Spanisches Regiment in Gelsenkirchen

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Tanja
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Spanisches Regiment in Gelsenkirchen

Beitrag von Tanja »

1622-1623 hat ein spanisches Regiment unter General Don Gonzalez Fernando de Cordoba in Gelsenkirchen überwintert.

Wurden da bereits die ersten Tapas Gelsenkirchens gebraten? :wink:

Aber mal im Ernst, viel mehr weiß ich dazu leider nicht. Gibts dazu mehr Informationen?

Tanja

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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

..........In den Jahren 1598/99 lagerten im Raum Gelsenkirchen spanische Söldner die den Bauern die Pferde und das Nutzvieh stahlen. In den Jahren 1544, 1579, 1582 bis 1583 und 1589 wütete die Pest im Land. Es folgte der Jülich-Klevische Erbfolgestreit von 1609 bis 1614 und Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648. Als der 12 Jahre währende Waffestillstand zwischen Holland und Spanien 1621 beendet wurde und der Kurfürst von Brandenburg sich mit denn Holländer verbündete kamen immer wieder holländische oder spanische Söldner nach Gelsenkirchen. Im Winter 1630/31 bezog der Spanischer General Don Gonzales Fernando de Cordoba sein Winterlager im Großraum Bochum. In den Jahren 1633/34 zogen immer wieder die Heere der Schwedischen, Hessischen und Kaiserlichen durch das Land. Gleichzei-tig forderten die Holländer von Wesel Kriegskontribution.............



ich habe 1630/31 geschrieben. Es gibt hier unterschiedliche Angaben. Ich würde aber dem Bericht der Verwaltung eher nicht glauben. (1630/31)

a. Bericht der Verwaltung der Stadt Gelsenkirchen 1903-1920 Auszüge Gelsenkirchen 1921)

b. Mitteilungen aus der evangelischen Gemeinde Gelsenkirchen von E. Ter-Nedden Essen 1884)

Die Bücher sind im Heimatbund einsehbar.

erloeser
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30jähriger Krieg

Beitrag von erloeser »

@tanja, tekalo & all the others

der Mann den ihr hier sucht nennt sich Gonzalo Fernández de Córdoba (nicht: Gonzales Fernando) und das Ereignis, dem das Winterquartier zuzuordnen ist, ist der Dreissigjährige Krieg, der als Glaubenskrieg begann und zu einer völligen Neuordnung Europas führen sollte.

Gonzalo Fernández de Córdoba führte das Spanische Regiment als kaiserlicher Feldherr und kämpfte mit seinen Soldaten an der Seite der katholischen Liga.

ein paar Anmerkungen zum 30jährigen Krieg:
Nachdem es zuvor im Rahmen der Reformation eine Glaubensspaltung in Europa gegeben hat, kommt es im Vorfeld des 30 jährigen Krieges zu verschiedenen Auseinandersetzungen, wie tekalo richtig schreibt, die mehr oder weniger im 30 jährigen Krieg weitergeführt werden. In dem Krieg stehen sich die katholische Liga und die protestantische Union des heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, sowie Habsburger und Franzosen gegenüber. Unterstützt wurde die katholische Liga von Rom und den beiden Habsburger Mächten Österreich und Spanien. Mit der protestantischen Union verbündeten sich die Dänen, Schweden, Frankreich und die Niederlande.

Angefangen hat der 30jährigen Krieg 1618 mit dem sogenannten Prager Fenstersturz, einer Fede der böhmischen Stände, in der es um die Konfessionsfrage ging. Der anfangs regional begrenzte Konkflikt weitete sich dann auf das Reich, anschliessend auf ganz Europa aus und bringt das europäische Mächtegleichgewicht erheblich ins Wanken. Endpunkt des Dreissigjährigen Krieges ist der Westfälische Frieden 1648 zu Münster und Osnabrück.

zur Person und den unmittelbaren Ereignissen:
Gonzalo Fernández de Córdoba kämpfte für die Katholische Liga und hatte bereits erfolgreich an der Belagerung Frankenthals teilgenommen, bei Heilbronn und Wimpfen gekämpft und Oppenheim besetzt. Am 29. August 1922 schlug er bei Fleures das Heer des Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, einem Feldherrn der Protestantischen Union, der "tolle Christian" genannt. Christian allerdings konnte mit 22.000 Soldaten seines Heeres entkommen und versuchte sich seitdem immer wieder in die protestantischen Niederlande durchzuschlagen.

