Vom Resser Feld zum Emscherbruch

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Alfons Hölscher
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Vom Resser Feld zum Emscherbruch

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Fotomontage Resser Motive.
Flur- und Feldforschung - Das alte Bauernland.
Aus alter Zeit - Bauern und Kötter in Alt-Resse.
Ein neues Resse entsteht - Die Zeche Ewald als Motor
der Ortsentwicklung. Bergleute und Händler - Die neuen Einwohner von Resse.
Schulen, Kirchen und Religionsgemeinschaften -
Herz-Jesu-Kirche, (kath.), Pauluskirche (ev.), Neuapostiolische
Gemeinde und andere. Für alle Fälle - Das Hedwig-Krankenhaus.
Zusammengestellt von Alfons Hölscher


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Geschichtliche Nachrichten
Vor ungefähr tausend Jahren entstand in der Abtei in Essen-Werden, auf der anderen Seite der Ruhr, ein Güterverzeichnis, in dem die zahlreichen, weit verstreuten Besitzungen des Klosters aufgeführt sind. In dieser Aufstellung wird neben zahlreichen anderen Orten erstmals auch Resse erwähnt. Dort findet sich der Hinweis auf einen Besitz in >Westerholta juxta Redese<Es>Redese< durch Wasserwörter wie ris, res = Sumpfwasser oder dergleichen zu erklären, ohne jedoch eine zutreffende Erklärung des Namens zu finden. Dasselbe gilt ebenfalls für den gleichnamigen Ort Resse in der Gemeinde Wedemark (PLZ 30900). Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Bezeichnung Redese vermutlich auf eine auffällige Eigenart des Landes zurückzuführen ist. Die Bezeichnung Surresse - das südliche Resse - bezieht sich auf einen nördlich gelegenen Bezugspunkt. Der Name Eckerresse ist ein Hinweis auf den ursprünglichen Baumbestand an Buchen und Eichen, die der fortschreitenden Rodung zum Opfer gefallen sind. Der markante Gräftenhof Schulte-Ostrop lässt einen Zusammenhang mit dem nahegelegenen Haus Sienbeck vermuten. Die bäuerlichen Siedlungen stehen seit Jahrhunderten in engem Zusammenhang mit den umliegenden herrschaftlichen Häusern. Die adeligen Herren hatten als Grundherren, Richter und Patronatsherren sowie als Herren über Land und Leute und die Kirche – praktisch über alles – zu bestimmen. Die Resser Bauerschaften lagen im Einflussbereich der adeligen Häuser Herten, Westerholt und Leythe. Die Grafen Nesselrode von Schloss Herten waren lange Zeit Statthalter der Kölner Kurfürsten und uneingeschränkte Herren im Vest Recklinghausen. Der hohe Rang und die gesellschaftliche Stellung der Grafen von Nesselrode finden ihren sichtbaren Ausdruck in dem stattlichen Schloss in Herten, das – von der Stadt Herten erworben – von Grund auf renoviert wurde. Tief im Süden liegt das adelige Haus Leythe, das nach dem Vorbild anderer Herrensitze in den feuchten Niederungen des Emscherbruchs angelegt wurde. Der alte Herrensitz ist von großen, blockförmigen Flurstücken umgeben. Haus Leythe liegt an dem wichtigsten Resser Entwässerungsgraben, dem Leyther Mühlbach, der früher weite Gebiete bis hinauf ins Feld entwässert hat. Der Herrensitz Haus Leythe war früher mit einer Gräfte umgeben, die vom Mühlbach gespeist wurde. Der wasserreiche Mühlbach machte es möglich, in der Nähe des Hauses eine Wassermühle zu betreiben.


