Die Rechtschreibung wurde so übernommen wie seinerzeit in dem Büchlein veröffentlicht.Vestischer Kalender 1932 hat geschrieben:[center]Hermann Franken[/center]
An einem Sonntagmorgen, mitten im Mai des Jahres 1931, verschied ein Mann, an dessen Grab das Wort gesprochen wurde: „Viel Sonne lag auf seinem Leben.“ Wer ihn kannte, den Ehrenbürger Gelsenkirchens, Hermann Franken, weiß, daß aus seinem Wesen stets eine helle, warme Sonne leuchtete. Ja, die Augen des 85jährigen strahlten noch wie Kinderaugen. Sein offener, heiterer, freundlicher Blick, sein gütiges, liebenswürdiges, schlichtes Wesen erwarben ihm soviel Freunde, wie sie nur wenigen beschieden sind.
Der 1846 Geborene lernte zuerst im elterlichen Geschäft zu Mülheim an der Ruhr und dann auf der Wanderschaft weithin im lieben deutschen Vaterlande.
1871 begann er in Schalke eine kleine Schlosserei mit Laden, baute dann eine Fabrik für Blechwaren mit Verzinkerei, ein Schweiß- und Stanzwerk, ein Zweigwerk in Neheim-Hüsten und wurde so als Großindustrieller bis über Deutschlands Grenzen hinaus wirksam. Mit dem Reich wuchs sein Werk empor, mit dem Zusammenbruch und der Inflation nach dem Weltkrieg ging es zurück, als eben die neuen Fabrikhallen am Hafen Gelsenkirchen errichtet waren. Der Schöpfer schied aus seinem Werke aus. Es waren ihm noch einige Jahre der Ruhe vergönnt.
Wie im Geschäftsleben, blieb auch in der Familie das Unglück nicht aus. Die meisten Kinder Frankens starben vor ihm. So lernte der sonnige Mann genug des Schattens kennen, ohne aber verbittert zu werden.
Denn Hermann Franken ragte in höhere Welten. Er war tief religiös. Seit 1915 war er Kirchenmeister der Schalker Friedenskirche, von Anfang an Mitglied der Gemeindevertretung. Die Glocken, die Hermann Franken zum Grabe läuteten, verdankte die Kirche ihm. Zum goldenen Jubiläum der Kirche verfaßte er eine unvergeßliche Jubiläumsschrift. Kirchlichen Vereinen wie patriotischen, sozialen Arbeitervereinen, Heimatvereinen war er Mitglied, Freund und Helfer.
Seiner Liebe zum Vaterland und Volk verdankt er, daß er 1898–1903 als Abgeordneter den Reichtagswahlkreis Gelsenkirchen-Bochum-Hattingen vertrat und 1904 in den Landtag gewählt wurde. Er gehörte der alten nationalliberalen Partei und später der Deutschen Volkspartei an.
Wie für Land und Reich war er zunächst als Stadtverordneter für seine zweite Heimat Gelsenkirchen tätig, sodann als Führer des einzigartigen Rheinisch-westfälischen Feuerwehr-Museums Gelsenkirchen. Auch dem Heimatgedanken diente er durch Arbeit, Sammlung, Spenden, als Mitglied der Museumskommission, des Westfälischen Museumsvereins. Einige Monate etwa vor seinem Tode besuchte er mit dem Verfasser dieser Zeilen noch die Museumstagung in Münster, und überlegte mit ihm noch Anschaffungen für das Feuerwehrmuseum, auf das er mit Recht nicht wenig stolz war.
Eine Ehrung, wie sie selten einem beschieden ist, wurde ihm verdientermaßen zu Teil: er starb als Ehrenbürger Gelsenkirchens. Nicht nur auf seinem Hause, der Fabrik, der Friedenskirche, dem Feuerwehrmuseum, nein, über der ganzen Großstadt Gelsenkirchen waren private und öffentliche Flaggen auf Halbmast gehißt, da Hermann Franken seine letzte Fahrt antrat. Seinem Sarge folgte eine solche Menge Leidtragender, daß die ersten kaum auf dem Schalker Markt, die letzten kaum auf dem Kaiserplatz Raum fanden und die ganze Kaiserstraße hindurch der Zug sich fortpflanzte. Kirchliche und weltliche Korporationen, geistliche und weltliche Behörden, Tausende dankbarer oder befreundeter Menschen begleiteten den Mann des Volkes zum Grabe. Er wird der Gesamtstadt unvergeßlich bleiben.
- Prof. Schmitt.
Das Foto wurde ebenfalls dem Vestischen Kalender 1932 entnommen.
Es sind keine Angaben über den Urheber des Fotos vorhanden.
Prömmel