Ich vermute, dass Gonzalo Fernández de Córdoba ihm gefolgt sein wird und in diesem Zusammenhang in unserer Gegend sein Winterquartier aufgeschlagen hat.

Im darauffolgenden Sommer, am 6. August 1623, stellte sich dem tollen Christian dann Tilly, ein Graf aus dem Herzogtum Brabant, an der niederländischen Grenze bei Stadtlohn entgegen. Die darauffolgende Schlacht, die als die grösste Schlacht des 30jährigen Krieges gilt, endet mit einer verheerenden Niederlage Christians. Ihm gelang es lediglich mit ca. 5.500 seiner Männer die Niederlande zu erreichen, die anderen wurden getötet oder gefangen genommen. Aus den zur Verfügung stehenden Quellen lässt sich die Grösse des Heeres von Christian relativ exakt auf 22.000 Personen beziffern. Über die Streitmacht Tillys gibt es keine genaue Auskunft, aber sie wird aufgrund der extrem hohen Niederlage Christians um ein vielfaches grösser gewesen sein und wahrscheinlich aus mehreren Truppenverbänden bestanden haben, denen auch das Heer des Gonzalo Fernández de Córdoba angehört haben dürfte.

Im Emscherraum wird das spanische Winterquartier des Gonzalo Fernández de Córdoba nicht spurlos vorüber gegangen sein. Für die Bevölkerung damals waren die Kriegszüge der absolute Horror. "Der Krieg ernährt den Krieg", d.h. dass die eroberten Landstriche und Städte ohne Erbarmen ausgeplündert und ihnen die Nahrungsmittel weggenommen wurden, unabhängig ob Katholiken oder Protestanten. Ernten wurden so vernichtet und es folgten Hunger und Krankheit.

Auch die Wehranlagen der Burgen wie Haus Lüttinghoff, Horst, Grimberg usw. werden in dieser Zeit entschieden erweitert und ausgebaut worden sein.


Was ist das für eine Quelle Tanja? Kann man sie einsehen oder irgendwo nähere Informationen über den Inhalt bekommen? - Würd mich interessieren.

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Tanja
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Re: 30jähriger Krieg

Beitrag von Tanja »

erloeser hat geschrieben:Was ist das für eine Quelle Tanja? Kann man sie einsehen oder irgendwo nähere Informationen über den Inhalt bekommen? - Würd mich interessieren.
@erloeser

Ob der paar Informationsfitzelchen, kann man wohl kaum von Quelle sprechen. Man hat mir am Telefon aus einer wie immer gearteten Niederschrift vorgelesen. Ich frage noch einmal nach und werde die Quelle hier einstellen.

Auch mich interessiert das Thema. Ich werde versuchen, etwas mehr zu erfahren. Vielleicht über die Geschichte der Höfe (Brockhof...) oder, wie Du schon sagst, über die größeren Häuser. Vielleicht in Sachen Horst im Archiv des Bistums Essen?

Tanja

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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

Das war aber bestimmt nicht am 29. August 1922. :wink:

Von 1568 bis zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges 1648 waren die Spanier in unserer Gegend. Das wurde duch den achtzigjährigen Krieg der protestantischen Holländer gegen die katholischen Spanier verursacht.

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Tanja
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Beitrag von Tanja »

Tekalo hat geschrieben:Das war aber bestimmt nicht am 29. August 1922. :wink:
:shock: 29.8.1922
Bei den von der spanischen Armee wiederaufgenommenen Kämpfen gegen die Rifkabylen in Spanisch-Marokko erringen die spanischen Soldaten bei Arimidar einen Sieg.

