@Karlheinz
der Termin für den historischen Stadtteilrundgang in Scholven war am 2. Juli 2008, der offizielle hundertste Geburtstag der Zeche Scholven war am 1. Juli 2008, also genau einen Tag vorher.
Eingeladen hatte Bezirksbürgermeister Thomas Klasmann, der auch die Eröffnungsrede hielt. Nachdem den Teilnehmern der Veranstaltung der oben abgelichtete Programmablauf ausgehändigt wurde, fragte ich Herrn Klasmann, ob wir denn auch was zur Schachtanlage Scholven erfahren wegen des hundertjährigen Jubiläums. Seine Antwort: "Wir können nicht immer alles berücksichtigen."
Die Mitglieder des Orts- und Heimatvereins Buers, Pastor Schroers u.a. haben sich sehr viel Mühe gegeben mit ihrer Führung und man konnte u.a. spannendes über Bülse und die Scholvener Kirchengemeinden erfahren.
Meine Vorwürfe möchte ich deshalb nicht gegen diesen Verein verstanden wissen. Sie gelten den Vertretern der Stadt Gelsenkirchen, die ihre eigenen Geburtstagskinder vergessen. Auch wenn ich mir wieder Kritik einheimse: Aber das ist typisch Gelsenkirchen.
Da ist nicht nur Bezirksbürgermeister Thomas Klasmann, der ein so wichtiges Jubiläum verpennt. Frank Baranowski hat dieser Tage ein ähnliches Armutszeugnis abgelegt, als es um den 700. Geburtstag von Schloss Lüttinghof, dem ältesten Bauwerk Gelsenkirchens ging und er sich nicht zuständig fühlte, weil das Objekt nicht der Stadt sondern dem Landschaftsverband gehört.
Wenn ich das Nichtgelsenkirchenern erzähle, dann lachen die alle. Als Gelsenkirchener lacht man da mit, aber irgendwie ist man auch traurig über soviel Dummheit.
Dumm deshalb, weil sich durch solche Jubiläen Möglichkeiten bieten, die man einfach nicht nutzt:
für Gelsenkirchener sich mit ihrer Stadt zu identifizieren,
für nicht Gelsenkirchener, die Stadt einmal zu besuchen,
für die Stadt dem Vorurteil entgegenzuwirken, dass hier alles zerfällt und kulturell nichts los ist.
Im Zusammenhang mit der Geschichte Scholvens haben sich der Stadt Gelsenkirchen innerhalb von 2 Monaten gleich zweimal Chancen geboten: 100 Jahre Schachtanlage und 700 Jahre Lüttinghof. Beide sind nicht genutzt worden.
Und auch vom ISG, der historischen Forschungseinrichtung Gelsenkirchens schlechthin, von der man eigentlich erwarten dürfte, dass es bei wichtigen geschichtlichen Ereignissen etwas zu sagen hat, hat man dieser Tage nichts gehört.
Vielleicht liegt es daran, dass Haus Lüttinghoff nichts mit Nationalsozialismus zu tun hat und die Zeche Scholven nur bedingt. Vielleicht fehlt auch einfach wieder nur das Geld. Vielleicht sitzt man auch gerade in Berlin, um dort die NSDAP Mitgliedschaft einiger Gelsenkirchener Personen zu überprüfen. Ich weiss es nicht, aber man hört ja auch nichts, zumindest dann nicht, wenn es um historische Ereignisse geht, die einer Erinnerung durchaus Wert sind.
Von einem Verein für Orts- und Heimatkunde kann man nicht erwarten, dass er sich um alles kümmern kann, da gebe ich Thomas Klasmann recht. Die Menschen dort engagieren sich freiwillig, opfern ihre Freizeit und bekommen keine müde Mark für ihr ehrenamtliches Engagement.
Von einer Stadt und von einem Institut für Stadtgeschichte, wo hochdotierte Wissenschaftler bzw. Beamte arbeiten, darf man da schon mehr erwarten, wenn es um historische Belange zur Stadtgeschichte geht.
@Frank Baranowski&StadtGelsenkirchen
Denken Sie mal darüber nach Herr Baranowski, von dem ich weiss, dass Sie auch in den Gelsenkirchener Geschichten lesen und reden Sie vielleicht auch mal mit Ihrem Leiter des ISG, Dr. Jürgen Priamus, von dem man, ähnlich wie von Ihnen munkelt, dass er Geschichte studiert haben soll. Vielleicht fällt dem Gelsenkirchener Vorzeigehistoriker ja auch mal was zu Scholven oder Lüttinghof ein, wenn Sie ihn vorsichtig darauf hinweisen, dass beides in Gelsenkirchen liegt und sich wichtige historische Ereignisse dieser Tage zum 100. bzw 700. mal gejährt haben.
