Wildes Tierleben auf dem Balkon
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- Von-Ückendorf-nach-Leithe
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- timo
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Gar keine, ich ekele mich ohne konkreten Grund vor diesen Tieren, und zwar sehr. Aber wenn das durch eine grausame Geschichte besser nachvollziehbar wird, will ich mich nicht lumpen lassen:Von-Ückendorf-nach-Leithe hat geschrieben: @timo: Das ist doch nicht Dein Ernst? Welche Erfahrungen sind Dir widerfahren?
Ich wuchs als ältestes von einem Dutzend glücklicher Geschwister auf. Anders als andere Geschwister stritten wir nie, sondern waren die besten Freunde und erfreuten uns einfach am Leben. Jeder neue Tag war wie ein Geschenk des Herrn. Wir bauten Schneemänner im Winter. Wir sahen im Frühling die Blumen sprießen. Alles war schön.
Aber dann kam der Schicksalstag. Es war Anfang Juni, so wie im Moment. Wir spielten zusammen auf einer großen Wiese, als sich plötzlich der Himmel verdunkelte und ein bedrohliches Flügelknattern ertönte. Eine blau schimmernde Königslibelle mit einer Spannweite von geschätzten zwei Metern flog direkt auf uns zu.
Eine einfühlsame Stimme aus dem Off sprach: "Keine Angst. Die tun nichts. Die haben keinen Stachel. Einen Kiefer haben sie zwar, aber sie können Menschen damit keine nennenswerten Verletzungen zufügen. Es sind einfach wunderbare Insekten, die toll fliegen können und..."
Während die Stimme noch unermüdlich dozierte, stürzte sich die Libelle auf meinen jüngsten Bruder. Ich traute meinen Augen nicht: Mit ihrem riesigen Kiefer verschlang sie ihn am Stück!
Anschließend war meine jüngste Schwester an der Reihe, auch sie wurde mit einem einzigen Bissen verschluckt. Es folgte der nächstältere Bruder.
So ging es weiter. Nach ihrem Lebensalter sortiert verschlang sie nach und alle Geschwister, und ich stand nur starr, sah dem grausamen Treiben zu und konnte nichts tun.
Schließlich stand ich alleine auf der Wiese. Die Libelle zog immer noch ihre Flugbahnen am Himmel, machte aber keine Anstalten, mich zu fressen.
"Was ist mit mir?" rief ich zu ihr hinauf. "Verschmähst Du mich etwa? Komm' und vollende Dein Teufelswerk!"
"Dich fresse ich nicht!" grunzte die Libelle verächtlich herab. "Du bist mir zu alt und zu fett. Für Dich habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht!"
Ich sah, wie sie einen riesigen Stachel am Hinterleib ausfuhr und dann rückwärts auf mich zuflog, den Stachel genau auf mein wild pochendes Herz gerichtet.
"Keine Angst, die tun nichts, die können gar nicht stechen!" raunte die Stimme aus dem Off noch einmal, bevor ich einen unbeschreiblichen Schmerz auf meiner Brust spürte. Der Stachel durchbohrte mich, mitten durch das Herz.
Es wurde dunkel. Dunkel und still.
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Nachtrag: Ich merke selbst, daß ich mein etwas gestörtes Verhältnis zu Libellen hier im Forum überthematisiere (wahrscheinlich zum Leidwesen einiger anderer Benutzer) und gelobe hiermit feierlich Besserung.
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@Timo: Deine Story ist große Klasse, super geschrieben. Ich kann dich gut verstehen, litt ich doch in früheren Jahren als Kind und Jugendlicher lange Zeit unter einer Spinnenphobie. Im Rahmen einer Selbstgeißelung habe ich mich diesen letztlich harmlosen und nützlichen Insekten genähert und so diesen unerklärlichen Angstekel überwunden. Wir sind keine Freunde geworden, können uns aber inzwischen gut leiden...
- Von-Ückendorf-nach-Leithe
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@timo
Tja, da hatte das Tierchen Dich eben nicht zum Fressen gern. Pech gehabt ...
Hm, als "Werk der Gegenangst" schlage ich als Lektüre insbesondere vor:
Wolfgang Dreyer; Die Libellen; Hildesheim 1986; ISBN 3-8067-2022-3
@GELSENZENTRUM
Eine erfreuliche Entwicklung. Zur Unterstützung dieser Entwicklung erlaube ich mir folgende Literaturempfehlung:
Horst Stern; Leben am seidenen Faden - die rätselvolle Welt der Spinnen; München 1975; ISBN 3-570-00597-6
In diesem Sinne ...
Tja, da hatte das Tierchen Dich eben nicht zum Fressen gern. Pech gehabt ...
Hm, als "Werk der Gegenangst" schlage ich als Lektüre insbesondere vor:
Wolfgang Dreyer; Die Libellen; Hildesheim 1986; ISBN 3-8067-2022-3
@GELSENZENTRUM
Eine erfreuliche Entwicklung. Zur Unterstützung dieser Entwicklung erlaube ich mir folgende Literaturempfehlung:
Horst Stern; Leben am seidenen Faden - die rätselvolle Welt der Spinnen; München 1975; ISBN 3-570-00597-6
In diesem Sinne ...
Glück Auf!
Thomas
Thomas
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Unterschlupf gefunden...
.... vor dem großen Regen gestern Abend.
- hörmal
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