??????????????????????????????????????????????????? :roll:

Tanja

Semmel
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Beitrag von Semmel »

Am 29. August 1922 schlug er bei Fleures das Heer des Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel
Es wurde doch nur ein kleiner Vertipper zitiert ;)

erloeser
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was sind schon 300 jahre... ;-)

Beitrag von erloeser »

1922 statt 1622... da seht ihr mal, wie schwer es ist, sich die Geschichte in Gelsenkirchen vor der Industrialisierung vorzustellen... aber es gab sie, und sie ist nicht weniger spannend, als das, was mit den Zechen kam :D

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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

Das war ja auch nicht so toternst gemeint. Aber sieh mal in meinen oberen Beitrag. Da geht es auch um Tipfehler. Beide Quellen sind sehr alt. Welcher ist nun richtig?

erloeser
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Gonzalo Fernández von Schalke an Inter Mailand verkauft!

Beitrag von erloeser »

@tekalo

der Zeitraum für das Winterlager der Spanier ist meines Erachtens für die Zeit 1622/23 plausibler als zu Beginn der 30er Jahre des 17. Jahrhunderts.


ich versuche mal eben stichpunktartig die ersten 5 Jahre des 30 jährigen Krieges, in den das Winterlager einzuordnen ist, zusammenzufassen:

In Böhmen streiten sich die protestantischen Stände mit Ferdinand II, Erzherzog und König von Böhmen, der 1619 zum Kaiser gewählt wird, um die Nutzung einer Kirche in Braunau. Durch die Widerrufung der Religionsfreiheit kommt es zum Aufstand der böhmischen Stände. In diesem Zusammenhang werden zwei kaiserliche Räte aus einem Fenster der Prager Burg geworfen. Das war im Mai 1618.

Die böhmischen Stände erklären 1619 Ferdinand II für abgesetzt und wählen einfach einen neuen König: Kurfürst Friedrich V von der Pfalz, der gleichzeitig die Führung der sogenannten Protestantischen Union inne hat.

Anschliessend marschierten die böhmischen Aufständischen unter der Führung des Heinrich Matthias von Thurn gegen Wien.

Das alles war Ferdinand II natürlich ein Dorn im Auge. Deshalb verbündet er sich mit dem König von Bayern, Maximilian I zur katholischen Liga, welche wiederum unter der Führung des Feldherrn Tilly mit 29.000 Mann Richtung Prag marschiert. Dort kommt es am 8. November 1920 zur Schlacht am Weißen Berg, bei der das Heer der protestantischen Union besiegt werden. Ferdinand II kann anschließend seinen Anspruch auf die Krone Böhmens durchsetzen. Friedrich V flieht, ein Großteil der aufständischen böhmischen Adeligen wird hingerichtet.

Die protestantischen Heerführer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel und Ernst von Mansfeld können mit ihren Soldaten entkommen und mit der Schlacht bei Mingolsheim am 27. April 1622 gegen den Verfolger Tilly einen Sieg für die Protestantische Union verbuchen. Am 6. Mai 1622 kommt der Armee Tillys dann ein spanische Regiment unter der Führung des Gonzalo Fernández de Cordoba zur Hilfe geeilt und besiegt in der Schlacht bei Wimpfen, den mit den Protestanten Verbündeten badischen Markgrafen Georg Friedrich.
(Die Orte befinden sich beide im heutigen Baden-Würtemberg und spätestens mit diesen beiden Schlachten hat sich der Regionalkonflikt in Böhmen auf das Reich ausgeweitet und seine europäische Dimension bekommen).

