechziger Jahren, das da mal eine Frau dazwischen kam. Die Frauen sind mehr gerannt als die Männer. Wenn unsere Kolleginnen gesagt haben, so wie im Sommer, können wir nicht eher anfangen, dann haben wir eher Feierabend, das haben wir schon durchsetzen können. Unser Chef ist nicht gerne früh aufgestanden, doch dagegen haben wir uns durchsetzen können.
Im Wirtschaftwunderdeutschland kommt Mode in Mode und die Bekleidungsfirmen in Gelsenkirchen boomen. Bis zu 7.400 Beschäftigte finden in den Modefabriken der Revierstadt Arbeit. Im Ruhrgebiet sind es im Jahr 1970: 24.000.
"Man sah die neusten Stoffe, man sah die neuesten Schnitte, man sah die Teile, wenn sie fertig sind, und es war auch immer so ein bisschen kribbelig. Man war immer auf dem neuesten Stand und als Frau ist das sehr schön gewesen."
Mode wird in Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet produziert, solange sie auf dem Markt konkurrenzfähig ist. In den siebziger Jahren macht eine Fabrik nach der anderen zu, die Arbeitsplätze sind zu teuer, so die Unternehmer. En vogue bis zum bitteren Ende:
"Wie ich hier so aus dem Betrieb gegangen bin, da hab ich mir alles noch mal angeguckt, das war wehmütig. Wenn mir einer entgegen gekommen wäre - es war ja keine Näherin, nichts mehr da, ich bin ja alleine - und da hab ich gedacht: so endet das alles! Da hätte ich fast weinen können, was die mit den Leuten gemacht haben. Um uns hat sich ja keiner, kein Schwein gekümmert.
gefunden bei:
http://www.wdr.de/studio/wuppertal/radi ... chen.jhtml
Gelsenkirchen 1957: Die im Krieg schwer zerstörte Stadt im Herzen des Ruhrgebietes erlebt den Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder. Arbeitslosigkeit gibt es praktisch nicht. Christel Hohmann und Edda Bruch werden Industriearbeiterinnen:
"Ganz früher sind wir mit der Straßenbahn hierhin gefahren. Da haben wir schon mal rumgeflachst. Der eine hat ein Witzchen auf Lager. Und dann haben wir uns fertig gemacht und dann fing auch sofort die Arbeit an. Wir mussten pünktlich am Arbeitsplatz sitzen. Ich bin von der Pieke auf Schneiderin, damals beim Schneider hat man nicht viel Geld verdient, und dann hab ich mit 68 Pfennig bei der Firma Buschfort angefangen: Stundenlohn. 68 Pfennig waren damals viel Geld. - Wir sind gegangen, weil wir Geld haben wollten. Umsonst ist keiner arbeiten gegangen. Da wir ja immer am Umbauen waren, konnte ich meinen Mann ja nicht für den Haushalt kriegen, also das hab ich selbst gemacht."
Gelsenkirchen wird zu einem Zentrum der Nordrhein-westfälischen Bekleidungsindustrie. Hier verwandeln sich
Tuche und Stoffe vom Ballen zum fertigen Kostüm, zum Mantel oder zur Jacke. Edda Bruch:
"Meine Arbeit war so, dass ich, als ich anfing, Futter legen musste, was natürlich auch Neuland war. Damals gab es nur doublierte Futterrollen. Die Stoffe wurden gelegt, die Einlagen, und damals wurden noch sehr viele Einlagen eingearbeitet in Jacken. Die Arbeit im Zuschnitt war schwer, weil die dicken Lagen, die mussten ja auch transportiert werden. Und das mussten wir Frauen halt machen. Das musste ausgeschnitten werden mit Stoßmesser und Rundmesser und Bandmesser. Und die Bekleidungsindustrie hat nie viel verdient, im Gegensatz zu anderen Industrien."
Die Gelsenkirchener Bekleidungsbetriebe sind auf das Stadtgebiet verteilt. Ein Standort liegt am Nordring in Gelsenkirchen-Buer, weitere Firmen gibt es bis in die achtziger Jahre in der Zeppelinallee in Gelsenkirchen-Mitte. Die Beschäftigten kommen nicht nur aus Gelsenkirchen, es sind überwiegend Frauen und gewerkschaftlich gut organisiert, Christel Hohmann:
"Wir hatten hier unsere Bügelei, die bestand damals aus Männern. Die Gruppenleiter waren Männern, das waren noch die Schneider, die früher auf dem Tisch gesessen haben, Beine über Kreuz. Das waren unsere Gruppenleiter. Das revolutionierte dann später in den sechziger Jahren, das da mal eine Frau dazwischen kam. Die Frauen sind mehr gerannt als die Männer. Wenn unsere Kolleginnen gesagt haben, so wie im Sommer, können wir nicht eher anfangen, dann haben wir eher Feierabend, das haben wir schon durchsetzen können. Unser Chef ist nicht gerne früh aufgestanden, doch dagegen haben wir uns durchsetzen können.
Im Wirtschaftwunderdeutschland kommt Mode in Mode und die Bekleidungsfirmen in Gelsenkirchen boomen. Bis zu 7.400 Beschäftigte finden in den Modefabriken der Revierstadt Arbeit. Im Ruhrgebiet sind es im Jahr 1970: 24.000.
"Man sah die neusten Stoffe, man sah die neuesten Schnitte, man sah die Teile, wenn sie fertig sind, und es war auch immer so ein bisschen kribbelig. Man war immer auf dem neuesten Stand und als Frau ist das sehr schön gewesen."
