Angenehme Erinnerungen an diese Straße habe ich nicht. Radfahrer wurden wegen des schlechten Pflasters gründlich durchgerüttelt. Die Straße führte auf die Bahnschranke zu, dahinter lag der Stadtgarten, in dem Fahrräder nicht erwünscht waren, selbst dann nicht, wenn sie geschoben wurden. Davor lagen das Gefängnis und das evangelische Krankenhaus, beides Häuser, die wohl sein müssen, die aber nur schön sind beim Rausgehen.
Zwischen Munckelstraße und Weststraße gab es an der Bahnlinie entlang einen Fußweg, der hinter dem Krankenhausgelände an der Bahnstrecke entlangführte. Hier waren ständig Erwachsene und Kinder zu finden, die mit teils recht lustig wirkenden Handbewegungen versuchten, sich mit Patienten im Kankenhaus zu verständigen. Ich habe dort die Kinder- oder Isolierstation vermutet.

Am Anfang der Straße, von der Ebertstraße kommend links, erreichte man nach wenigen Metern einen kleinen Platz, an dessen Rückseite ein langgestrecktes zweistöckiges Haus lag. Dieses und zwei weitere Häuser an seinen Enden schlossen diesen Platz ein.
Die einzelnen Abschnitte habe ich im Bild durch Farben markiert. Rot ist ein Bereich, der damals m.W. leer stand. Er hatte vorher irgendeine Außenstelle der Stadt beherbergt: Gärtnerei, Straßenreinigung, Müllabfuhr – irgendetwas in dieser Richtung!
Grün markiert ist der Mittelteil, in dem Aufenthaltsräume und Büros der SA untergebracht waren, "Mannschaftsräume" und "Dienststellen".
Blau kennzeichnet den Bereich, der für HJ und Jungvolk vorgesehen war. Hier gingen die ein und aus, die mit Kordeln dekoriert waren, deren Farben man nur selten sah, die "hohen Tiere" (die Farbe dieser Kordeln kennzeichnete die in der HJ-Hierarchie erreichte Stufe).
In der Jungvolk-Abteilung hatte ich mich aufgrund einer schriftlichen Aufforderung zur Aufnahme ins Jungvolk melden müssen, hier war sozusagen das Musterungsbüro.
Auf dem kleinen Platz vor dem Haus und in den Fenstern sah man ständig Männer, Jugendliche und Kinder in braun, herumlaufen, -sitzen und -stehen. Es war eine ausgesprochen braune Gegend!
Den Höhepunkt all dessen bildete ein Haus, weiter hinten in Richtung Overwegstraße auf der linken Seite.
Hier residierte laut Schild neben der Haustür die Geheime Staatspolizei (Gestapo).
Wenn es eben ging, habe ich statt der Munckelstraße die Weststraße benutzt.