Nach dem Sieg der spanischen Truppen nehmen diese zusammen mit Tilly die Verfolgung Manfelds und des tollen Christian auf. Am 20. Juni 1622 kommt es zur Schlacht bei Hoechst (heute Stadtteil von Frankfurt), in der Tilly dem protestantischen Heer erneut empfindliche Verluste beschert.
Ziel Christian und Manfelds sind die ebenfalls protestantischen Niederlande. Die Union schafft es zwar zwischenzeitlich, die durch Spanier belagerte Stadt Bergen op Zoom zu befreien, allerdings wird sie in der Schlacht von Fleurus am 29. August 1622 von Gonzalo Fernández de Cordoba erneut in die Flucht geschlagen.
Der tolle Christian verliert bei dieser Schlacht seinen linken Unterarm und kann sich bis in den niedersächsischen Reichskreis (heute Niedersachsen, Mecklenburg etc) durchschlagen, wo ein erneuter Feldzug von ihm allerdings scheitert, so dass er seine Truppe wieder Richtung Niederlande in Bewegung setzt. Am 6. August 1623kommt es dann zu der entscheidenden Schlacht bei Stadtlohn, in der sich Christian zwar in die Niederlande flüchten kann, sein Heer allerdings um mehr als 2/3 dezimiert wird.

Die Hetzjagd Tillys und des Spaniers auf den Protestanten führt mitten durch Westfalen, an deren Grenze zu den Niederlanden sich dann die entscheidende Schlacht abspielt. Man muss bedenken, dass sich dabei weit mehr als 50.000 Soldaten überwiegend zu Fuss durch den Raum bewegen und auch noch militärisches Gerät wie Kanonen, Zelte, Frauen und Kinder in ihrem Tross bei sich haben, die wie ein Heuschreckenschwarm alles plattmachen und wegfressen, was auf ihrem Weg liegt. Diese Massen an Menschen und Material werden sich sehr langsam bewegt haben und im Winter aufgrund der Kälte und der für die Jahreszeit üblichen Nahrungsmittelknappheit eine Pause eingelegt haben. 1622/23 passt eigentlich recht gut als Datum für ein Verweilen des spanischen Heeres unter Gonzalo Fernández de Cordoba in der gegend von Gelsenkirchen.

Die Sieg in Stadtlohn, bei dem sich die 5.500 Flüchtigen um den tollen Christian zu Fuss durch ein Sumpfgebiet in die Niederlande retten können, führt dazu, dass der grösste Teil des Militärischen Gerätes in die Hände der katholischen Liga fällt. Die militärische Bedrohung gegenüber den Katholiken ist somit gebannt, das Heer der protestantischen Union erst einmal zerschlagen. Die Situation entspannt sich ein wenig im westlichen Westfalen. Die Truppen Tillys und Cordobas wandern weiter zu anderen Schauplätzen des 30jährigen Krieges.

1623 übernimmt Gonzalo Fernández de Cordoba den Oberbefehl in der Pfalz, 1626 dann den der spanischen Armee in Flandern. 1628 wird der Feldherr zum Stadthalter von Mailand ernannt. Bedingt durch einen Konflikt zwischen Frankreich und den Habsburgern in der Erbfolgefrage in Mantua (Italien), entsteht in der Lombardei ein weiterer Nebenkriegsschauplatz des Dreißig Jährigen Krieges um die Vorherrschaft in Norditalien. Bis zum Ende dieses Erbfolgekrieges am 6. April 1631 befehligt Gonzalo Fernández de Cordoba die spanischen Truppen im Herzogtum Mailand.

Ein Winterquartier des Spaniers 1630/31 in Gelsenkirchen ist deshalb eher unwahrscheinlich.

... und mal ganz ehrlich, mein lieber Tekolo: wenn Du wählen könntest Deinen Winter in Mailand oder Gelsenkirchen zu verbringen, würdest Du dann nicht auch Italien dem Ruhrgebiet vorziehen? ... und hin und wieder soll sogar Schalke in Mailand spielen ;-)

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Tanja
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Schalke : Mailand

Beitrag von Tanja »

Ich finde es überaus spannend und absolut lohnenswert die Geschichte Gelsenkirchens auch mal außerhalb der Industrialisierung zu betrachten. Da gibt es bestimmt ne Menge Geschichten der Höfe, Herrenhäuser, Schlösser und Wallburgen, die erwähnenswert sind.