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Als die Franzosen im Jahr 1806 unter Napoleon in Westfalen einfielen, wurde die seit Jahrzehnten bestehende herrschaftliche Ordnung durch Ereignisse von großer Tragweite grundlegend verändert. Napoleon verfügte die Auflösung der geistlichen Fürstentümer Köln und Münster, die seit mehr als tausend Jahren bestanden hatten. Nach ihrer Auflösung wurden die Herrschaftsgebiete der Bischöfe gegen den Landbesitz linksrheinisch ansässiger Fürsten ausgetauscht, die auf ihre angestammten Besitzungen zugunsten Frankreichs verzichteten und dafür mit ehemaligen Kirchengütern und wohlklingenden Titeln entschädigt wurden. Die Nutznießer dieser Tauschaktion waren der Herzog von Arenberg für das Vest Recklinghausen und der Herzog von Croy für den ehemaligen Besitz des Bischofs von Münster. Napoleon verfügte über weitere Maßnahmen zum Ausbau des Landes: den Straßenbau von Kirchturm zu Kirchturm, die Errichtung von Bürgermeistereien zur Verwaltung der örtlichen Verhältnisse und die Anlage von Registern zur Erfassung der Personenstandsdaten. Er hob die Westfälische Leibeigentumsordnung auf. Den Besitzern der Höfe wurde die Möglichkeit eingeräumt, gegen Zahlung des 25-fachen der bisher an den Grundherrn zu leistenden Pächte, das volle Eigentum an ihren Höfen und Kotten zu erwerben. Auf Befehl Napoleons wurde damit begonnen, das Land vermessen, um eine Grundlage für die gerechte Besteuerung des Grund und Bodens einzuführen. Die bis dahin gültige Befreiung von Kirche und Adel von Steuern und Abgaben wurde abgeschafft. Die französischen Behörden beschlagnahmten zeitweise die Kirchenbücher, um die wehrfähigen jungen Männer zu ermitteln und zum Kriegsdienst heranzuziehen. Die französische Fremdherrschaft endete im Jahre 1813 mit der Niederlage der Franzosen in der >Völkerschlacht bei Leipzig. Nachdem die französischen Besatzer aus dem Lande vertrieben waren, begann der heimische Adel auf dem >Wiener Kongress<die>Preußische Landrecht< ersetzt. Das gesamte Land wurde von preußischen Landmessern - in der Regel preußische Offiziere - bis in den letzten Winkel vermessen. In dieser Zeit entstanden die ersten Katasterkarten und Flurbücher, die im Laufe der Zeit zur Grundlage des gesamten Katasterwesens wurden. Die von Napoleon abgeschaffte persönliche Leibeigenschaft und die Maßnahmen zur Bauernbefreiung, die Ursache für eine Flut von Prozessen der Grundherren gegen die ehemaligen Leibeigenen geworden war, blieben weiterhin bestehen. Alle zugunsten der Gutsherren ergangenen Gerichtsurteile, die während der französischen Besatzung entgangenen Leistungen nachzufordern und durch Schuldeinträge in den Grundbüchern zu sichern, wurden für ungültig erklärt. Fünfzig Jahre später waren fast alle Bauerngüter abgelöst worden und in das Eigentum der Besitzer übergegangen. Die preußischen Behörden errichteten Landwirtschaftschulen zur Förderung von Ackerbau- und Viehzucht. Besonderes Augenmerk galt der Pferdezucht. Da das Militär edle Rassen bevorzugte, bedeutete die Gründung des Gestüts in Warendorf das Ende für die Nachzucht der struppigen Wildpferde aus dem Emscherbruch.
