Lebensmittel- und Feinkostgeschäft Vogt

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DrMurkes
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Lebensmittel- und Feinkostgeschäft Vogt

Beitrag von DrMurkes »

Das Geschäft befand sich: Hans-Böckler-Allee 39. Heute bietet hier eine Massagepraxis ihre Dienstleistungen an.
Auf der Website des Vogt-Clans in der Feldmark befinden sich historische und aktuelle Fakten der Zeitspanne von 1885 bis heute. Der weitaus größte Teil der Homepage beschäftigt sich mit der Nutzung der früheren Backstube und des ehemaligen Pferdestalls als private Weinstube.
www.weinstuben-gazette.deBild
Zuletzt geändert von DrMurkes am 05.12.2007, 11:54, insgesamt 1-mal geändert.

Heinz
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Beitrag von Heinz »

@DrMurkes

kann der Helmut nicht hier veröffentlichen, wie er als Jugendlicher italienische Kriegsgefangene versteckt hat und die ihn nach wieviel ? Jahrzehnten ausfindig machten und ihn besuchten?

Fällt dann aber in die Rubrik Zivilcourage.. :D

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DrMurkes
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Italiener in Gartenlaube versteckt

Beitrag von DrMurkes »

Ja, gute Idee. Helmut und der Italiener Mauro Gallo haben sich jahrzehntelang später wiedergesehen und sind gute Freunde geblieben. Es gab einen intensiven deutsch italienischen Austausch. Demnächst dann mehr. Ich habe gestern Helmut gefragt und ihm schon mit meinem Aufnahmegerät gedroht. Ich werde ihn beim nächsten "Stammtisch" zum Thema interviewen. Es gab auch einen Artikel über die Angelegenheit in einer italienischen Gazetta. Scan ich dann auch noch ein.

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DrMurkes
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Ermahnung Jungvolk

Beitrag von DrMurkes »

Zeitdokument.
Ermahnung der Vogt Brothers 1944 durch den Fähnleinführer des Jungvolks.
Bild

axel O
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Beitrag von axel O »

H.G. Zebandt........ist das der Hans-Georg Zebandt, der in den 80ern lange der Kaufhalle vorstand und etliche Jahre 1. Vorsitzender der Werbegemeinschaft City war ?? (Scheint so....)

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Ich wünschte, meine Familie hätte solche Dokumente auch aufgehoben. :? Z.B. den amtlichen Bescheid nach Tötung meines Opas, dass seine Asche gegen Gebühr zugestellt werden könnte.

Helmuts "Abmahnung" ist ja wie ein amliches Lob *Neid* :D :D
Rauchen gegen Nazis - auch gut 8)

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DrMurkes
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Die Geschichte des Mario Gallo

Beitrag von DrMurkes »

Bild
Mario Gallo

Helmut Vogt versteckt Zwangsarbeiter

siehe: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=7297
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Walter Ludin

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DrMurkes
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Der Kaskade-Mann

Beitrag von DrMurkes »

