Im WIKI liest man:
Die Luitpoldstraße ist das verlängerte Stück der heutigen Ringstraße ab der Hauptstraße in Richtung Norden.
Früher hießen auch die Luitpoldstraße und die Florastraße bis zur Kurt-Schumacher-Straße ebenfalls noch Ringstraße.
Weil mich das auf gewisse Weise betrifft, habe ich versucht, mit Hilfe der alten Adreßbücher Ordnung zu schaffen und mich auch mit einem Kartenausschnitt beschäftigt, den Schacht 9 gebracht hat. Darauf ist Ringstraße eingetragen, wo es nicht zu erwarten ist. Das hat mich interessiert.
Meßtischblätter tragen zwei Daten: Das der Aufnahme (Erfassen der zu vermessenden Flächen) und das der Herausgabe.
Unterschiedliche Herausgabedaten lassen erkennen, daß die Erstausgaben in späteren Jahren aktualisiert werden, also Details enthalten werden, die bei der Aufnahme noch nicht vorhanden waren. Sie müssen also mit Vorsicht gelesen werden.
In der Florastraße ist Ringstraße eingetragen. Die zwischen Victoriastraße/Königsberger Straße und Bismarckstraße liegenden Straßen sind gestrichelt dargestellt; sie sind geplant und vermessen, aber es gibt sie noch nicht. Das deckt sich in etwa mit einem Meßtischblatt (Aufnahme: 1892, Herausgabe 1894).
Die Straßenbahnlinie zwischen Schalke und Gelsenkirchen gibt es seit 1895 (oberes Bild, am unteren Rand in der Neustraße/Gildenstraße). Laut Adreßbuch von 1896 beginnt die Florastraße am Alten Markt mit der Nr.4 und endet mit der Nr.80 am Stern. Die obere Karte muß also (wegen des Eintrags Ringstraße) vor 1896 entstanden sein, enthält aber vielleicht Details aus späteren Jahren. Bitte um Nachsicht also bei meinen Jahreszahlen!
Wieviel 'Jahre' für die Herstellung eines Adreßbuchs oder einer Landkarte benötigt wurden, weiß ich nicht, vermute aber, daß mit 2 Jahren gerechnet werden kann, vor allem dann, wenn man mit den Vorbereitungen im Dezember begonnen haben sollte.
In den alten Adreßbüchern sind Anfang und Ende der Straßen nicht verzeichnet. Um dennoch wenigstens auf ihre Länge schließen zu können, habe ich in Straßen mit älterem Häuserbestand nachgemessen. Je nach Zahl der Kreuzungen und Einmündungen ist "um die" 18 Meter pro Haus ein brauchbarer Wert für überschlägige Rechnungen.
Florastraße 1888
Im Adreßbuch 1888 beginnt sie mit der Nr.2 und endet mit der Nr. 13, das sind auf beiden Seiten je 6 Häuser nebeneinander, sie ist also sehr kurz (etwa 100 Meter).
Heinrich Schui hat Nr.3, Herm. Schäfer (Dampfmühle) hat Nr.5, Kronsbein Nr.8. Die Mühle liegt auf der Südseite, die Florastraße beginnt also an der Schalker Straße und endet am Alten Markt.
Florastraße 1896
Schui hat die Nr.14, die Mühle (inzwischen Heuser) die Nr.12, Kronsbein Nr.7a. Man hat umnummeriert, die Florastraße beginnt jetzt am Alten Markt und endet mit der Nr. 80 am Stern.
Spätestens 1896 ist also der Name Ringstraße aus der jetzigen Florastraße verschwunden.
Ringstraße 1888
Sie hat die Nummern 1 bis 42, das entspricht etwa einer Länge von etwa 360 Meter.
An der Ringstraße finden sich zwei interessante Namen:
Nr.16 Berlage, Holzhandlung, von der man weiß, wo sie war: In der Ringstraße gegenüber der Einmündung der Kampstraße/Beskenstraße.
Nr.41 Franz Schröer, Lehrer. (Die beiden liegen 25 'Nummern' auseinander). Mit dem Namen Schröer wird niemand etwas anfangen können; mir sagt er etwas.
Wenn man die vorhandenen Hausnummern an Berlage und Schröer anpaßt, gilt 1888 der Name Ringstraße von der Augustastraße an nordwärts.