In der Zeit um 1840 lebten in den Resser Bauerschaften schätzungsweise 400 Einwohner in der gewohnten ländlichen Stille und Abgeschiedenheit. Doch die Zeichen der Zeit waren nicht zu übersehen. Im fernen Dorf Gelsenkirchen, jenseits der Emscher, hatten irische Unternehmer bereits damit begonnen, die ersten Zechen zur Förderung von Steinkohle zu gründen.
Die Gemeinde Buer wurde in den Jahren 1822/23 bis in den letzten Winkel vermessen. Die so entstandene Karte wurde zur Grundlage des gesamten Katasterwesens. Um das Dorf Buer im Mittelpunkt gruppieren sich die 15 Buerschen Bauerschaften., darunter weit im Osten die beiden Bauerschaften Eckerresse und Surresse und die größte Buersche Gemeinheit: die Resser Mark.

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Vom Resser Feld zum Emscherbruch
Resse erstreckt sich von der Westerholter Grenze bis zur Emscher, dem Grenzfluss zwischen dem ehemaligen kurkölnischen Vest Recklinghausen und der Grafschaft Mark. Von allen Buerschen Bauerschaften hat Resse die größte nordsüdliche Ausdehnung und den bei weitem größten Anteil an ehemaligem Markenland. Das Resser Siedlungsgebiet ist interessant gegliedert. Die Ackerflächen im Norden gehen nach Süden in den Bereich der ehemaligen Gemeinheitsflächen über, die sich als Resser Mark fortsetzen und bis an die Emscher reichen. Die durch den Bergbau eingeleitete jüngste Ortsentwicklung hat sich nahezu vollständig auf den früheren Gemeinheitsflächen vollzogen. Dadurch sind die Strukturen der bäuerlichen Siedlung größtenteils unverändert erhalten geblieben. Die nördliche Grenze führt über den Kamm des Vestischen Höhenrückens, der nordsüdlichen Wasserscheide. Die auf der Südseite anfallenden Wasser fließen durch die Entwässerungsgräben: Holzbach, Knabenbach und Leyther Mühlbach der Emscher zu. Bei großzügiger Betrachtung gleicht die Struktur Resses einem Rechteck, das auf eine Schmalseite gestellt ist. An der westlichen Grenze hat Resse Anschluss an die Buerschen Bauerschaften Löchter und Middelich. An den übrigen Seiten grenzt Resse an Nachbargemeinden: im Norden an Westerholt, im Osten an Herten und im Süden an Crange, das jenseits der Emscher liegt. Zum besseren Verständnis der Flurformen und Siedlungsverhältnisse wird das alte Resse am besten in drei Bereiche aufgeteilt.
1. Eckerresse
Der nördliche Teil umfasst das uralte Ackerland, das so genannte Feld mit den herausragenden Höfen Schulte-Ostrop und Ressemann. Am südlichen Rand des Feldes verläuft als einzige nennenswerte Wegeverbindung die alte Landstraße zwischen Buer und Herten. Von dieser Straße aus ist das Feld durch mehrere Seitenwege er-schlossen.
2. Surresse
Im mittleren Bereich befindet sich ganz in der Nähe der alten Landstraße die Hofesstelle Lindgen mit mehreren eingestreuten Kottenstellen, die enge Beziehungen zu dem weiter südlich gelegenen Haus Leythe vermuten lassen. Von den ursprünglichen Gebäuden des Hauses Leythe ist durch langjährigen Verfall und Abbruch nichts mehr übrig geblieben. Die landwirtschaftlichen Flächen und ausgedehnten Markengründe gehen im Süden nahtlos in den Bereich der Resser Mark über. Dieser Teil Resses ist stark gegliedert und wegen der hier anzutreffenden Flur- und Siedlungsformen besonders interessant
3. Resser Mark
Den dritten Bereich bildet das große Gebiet der Resser Mark, dem Resser Anteil an den ausgedehnten Weiten des Emscherbruchs.

