Gedenken an die Pogrome in der sog. Reichskristallnacht

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zuzu
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Gedenken an die Pogrome in der sog. Reichskristallnacht

Beitrag von zuzu »

Die Pressestelle der Stadt informiert:
Demonstration & Kundgebung am 9. November ab 18:30 Uhr
Zum Gedenken an die Pogrome in der so genannten Reichskristallnacht


Die Demokratische Initiative gegen Diskriminierung und Gewalt, für Menschenrechte und Demokratie - Gelsenkirchen ruft alle Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener auf, mit ihrer Teilnahme an der Demonstration und Kundgebung am 9. November Stellung für Respekt, Toleranz und Zivilcourage - gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit zu beziehen!

Seit 1964 erinnern Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener regelmäßig in Gedenkveranstaltungen am Abend des 9. November der Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung. Dabei erinnert sich die lokale Gesellschaft ihrer Verbrechen an einem Teil ihrer selbst:

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierten die Nationalsozialisten ein Pogrom gegen die noch in Deutschland lebenden jüdischen Menschen, das zynisch "Reichskristallnacht" genannt wurde. Bei diesem Pogrom wurden die Synagogen in Brand gesteckt, Geschäfte jüdischer Bürgerinnen und Bürger zerstört und Menschen misshandelt und getötet. Auch in Gelsenkirchen wurden die Synagogen in Gelsenkirchen und Buer angezündet. Zahlreiche Geschäfte an den Einkaufsstraßen der Stadt wurden verwüstet, Menschen wurden gequält, ihr Hab und Gut vernichtet, viele wurden inhaftiert.

Die Verbrechen dieser Nacht waren ein neuer Höhepunkt des von breiten Bevölkerungskreisen getragenen Antisemitismus und des staatlich legitimierten Terrors gegen die jüdische Bevölkerungsgruppe - nach Boykotten, vielfältiger Diskriminierung, Nürnberger Rassegesetzen, fortschreitender Ausplünderung durch so genannte Arisierungen und tagtäglichen Erniedrigungen.

Nach der Zerstörung der Synagogen und insbesondere mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges gingen die Nationalsozialisten und ihre Helfer zur systematischen Ermordung der europäischen Juden über. Die entrechteten Juden, die nicht aus Gelsenkirchen hatten fliehen können, wurden schließlich ab Anfang 1942 vor den Augen der Bevölkerung in Ghettos und Lager deportiert. Die weitaus meisten der Deportierten wurden ermordet oder Opfer der bewusst geschaffenen Bedingungen in den Lagern.

Diskriminierung, Entrechtung und Misshandlung sowie schließlich die Deportationen aus Gelsenkirchen fanden nicht nur in aller Öffentlichkeit und für zahlreiche Gelsenkirchener sichtbar statt, sondern es waren zahlreiche Organisationen, Institutionen, Behörden, Unternehmen, Einrichtungen und Vereinigungen daran aktiv beteiligt. Etliche profitierten von der Verfolgung und Ermordung der Juden in Deutschland. An diesen Verbrechen waren viele Menschen beteiligt, noch mehr wussten oder ahnten zumindest, was geschah.

Viele der in der einen oder anderen Weise an der Verfolgung und Ermordung der Juden beteiligten Einrichtungen haben sich meist erst spät nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ihrer Geschichte gestellt, sich mit ihrem Verhalten im "Dritten Reich" beschäftigt und ihre Erkenntnisse auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Immer noch drücken sich aber verschiedene Akteure, die im Nationalsozialismus "mitgemacht" haben, um Aufklärung und klare Aussagen herum. Immer noch sind nicht alle Teile von Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Staat vollständig "ausgeleuchtet". Und es bleibt eine dauernde Aufgabe der lebendigen Erinnerungskultur in Gelsenkirchen, immer weiter Frage zu stellen.

Das soll die diesmal etwas diskursiv gestaltete Gedenkveranstaltung zeigen: Gelsenkirchener Einrichtungen, die sich offensiv mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt haben, werden von ihren Motiven, von Ergebnissen, Notwendigkeiten und Erfahrungen ihrer Erinnerungsarbeit berichten.