Die Bebauung endet nördlich der Kirchstraße mit der Nr.42 (gezählt wird von Süden nach Norden).
Diesen Einträgen nach kann es schon 1888 den Namen Ringstraße in der Florastraße nicht mehr gegeben haben.
Ringstraße 1896
Man hat umnummeriert. Die Ringstraße beginnt mit der Nr.4 und endet mit Nr.134, die Nummern erhöhen sich um 28.
Berlage hat Nr.44 =16+28.
Herr Schröer müßte die Nr.69 haben 41+28, aber da wohnt er nicht mehr. Er hat sich in der Ringstraße Nr.113 ein Haus gebaut und wohnt auch dort.
Derart große Hausnummern kann es heute nicht mehr geben, damals doch, denn die heutige Luitpoldstraße war Teil der Ringstraße.
Herr Schröer hat eine interessante Nachbarschaft:
Ringstr. Nr.107, Lambert von Fisenne, Eigentümer, Architekt, und Franz von Fisenne, Baueleve (später Baurat), wohnen dort.
Ringstr. Nr.109, von Fisenne ist Eigentümer.
Ringstr. Nr.111, W. Vonderhagen, Rektor a.D.
Ringstr. Nr.113, Franz Schröer, Hauseigentümer, Lehrer. Sein Mieter: Eberhard Beiler, Rektor an der Hollandschule in Ückendorf. Ich werde auf ihn zurückkommen.
Durch Umbenennung des nördlichen Endes der Ringstraße findet man sie als Bewohner der Luitpoldstraße wieder:
Luitpoldstr. Nr. 3, Maria von Fisenne,, Wwe. (Eigentümerin)
Luitpoldstr. Nr. 5, Lambert von Fisenne,, Wwe. (Eigentümerin)
Luitpoldstr. Nr. 7, Wilhelm Vonderhagen, Rektor, (Eigentümer)
Luitpoldstr. Nr. 9, Josef Brüggemann, Lehrer, (Hauseigentümer).
In Nr. 9 wären eigentlich Schröer und Beiler zu erwarten.
Schröer ist unauffindbar, wohl aber sein Mieter Beiler, denn der hat inzwischen das Haus Ringstraße Nr. 69 gekauft, das früher Schröer gehört hatte. Er wohnt dort, mit ihm noch weitere, unter anderem 'wir', es ist mein Geburtshaus.
Daß Herr Beiler (Lehrer) meine Eltern (Lehrer, Lehrerin) in sein Haus aufgenommen hat, war mir bekannt. Es scheint so, daß Lehrer gern beieinander wohnten und sich deshalb gegenseitig benachbarte Wohnungen beschafften.
Wenn ich nicht irre, waren die Häuser Luitpoldstraße Nr.7 und Nr.9 (letzteres kaputtgebombt) baugleich. Weil die Bauherren Lehrer waren, halte ich das nicht für einen Zufall, ebenso auch nicht, daß später Herr Brüggemann das Haus Nr. 9 gekauft hat. Auch er war Lehrer, bis zu seinem Wegzug Rektor der Georgschule .
Einen Hinweis darauf, daß der Name Ringstraße in die Luitpoldstraße gehört haben könnte, ist im
Pharusplan von 1931zu finden. Dort ist verl. Ringstraße eingetragen, obwohl das m.W. im Jahr 1931 schon seit Jahren nicht mehr der Fall war.
Das also in der Mitte ist Herrn Schröers Haus, Ringstraße 69, das später Herrn Beiler gehörte, in dem ein großer Gelsenkirchener zur Welt kam, nämlich ich, dessen Größe (eins-sechsundneunzig) leider für die Anbringung eine Erinnerungsplakette nicht ausgereicht hat. Vielleicht aber liegt's nur am Haus - es gibt ansehnlichere!
Anders aber sieht die Sache hier aus.
Die beiden linken Häuser (Nr. 3,5) gehörten dem Architeken und Kirchenbaumeister Lambert von Fisenne.
Da er Architekt war, werden sie nach seinen Entwürfen gebaut worden sein, womit Heinz O. eine Erklärung dafür hätte, daß sie sich positiv von anderen unterscheiden.