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Die Acker-und Weideflächen an der Grenze
von Westerholt haben ihren landwirtschaft-
lichen Charakter bis auf den heutigen Tag
bewahrt.

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Im Süden reicht die Resser Mark bis an die
Emscher, die zum Abwasserkanal umgewandelt
ihren ursprünglichen Charakter verloren hat.

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Der ehemalige Gräftenhof Schulte-Ostrop
in Eckerresse. Zuletz im Besitz der Zeche
Ewald und inzwischen wegen Bergschäden
abgebrochen.

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Das Landschaftsbild von Eckerresse wird
überwiegend von Äckern, Wiesen und Weiden
bestimmt.

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Weite Teile der Surresser Landschaft bestehen
aus unfruchtbarem Heideland, das nicht zum
Ackerbau geeignet ist.

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Weite Teile des Emscherbruchs bestehen aus
großflächigen Überschwemmungsgebieten
mit morastigen Böden und absterbender
Vegetation.

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Einwohnerzahl und Beschäftigung der Bewohner
in Altresse
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Die Einwohnerzahl möchte sich vor 100 Jahren auf 400 belaufen. Die Leute trieben Ackerbau und Viehzucht. Das Großvieh weidete vor der Teilung der Resser Mark im Sommer zum größten Teil dort. Die Weiden waren nicht abgeteilt, sondern jeder berechtigte Ortseingesessene nutzte das Weiderecht für eine bestimmte Anzahl Hornvieh überall aus. Die überflüssigen Fohlen wurden von den Gutsbesitzern in die Mark getrieben und wuchsen hier in Wildheit auf. Der Resser Volksmund weiß von den „wilden Pferden“ manches zu erzählen: Im Sommer wie im Winter suchten die langbehaarten, abgemagerten Gäule auf den sauren, vielfach mit Binsen bestandenen Weideplätzen ihr dürftiges Futter. Ihre buschige Mähne und der lange, bis zur Erde reichende Schwanz waren infolge der fehlenden Pflege ganz verfilzt. „Nachtmahnen“ hätten sie geflochten und deshalb seien die Haare nicht aneinander zu bringen gewesen. Im Herbste zogen die Berechtigten mit einer Anzahl Treiber in die Mark. Der Stricker ritt auf flinkem Pferde vorauf. Ein wildes Rufen und Schreien scheuchte die zu Rudeln im Dickicht der Tannen versteckten Tiere auf. Es begann eine wilde Jagd, bis der Stricker seinen Lasso, den er an seinem Reittiere befestigt, mit tödlicher Sicherheit um den Hals geworfen hatte. So sehr der Gefangene sich auch zerrte und sträubte, den vereinten Anstrengungen der Rosseknechte war er trotz seiner wilden Kraft nicht gewachsen. Er folgte zuletzt, wenn auch nur gzwungen unter dem Druck der eisernen „Prame“ (Zange), die auf die Nase gesetzt wurde. - Wollte es das Glück, so brachte man an mehreren Tagen reiche Beute an ausgewachsenen Tieren heim, die auf dem benachbarten Pferdemarkt in Crange (Cranger Ännchen), der heute noch alljährlich stattfindet, verkauft wurde. Die Berechtigen teilten nach festen Grundsätzen den Erlös. Die wilden Pferde lebten stets unter der Führung eines Hengstes in Rudeln bis zu 50 Stück zusammen und hatten ein bestimmtes Gebiet als Standort und ihren regelmäßigen Wechsel. War die Jagd durch den berittenen Stricker interessanter, so brachte doch auch eine weniger waidmännische Jagd manches Wildpferdchen zur Strecke. Genau kannte man die „Triften“ (Wege), die das Rudel ständig ging. Der Pferdefänger lauerte auf erhöhtem Sitz und warf von dort sicher treffend seine Schlinge. - Die Sage erzählt von einem Schimmelhengst, der sich den Nachstellungen stets zu entziehen wußte. Alte Resser haben ihn vor hundert Jahren zuletzt gesehen. Der letzte Stricker liegt auf dem Friedhof im Bleck begraben. Die Wildpferde zeigten einen besonderen Typ: Der Kopf war grob, aber scharf geschnitten, die Ramsnase gab ein besonders böses Aussehen, der Hals zeigte eine gerade, schmale Form, und eine doppelte Mähne wallte zu beiden Seiten herab. Das sehnige Fundament trug den seitlich zusammengedrückten Rumpf mit dem bis zur Erde reichenden Schweif. Der Gutsbesitzer Bertlich aus Suderwich führte vor einigen Jahren gelegentlich einer Pferdeausstellung eine Abstammung des Emscherbruch-Wildpferdes vor. Wer sich heute für die Wildpferde und deren Leben interessiert, der mache einmal einen Ausflug zum Wildpark zwischen Dülmen und Maria Veen. Hier traben die Wildpferde unter ähnlichen Bedingungen wie vor 100 Jahren in der Resser Mark.

