Hilfe, ich war Opfer eines Raupüberfalls
An anderer Stelle hatte ich ja schon berichtet, dass ich den Buchsbaum meiner Tochter entsorgen musste. Wer das noch mal nachlesen möchte, kann das hier tun:
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Seit September 2015 war ich, bzw. mein Buchsbaum, immer wieder den "Raup"-überfällen des Zünslers ausgesetzt. Ich habe diese Attacken immer wacker und erfolgreich bekämpft. Die Jahre 2016 und 2017 waren also erfolgreiche Jahre, dank der Chemie von Bayer. Anders war dem Zünsler ja nicht beizukommen, außer dass man die Raupen Blatt für Blatt einsammelt und entsorgt.
Wie dem auch sei, begann das Jahr 2018 genauso, wie 2017 aufgehört hatte. Kaum zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen und das erste zarte Grün des Buchsbaumes, da überfielen die Raupen diese Pflanzen. Sie kamen still und leise, wie Raupen das nun mal zu tun pflegen. Ich bemerkte den Raupüberfall, als der erste Buchsbaumstrauch plötzlich silbrig-braun wurde und sich anscheinend weigerte, neu auszutreiben wie die Buchsbäume daneben.
Sofort habe ich mir wieder einen Chemiecocktail gemixt. Bisher war das Mittel "Lizetan" von Bayer eigentlich sehr wirkungsvoll. Es enthielt den Wirkstoff "Bacillus thuringiensis", der die Raupe zwar nicht tötete, ihr aber sofort die Freßlust nahm. Das Rauptier verhungerte also mitten im Schlaraffenland. Den Bienen gegenüber sollte sich das Mittelchen allerdings neutral verhalten, d.h. die hatten nichts zu befürchten.
Aber dann wurde die Buchsbaumhecke von meiner Frau inspiziert. Frauen haben schärfere Augen als Männer, wenn es um kleines Getier geht. Man kennt das ja von Spinnen und Mäusen her, wie Frauen anfangen zu kreischen, wenn sie sowas nur erahnen. Der Leser ahnt es und seine Ahnung trügt ihn nicht. Meine Frau entdeckte jede Menge Raupen im Buchsbaum, kleine und dicke fette, wie sie sich ausdrückte. Für mich als Konsequenz wäre jetzt wieder Zeit zum Handeln gewesen und die Spritze mit "Lizetan" wieder fertig zu machen. Aber das wollte meine Frau nicht. Sie war gegenüber Ungeziefer unerbittlich und forderte die Vernichtung derselben mitsamt dem Buchsbaum. Sie fand das ekelhaft, was da vor ihrer Terrasse kreuchte und fleuchte. Für mich war klar, dass es da auf keinen Fall einen Widerspruch gab. Der Buchsbaum musste raus, auch wenn mein Sportsgeist lieber den Kampf gegen den Zünsler weitergeführt hätte.
Also begann ich, den Buchsbaum und die Raupen des Zünslers mit Stumpf und Stil zu vernichten. Ich werde ihn größtenteils wieder zum Wertstoffhof der Müllabfuhr bringen und einen Teil in der eigenen Biotonne entsorgen.
Wie man sieht, ist die Karre schon voll. Aber noch nicht voll genug.
Es sind ja viele Buchsbaumpflanzen, die es zu entsorgen gibt. Die Wurzeln werde ich hinterher ausgraben. Erstmal ist nur das Grünzeug wichtig, welches ja die Nahrungsquelle der Raupen darstellt. Und während ich so vor mich hin arbeitete, fiel plötzlich etwas kleines auf meinen Kopf. Im ersten Moment dachte ich, die Raupen wehren sich jetzt. Aber dann fiel mir ein, dass Raupen Vegetarier sind und keine Menschen angreifen. Außerdem bin ich ungleich stärker wie sie. Dieses Etwas, was auf meinen Kopf gefallen ist, blieb nicht alleine. Es stellte sich als Regen heraus. Nicht viel, aber es reichte, um die Arbeit kurzfristig zu unterbrechen.
Wahnsinn, was alles auf so einen Fahrradanhänger passt. Die Kiste, die jetzt als Stütze dient, kommt auch noch oben drauf, voll mit Buchsbaum. Ich muss das alles hinterher nur vernünftig gurten, damit während der Fahrt nichts runterfällt. Ansonsten ist das gesetzlich völlig in Ordnung. Ich habe nachgeschaut. Fahrrad und Anhänger dürfen zusammen eine Länge von 18,75 m nicht überschreiten. Der Anhänger darf nicht höher wie 4 m sein und das ganze Gespann nicht schwerer wie 40 Tonnen. Hi,hi! Ich kann also beruhigt fahren, weil ich weit unter diesen Grenzwerten liege. Um ehrlich zu sein, verträgt die Achse des Anhängers bzw. beide Felgen der Räder, nicht mehr wie 140 kg. Jedes Kilo mehr würde die Gefahr steigern, dass es eiert.
Nun ist nur noch ein Gerippe vom vormals stolzen Buchsbaum geblieben. Mehr als ein Jahrzehnt hat er uns Freude gemacht, bis so ein blöder Zünsler aus Asien hierher eingeschleppt wurde. Ok, der Buchsbaum war geklaut, vielleicht war das die Rache dafür. Wobei geklaut nicht die richtige Bezeichnung ist. Leute die ich nicht kenne, hatten ihn auf dem Friedhof entsorgt und meine Frau hatte ihn mitgenommen und bei uns wieder aufgepäppelt. Also ist Klauen nicht der richtige Begriff. Billig besorgt, könnte man das nennen oder auch die Pflanze vor dem sicheren Tod bewahrt
Auf den Stümpfen des Buchsbaumes habe ich tatsächlich noch ein paar kleine Raupen entdeckt, die auf der Flucht waren. Wobei die Geschwindigkeit der flüchtenden Raupen nun nicht besonders hoch war. Nein, ich hatte kein Mitleid. Ich war ein eiskalter Killer und überließ die Raupen dem sicheren Tod.
Wenn ich morgen die Stümpfe des Buchsbaumes auch noch entfernt habe, müssen meine Frau und ich uns Gedanken machen, was stattdessen hinkommen soll. Auf keinen Fall wird es Kirschlorbeer sein. Ich habe Berichte gelesen, wo der Zünsler mangels Buchsbaum dazu übergegangen ist, sich an Kirschlorbeer zu vergreifen. Außerdem wuchert mir das Zeugs zu viel und sieht nicht so gut aus. Also wird es wohl eine kurzwachsende Ilex sein. Diese Pflanze sieht dem Buchsbaum ja sehr ähnlich.
Viele Grüße
Rainer