Ewald und die Folgen

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Alfons Hölscher
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Ewald und die Folgen

Beitrag von Alfons Hölscher »

Der Resser Turverein - TV-Resse

Der Turnverein Resse und der Resser Männer- Gesangverein gehörten zu den großen vaterländischen Vereinen, die mit ihren Darbietungen auf vielen Veranstaltungen aufgetreten sind. Die Buersche Linde auf der Fahne des Gesangvereins ist leicht zu erklären, denn die Vereine von Buer, Erle und Resse schlossen sich damals zur gegenseitigen Unterstützung zu Verbänden zusammen. Es muss noch einmal daran erinnert werden, dass alles, was damals in Resse geschah, von der Zeche Ewald beeinflusst gewesen ist. Die Schachtgerüste und die beiden hohen Schornsteine bestimmten das Ortsbild von Resse. Die zahlreichen neuen Häuser und die neuen Kirchen und Schulen erinnerten auf Schritt und Tritt an die siedlungsbildende Kraft der Zeche. Doch nur wenige Schritte davon entfernt befand man sich wieder in der urtümlichen, ländlichen Idylle einer seit Jahrhunderten unverändert gebliebenen Landschaft. Resse liegt früher wie heute wie eine Insel im landwirtschaftlich geprägten Umland, das manchen Zuwanderer, der aus ländlichen Gebieten kommend in Resse eingewandert war, an seine alte Heimat erinnert haben dürfte.
Der Resser Turnverein von 1906 war der größte und bedeutendste Verein in Resse. In den Anfangsjahren war das Turnen reine Männersache. Später wurden auch die ersten Frauengruppen eingerichtet. 1913 bestellte der 1. Vorsitzende des Turnvereins, der Rechnungsführer der Zeche, - Sieber - bei der Bonner Fahnenfabrik eine Vereinsfahne zum Preise von 400 Goldmark. Die Turnerfahne mit den bunten Bildern und Symbolen ist eine der schönsten alten Vereinsfahnen von Resse. Die eine Seite zeigt den Turnvater Jahn in einem Medaillon im Eichenkranz und die andere Seite ein Wappen in den Nationalfarben schwarzweißrot mit dem darin eingebettetem Kürzel DT, für „Deutsche Turnerschaft, gekrönt von den 4 F für „Frisch-Fromm-Fröhlich-Frei“ und der Deutschnationalen Umschrift: "Ein freies Volk voll Einigkeit und Kraft, sei das Panier Der Deutschen Turnerschaft". Bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschwand die alte Vereinsfahne spurlos in der Versenkung. Sie tauchte erst 30 Jahre später wieder auf, als ein neuer Turnverein mit dem Namen TV-Resse gegründet wurde, der sich allerdings nicht als Nachfolger des früheren Resser Turnvereins verstand.

Alfons Hölscher
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Ewald und die Folgen

Beitrag von Alfons Hölscher »

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[center]Zunächst war Turnen eine reine Männersache[/center]

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[center]Später wurden auch Frauengruppen gebildet[/center]

[center]Die Vereinsfahne des TV - Resse

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Alfons Hölscher
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Ewald und die Folgen

Beitrag von Alfons Hölscher »

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Alfons Hölscher
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Ewald und die Folgen

Beitrag von Alfons Hölscher »

[center]Bemerkungen - Zum guten Schluss[/center]

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914/18 beendete mit einem Schlage den Optimismus der Gründerzeit und die Zeit ungehemmten Wachstums. Es folgten Jahre politischer Unruhe und Zeiten wirtschaftlicher Not. Der Wert des Geldes verfiel zusehens. 1923, auf dem Höhepunkt der Krise, zahlte die Zeche die Löhne mit eigenem Notgeld, das aufgrund einer internen Vereinbarung mit den Händlern, auch problemlos eingelöst wurde.