Sicherlich sind erste Berichte über Hochradfahrschulclubs interessant. Doch ich bin mir sicher, dass es auch frühere Berichte gibt, z.B. "Kavaliersreisen".

Die spanische Belagerung ist bestimmt nicht nur aufgrund marodierender Heerschaften verwurzelt... Welche Namen lassen sich daraus ableiten?

Tanja

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Tanja
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Beitrag von Tanja »

Hier also die oben versprochene Quellenangabe:

Gelsenkirchen, eine Chronik in Stichworten
zusammengestellt von Alfred Kranefuß
(Minerva Buchhandlung 2002)

Tanja

erloeser
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Theatrum Europaeum

Beitrag von erloeser »

Bild
hier noch ein Kupferstich des Gonzalo Fernández de Cordoba. Es entstammt Band 1 des legendären "Theatrum Europaeum" des Matthäus Merian von 1662, einem deutschsprachigen Geschichtswerks, welches in 21 Quartbänden erschienen ist, die von Merian und seinen Erben bis 1738 herausgegeben wurden.

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Tanja
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Der aus Cordoba

Beitrag von Tanja »

@erloeser
Na, dat is ja ma n schmucket Kerlchen und so adrett :D Wenn er sich doch während seines Aufenthaltes hier auch so gebärdet hätte...

Vielleicht tatsächlich offtopic und einen neuen thread wert:
Mir erscheint es als interessant und wichtig die Zeit vor der Industrialisierung zu erwähnen. Es gibt doch so einiges "Geheimnisvolles". Für unsere Kinder ist die Industriestadt, welche sie auch strenggenommen nicht mehr ist, nur noch anhand von musealen Orten zu erkennen. Wenn überhaupt.

Auch wenn es ein bisschen spinnert und herausfordernd klingt, könnte die Aufbereitung dieses "Wahrnehmungsproblems" vielleicht der Stadt mehr Substanz geben, neue/alte Identität.

Erzählt dem Nachwuchs doch auch mal, dass wir echte Germanen sind mit echten Wildpferden :pferdehaufen: , oder dass die alte Dorfkirche voller Protestanten war, jedoch über 200 Jahre mit den Katholiken zusammen genutzt wurde.

Im Idealfall könnten findige Erzieher oder Lehrer daraus aktuelle Themen ableiten, wie z. B. Islamunterricht oder allgemein Religionsvielfalt.

Man darf doch wohl noch träumen, oder? :roll:

Tanja

erloeser
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Beitrag von erloeser »

hier noch eine zeitgenössische Abbildung eines spanischen Arkebusiers aus dem 30 jährigen Krieg Bild
den seltsamen Namen verdankt der Arkebusier seiner Flinte, auch Hackbüchse oder Arkebuse genannt. Dieses Gewehr wurde in der Regel bei der Kavalerie engesetzt, erstmals von Franzosen und Spaniern, später auch von anderen Nationen. Typisch für den spanischen Soldaten ist deshalb auch das Pferd, auf dem er sitzt.

Zucht und Dressur von Pferden hat bei den Spaniern Tradition und ist wahrscheinlich mit den Arabern nach Westeuropa gebracht worden... aber auch in Westfalen gibt es eine lange Pferdetradition, nicht nur im münsterländischen Warendorf oder im Merfelder Bruch bei Dülmen. Auch der Emscherbruch ist einmal bekannt gewesen für seine Pferde und auch die Pferdemärkte in unserer Gegend hatten einen überregionalen Ruf. Die Cranger Kirmes ist wahrscheinlich das bekannteste Überbleibsel aus der Zeit der Pferdemärkte und auch in Buer muss es einen solchen Markt gegeben haben... aber das ist eine andere Geschichte ;-)

Tanja hat völlig recht... es gibt noch eine Menge Geheimnisvolles zu entdecken, was vor der Industriealisierung Landschaft, Menschen und Kultur in unserer Gegend ausmachte

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