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Bis zur Beseitigung der Leibeigenschaft unterstanden die Leute von Surresse dem Grafen von Nesselrode zu Herten und diejenigen aus Eckerresse dem Grafen von Westerholt-Gysenberg, welcher in dem Schulzen Ostrop ihren Aufsichtsbeamten hatten. Die Resser leisteten zur Zeit der Erbuntertänigkeit auf den beiden Schlössern Hand-und Spanndienste. Die Kötter gingen an zwei bis drei Tagen in der Woche zum Schlosse und verrichteten jede Arbeit ohne Entgeld. Der unfreie Bauer trat desgleichen mit seinem Gespann zur Bestellung des gräflichen Besitzes an. Außerdem hatte er dem vom Grafen bezeichneten Kötter den Acker kostenlos herzurichten. Der Volkswitz erzählt von einem ganz eigenartigen Strafdienst: War der Hörige seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen, so mußte er in lauer Sommernacht auf dem Schlosse antreten und durch Schlagen mit einer langen Stange die quakenden Frösche zur Ruhe bringen. Außer den üblichen Diensten wurde der Zins alljährlich regelmäßig im Herbst zu Martini von allen Ressern geleistet. Der kleine Mann brachte Kleinvieh, Eier und Korn. Der Bauer zinste in Korn, Kartoffeln, Rindvieh und Pferden auch wohl in barem Gelde. Wurde der Zins nicht gutwillig, pünktlich und vollständig gereicht, so erfolgte Beitreibung durch Gewalt. Nicht selten kam der Bauer durch Krankheit, Mißernten und Unglück unter dem Viehstande im Verzuge.

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Da mußte der Gutsherr helfen. Der Bauer trat dafür bei völliger Verschuldung häufig einen Teil seines Erbgutes an den Grafen ab oder wurde auf einen Kotten gesetzt, wo er fortan mit Weib und Kind unter der harten Fron des kleinen Mannes seufzte. Auch unterstanden die Resser den beiden Grafen in der Gerichtsbarkeit. Nicht selten entschied nicht das Gericht, sondern die Laune und Willkür des gestrengen Herrn. - Kein Erbuntertäniger durfte sich ohne Einwilligung des Grafen verheiraten oder einen anderen Beruf als der des Vaters - etwa ein Handwerk - wählen. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft wurden die Resser freie Leute, wenn auch die Freiheit durch Abtretung von Grundstücken - vielfach bis zu einem Drittel des Gutes - und durch staatlicherseits festgelegte Geldbeträge erkauft werden mußte. Trotz der Unabhängigkeit entwickelte sich Resse in den folgenden Jahren sehr wenig. Ansiedlungen fanden nicht statt; und diejenigen Bürger, welche einmal ihren Wohnsitz hatten, beließen es bei den alten Einrichtungen. Die Resser lebten in stiller Bescheidenheit in äußerst dürftigen Verhältnissen von den Erträgnissen ihres Ackers und von der Viehzucht. Der Acker erzielte eine bessere Ergiebigkeit durch die Brachwirtschaft - man ließ den Boden ein Jahr wild ruhen, pflügte ihn den Sommer hindurch nur einmal durch. - Das Rindvieh sah im Frühjahr meist traurig aus. Infolge schlechten Futters bekam die Kuh den Wolf in den Schwanz (Wulf in den Stärt). Im Winter arbeiteten die Kötter in den Waldungen des Grafen gegen geringen Lohn. Heute noch lebende Bürger erzählen von dieser Beschäftigung, die ihnen für den Tag 50 Pfennig einbrachte. Viele Kötter verarbeiteten am eigenen Webstuhl das durch fleißige Frauenhand am Spinnrocken gewonnene Garn zu kräftigem Leinen, welches zu damaliger Zeit die Freude und den Stolz der tüchtigen Hausfrau bildete. Besonders große, kunstvoll geschnitzte, mit dem Jahre der Anfertigung versehene Linnenkoffer (Eichenkisten) , die nicht selten ein Geheimfach bargen, waren mit dicken Rollen Leinen bis oben gefüllt. Das heiratende Mädchen brachte solche Ballen Leinen mit in die Ehe und suchte diesen Schatz zu erhalten oder gar zu mehren. Das grobe Leinen, beim Blaufärber gefärbt, gab, bedruckt und unbedruckt, den Stoff zur ganzen Werktagskleidung für Mann, Frau und Kinder. Jeder Resser nannte nur einen Sonntagsanzug, der meist vom umherziehenden Hausschneider zum Gehrock verarbeitet wurde, sein eigen. Der lakensche Anzug, (Laken = Tuch), welcher am Hochzeitstage immer neu angeschafft wurde, stand als köstliches Kleinod in hohen Ehren, selbst dann noch, wenn er vom vielen Tragen in sämtlichen Regenbogenfarben schillerte. Zum Schutze gegen Wind und Wetter legte der Resser den kurzen oder langen Sontskittel an, der, aus blauem Leinen gefertigt, mit weißen Schnüren abgenäht, eine originelle und doch kleidsame Figur abgab. Den Hals schützte im Herbst und im Winter ein dickes Schaltuch, bei besonders festlichen Gelegenheiten zierte ein Vorhemd mit weißem Kragen. Ein einfaches schwarzes Bändchen war zur Schleife gebunden oder ein kunstvoll geknotetes Tüchlein flatterte die Brust herab. Bei den schlechten Wegen konnten nur derbe Stiefel getragen werden. Die „Langschäftigen“ oder auch die „langen Stiefel“ nahmen bei offenem Wetter die Hose auf. Der umherziehende Schneider fertigte die Stiefel vielfach aus Leder, das vom eigenen Vieh mit Eichenrinde in der eigenen Lohgrube seine Gerbung erhalten hatte.