[center]Von der Zeche Ewald in eigener Verantwortung herausgegebenes Notgeld
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Alfons Hölscher
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Ewald und die Folgen

Beitrag von Alfons Hölscher »

[center]Noch ein Wort - Zum guten Schluss[/center]

In dieser Zeit endet mein Bericht über die Gründung der Zeche Ewald, die zur Entstehung und Entwicklung eines neuen Ortsteils - dem heutigen Resse - führte. Das richtige Verständnis für die Vorgänge jener Jahre, erschließt sich dem aufmerksamen Betrachter jedoch nur dann, wenn er die Ereignisse jener Zeit vor dem Hintergrund der wechselvollen Zeitgeschichte betrachtet. Angefangen beim Aufkommen von Industrie und Bergbau, jenen Industrien, die Veränderungen von großer Tragweite mit sich brachten und durch den Zusammenschluss verschieder, bis dahin selbständiger Ämter zur Entstehung der Stadt Gelsenkirchen führten. Über die Kaiserzeit und den bemerkenswerten Aufwind der Gründerjahre, dem 1. Weltkrieg 1914/18, der mit einer Katstrophe endete und in der Folgezeit allem Optimismus der Gründerzeit ein Ende bereitete, der Besetzung des westlichen Teils des Reichsgebietes durch französische und belgische Truppen und dem Versuch, die geforderten Reparationen mit Gewalt einzutreiben. Ereignisse, die das Selbstbewustsein der Bevölkerung stärkten und zu deutschnationalem Verhalten und markigen Sprüchen führten, wie sie auf alten Fahnen zu lesen sind. Schließlich die katastrophale Geldentwertung am schwaren Freitag des Jahres 1923. Staunend nimmt der Betrachter heute zur Kenntnis, dass in der Inflationszeit sogar die Zeche Ewald eine eigene Währung herausbrachte.
Inzwischen hat sich die Zeche Ewald vollständig aus Resse zurückgezogen. Geblieben ist der um die Jahrhundertwende entstandene Ortskern von Resse mit seinen Straßen, Häusern, Schulen und Kirchen, die - auch ohne die Zeche - auf eine glückliche Zukunft haffen.

[center]Danksagung
[/center]
[center]Die Bilder dieses Aufsatzes wurden von zahlreichen
Resser Bürgern für die Heimatkunde zur Verfügung gestellt.
Ihnen gebürt der besondere Dank. Buer-Resse, am 19.07.2011
Alfons Hölscher[/center]


[center]Bild[/center]

postminister
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Beitrag von postminister »

@Alfons Hölscher
Das Forum Gelsenkirchener Geschichten hat schon so manchen Schatz zu Tage
gefördert. Deine Bilder und Geschichten sind mal wieder so ein Schatz.
Ich muss mich mal der Gelegenheit mal verbeugen. Respekt!!!
Als begeisterter Heimat und Postkartensammler interessiert mich narürlich, ob
man deine Fahnen, Bilder, Postkarten usw. auch irgendwo besichtigen kann.
Alte Postkarten aus Resse sind selten. Ich selber besitze sieben aus der Zeit vor
1945. Deine Gaststättenkarte kannte ich aber noch nicht. Kann ich vielleicht ein Kopie bekommen?
Ganz besonders aussergewöhnlich finde ich die Zusammenstellung der Resser
Vereinsfahnen und der Fahne der Zeche Ewald. Existieren diese noch ??

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siedler
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Danke

Beitrag von siedler »

Sehr geehrter Herr Hölscher,

Begierig habe ich Ihre Ausführungen über die Geschichte unseres "Dorfes" Resse gelesen.
Ich bin einfach begeistert von Ihrer Arbeit die Sie sich gemacht haben. Auch die alten Fotos sind einfach bemerkenswert.

Seit langem war ich nicht mehr in den Gelsekircher Geschichten. Auf der Suche nach Informationen über Resse , der Zeche Ewald aber auch über den Siedlungsbau durch die Zeche Ewald (Schnorrstrasse, Ludwigstrasse, Im Emscherbruch, Meisenweg) Anfang der 50.Jahre des vorigen Jahrhunderts musste ich einfach wieder einmal hier reinsehen. Ich bin der 2. Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Resse 2 und möchte zu unserem 60 jährigem
Jubiläum eine DVD (nur für unsere Mitglieder) über die Geschichte unseres Ortes, der Zeche Ewald und unserer Siedlung erstellen. Das Grundgerüst dazu steht schon, nur leider fehlen mir noch Bilder unserer Siedlung aus der Gründungszeit. Können Sie mir da weiterhelfen?