Mode wird in Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet produziert, solange sie auf dem Markt konkurrenzfähig ist. In den siebziger Jahren macht eine Fabrik nach der anderen zu, die Arbeitsplätze sind zu teuer, so die Unternehmer. En vogue bis zum bitteren Ende:
"Wie ich hier so aus dem Betrieb gegangen bin, da hab ich mir alles noch mal angeguckt, das war wehmütig. Wenn mir einer entgegen gekommen wäre - es war ja keine Näherin, nichts mehr da, ich bin ja alleine - und da hab ich gedacht: so endet das alles! Da hätte ich fast weinen können, was die mit den Leuten gemacht haben. Um uns hat sich ja keiner, kein Schwein gekümmert.
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http://www.wdr.de/studio/wuppertal/radi ... chen.jhtml
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- Heinz O.
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Das Gebäude steht am Nordring, wurde später übernommen von der Firma Wilking (ich hoffe der Name ist richtig-kann mich nicht mehr so genau erinnern)
Das große Hauptgebäude wurde in den letzten Jahren als Aussiedler und Obdachlosenheim genutzt.
In den "Werkshallen" nebenan befinden sich jetzt u.a. Come Back,Injoy,ein Dialysezentrum.
Im übrigen gab es noch eine Pelzfabrik direkt gegenüber, an deren Namen ich mich leider auch nicht mehr erinnern kann-schade.
Im dem Gebiet Nordring-Gerhard Hauptmann Str.-Schlesischer Ring-Rombergskamp entstand in den 1950er ein richtiges Industriegebiet: Kaschewitz-Ahrmann-VW Wilmsen-Doppelfeld-Aust und wie diese Betriebe alle hießen.
Viel ist davon nicht mehr übrig geblieben, zur Zeit wird dort viel abgerissen und umgebaut.
Das große Hauptgebäude wurde in den letzten Jahren als Aussiedler und Obdachlosenheim genutzt.
In den "Werkshallen" nebenan befinden sich jetzt u.a. Come Back,Injoy,ein Dialysezentrum.
Im übrigen gab es noch eine Pelzfabrik direkt gegenüber, an deren Namen ich mich leider auch nicht mehr erinnern kann-schade.
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- Heinz O.
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Ich habe da noch ein altes Foto vom Nordring gefunden:Heinz O. hat geschrieben:Das Gebäude steht am Nordring, wurde später übernommen von der Firma Wilking (ich hoffe der Name ist richtig-kann mich nicht mehr so genau erinnern)
Das große Hauptgebäude wurde in den letzten Jahren als Aussiedler und Obdachlosenheim genutzt.
In den "Werkshallen" nebenan befinden sich jetzt u.a. Come Back,Injoy,ein Dialysezentrum.
Im übrigen gab es noch eine Pelzfabrik direkt gegenüber, an deren Namen ich mich leider auch nicht mehr erinnern kann-schade.
Im dem Gebiet Nordring-Gerhard Hauptmann Str.-Schlesischer Ring-Rombergskamp entstand in den 1950er ein richtiges Industriegebiet: Kaschewitz-Ahrmann-VW Wilmsen-Doppelfeld-Aust und wie diese Betriebe alle hießen.
Viel ist davon nicht mehr übrig geblieben, zur Zeit wird dort viel abgerissen und umgebaut.
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1973
Quelle: Arbeit an der Mode - Zur Geschichte der Bekleidungsindustrie im Ruhrgebiet, Birgit Beese / Brigitte Schneider, Klartext, 2001
Quelle: Arbeit an der Mode - Zur Geschichte der Bekleidungsindustrie im Ruhrgebiet, Birgit Beese / Brigitte Schneider, Klartext, 2001
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- Heinz O.
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geile Aufnahme
sehr schön zu erkennen, dahinter der Schlesische Ring
mit , von links -vordere Reihe: Meese - Ahrmann - Kaschewitz
hintere Reihe : Bundespost - Gaststätte ? (heute LaScala) - VW Wilmsen
Ahrmann siehe auch:http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... ht=ahrmann
sehr schön zu erkennen, dahinter der Schlesische Ring
mit , von links -vordere Reihe: Meese - Ahrmann - Kaschewitz
hintere Reihe : Bundespost - Gaststätte ? (heute LaScala) - VW Wilmsen
Ahrmann siehe auch:http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... ht=ahrmann
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter
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- kleinebarke
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Stadtteil Buer
Richtig, die Fa. am Nordring hieß Eduard Wilken.
Bei dieser Firma habe ich meine Ausbildung zur Bürokauffrau (damals hieß das noch anders) gemacht. Es ist schön, zu wissen, was aus dem "alten" Gebäude geworden ist. Wenn man viele Jahre den Weg von Bergmannsglück zum Nordring gegangen ist, vergisst man ihn auch nach 50 Jahren nicht.
kleinebarke
Bei dieser Firma habe ich meine Ausbildung zur Bürokauffrau (damals hieß das noch anders) gemacht. Es ist schön, zu wissen, was aus dem "alten" Gebäude geworden ist. Wenn man viele Jahre den Weg von Bergmannsglück zum Nordring gegangen ist, vergisst man ihn auch nach 50 Jahren nicht.
kleinebarke
- kleinebarke
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- Wohnort: bis 1965 in Buer; jetzt Mönchengladbach
Hier eine Aufnahme, etwa in Höhe von Napiralla/Wilken aufgenommen in Blickrichtung Westen/Gladbeck. Zu sehen ist rechts die Gaststätte "Kiepenkerl" (weißer Dachrand), links die ehemalige Tanke (heute steht dort zu Werbezwecken ein Magirus-Feuerwehrfahrzeug) und in der Mitte die vestischen Straßenbahngleise.