Die Demokratische Initiative ruft alle Bürgerinnen und Bürger Gelsenkirchens auf, jeder Form von Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Wachsamkeit, Nachbarschaftshilfe, Mut, Zivilcourage und Engagement im Alltag finden unsere Unterstützung. Demokratie muss täglich gelebt werden, Erinnerung ist ein wichtiger Teil davon.

Die Veranstaltung beginnt am 9. November 2012, um 18.30 Uhr mit dem Treffen am alten Friedhof Mühlenstraße, Eingang Mühlenstraße / Park neben dem Hof der Buerschen Post.

Die Auftaktrede hält Frank Baranowski, Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen und Schirmherr der Demokratische Initiative. Anschließend gibt es einen Schweigezug zum Polizeipräsidium Gelsenkirchen am Rathausplatz

Um 19.10 Uhr beginnt die Kundgebung im Innenhof des Polizeipräsidiums. Dort begrüßt Rüdiger von Schoenfeldt, Polizeipräsident Gelsenkirchen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Anschließend wird Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Universität Leipzig unter dem Thema „Institutionen erinnern sich“ referieren bevor Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Universität Leipzig, Gerd Rehberg, Ehrenbürger der Stadt Gelsenkirchen, Ehrenpräsident des FC Schalke 04, Rüdiger von Schoenfeldt, Polizeipräsident Gelsenkirchen und Frank Baranowski, Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen über die Erinnerungskultur in Gelsenkirchen diskutieren.


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Benzin-Depot
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Programmheft zur Veranstaltungsreihe

Beitrag von Benzin-Depot »

Programmheft zur Veranstaltungsreihe - 80 Jahre nach der Machtübertragung durch die Nationalsozialisten

Die Pressestelle der Stadt Gelsenkirchen informiert:
Presseinfo Stadt Gelsenkirchen hat geschrieben:80 Jahre nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten

2. November, 2012

GE. Im Jahr 2013 jährt sich zum 80. Mal der Jahrestag der Machtübertragung an die Nationalsozialisten. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg als Reichskanzler vereidigt und mit der Bildung einer Koalitionsregierung des Nationalen Zusammenschlusses beauftragt. Damit begann die Etablierung des verbrecherischen „Dritten Reiches“. Die Ereignisse des Jahres 1933, haben städtische Einrichtungen, Initiativen und Verbände zum Anlass genommen, eine Veranstaltungsreihe anzubieten. Ein Programmheft dazu wird gerade erstellt und am 9. November 2012 anlässlich der Kundgebung am Polizeipräsidium Buer zum Gedenken an die Pogrome in der so genannten Reichskristallnacht erstmals verteilt.
Zur Vorstellung des Programmheftes sind die Vertreterinnen und Vertreter der Medien zur Berichterstattung herzlich eingeladen, am
Montag, 5. November 2012, um 14:45 Uhr,
Rathaus Buer, Raum 283,
Rathausplatz 2, 45894 Gelsenkirchen.

Oberbürgermeister Frank Baranowski und Prof. Dr. Stefan Goch stellen die Broschüre vor.
Im kommenden Jahr werden sich verschiedene Akteure der Gelsenkirchener Stadtgesellschaft zum 80. Jahrestag der Ereignisse des Jahres 1933 mit den damaligen Ereignissen auseinandersetzen. Die Erinnerung an die Zerstörung von Demokratie und menschlichem Zusammenleben hat auch die wichtige Funktion, Konsequenzen für die Gegenwart zu reflektieren und – soweit es geht – aus Geschichte zu lernen.
Bisher sind das Institut für Stadtgeschichte, das Referat Außerschulische Bildung mit Volkshochschule und Stadtbibliothek sowie die AG Arbeit und Leben – DGB/VHS, das Referat Erziehung und Bildung - Jugendförderung und das Kulturreferat mit dem Kulturraum „die Flora“ als städtische Institutionen beteiligt. Zu den Kooperationspartnern gehören die Demokratische Initiative, das Projekt „Steinbruch Demokratie“, das Consol Theater, die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen, der Verein Int. Jugendgemeinschaftsdienste, der Verein Jugend- und Kulturförderung Tossehof, der Jugendring und die SJD-Die Falken.

Das Programm versteht sich auch als Anregung für weitere Veranstaltungen anderer Akteure der Stadtgesellschaft.
Quelle: Presseinfo Stadt Gelsenkirchen
http://stadt.gelsenkirchen.de/de/rathau ... 1102#14237
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

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