Für Ihre Bemühungen, auch wenn sie keinen Erfolg haben sollten, bedanke ich mich jetzt schon.

Hochachtungsvoll und Glück Auf
Ulrich Neumann

postminister
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Beitrag von postminister »

@siedler
Einige schöne Fotos habe ich den Gelsenioren auf der Schnorrstraße überlassen.
Einfach mal reinschauen!!

Manf35
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Beitrag von Manf35 »

Sehr geehrter Herr Hölscher!

Im Forum
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=9687

Habe ich Fragen aufgeworfen

1.) In Resse gab es 2 Lager mit russischen Kriegsgefangenen
Münsterstr / Wiedehopfstr und auf dem Holzplatz der Zeche.
Heute sind keine sichtbaren Spuren der gequälten, russischen Gefangenen mehr vorhanden. Auch an den Verbleib der hier umgekommenen, ermordeten, verstorbenen Russen erinnert in Resse nichts.
Weder auf dem Evangelischen noch auf dem Katholischen Friedhof findet man einen Gedenkstein.
Wo wurden die toten Russen aus den Resser Lagern verscharrt?

2.) Was geschah mit den Russenkindern
Russenkinder
Während des Krieges wurden Frauen mit ihren Kindern aus Rußland nach Deutschland verschleppt. Das waren die sogenannten Ostarbeiterinnen. Ich erinnere mich an die Russenkinder, die sich auf der Ahornstr. aufhielten, und zwar zwischen der Kreuzstr. und der Middelicher Str., was meine Vermutung stützt, dass sie vielleicht bei Wieland im großen Saal, Ecke Ahornstr. / Middelicher Str. untergebracht waren. Als die Amis 1945 einmarschierten, bettelten die in Lumpen gehüllten Russenkinder nach einem kleinen Stückchen Brot. Sie hatten den gleichen Hunger wie auch wir deutschen Kinder. Ich war 10 Jahre alt.
Die Amis schütteten ihre Essenreste aus der Gulaschkanone lieber in eine Grube, als dass sie uns oder den Russenkindern etwas ins Kochgeschirr füllten.

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

Alfons Hölscher kann die Fragen leider nicht mehr beantworten, weil er hier nicht mehr angemeldet ist.
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

Manf35
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Beitrag von Manf35 »

Vielleicht findet sich jemand, der die Geschichte „Ewald und die Folgen“ weiterschreibt.
Die bewegte Zeit von 1918 -1933, Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen, der passive Widerstand im Ruhrkampf, die Rolle der Kommunisten und der Nationalsozialisten hatte doch Auswirkungen auf Ewald und damit auf Resse.
Dann käme die Ewaldgeschichte während des Krieges mit dem Einsatz der russischen Kriegsgefangenen auf Ewald. Es wurden sogenannte „Panzerschichten“ zwecks Produktionssteigerung angeordnet.
Und letztlich wäre die Aufarbeitung „Ewald in der Nachkriegszeit“ interessant, in der Hungerzeit mit den „CARE-Paketen“, Nahrungsmittelpakete für Bergleute. Die ehemaligen Panzerschichten wurden jetzt durch „Sonderschichten“ ersetzt. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie unser Papa von der Zeche Ewald ein derartiges Paket mitgebracht hat. Alkohol und Zigaretten gingen sofort zum Schwarzmarkt.
Zu Ewald und die Folgen gehört auch die Eingliederung der Flüchtlinge aus dem Deutschen Osten und der Siedlungsbau in Resse, wobei Ewald einen ganz gewaltigen Anteil hatte.

Ich würde mich gern auch selbt engagieren, wohne jedoch seit 1959 nicht mehr in Resse und kann daher nicht in vorhandene städtische Archive oder beim Institut für Stadtgeschichte stöbern oder anderen örtlichen Spuren nachgehen.

Eigentlich sind meine Altersgenossen, noch Zeitzeugen des Krieges und der schweren Nachkriegszeit bedauerlicherweise heute „Die-Null-Bock-Generation“, denn die hier noch als Augenzeugen berichten könnten, abgesehen von einzelnen wenigen, tun es nicht, beziehen ihre Rente und bringen sich leider nicht ein.

