Horst im Krieg

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Horst im Krieg

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Gelsenkirchen-Horst während des Krieges

Wenige Jahre vor Kriegsbeginn wurde in Horst mit dem Bau des Benzinwerkes Gelsenberg begonnen. Das Werk und die Kokerei Nordstern machten Horst schon bald zu einem gesuchten Ziel feindlicher Bombenangriffe. Galt doch die Zentralkokerei als Europas größte, und die Gelsenberg Benzin AG mit ihrer Kohleverflüssigung als wichtiger Treibstofflieferant für die weitgehend motorisierten deutschen Armeen und die Luftwaffe.

Die ersten schweren Bombenangriffe erfolgen in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 1940. Dabei wird der auf dem Gelände von Gelsenberg stehende größte Gasometer der Welt - er war 145 m hoch und besaß einen Durchmesser von 81 Metern! - so schwer getroffen, daß man ihn abreißen muß -. Weitere Angriffe, meist zur Nachtzeit, gelten dem Benzinwerk selbst, doch sie haben keine großen Erfolge. Als die feindlichen Bombengeschwader ihre Flüge mit Radargerät erprobt und einexerziert haben, beginnen 1942 Angriffe am laufenden Band. Am 9. Januar
1943 gibt es stärkere und massierte Angriffe auf das Benzinwerk. Am 1. Mai 1943 setzen die Bomber zu einem Großangriff mit Brand- und Sprengbomben auf Horst-Süd an. Auf der Poststraße gibt es 18 und am Kanal 14 Tote.

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"Kinderlandverschickung" in Gelsenkirchen

Jetzt beginnt man in Horst die Schulen zu schließen und die Kinder zu evakuieren.
Eine grausame Bombennacht wurde für Horst die Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1944. Um Mitternacht heulten die Sirenen, kurze Zeit später trudelten die Bomben vom Himmel, 20 Minuten lang. Es sollten mehr als 4000 Sprengbomben schweren und schwersten Kalibers gewesen sein. Die große Mehrzahl traf den Horster Süden. Rund 150 Horster fanden den Tod, viele qualvoll unter den Trümmern der zusammengebrochenen Häuser und in den primitiveren Luftschutzkellern. Der Friedhof in Horst-Süd wurde regelrecht von einem Bombenteppich umgeflügt.

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Tagesangriff auf Gelsenkirchen am 12. September 1944

Es wäre sinnlos gewesen und unmöglich, die alte Gräberordnung wiederherzustellen und die aus ihnen herausgerissenen Gebeine neu zu bestatten. Sie wurden schließlich anonym in Buer beerdigt. Dem Angriff vom 11. September fielen 14 Horster zum Opfer. Am 23. November zählte man 26 Tote. Den heftigsten Angriff auf den Horster Süden brachte der 28. Februar 1945. Er machte fast alle Bewohner dieses Stadtteils obdachlos. Die Straßenzüge waren in Trümmerwälle verwandelt und vom Erdboden verschwunden, die beiden Kirchen und die
Vereinsheime völlig zerstört. An vielen Stellen war auch die Kanalisation getroffen worden, so daß die Abwässer in die Trümmerlandschaft flössen. Dieses brennende Horstermark war ein einmaliges Bild des Grauens. Die wenigen Menschen, die diesen Angriff überlebt haben oder jene, die wenige Tage später durch den Horster
Süden über die Trümmer auf den Straßen kletterten, werden dieses Inferno nie vergessen.

Dabei war die Front im Westen bereits von Wesel bis Köln an den Rhein und auch schon darüber vorgestoßen. In Horst wurde am Abend des 28. März auf Befehl der örtlichen Parteileitung - welche irrsinnige Tat! - die Kanal- und Emscherbrücke gesprengt. Von Grafenwald und Bottrop kommend, rückte am 30. März die erste
Panzerspitze der amerikanischen Truppen ins zerstörte Horst ein, der bald größere Verbände folgten, die Horst besetzten. Infolge Sprengung der Kanal- und Emscherbrücke bestand jetzt keine Verbindung mehr mit der Gelsenkirchener Verwaltung. So übertrug der amerikanische Kommandant dem Bürodirektor Kölling die vorläufige kommunale Leitung des Stadtteils Horst. Als Ende April mit Hilfe einer Fähre über den Kanal und eines Notstiegs über die Emscher eine Verbindung mit Alt-Gelsenkirchen wiederhergestellt war, wurde die Verwaltung von dort wieder zentral geführt. Doch noch gab es keine Telefon- und Postverbindung, es fuhr kein Zug und keine Straßenbahn. Nur an der Tatsache, daß nun abends nicht mehr verdunkelt wurde, merkte man, daß der Krieg zu Ende war.