Entschuldigen Sie den Zynismus in meiner Ironie. Der rührt daher, dass ich über das Desinteresse der Stadt Gelsenkirchen, seiner Bürgermeistern und seiner historischen Forschungseinrichtung im Zusammenhang mit den Jubiläen in Scholven nur lachen kann, obwohl es eigentlich zum Heulen ist.
Ich bin übrigens nicht der einzige, der in Gelsenkirchen so denkt. Ein paar Eindrücke aus der Presse:
WAZ am 4. August 2008 unter dem Topic:
Wasserburg Lüttinghof im August 700 Jahre alt -Stadt Gelsenkirchen nutzt Jubiläum kaum
"...Doch der Stadt scheint dieses Image-trächtige Jubiläum kaum bekannt zu sein, folglich seien auch keine Feiern oder ähnliche Veranstaltungen geplant, sagt Stadt-Pressesprecher Martin Schulmann...."
der vollständige Artikel nachzulesen unter:
http://www.derwesten.de/nachrichten/sta ... etail.html
WAZ am 4. August 2008 unter dem Topic:
Chance nicht genutzt
"Andere Städte würden daraus ein Jahres-Event machen, gespickt mit Veranstaltungen und Dokumentationen. So aber droht das 700-jährige Bestehen von Gelsenkirchens ältestem Gebäude – die Wasserburg Lüttinghof in Hassel unweit von Polsum – in Bedeutungslosigkeit zu versinken..."
der vollständige Artikel nachzulesen unter:
http://www.derwesten.de/nachrichten/sta ... etail.html
WAZ am 28. August 2008 unter dem Topic:
Kein Rühren in der Wunde
"...Das Konfrontationspotenzial wurde an diesem Tag auch nicht voll ausgeschöpft. Paziorek (CDU) ließ es angesichts geballter SPD-Prominenz – neben OB Frank Baranowski auch des Bundestagsabgeordneten Joachim Poß und seiner Landtagskollegin Heike Gebhardt – bei einem verkehrstechnischen Hinweis bewenden: Die Stadt möge doch einmal für eine Ausschilderung des „idyllischen Kleinods” und eine Durchlichtung des Zufahrtsweges sorgen. Kein Rühren in der Wunde also, die Stadt habe mit eigenen Jubiläumsfeiern eine Chance vertan.
OB Baranowski verpackte städtische Selbstkritik in eher sanfte Worte..."
der vollständige Artikel nachzulesen unter:
http://www.derwesten.de/nachrichten/sta ... etail.html
@all
Eigentlich ist dieses Thema einen eigenen Fred wert. "Die Stadt Gelsenkirchen und ihr Umgang mit der eigenen Geschichte."
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Gelsenkirchener Geschichten wieder einmal die ersten waren, welche die Öffentlichkeit auf die beiden Jubiläen in Scholven hingewiesen und eine Diskussion dazu losgetreten haben.
erloeser hat geschrieben:
Heute vor 100 Jahren fand dort die gemeinsame Geburtstagsfeier der Schachtanlagen Berlin (Scholven) und Potsdam (Zweckel) statt...
Verfasst am: 01.07.2008
Kalle Mottek hat geschrieben:Und nicht vergessen:Unsere Burg feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum.
August 1308 bis August 2008
700 Jahre Lüttinghoff!
Schönen Gruß!
Kalle Mottek
Verfasst am: 11.07.2008
auch die Diskussion um die fehlende Beschilderung zum Schloss hat bei den Gelsenkirchener Geschichten angefangen:
Rudi hat geschrieben:
Tatsache ist
Auf Gelsenkirchener Gebiet gibt es keinen Hinweis.
Rudi
Verfasst am: 17.02.2008
und auch zum Thema Werbung waren wir wieder die ersten:
Chronistin66 hat geschrieben:
Was ist das denn?
Stell Dir vor Schloss Lüttinghof wird 700 und keiner geht hin...
Warum wird da so wenig Werbung gemacht?
Doro
Verfasst am: 03.08.2008
Wenn Sie etwas zur Geschichte Gelsenkirchens erfahren wollen, Herr Baranowski und Dr. Priamus, dann fragen Sie uns. Wir können Ihnen da weiter helfen. Völlig unentgeltlich und sehr nah an der Stadt und ihren Bürgern. Denken Sie mal drüber nach.
Schöne Grüsse aus Scholven
Johannes Fischer