Der Kaskade-Mann

Ich glaube ich war im zweiten Schuljahr. An diesem denkwürdigen Morgen konnte ich dem Unterricht kaum folgen. Das passierte mir natürlich selbst an gewöhnlichen Schultagen, aber heute war ich besonders unkonzentriert. Unkonzentriert ist vielleicht nicht ganz richtig. Meine Gedanken gingen vielmehr auf die Reise, beschäftigten sich weniger mit den Unterrichtsinhalten sondern vielmehr mit der Aussicht, dass nach Schulschluß eine besondere Begegnung auf mich wartete.
Der „Kaskade-Mann“ hatte seinen Besuch angekündigt und ich würde ihn treffen. Der Kaskade-Mann war eine Mischung aus Supermann und Batman. Er konnte ebenfalls, wie seine Kollegen, mühelos von Haus zu Haus fliegen und überwand ohne Probleme selbst größere Hindernisse. Er war jedoch anders gekleidet. Er trug ein weißes Fliegercape und eine weiße Fliegermütze. Ich kannte ihn gut, denn ich hatte ihn unzählige Male im Fernsehen gesehen. Er war auf der Seite der „Guten“. Ein ritterlicher Helfer der Frauen, der sich uneigennützig für sie einsetzte und ihren Problemen annahm. Das imponierte mir. Wie ein Blitz schwang er sich von einer Häuserbrüstung zur nächsten um gute Taten zu vollbringen. Er war ein Held, ein Vorbild für die Jugend und mein Idol.
Endlich war es soweit. Die laute Schulglocke kündigte den Unterrichtsschluß an und klang dabei wie ein Fanal. Jetzt trennten mich nur wenige Minuten und ein kleiner Nachhauseweg von ihm. Natürlich hatte ich meinen Schulkameraden von dem bevorstehenden Abenteuer erzählt. Ich hatte das Gefühl, sie glaubten mir nicht recht oder hielten mich für einen Aufschneider.
„Du triffst also den Kaskade-Mann, soso, und ich habe eine Verabredung mit Tarzan!“, lachte Daniel, mein bester Freund.
Freunde sind wahrscheinlich besonders neidisch. Doch das war mir egal.
Das Schicksal hatte mich auserwählt, Bekanntschaft mit der weißen Kreatur mit den übermenschlichen Kräften, zu machen.
Ich würde den Kaskade-Mann im Geschäft meiner Eltern sehen. Er hatte seinen Besuch dort angekündigt. Nach einem kurzen Fußweg stand ich vor dem Lebensmittel- und Feinkostladen. Ein Aufkleber am Eingang zeigte den Helden in voller Montur. Darunter stand in großen Buchstaben: „Der Kaskade-Mann kommt! – am Donnerstag um 12 Uhr“.
Seit Tagen fieberte ich beim Anblick dieser Ankündigung diesem Tag entgegen. Heute war es endlich soweit!
Ich betrat das Geschäft. Alles war an diesem Tag wie immer. Meine Mutter und die dicke Tante Lene bedienten hinter der Fleisch- und Wurstwarentheke, meine Oma saß mürrisch an der Kasse, mein Vater kontrollierte den Wareneingang, während Opa sich im Lager einen Wacholder genehmigte, Das gewöhnliche, tägliche Bild. Wir waren halt ein Familienunternehmen. Das war ebenso kundenfreundlich, wie ökonomisch notwendig. Bei uns wurde der Kunde noch persönlich begrüßt und bedient. Frau Witt von nebenan und Frau Dollendorf aus dem Altersheim bekamen täglich ihr Gläschen Sekt. Herr Losereit, ein eher stiller Kunde, bekam wie Willi Langhans, der Frohnatur, einen Kräuterlikör. Herr und Frau Asbach, hießen eigentlich nur deshalb Asbach weil sie gerne Weinbrand tranken. Es wurde überhaupt viel geplaudert und getrunken. Der Laden wirkte zuweilen mehr wie ein Pub, als wie ein Lebensmittelgeschäft. Ab und zu wurde auch schon mal was verkauft.
Ich begrüßte meine Verwandtschaft. „Na, wie war die Schule?“, wollte meine Mutter wissen. Das war mehr eine rhetorische Frage und hieß soviel wie: „Hallo, wie geht’s Dir?“ Ich antwortete nicht darauf, sondern fragte gleich: „Ist der Kaskade-Mann schon da?“ „Nein, der Kaskade-Mann ist noch nicht da, es ist aber auch noch nicht 12 Uhr.“, gab meine Mutter zurück.
Das Warten fiel mir schwer. Ich war doch sehr ungeduldig. Zudem verspätete sich mein Held und mich beschlich almählich die Angst, er würde nicht erscheinen. Vielleicht hatte er einen Einsatz der wichtiger war, musste woanders rettend eingreifen. Das hatte natürlich Vorrang. Aber traurig machte mich die Vorstellung doch, dass aus meinem Rendez-vous nichts werden würde.
Dann plötzlich regte sich etwas. Vor dem Laden fuhr ein Wagen mit großer Schrift: „Kaskade“ vor und kurze Zeit später stieg er aus: Der Kaskade-Mann in ganzer Größe. Ich war so überwältigt, dass ich mich überhaupt nicht fragte warum er eigentlich nicht geflogen kam. Hauptsache er war da!
Er war groß, ein schöner Mann und sehr höflich. Er begrüßte zunächst meine Eltern, dann die restliche Verwandtschaft und jeden eizelnen Kunden persönlich mit einem Handschlag. Mittlerweile war das Geschäft gerappelt voll. Eine Menge neugieriger Kunden und viele Kinder wollten den ungewöhnlichen Gast sehen. Nun kam unerwartet ich an die Reihe. Der Kaskade-Mann sah mir tief in die Augen und fragte mich: „Na, und wer bist Du?“ Darauf, dass er mich direkt ansprechen würde, war ich nicht gefasst. Ich rang um die passenden Worte und war so aufgeregt, dass ich nur meinen Vornamen herausbrachte. Ein peinlicher Dialog wie etwa am Nikolausabend, wenn man sich für seine Missetaten rechtfertigen sollte. Doch plötzlich verschwand das mulmige Gefühl, denn es passierte etwas womit ich nun gar nicht gerechnet hatte. Mit einer schnellen Bewegung nahm mich der große weiße Mann auf seinen Arm.
Jetzt war ich größer, als sie alle und was noch wichtiger war – mich hatte er auserwählt und niemand anders. Genügend andere Kinder tummelten sich ja in unserem Laden. In mir kam ein Hochgefühl auf. Eine Mischung aus Stolz und Dankbarkeit beschlich mich, während der Kaskade-Mann begann Geschenke zu verteilen. Meine Mutter assistierte ihm. Die Erwachsenen erhielten kleine Pakete. An die Kinder verteilte er Süßigkeiten. Während der ganzen Zeit behielt er mich auf seinem Arm. Die großen und kleinen Kunden freuten sich über die unerwarteten Zuwendungen. Ich hatte mein größtest Geschenk bereits erhalten. Ich war der Held des Tages.
Nachdem er sich noch eine Weile in unserem Laden aufhielt, natürlich etwas mit meiner Familie und den Kunden trank, verabschiedete er sich. Mir strich er noch einmal übers Haar und sagte kurz: „Servus, Kleiner“.
Schließlich stieg in seinen Wagen und fuhr davon. Ich habe ihn, außer im Fernsehen, nie wieder gesehen.
Dort machte er Werbung für ein Waschmittel mit dem Namen „Kaskade“. Das wußte ich, aber es störte mich nicht. Er war ein Kämpfer für Reinheit und strahlendes Weiß, ein Gegner des Schmutzes und ein Freund aller Hausfrauen.
Für mich blieb er vor allem eins: mein Held - Der Kaskade-Mann.