Die Verdunklungsvorschriften waren am 9. Mai 1945 aufgehoben worden. Horst war ein einziges großes Trümmerfeld. Von den drei Gelsenkirchener Stadtteilen war es am meisten zerstört. Von seinen drei Kirchen konnten zwei nicht wieder aufgebaut werden, die evangelische und katholische Kirche in Horst-Süd. Die katholische Kirche in Horst-Süd war so schwer beschädigt, daß sie erst 1948 wiederaufgebaut war. Von acht Volksschulen waren fünf dem Erdboden gleichgemacht. Sie wurden nicht wiederaufgebaut. So fehlten am 1. April in Horst 121 Klassenräume, im Jahre 1949 noch 80. Die Zeche Nordstern konnte erst nach übermenschlichen Leistungen zu ihrer Instandsetzung im November 1945 die Arbeit wiederaufnehmen. Dabei benötigte man vor allem Kohle.

Das Benzinwerk Gelsenberg, dem die Mehrzahl der Angriffe gegolten hatte, litt nicht nur unter seinen Bombenschäden. Es verrottete zunächst noch weiter unter einer drohenden Demontage. Interessant mag in diesem Zusammenhang der Schadensgrad an den Gebäuden in Gelsenkirchen sein. Von ihnen waren bei
Kriegsende zerstört: 44,3% in Alt-Gelsenkirchen 23,4% in Buer und 54,1% in Horst.

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Rückkehr von einer "Hamsterfahrt"

Im Herbst 1939 war von den Nazis die Ernährungszwangswirtschaft die Lebensmittelrationalisierung, eingeführt worden. In der Hippolytusschule hatte man eine Nebenstelle des Gelsenkirchener Ernährungsamtes eingerichtet. Dort wurden die Lebensmittelkarten und Scheine ausgegeben. Die allgemeine Versorgung ging so zwar knapp, jedoch verhältnismäßig reibungslos vonstatten. Das änderte sich zum Ende des Krieges, da die Beschaffungs- und Transportschwierigkeiten immer größer wurden. Mit dem Einmarsch der Alliierten und den letzten wahnsinnigen Zerstörungen der Transportwege und mit einer hermetischen Abschnürung des gesamten Ruhrgebietes kam die Lebensmittelversorgung völlig zum Erliegen. Die tägliche Kalorienzahl, welche in etwa Mengen und Wert der erhältlichen Nahrungsmittel amtlich zum Ausdruck brachten, sank von 1.513 Kalorien im Oktober 1944 auf 948 im Mai und schließlich 892 im Juni 1945 ab. So waren die Jahre 45 bis 48 ausgesprochene Hungerjahre in Horst, schlimmer noch als an den anderen Orten im Revier. Die Worte Kartoffelschnitzel, Maismehl, Büchsenfleisch, Hamsterware und Eigenheimer kennzeichnen diese Zeit. Wer sie überstand, wird sie wohl nicht vergessen.

Doch der Lage zum Trotz kamen immer mehr Menschen zurück nach Horst und immer größer wurden hier die Schwierigkeiten. Sie erreichten ihren Höhepunkt, als vornehmlich über den Horster Süden noch die größte Überschwemmungskatastrophe hereinbrach, die man in der Gemeinde jemals erlebt hatte. Am 9. Februar 1946 zerbarst auf Karnaper Gebiet der Emscherdamm.
(Quelle: Joseph Büscher, 1982)

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Luftwaffenhelfer in Gelsenkirchen- Horst

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Schülersoldaten - Flak- und Luftwaffenhelfer im so genannten "Dritten Reich"

Der Zeitzeuge Franz Josef Kämper schildert seinen "Kriegshilfseinsatz" als Luftwaffenhelfer in Gelsenkirchen- Horst.

http://www.gelsenzentrum.de/schulbank_flak.htm

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