Alfons Hölscher
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Seine Reisen machte der Resser stets zu Fuß, nur alte Leute fanden auf dem breitspurigen nicht federnden Sturzkarren, auf dem eine Bank oder einige Binsenstühle die Sitzgelegenheit abgaben, Fahrgelegenheit. Beim Marsche diente dem Manne der Knotenstock vom Mispelbaum oder aus der Weißdornhecke geschnitten, oben mit rundem Hornknopf und unten mit derber Zwinge beschwert. Ein oben durchgezogener Lederriemen umschlang die Hand. Bei besonders festlichen Gelegenheiten trug der Wohlhabende kräftige Halbschuhe mit Silberschnallen, lange Wadenstrümpfe mit Kniehose aus Sammet und das Kamisol, einen kurzen Rock. Den Kopf zierte stets eine Schirmmütze. Nur bei besonders festlichen Gelegenheiten wechselte man diese mit dem mehrstöckigen Zylinderhut, der das hohe Alter - oft durch seine Farbe - anzeigte.
Die Frau nannte nur eine Festtagsrobe, das seidene Brautkleid, ihr eigen. Am Sonntage trug man nur Kleider aus einfachem Stoff, die auch vom Hausschneider gefertigt wurden. Beim Ausgang zierte die „Müsche“ (Mütze jetzt noch ganz vereinzelt von einem alten einheimischen Mütterchen getragen) den Kopf. Doch hier hatte man oft eine Auswahl. Die beste Müsche, vielfach ein Kunststück aus Seidenband und Spitzen gearbeitet, die nicht selten von Goldfäden (Goldkappe) durchlegt waren, trug man nur bei besonders festlichen Anlässen. Das Werktagskleid aus bedrucktem Leinen stand so recht flott zur fleißig sich regenden Hand.
Die Fußbekleidung im Hause bildete der Holzschuh, oft selbst in der Holzschuhkammer oder aber von einem der vielen Holzschuhmacher der Gemeinde aus Erlen-, Pappel- oder Weidenholz gefertigt. Eingelegtes Stroh hielt im kalten Winter die Wärme an. Auch im gescheuerten Hause legte man den Holzschuh nicht ab. Alte, abgelegte, besonders große Nummern leisteten, mit langem Stiel versehen, als „Geitholschen“ zum Begießen der bleichenden Wäsche die letzten praktischen Dienste.
Die Nahrung der Leute zeichnete sich immer und überall durch Einfachheit aus. Schwarzes Brot und Milchsuppe gab Kraft und rote Wangen. Zum ersten Morgenmahl kochte man den „Kaffee“ ganz selten, und wenn er auf dem Tische stand, so verdiente er den Namen nicht. Selbstgezogene gebrannte Cichorienwurzeln und gebrannter Roggen dienten als Aufguß. Meist genoß man am Morgen den Papp (Milch mit Weizenmehl angerührt), in den schwarzes Roggenbrot eingebrockt wurde. An einigen Tagen boten Knabbeln (im Hausbackofen getrocknetes Weißbrot) aus eigenem Weizen gebacken, in den sogenannten Kaffee aufgeweicht und mit frischer Butter bestrichen, einen Leckerbissen. In einigen Familien bereitete man aus diesen Knabbeln die „Fettsoppen“, durch Übergießen derselben mit ausgelassenem Fett. Doch hatte man sich diesen ersten Kaffee schwer verdienen müssen. An jedem Werktage erscholl von 5 Uhr morgens ab die Dorfmusik des Dreschflegels; und der horchende Nachbar schloß aus dem Zusammenschlag des Holzes die Zahl der fleißigen Drescher. Die ganze Familie betätigte sich an dieser stets wiederkehrenden Früharbeit. Selbst die Schuljungen erwarben sich hier den gesegneten Hunger zum einfachen Morgenbrot. Eine „Wannmühle“ (Getreidefege) kannte man selten, und das Reinemachen besorgte der Vater mit dem „Wann“, auf dem das Korn mit der Spreu so lange geschüttelt wurde, bis es mahlfertig zur Mühle getragen oder auf dem Schiebkarren geschoben werden konnte.
Das Mittagsmahl bestand meistens aus „Durchgemüse“ (Gemüse und Kartoffeln durcheinander gekocht), das an Werktagen mit einem Stück Speck, an den Festtagen mit einem Stück vom getrockneten geräucherten Schinken gefettet wurde. Nach jeder Mittagsmahlzeit reichte man den Papp, im Sommer dicke Milch oder „Stutenmilch“ (kalte Milch mit Knabbeln). Als Lieblingssuppen galten Buttermilch- oder „Brotsuppe“ (aus den Abfällen von Schwarz- und Weißbrot) mit auf „Hurten“ im Backofen gedörrten Pflaumen gewürzt. Am Abend backte die Mutter den Buchweizenpfannekuchen, „der in den Rippen stand“. Als Spottnamen führte er den Namen „sanfter Heinrich“ oder „Püngel“. Er wurde mit Buttermilch, „Plundermilch“ (dicker Milch) oder mit schwarzem Kaffee angemengt. Große Speckscheiben „Hassels gaben Fett und Würze. An Fastnachtstagen „Faschlobend“ und zu Ostern erbaten sich Vater und Kinder den Wurstpfannkuchen. Den Hauptbestandteil der dünnen knusprigen Kuchen bildete dann die geräucherte harte Mettwurst. Auch am Abend fehlten die Suppen als Nachspeise niemals.
Beim ersten Morgenschrei ging der Schnitter ins taunasse Gras und mähte bis in die heiße Sonnenglut hinein die langen Schwaden. Altbier löschte den Durst. Bei der Verarbeitung des Heus halfen alle. - Rechen- und Mähmaschine würden zu damaliger Zeit als Wunderdinge angesehen worden sein.
Alles leistete der kräftige Arm vom frühen Morgen bis zum späten Abend. - Das reifende Korn fiel unter dem Schlag des „Sichs“ ( Sense, die nicht gezogen, sondern geschlagen wurde). Starke Männerhand mähte an einem Tage bis zu anderthalb Morgen, während die Haustochter bis auf die letzte Garbe (Pickgarbe - Pick = Haken, zum Ordnen der Halme) beim Binden aufbleiben mußte, wenn sie nicht als träge beim Abendessen getadelt werden wollte.
Das Brennmaterial holte man im Winter aus der Resser Mark, verarbeitete es zu „Schranzenhaufen“ (Buschenhaufen). Alte Baustämme wurden fürs Herdfeuer zerkleinert oder für das ganze Jahr zu Backholzhaufen aufgeschichtet.