Erlebt habe ich diese wahre Geschichte im Geschäft meiner Eltern (Lebensmittel Vogt) Hans-Böckler-Allee 39.
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Walter Ludin

Semmel
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Beitrag von Semmel »

Das wär ein beitrag zu "Gelsenkirchener-Geschchten Band 2" :
Ebenso wie das von "immerS04" und viele weitere, man weiss gar nicht mehr wen man mehr hier feiern sollte.
Danke für den beitrag :)
Geist ist da machtlos wo Macht geistlos ist

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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

[center]BildCascade-Mann 1968 [/center]


bei uns in der Klasse kursierte damals der tolle Witz: ..."wie bekommt man einen grauen Elefanten aus dem Kühlschrank und eine weiße Maus rein"...:ka:
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

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immers04
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Beitrag von immers04 »

Eine wunderschöne Geschichte! Danke!

Und das, obwohl ich gestehen muß, daß ich noch nie etwas vom Kaskade-Mann gehört habe... Seltsam, denn ich vermute mal, daß wir ungefähr in einem Alter sind und Fernsehen durfte ich auch.

Gibt's eigentlich noch mehr Bilder vom Laden Deiner Eltern? Wäre schön!
Ich möchte mal sagen können: Daß ich das noch erleben darf!

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DrMurkes
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Ururoma Vogt

Beitrag von DrMurkes »

Gründerin der ersten Milchgeschäfte Vogt.
Zunächst im Hinterhof der Kurzestrasse 8 und einer Filiale in der Fürstinnenstrasse.
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Zuletzt geändert von DrMurkes am 23.01.2010, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Walter Ludin

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DrMurkes
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Geschäft Kurzestrasse

Beitrag von DrMurkes »

Verkauf in der Kurzestrasse. Zuerst im Hinterhof, dann zur Straßenseite hin.
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Paul Vogt sen. und Anna Vogt (Hochzeitsphoto)
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Uli Vogt, Freund des "Kaskade Manns"
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Paul Vogt sen. (gemalt von Mario Gallo)
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Anna Vogt (gemalt von Mario Gallo)
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Drogerie Paul Vogt jun. (links) und Lebensmittel- und Feinkostgeschäft Helmut Vogt (rechts - Hans-Böckler-Allee 39 - heute Physiotherpiepraxis Biesenbach).
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Erika Vogt
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Helmut Vogt
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Familie Paul Vogt
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Helmut und Erika Vogt
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Pferd Und Wagen des Fuhrgeschäftes Vogt
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Fahrzeug "Matador" des Fuhrgeschäftes Vogt
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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

  • @DrMurkes:

    Großes Dankeschön für Deine anrührende Geschichte und die zahlreichen interessanten Fotos. Ich bin wieder eimal restlos begeistert..:ja:

    Als Liebhaber alter Reclame fällt mir, auf dem Foto des Ladens an der Kurzestrasse, sofort das alte Bärenbier-Emailleschild auf. Werbespruch damals: Bärenbier bringt gute Laune.

    Ganz toll auch auf dem Eingangsfoto, die Koma Kaffee Werbeleuchten der Kaffee-Großrösterei Koch & Mann aus Hagen.

    Darf ich mich mit einem älteren Foto meiner Koma-Kaffeedose bedanken ?

    Bild Koma Kaffee ein Genuß / Kaffeedose 50-60er Jahre
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

Troy
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Beitrag von Troy »

Hallo DrMurkes,

da hast du aber einen echten Kindheits-Erinnerungs-Schmerz verarztet!
Vielen Dank für deine Kaskade-Geschichte!

In meinem Hirn geistert das Wort "Kaskade" verbunden mit einer Melodie seit Jahrzehnten herum.
Und alle, die ich zwischendurch immer wieder mal befragte, sagten mir, sowas hätte es nie geben: "Kaskade", das hätte ich mir ausgedacht!
Wenn dir das die Leute immer wieder sagen, dann denkst du, dass es wohl stimmen muss!
Und dann glaubst du selber auch, dass du als Kind über das normal kinderphantastische Maß hinaus phantasiert hast.
Und dann zweifelst du an deinen Erinnerungen... und das ist doof und traurig auch.

Aber das ist jetzt vorbei!
:steckenpferd: :rofl3: :bananentanz:
Hier bei den GG ist der Beleg!

Nochmal "Dankeschön"!

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