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

Die Geschichte der Zeche Ewald ist doch bereits aufgeschrieben. Der Geschichtskreis der Zeche Ewald hat in den Jahren 1989 bis 2001 in 16 Heften und vier Sonderheften die Zechengeschichte geschrieben.

Karlheinz Rabas
Bergbausammlung Rotthausen
Jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr sind
Besucher bei uns im Stadtteilarchiv Rotthausen, Mozartstraße 9, herzlich willkommen 10.000 Fotos zu Rotthausen und mehr

Manf35
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Beitrag von Manf35 »

Sehr geehrter Herr Rabas!
Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Hinweis.
Wenn man lange Zeit weit weg von seinem Geburts- und Heimatort lebt, bekommt man trotz Interesse die in Heften und Sonderheften örtlichen Veröffentlichungen einfach nicht mit.
Offenbar gibt es ja in Archiven und Sammlungen entsprechendes Material.
Tragen Sie doch bitte dazu bei, dass derartige Archive und Sammlungen digitalisiert und ins Netz gestellt werden. Ermöglichen Sie dem interessierten Publikum Zugang zu archivierten Aufzeichnungen.
Finden Sie denn in Ihren Unterlagen etwas über die von mir gestellten Fragen nach den auf Ewald eingesetzten, sehr schlecht als Untermenschen behandelten, umgekommenen russischen Kriegsgefangenen und deren Verbleib? Sind Totenlisten, Bestattungsort o. ä. bekannt? Schließlich befand sich neben dem Lager Münsterstr. / Wiedehopfstr. auch ein Gefangenenlager direkt auf dem Holzplatz des Zechengeländes Ewald III – IV.
Wenn die Geschichte der Zeche Ewald doch bereits aufgeschrieben wurde, müsste man dazu auch etwas lesen können. Gibt es irgendwo die Spur einer Begräbnisstelle von Russen, die auf Ewald arbeiten mussten und dort gestorben sind?
Meine weitere Frage nach den hungernden und bettelnden Russenkindern in Resse dürfte ja nicht direkt mit Ewald in Verbindung stehen, sondern das wäre eher die Geschichte der Fremdarbeiterinnen in Resse. Vielleicht können Sie als Archivar hierzu etwas sagen?

postminister
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Beitrag von postminister »

@manf35
Falls es Dir möglich ist, so besuch doch mal wieder die alte Heimat.
Sowohl in der Sammlung in Rotthausen als auch im kleinen Museum in der
Eschweiler Str. ist eine umfangreiche Sammlung von Schriften vorhanden.
Ich weiß leider nicht, wo ich überhaupt mit der Digitalisierung anfangen soll.
Das Material ist so umfangreich, dass es wahrscheinlich Monate dauern würde.
Hinzu kommt, dass etliche Bücher noch dem Urheberrecht unterliegen und nicht so einfach
im Internet veröffentlicht werden dürfen.
Hier kann man schon mal etwas stöbern.
www.zeche-hugo.com

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remutus
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Registriert: 18.10.2007, 18:39
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Beitrag von remutus »

Manf35 hat geschrieben:Finden Sie denn in Ihren Unterlagen etwas über die von mir gestellten Fragen nach den auf Ewald eingesetzten, sehr schlecht als Untermenschen behandelten, umgekommenen russischen Kriegsgefangenen und deren Verbleib? Sind Totenlisten, Bestattungsort o. ä. bekannt?
Auf dem auslaufenden Hertener Friedhof am Margarete-Stein-Platz verrotten die Gräber russischer, polnischer, ukrainischer und tschechischer Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die auf Ewald und anderen Zechen zu Tode geschunden wurden. (~ 51º 35' 23" N, 7º 08' 20" O)Bild
Bild

Von der VHS-Herten Herausgegeben:
Hans-Heinrich Holland
Materialien zur Geschichte der
Zwangsarbeiter in Herten
2. ergänzte und erweiterte Auflage

www.vvn-bda-re.de/pdf/Zwangsarbeiter.pdf

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