Damit wären wir in die Geschichte der Gegenwart hineingekommen. Diese zu schreiben, mag späteren Zeiten vorbehalten bleiben. Sollten die gemachten Ausführungen hier und da Lücken zeigen oder den geschichtlichen Tatsachen nicht ganz einwandfrei entsprechen, so bittet der Schreiber dieser Zeilen um Nachsicht. Gleichzeitig möchte er aber der Bitte Ausdruck verleihen, daß recht viele Kenner der heimatlichen Verhältnisse von ganz Buer weitere Beiträge leisten, um dadurch den Heimatgedanken und das Heimatgefühl zu stärken und zu festigen.


(Heinrich Böckmann)

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Beschreibung der Resser Flurkarte
nach dem Stand der Uraufnahme von 1822

Die Resser Flurkarte zeigt die Resser Flur- und Siedlungsformen nach dem Stand der Uraufnahme von 1822/23. Die Landstraße von Buer nach Recklinghausen teilt die Resser Bauerschaften in annähernd zwei gleich große Hälften. Der nördliche Teil, die Bauerschaft Eckerresse, umfasst das fruchtbare Ackerland - das so genannte Feld - mit den Hofesgruppen: (A) Ressemann und (B) Schulte-Ostrop. Südlich der Landstraße liegt die Bauerschaft Surresse mit der Hofesgruppe (C) - Lindgen. Surresse bildet, wie schon der Name sagt - den südlichen Teil von Resse. Um die Siedlungsstellen herum gruppieren sich die Acker-, Wiesen- und Weideflächen, die durch ihre Anordnung und Größe die Reihenfolge ihrer Erschließung zu erkennen geben. Das abfallende Gelände von Surresse geht im Süden nahtlos in die Gemeinheitsflächen der Resser Mark über, die bis an die Emscher reichen.
Das adelige Haus Leythe wurde in den feuchten Niederungen des Emscherbruchs errichtet. Die Bedeutung dieses alten Rittersitzes ist an den großen ungeteilten Flächen zu erkennen. Das Gelände der ehemaligen Resser Heide ist für die weitere Entwicklung Resses von besonderer Bedeutung. In diesem Bereich ist nach Gründung der Zeche Ewald 3/4 das heutige Resse entstanden, ohne die bestehenden landwirtschaftlichen Verhältnisse zu beeinträchtigen.
Anders als im Münsterland, wo die Einzellage der Höfe vorherrschend ist, waren die Resser Hofesstellen zu Siedlungsgruppen zusammengefasst. Die Flurformen in der Nähe der Siedlungsgruppen bestehen überwiegend aus großen, ungeteilten Blöcken. In diesen Blöcken haben wir vermutlich die alten Kernfluren vor uns, von denen die Entwicklung des umliegenden Landes durch Rodung und Aufteilung ausgegangen ist. Das Feld ist außerdem in zahlreiche Längsstreifen aufgeteilt, die durch ihre unterschiedliche Richtung die Reihenfolge der Erschließung zu erkennen geben. Dicht an der Gemarkungsgrenze von Herten liegen die Hofesstellen Hegerfeld und Bockelkamp, die als große Blöcke aus dem Markengebiet herausgenommen sind und keinen Anschluss an die vorhandene Siedlung gefunden haben. Die Eckerresser Siedlungsgruppe ist im Zusammenhang mit der von Herten ausgehenden Siedlungstätigkeit zu sehen. Genau genommen, müsste das Siedlungsgeschehen in diesem Raum zusammen mit dem von den Grafen Nesselrode auf Schloss Herten und den von Haus Sienbeck ausgehenden Einflüssen betrachtet werden. Die Verwaltung des Landes lag bis zur Ablösung der Höfe in den Händen der Gutsherren, die das Siedlungsgeschehen nach eigenem Interessen beeinflusst haben.


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Unterwegs in Resse.
Wer sich mit der Siedlungsgeschichte Resses beschäftigen möchte und einen Fußweg nicht scheut, der beginnt seinen Weg am besten hoch im Resser Norden, mitten in den Äckern des Resser Feldes. Hier stehen wir etwa 90 Meter über NN an der höchsten Stelle des Stadtgebietes. Von hier aus reicht der Blick weit über das Land. Inmitten der bestellten Felder könnte man sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen, wären da nicht die unübersehbaren Zeichen der neuen Zeit, die Wetterfahnen der Scholvener Kühltürme am westlichen Horizont. Von Norden her grüßt die grüne Turmspitze der Westerholter Pfarrkirche St. Martin herüber, das Zeichen für die uralten Beziehungen der Eckerresser Bauern und Kötter zur Kirche und zu ihrem Gutsherrn, dem Grafen von Westerholt. Im Westen versperren die Bäume der Löchterheide den Blick auf das naheliegende Buer. Nach Süden reicht der Blick über Surresse hinweg auf das Stadtgebiet von Gelsenkirchen. In der Ferne sind heute die Halden der Zeche Ewald und die aufgeschütteten Müllberge der Mülldeponie zu sehen. Bei guten Wetter und klarer Sicht reicht der Blick bis zur Hügelkette des Bergischen Landes. Von Osten her grüßt – über die Niederungen des Holzbachs hinweg – der Hertener Paschenberg. Hier oben, dicht an der Westerholter Grenze, liegt die Hofesgruppe (A) - Ressemann. In diesem Teil Resses wird das Landschaftsbild vom Quellmühlenbach bestimmt, der durch die Einwirkungen des Bergbaus zu einem
unbedeutenden Rinnsal verkommen ist. Nichts erinnert mehr daran, dass dieser Bach wegen der wiederholt auftretenden Überschwemmungen früher eine ständige Gefahr für die Anlieger gewesen ist. Der Einzugsbereich des Quellmühlenbachs mit seinen feuchten Wiesen und Resten von Wallhecken bietet dem Betrachter ein malerisches Bild. Der Reiz der Umgebung hat geschäftige Resser dazu verführt, diesen Teil Resses in freundlicher Übertreibung >Resser Schweiz< zu nennen.
Der Quellmühlenbach mündet auf Hertener Gebiet in den Holzbach, der nach Süden fließt und in die Emscher einmündet. Der Holzbach ist heute bereits im Oberlauf zum Abwasserkanal ausgebaut. Durch die Umlegung des Resser Bachs und die Einleitung in den Holzbach wurden am Einlauf in die Emscher umfangreiche Sicherungsmaßnahmen ausgeführt, die in neuester Zeit durch moderne Baumaßnahmen zur Renaturierung der Emscher ersetzt worden sind. Nichts erinnert mehr daran, dass der Holzbach früher ein ebenso sauberes Gewässer gewesen ist, wie der Leyther Mühlbach. In früheren Zeiten war der Holzbach so wasserreich, dass an seinem Oberlauf mehrere Wassermühlen betrieben werden konnten.

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Der Holzbach war in früheren Zeiten
ein wichtiger Bachlauf zur Entwässerung des
Vestischen Höhenrückens. Er fließt in südlicher
Richtung und mündet bei Wanne in der
Emscher.
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Alte Baumriesen säumen den Quellmühlenbach
auf seinem Weg in die gemeine Mark.
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Der Bereich des Quellmühlenbachs
mit seinen Feuchtwiesen bietet dem
Betrachter ein malerisches Bild.

Alfons Hölscher
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Die Resser Siedlungsgruppen
nach dem Stand der Uraufnahme von 1822/23.
Früher haben die Siedler ihre Hofesstellen nach den Bedürfnissen von Haushalt und Viehwirtschaft angelegt. Der Siedler brauchte fruchtbaren Boden in der Nähe, der in der Regel durch Rodung und Urbarmachung gewonnen wurde. Er brauchte satte Wiesen für das Vieh, vor allem aber Wasser für den Haushalt und zur Tränke der gehaltenen Tiere. Diese Voraussetzungen waren am besten im Quellbereich oder entlang der früher meist sehr wasserreichen Flüsse und Bäche gegeben. Die Untersuchung der Siedlungsstellen entlang des Vestischen Höhenrückens hat ergeben, dass die Siedler oft die Quellgebiete der aus dem Gebirge austretenden Bäche in der Höhenlage zwischen 50 - 70 Meter über NN zur Anlage ihrer Höfe ausgewählt haben.
Wer sich auf den Weg macht, die Resser Landschaft zu erkunden, sollte sich bewusst machen, dass die Angaben in den gezeigten Karten annähernd 200 Jahre alt sind und zahlreiche Hofesstellen seit langem nicht mehr existieren. Dasselbe gilt auch für die Wahl der Bezeichnung Siedlungsgruppen und die Namensnennung bedeutender Höfe, die heute noch bestehen und daher dem Wanderer als Orientierungspunkte dienen können.
Die Siedlungsgruppe Ressemann liegt in der Bauerschaft Eckerresse, dicht an der Grenze von Westerholt. Sie besteht aus den Hofesstellen: Ressemann, Trogemann und Averdiek, sowie neun eingestreuten kleinen Kottenstellen. Die Hofräume der Kotten stoßen dicht aneinander, sie sind von Gartenparzellen umgeben und haben nur eine mäßige Größe.
Außerhalb der Siedlungsgruppe schieben sich drei weitere Kotten in den Vorbruch hinein. Die Namen der Kotten sind sprechend: Kausträter (Kuhsträter) meint den Weg, auf dem die Kühe zur Weide in die Mark getrieben wurden und Stratmann, der Mann, der nicht in der Siedlung, sondern an der Straße wohnt. Am weitesten in den Bereich des Vorbruchs vorgeschoben ist die Kottenstelle Goesmann (Goese=Gänse), bis vor kurzem ein beliebtes Ausflugslokal.

Die Siedlungsgruppe Ressemann bei der Uraufnahme im Jahre 1822.

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Beitrag von Alfons Hölscher »

Die Siedlungsgruppe Schulte - Ostrop,
Am östlichen Rand des Feldes liegt die zweite Siedlungsgruppe von Eckerresse, die Vierhöfesiedlung mit dem Gräftenhof Schulte-Ostrop und den weiteren Hofesstellen Herding, Icking und Eckermann. Die Gebäude vom Schultenhof Ostrop, dessen Ursprung weit in die Vergangenheit zurückreicht, waren seit langem baufällig und drohten einzustürzen. Aus diesem Grunde hat der Besitzer, die Bergwerksgesellschaft Ewald, alle Gebäude abreissen lassen und bis auf den letzten Rest beseitigt. Die Gräfte, die früher den Hof umgab, wurde schon vor längerer Zeit zugeschüttet und eingeebnet. Heute erinnert nur noch der schlammige Untergrund in der Umgebung des Hofes an die einstige Gräfte. Der von Buer kommende Weg, der direkt auf die Hofesgruppe zuführte, hieß schon bei der Uraufnahme Vierhöfeweg. Das letzte Stück des Weges führt von der Böningstraße hinunter bis an das Ostropsche Grundstück. Das kleine Stück des Weges erinnert heute noch an die einstige Bedeutung der Ostropschen Höfegruppe, von der allein die Hofesstelle Eckermann erhalten geblieben ist. In der Vierhöfegruppe gab es keine Kottenstellen.
Die Flurkarte von Resse zeigt die Verteilung der Acker- und Weideflächen. Beachtlich sind die ungeteilten Blockfluren, die den Ostropschen Hof umgeben und die nach Süden gerichteten Streifenfluren, die auf einen Teilungsvorgang hinweisen. Es gibt gute Gründe dafür, einen Zusammenhang mit dem nahe gelegenen Haus Sienbeck anzunehmen, das bereits auf Hertener Gebiet liegt. Betrachtet man die Flurstücke der beiden Eckerresser Siedlungsgruppen unter Einbeziehung der Landschaftsformen, so besteht kein Zweifel, dass wir in diesen Hofesgruppen die ältesten Resser Siedlungen, vielleicht sogar den Ursprung des vor tausend Jahren genannten >Redese< vor uns haben.

Die Siedlungsgruppe Schulte-Ostrop
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